Dot.com-Land ist abgebrannt ...
Von Raimund Brichta
Für die verbliebenen Internet-Fans kam es einer Katastrophe gleich, als Wunder-Analyst Steve Harmon vor kurzem das Handtuch warf. In einem knappen Statement ließ der Amerikaner wissen, dass er das Management seines Fonds "Zero Gravity Internet" verlassen wird. Um sich aufs Altenteil zu setzen, ist es für den Mann, der als Entdecker von AOL gilt, allerdings noch zu früh: Er ist erst im zarten Alter von 35 Jahren.
Sein Rückzug hat also eher mit der miserablen Kursentwicklung zu tun - und er hat Symbolcharakter. Er kommt zu einer Zeit, in der täglich neue Schreckensmeldungen aus der Dot.com-Welt die Börse erschüttern. Selbst den hartnäckigsten Anhängern der WWW-Wirtschaft sind inzwischen die Argumente ausgegangen, mit denen lange Zeit der Wertverfall von Amazon & Co als vorübergehende Schwächephase schöngeredet wurde.
Wer ehrlich Bilanz zieht, kommt um eine Erkenntnis nicht herum: Die große Internet-Party ist vorbei. Nach den ersten Internet-Pleiten setzt sich mehr und mehr die Einsicht durch, dass noch zahlreiche weitere, einstmals hochgejubelte Dot.com-Buden auf der Strecke bleiben werden, weil ihre Geschäftsmodelle niemals Aussicht auf Erfolg haben. Ein Beispiel, das dabei für viele steht: virtuelle Boutiquen. Mussten wir tatsächlich auf eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) warten, um herauszufinden, dass der Kleidungskauf für die meisten Leute ein "sensorisches Erlebnis" ist (GfK) und weniger ein Akt der "Materialbeschaffung"? Allein mit ein wenig gesundem Menschenverstand hätte sich mancher Internet-Pionier - und auch mancher Aktionär - viel Ärger ersparen können.
Zahllose andere Geschäftsideen der New Economy erweisen sich ebenfalls als wenig praxistauglich. Zu viele Businesspläne, ausgedacht am grünen Tisch, bestehen die Bewährungsprobe nicht. Und zu oft wurde übersehen, dass selbst gute Ideen nicht beliebig kopierbar sind. Bis heute zumindest schreibt kaum einer der virtuellen Buch-Vertriebe, Musik-Shops und Reise-Center schwarze Zahlen.
Natürlich ist das Internet nicht am Ende. Ebensowenig wie es die Eisenbahn, das Auto und der PC jemals waren, in deren Anfangszeiten wir ähnliche Börsenexzesse erleben konnten. Und alle endeten in gleicher Weise. Anfang der 60er Jahre zum Beispiel konnte in den USA jede Aktie an der Börse Karriere machen, die die Bezeichnung "Tronic" oder "Tron" im Namen führte ? egal ob das Unternehmen etwas mit Elektronik zu tun hatte oder nicht. Als aber der Tronics-Boom vorbei war, verschwanden die meisten dieser "Werte" schnell wieder vom Kurszettel.
Die Geschichte wiederholt sich jetzt im Internet. Aus vagen Zukunfts-Fantasien wird wieder ökonomische Realität. Die Gesetze der Marktwirtschaft erobern verloren geglaubtes Terrain zurück. Anleger, die dies berücksichtigen, können weiterhin Geld mit Internet-Werten verdienen. Allerdings müssen auch sie wieder bescheidener werden.
Grüsse Auhof
Von Raimund Brichta
Für die verbliebenen Internet-Fans kam es einer Katastrophe gleich, als Wunder-Analyst Steve Harmon vor kurzem das Handtuch warf. In einem knappen Statement ließ der Amerikaner wissen, dass er das Management seines Fonds "Zero Gravity Internet" verlassen wird. Um sich aufs Altenteil zu setzen, ist es für den Mann, der als Entdecker von AOL gilt, allerdings noch zu früh: Er ist erst im zarten Alter von 35 Jahren.
Sein Rückzug hat also eher mit der miserablen Kursentwicklung zu tun - und er hat Symbolcharakter. Er kommt zu einer Zeit, in der täglich neue Schreckensmeldungen aus der Dot.com-Welt die Börse erschüttern. Selbst den hartnäckigsten Anhängern der WWW-Wirtschaft sind inzwischen die Argumente ausgegangen, mit denen lange Zeit der Wertverfall von Amazon & Co als vorübergehende Schwächephase schöngeredet wurde.
Wer ehrlich Bilanz zieht, kommt um eine Erkenntnis nicht herum: Die große Internet-Party ist vorbei. Nach den ersten Internet-Pleiten setzt sich mehr und mehr die Einsicht durch, dass noch zahlreiche weitere, einstmals hochgejubelte Dot.com-Buden auf der Strecke bleiben werden, weil ihre Geschäftsmodelle niemals Aussicht auf Erfolg haben. Ein Beispiel, das dabei für viele steht: virtuelle Boutiquen. Mussten wir tatsächlich auf eine Studie der Nürnberger Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) warten, um herauszufinden, dass der Kleidungskauf für die meisten Leute ein "sensorisches Erlebnis" ist (GfK) und weniger ein Akt der "Materialbeschaffung"? Allein mit ein wenig gesundem Menschenverstand hätte sich mancher Internet-Pionier - und auch mancher Aktionär - viel Ärger ersparen können.
Zahllose andere Geschäftsideen der New Economy erweisen sich ebenfalls als wenig praxistauglich. Zu viele Businesspläne, ausgedacht am grünen Tisch, bestehen die Bewährungsprobe nicht. Und zu oft wurde übersehen, dass selbst gute Ideen nicht beliebig kopierbar sind. Bis heute zumindest schreibt kaum einer der virtuellen Buch-Vertriebe, Musik-Shops und Reise-Center schwarze Zahlen.
Natürlich ist das Internet nicht am Ende. Ebensowenig wie es die Eisenbahn, das Auto und der PC jemals waren, in deren Anfangszeiten wir ähnliche Börsenexzesse erleben konnten. Und alle endeten in gleicher Weise. Anfang der 60er Jahre zum Beispiel konnte in den USA jede Aktie an der Börse Karriere machen, die die Bezeichnung "Tronic" oder "Tron" im Namen führte ? egal ob das Unternehmen etwas mit Elektronik zu tun hatte oder nicht. Als aber der Tronics-Boom vorbei war, verschwanden die meisten dieser "Werte" schnell wieder vom Kurszettel.
Die Geschichte wiederholt sich jetzt im Internet. Aus vagen Zukunfts-Fantasien wird wieder ökonomische Realität. Die Gesetze der Marktwirtschaft erobern verloren geglaubtes Terrain zurück. Anleger, die dies berücksichtigen, können weiterhin Geld mit Internet-Werten verdienen. Allerdings müssen auch sie wieder bescheidener werden.
Grüsse Auhof