Studie: Gehirn-Gene steuern auch das Aussehen
Einen genetischen Zusammenhang zwischen Schönheit und Intelligenz hat der Ulmer Humangenetiker Horst Hameister festgestellt. "Menschen, die sehr intelligent sind, haben auch die besten Chancen, gut auszusehen", sagte der Geschäftsführende Oberarzt der Abteilung Humangenetik der Universität Ulm. Dies liege daran, dass Gene viele Funktionen erfüllen müssten. "Besonders die Gene, die das Gehirn steuern, sind auch im übrigen Organismus für wichtige Prozesse verantwortlich", erläuterte der Wissenschaftler vor dem Graduiertenkolleg "Von den Genen zum Verhalten: Worum geht es beim Sex?" am Dienstag in Ulm.
Der Zusammenhang zwischen Schönheit und Intelligenz zeige sich durch einen Abdruck auf dem Genom. "Das Imprint hat sich über Jahrmillionen gebildet", sagte Hameister. Deshalb gelte der Zusammenhang unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit: Damals lebten alle Menschen in Afrika. Die äußeren Unterschiede zwischen Europäern, Asiaten und Negriden waren noch nicht entwickelt.
Wie Hameister betonte, ist die Konzentration der für die Intelligenz wichtigen Gene auf dem X-Chromosom vier Mal höher als auf den übrigen 22 Chromosomen. Da Frauen mit zwei X-Chromosomen eines mehr hätten als die Männer, seien Frauen im Durchschnitt auch intelligenter. "Wenn beim weiblichen Geschlecht ein X-Chromosom defekt ist, kann dies ausgeglichen werden. Bei Männern geht das nicht." Aus diesem Grund seien Männer unter den geistig Behinderten 33 Prozent häufiger vertreten als Frauen.
Andererseits könnte es auf dem einzelnen X-Chromosom des Mannes auch eine besonders günstige Gen-Anordnung geben. Mozart, Bach oder Einstein könnten dieses Glück gehabt haben. Bei Frauen sei es hingegen so unwahrscheinlich wie zwei Sechser im Lotto, dass beide X- Chromosomen ein derart günstige Gen-Anordnung haben. "Es klingt vielleicht etwas chauvinistisch: Bei Männern kommt auch die herausragende Intelligenz häufiger vor als bei Frauen."
Die Intelligenz eines Menschen hänge allerdings nicht nur von seinen Genen, sondern auch von Umwelteinflüssen ab. Dies gelte besonders bei Kindern: "Anfangs sind Erziehung, Schule und Umwelt sehr wichtig. Die Gene bestimmen die Intelligenz zu weniger als 50 Prozent, bei Kleinkindern höchstens zu 20 Prozent." Mit steigendem Alter und vor allem nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben würden die Umwelteinflüsse abnehmen, so dass die genetischen Bedingungen für die geistige Leistung des Menschen immer wichtiger würden. Deshalb rät Hameister, so lange wie möglich soziale Kontakte zu pflegen.