Interesse am "Zockermarkt" wächst

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EinsamerSam.:

Interesse am "Zockermarkt" wächst

 
22.02.06 15:52
WM-Börsianer treiben Favoriten-Aktien

Interesse am "Zockermarkt" wächst

Nachdem in den Wochen zuvor vor allem der Kauf von Außenseiter-Aktien zur Wertsteigerung des Depots beitragen konnte, hat bei den Anlegern an der WM-Börse von Handelsblatt.com in der zurückliegenden Woche offenbar ein Umdenken eingesetzt. Unter den fünf größten Gewinnern finden sich dieses Mal ausschließlich Aktien von Auswahlmannschaften, die zu den Top-Favoriten, zumindest aber dem erweiterten Favoritenkreis gezählt werden. Mit Abstand größter Verlierer der Woche war indes die Aktie von WM-Debütant Ghana. Zugleich wächst das Interesse der Anleger am „Zockermarkt“ zum Freundschaftsspiel Italien gegen Deutschland am 1. März.

DÜSSELDORF. Was der „Kaiser“ sagt ist Gesetz – das gilt auch heute noch, und vor allem im Fußball. Und wenn WM-OK-Chef Franz Beckenbauer – wie er es auf seiner Welcome-Tour für die WM-Teilnehmer beim Besuch in Paraguay getan hat – sagt, dass die Brasilianer die Top-Favoriten auf den WM-Titel sind, dann ist das natürlich so etwas wie Treibstoff für den Aktienkurs der „Selecao“. Die WM-Börsianer hingen der Lichtgestalt des deutschen Fußballs jedenfalls an den Lippen, denn mit einem Plus von 3,2 Prozent war das Papier der Top-Performer der Woche. Damit setzten die Titel einen Trend fort, der sie seit dem Tiefstand vom 28. Januar bei 31,78 WMark nun erstmals seit dem 23. Dezember 2005 wieder über die Marke von 34 WMark geführt hat.

Kurstreibend dürfte auch gewirkt haben, dass in der kommenden Woche ein imponierender Beweis der Stärke des Titelverteidigers anstehen könnte. Denn Trainer Carlos Alberto Parreira hat für das Testspiel am 1. März – an diesem Tag stehen zahlreiche Testspiele weltweit auf dem Programm – in Moskau gegen Russland die Crème de la Crème des barsilianischen Fußballs in den Kader berufen: Alle Superstars von Ronaldinho (FC Barcelona) über Ronaldo, Roberto Carlos und Robinho (alle Real Madrid) bis Kaka (AC Mailand) sind nominiert. Verzichten muss die „Selecao“ lediglich auf Stamm-Außenverteidiger Cafu, der sich einer Operation unterziehen und etwa vier bis sechs Wochen ausfallen wird. Seine WM-Teilnahme ist aber nicht gefährdet. Daneben sind auch drei Bundesliga-Legionäre mit dabei: Zé Roberto und Lucio (beide FC Bayern München) sowie Juan (Bayer Leverkusen). Neu im Kader sind Stürmer Fred (Lyon) und Außenverteidiger Maicon (Monaco).

Schonen kann sich bei dem Auftritt in Osteuropa jedenfalls niemand. Denn brasilianischen Medien zufolge wird der Test gegen Russland für die Aufstellung des WM-Kaders von „entscheidender Bedeutung“ sein. Parreira werde sich danach für die 23 Namen entscheiden und nur im Fall einer Verletzung eine Änderung erwägen, hieß es in den meisten Medien übereinstimmend.

Dabei ist Parreira bemüht, die Erwartungen an sein Team zu dämpfen. „Die WM wird ein Krieg sein. Ich mag solche Ausdrücke im Sport eigentlich nicht, aber es wird ein wahrer Krieg. Alle werden gegen uns sein, und wir werden Kriegsgeist benötigen“, sagte er am Rande der Bekanntgabe des Kaders für das Testspiel. Seine Mannschaft mache zwar eine sehr gute Phase durch, während der Weltmeisterschaft werde das aber überhaupt nicht von Nutzen sein. „Unsere jüngsten Leistungen und die guten Ergebnisse zeigen lediglich, dass wir auf einem gutem Wege sind, mehr nicht.“

Zu den stärksten Gewinnern gehörten aber auch die Aktien von Deutschland (+2,37 Prozent) und Portugal (+1,26 Prozent). Im Fall Portugal glauben die Anleger offenbar an die motivierende Wirkung von Prämien. Denn der Verband des Vize-Europameisters hat einem portugiesischen Pressebericht zufolge für die WM 2006 die Rekordtitelprämie von 275 000 Euro pro Spieler ausgesetzt. Sollte der EM-Gastgeber von 2004 allerdings schon in der Vorrunde scheitern, gehen die Profis leer aus. Mexiko, Iran und Angola heißen die Gruppengegner der Portugiesen in der Vorrunde. Der Verband will die Prämienregelung erst kurz vor dem Testspiel der Portugiesen am 1. März in Düsseldorf gegen Saudi-Arabien bekannt geben. Andere Nationen zeigen sich allerdings noch generöser: Die deutschen Nationalspieler bekämen für den Gewinn der Weltmeisterschaft pro Kopf 300 000 Euro Erfolgshonorar. Der spanische Verband würde für den Titelgewinn 570 000 Euro pro Mann auszahlen.

Beim Papier der Gastgeber dürfte derweil neben dem eh im Kurs eingepreisten Sympathiebonus die Tatsache zum Kursanstieg beigetragen haben, dass mit der Entscheidung in der Sportdirektor-Frage – Matthias Sammer erhielt bekanntlich den Vorzug vor dem von Bundestrainer Jürgen Klinsmann favorisierten Hockey-Bundestrainer Bernhard Peters – ein brisantes Thema ad acta gelegt wurde. Das könnte für etwas mehr Ruhe im Umfeld der DFB-Auswahl sorgen. Die Tatsache, dass das Team in der Fifa-Weltrangliste weiter von Rang 17 auf Platz 19 abrutschte und nun sogar hinter Kamerun und Ägypten rangiert, ignorierten die Anleger dagegen offenbar.

Während es am Hauptmarkt, der seinen Blick mittelfristig auf die WM richtet, bergauf für die deutsche Aktie ging, sind die Anleger kurzfristig weniger positiv für die DFB-Auswahl gestimmt: Im neuen Marktsegment zum Freundschaftsspiel gegen Italien am kommenden Mittwoch rutscht das Team jedenfalls mehr und mehr in die Außenseiterrrolle. Während die Aktie „Italien gewinnt“ binnen einer Woche um 4,87 Prozent auf 3,66 WMark zulegte, verlor das deutsche Papier 5,54 Prozent auf 3,07 WMark. Das „Unentschieden“-Papier notiert bei 3,30 WMark. Zur Erinnerung: Auf diesem Markt werden im Anschluss an das Spiel nur für die Aktien jeweils 10 WMark ausgeschüttet, die das Ergebnis richtig beschreiben. Das Interesse an diesem „Zockermarkt“ wächst: Die Zahl der gehandelten Aktien ist binnen einer Woche um 37,35 Prozent auf rund 2,7 Millionen gestiegen.

Aus den Augen, aus dem Sinn – nach diesem Motto, könnte man meinen, verfahren die Anleger indes mit den Aktien der afrikanischen WM-Teilnehmer. Das Ende des Afrika-Cups jedenfalls macht sich bei den meisten Papieren negativ bemerkbar – allen voran bei Ghana. Die Titel waren mit einem Minus von 8,4 Prozent der „Flop der Woche“. Das Team war beim Afrika-Cup bereits in der Vorrunde gescheitert. Auch Angola (-01,7 Prozent), Tunesien (-1,56 Prozent) und der Togo (-1,34 Prozent) fanden sich auf der Verliererseite wieder. Der Togo-Aktie half auch nicht, dass der Verband nach dem enttäuschenden Auftritt beim Afrika-Cup Trainer Stephen Keshi, der wenige Tage zuvor noch als Afrikas Coach des Jahres 2005 ausgezeichnet worden war, durch den deutschen Weltenbummler Otto Pfister ersetzt hat. Der begann jedenfalls sofort mit den Vorbereitungen auf die WM im Sommer. „Für mich gibt's ab sofort keinen freien Tag mehr“, sagte der 68-Jährige. Pfister will sich auch durch die drei Niederlagen Togos beim Afrika-Cup, die seinem Vorgänger zum Verhängnis geworden waren, von einem Engagement nicht abschrecken lassen. „Alles kann nur besser werden“, meinte er.

Ihren Kursverfall stoppen konnten dagegen die Papiere der Elfenbeinküste. Nach einem Kursabsturz um 18,47 Prozent in der Vorwoche auf Grund von Gewinnmitnahmen nach einem Kursanstieg auf über 10 WMark im Laufe des Afrika-Cups gewann das Papier nun leicht um 0,36 Prozent und stabilisierte sich bei einem Kurs um 8,30 WMark. Auch in der Fifa-Weltrangliste machte das Team trotz seiner Endspielniederlage gegen Ägypten einen satten Sprung von Platz 32 auf Rang 22 nach vorne.

Zu den Verlierern gehörten neben den afrikanischen Teams auch Saudi-Arabien und die Schweiz. Bei den Arabern quittierten die Anleger das enttäuschende 1:1 im Testspiel gegen Syrien mit Verkäufen; den Kurs der Schweiz belasteten unter anderem die Nachrichten, dass Nationalspieler Alexander Frei um seine WM-Teilnahme bangt. Der Stürmer vom französischen Erstligisten Stade Rennes muss sich einer Leistenoperation unterziehen und fällt für mehrere Monate aus. „Die Ärzte sagen, es wird etwa zwölf Wochen dauern“, sagte Frei, der auf der Wunschliste von Fußball-Bundesligist Borussia Dortmund steht.

Ohne Einfluss auf den Kurs blieb dagegen eine Nachricht, die Fußball-Italien schockierte: Knapp dreieinhalb Monate vor der WM-Endrunde in Deutschland hat sich Spielmacher Francesco Totti schwer verletzt und muss eine längere Pause einlegen. Der Star vom AS Rom erlitt in der Ligapartie gegen Empoli (1:0) einen Knöchelbruch und wird damit seiner Mannschaft mindestens zwei Monate fehlen. Totti bestritt 49 Länderspiele, wurde mit der „Squadra Azzurra“ 2000 Vize-Europameister und ist in der Offensive eine feste Größe. In der laufenden Saison liegt der 29-Jährige mit 15 Treffern auf dem dritten Platz der Torjägerliste.

Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 22. Februar 2006, 13:47 Uhr

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