Insiderhandel: Von Vorständen lernen

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Insiderhandel: Von Vorständen lernen

 
17.03.02 07:31
Das waren noch Zeiten, als Vorstände klammheimlich durch dem Verkauf ihrer Aktienpakete Kasse machen konnten, während sie gleichzeitig ihre Unternehmen in den Himmel lobten. Die Enkel von Thomas Haffa und Peter Kabel haben es da etwas schwerer, wie Internationalmedia-Chef Moritz Borman erfahren musste.  
 
Die zum 1.März 2001 am Neuen Markt eingeführte neue Meldepflicht für Wertpapiergeschäfte von Vorstand und Aufsichtsrat lässt oft tief blicken. Etwa in das Vertrauen der Unternehmenslenker in ihren eigenen Laden. Drei Börsentage nach Aktienkäufen und Verkäufen müssen die Insider ihre Geschäfte bei der Deutschen Börse melden. Die veröffentlicht dann die Daten auf ihrer Web-Site.

An Vertrauen hat es Moritz Borman, der sich nach dem geschassten Florian Bollen bei Internationalmedia in den Chefsessel setzen durfte, offenbar gemangelt. Noch kurz vor der Bilanzpressekonferenz hat Borman Internationalmedia-Aktien im Wert von mindestens 1,4 Millionen Euro verscherbelt. Gutes Timing, hatte er doch in eine kurze Erholung nach dem Absturz der Aktie hineinverkauft. Nur wenige Tage später erklärte Borman seinen Aktionären, sein Unternehmen stehe besser als vor einem Jahr da. Aha? Dann hätte wir doch mit dem Verkauf noch warten können bis sich die gute Lage auch im Aktienkurs niederschlägt.

Schlechtes Timing, Theo Beisch

Nicht ganz so gut war das Timing von Theo Beisch, Vorstandsvorsitzender des Modemherstellers Elsa. Erst nach dem Insolvenzvertrag begann er mit dem Verkauf seiner Aktien. Quasi kursschonend wandern immer wieder Stücke an den Neuen Markt, den Elsa am 2.April zum Geldsparen verlassen will. Dem angeschlagenen Unternehmen läuft derweil die Zeit davon. Ein Retter, der ordentlich Kapital mitbringt, ist nicht in Sicht. Beisch scheint auf solch eine Rettung in letzter Minute nicht warten zu können.

Komisch ist ein Zufall bei AT&S. Kurz vor einer Gewinn- und Umsatzwarnung des Leiterplatten-Herstellers hat der Finanzvorstand Harald Sommer 4.000 Aktien verkauft. Was mit einem Wert von 60.000 Euro wie Peanuts aussieht, ist angesichts der 0,11 Prozent, die Sommer an AT&S hält, gar nicht so wenig.

Eine Meldepflicht wie am Neuen Markt würde man sich auch anderswo wünschen. So haben Topmanager des Baufinanziers BHW kurz vor der im Februar gescheiterten Sekundärplatzierung ein paar BHW-Aktien verkauft. BHW-Chef Reinhard Wagner und seine Vorstandskollegen Rudolf Eis, Joachim Nüßler und Udo Röbel sollen Kursgewinnen von knapp drei Millionen Euro realisiert haben.

Kleine Zocker unterwegs

Kleine Zocker scheinen die Chefs des Biotech-Unternehmen Genmab und des Versischerungs-Software-Spezialisten FJA zu sein. Nach kräftigen Kursgewinnen machten hier die Chefs erst mal etwas Kasse. Auf der Käuferseite ist hingegen wieder Arthur Troska von Comtrade. Wer auf die rege Handelsaktivität des Chefs der IT-Leasing-Firma schaut, mag sich Fragen, ob Troska nicht lieber Aktienhändler geworden wäre. Die Politik der ruhigen Hand wird hingegen beim Software-Haus Mensch und Maschine verfolgt. Firmenchef Adi Drotleff zählte mit seinen Käufen wohl lange zu seinen treuesten Aktionären, die übrigen Vorstandsmitglieder machen es ihm gerade nach.

Ein Blick in die Liste der meldepflichtigen Wertpapiergeschäfte am Neuen Markt lohnt immer. Egal, ob man nur sehen will, wie sich auch Vorstände und Aufsichtsräte an der Börse verschätzen, oder ob man die Glaubwürdigkeit einiger Vorstandsprognosen beurteilen will. In des USA heist es: "Put your money where your mouth is!" Nur manch ein Unternehmens-Lenker glaubt dann wohl, er müsse verhungern. In diesem Sinne: Schönes Wochenende, Kapitalisten !


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