G E L D A N L A G E
Immer die Kurve kriegen
Indexaktien sind eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Aktienfonds
Von Tobias Kaiser
Kritische Anlageexperten predigen es seit Jahren: Die meisten der hoch bezahlten Fondsmanager sind ihr Gehalt nicht wert. Weit über die Hälfte aller Fonds schneiden nämlich schlechter ab als der Index, den sie eigentlich schlagen wollen. So hat der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) ausgerechnet, dass nur 17 Prozent aller am Dax orientierten Fonds sich in den vergangenen fünf Jahren besser entwickelt haben als der Index selbst.
Wer angesichts solcher Ergebnisse als Anleger lieber unmittelbar auf einen Index setzen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Er kann bei seiner Bank oder einer Fondsgesellschaft zum Beispiel Anteile an Indexfonds erwerben, die den Index nachbilden. Oder aber an der Börse Indexzertifikate kaufen. Bisher kaum bekannt ist allerdings eine dritte, besonders preiswerte Möglichkeit: der Kauf von Indexaktien. Diese Papiere sind Finanzzwitter, nämlich an der Börse gehandelte Indexfonds.
Wer Anteile eines gewöhnlichen Indexfonds kauft, zahlt dafür in der Regel zwischen drei und fünf Prozent Ausgabeaufschlag und eine jährliche Verwaltungsgebühr zwischen 0,4 und 1,5 Prozent. Die börsengehandelten Indexfonds hingegen haben keinen Ausgabeaufschlag. Und bei allen zurzeit gehandelten Indexaktien liegt die jährliche Verwaltungsgebühr bei 0,5 Prozent. Beim Kauf des Fonds zahlt der Anleger nur den so genannten Spread, die Differenz zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis des Fonds. Der Spread richtet sich, wie bei Devisen, nach Angebot und Nachfrage auf dem Markt und liegt bei den zurzeit gehandelten Indexaktien zwischen 0,06 und 0,5 Prozent. Zusätzlich fallen die banküblichen Spesen für den Aktienkauf und -verkauf an, die durchschnittlich 0,5 Prozent betragen. Damit sind die Indexaktien meist noch günstiger als die im Vergleich zu Fonds ebenfalls preiswerten Indexzertifikate.
Wie kann das sein: börsengehandelte Indexfonds, die ähnlich gemanagt werden wie herkömmliche Fonds und trotzdem billiger sind? Der Grund für die guten Konditionen: Indexaktien wurden primär für institutionelle Anleger, zum Beispiel Vermögensverwalter, geschaffen. Und diese sind offensichtlich nicht bereit, für einen Indexfonds die bisher üblichen hohen Verwaltungsgebühren zu zahlen. So wie Joachim Willnow, der die Indexaktien von Merril Lynch betreut: "Passives Management ist mit einem Prozent zu teuer bezahlt."
Der Anlageexperte geht sogar davon aus, dass die Verwaltungsgebühren für Indexaktien noch weiter sinken. Willnow: "Bei 0,5 Prozent bleibt es nicht." Denn in den USA konkurrieren traditionelle Indexfonds und Indexaktien, Exchange Traded Funds (EFT) genannt, mittlerweile heftig um Kunden - vor allem über die Preise. So verlangt etwa der größte Indexfonds des Landes, der Vanguard 500, nur noch 0,18 Prozent Verwaltungsgebühr im Jahr. Bei den ETFs haben die Gebühren ebenfalls einen Tiefstand erreicht: 0,09 Prozent.
Anleger, die den Sparerfreibetrag von 3100 Mark pro Person bereits ausgeschöpft haben, sollten allerdings berücksichtigen, dass Indexaktien die anfallenden Dividenden ausschütten. Möglicherweise sind Indexzertifikate, die meist die Dividende einbehalten oder reinvestieren, für diese Anleger dann die bessere Wahl. Für das immer beliebter werdende Fondssparen eignen sich die börsennotierten Fonds nicht. Weil sie wie Aktien gehandelt werden, macht bei kleinen Beträgen die Mindestprovision, die selbst bei Discountbrokern bei circa 20 Mark liegt, den Preisvorteil der Indexfonds wieder zunichte.
Außer den niedrigeren Verwaltungsgebühren und dem fehlenden Ausgabeaufschlag haben Indexaktien im Vergleich zu herkömmlichen Indexfonds aber noch einen weiteren Vorteil: Sie werden an der Börse fortlaufend gehandelt. Für übliche Publikumsfonds hingegen wird einmal am Tag der Preis bestimmt, gewöhnlich um 13 Uhr. Wer nach 13 Uhr eine Kauf- oder Verkaufsorder abgibt, muss bis zum nächsten Tag um 13 Uhr warten, bis sie ausgeführt wird, und erfährt auch erst dann, zu welchem Preis.
Anders als in den USA, wo inzwischen rund 80 EFTs gehandelt wer den, ist das Angebot an Indexaktien in Deutschland jedoch noch gering. In dem Segment XTF, das die Deutsche Börse mit Blick auf die Entwicklung in den USA eigens für Indexaktien gegründet hat, sind erst fünf Indexpapiere gelistet. Eines auf den Dax und je zwei auf den Stoxx 50 und den Euro Stoxx 50, die Indizes für Standardwerte aus 16 europäischen Ländern und aus der Eurozone. Demnächst kommen weitere hinzu: Indexchange, die ETF-Tochter der HypoVereinsbank, will noch im ersten Quartal 2001 weitere Fonds auf den Nemax All Share, den MDax und verschiedene Nemax- und Stoxx-Branchenindizes auflegen. Auch ausländische Emittenten haben bereits Interesse signalisiert.
Aber nicht nur Indexfonds können Anleger inzwischen in Frankfurt handeln. Im November überraschte die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS, die Finanzbranche damit, dass sie elf ihrer aktiv gemanagten Fonds an die Börse brachte. Seitdem werden diese Fonds neben den Indexaktien im XTF-Segment gelistet (siehe Interview). Damit ist Frankfurt sogar der amerikanischen Konkurrenz voraus: In den USA versuchen Fondsgesellschaften seit Monaten, eine Börsenzulassung auch für ihre aktiv gemanagten Fonds zu bekommen - bislang ohne Erfolg.
(c) DIE ZEIT 06/2001
gruß
proxi
Immer die Kurve kriegen
Indexaktien sind eine preiswerte Alternative zu herkömmlichen Aktienfonds
Von Tobias Kaiser
Kritische Anlageexperten predigen es seit Jahren: Die meisten der hoch bezahlten Fondsmanager sind ihr Gehalt nicht wert. Weit über die Hälfte aller Fonds schneiden nämlich schlechter ab als der Index, den sie eigentlich schlagen wollen. So hat der Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI) ausgerechnet, dass nur 17 Prozent aller am Dax orientierten Fonds sich in den vergangenen fünf Jahren besser entwickelt haben als der Index selbst.
Wer angesichts solcher Ergebnisse als Anleger lieber unmittelbar auf einen Index setzen möchte, hat verschiedene Möglichkeiten. Er kann bei seiner Bank oder einer Fondsgesellschaft zum Beispiel Anteile an Indexfonds erwerben, die den Index nachbilden. Oder aber an der Börse Indexzertifikate kaufen. Bisher kaum bekannt ist allerdings eine dritte, besonders preiswerte Möglichkeit: der Kauf von Indexaktien. Diese Papiere sind Finanzzwitter, nämlich an der Börse gehandelte Indexfonds.
Wer Anteile eines gewöhnlichen Indexfonds kauft, zahlt dafür in der Regel zwischen drei und fünf Prozent Ausgabeaufschlag und eine jährliche Verwaltungsgebühr zwischen 0,4 und 1,5 Prozent. Die börsengehandelten Indexfonds hingegen haben keinen Ausgabeaufschlag. Und bei allen zurzeit gehandelten Indexaktien liegt die jährliche Verwaltungsgebühr bei 0,5 Prozent. Beim Kauf des Fonds zahlt der Anleger nur den so genannten Spread, die Differenz zwischen Verkaufs- und Rücknahmepreis des Fonds. Der Spread richtet sich, wie bei Devisen, nach Angebot und Nachfrage auf dem Markt und liegt bei den zurzeit gehandelten Indexaktien zwischen 0,06 und 0,5 Prozent. Zusätzlich fallen die banküblichen Spesen für den Aktienkauf und -verkauf an, die durchschnittlich 0,5 Prozent betragen. Damit sind die Indexaktien meist noch günstiger als die im Vergleich zu Fonds ebenfalls preiswerten Indexzertifikate.
Wie kann das sein: börsengehandelte Indexfonds, die ähnlich gemanagt werden wie herkömmliche Fonds und trotzdem billiger sind? Der Grund für die guten Konditionen: Indexaktien wurden primär für institutionelle Anleger, zum Beispiel Vermögensverwalter, geschaffen. Und diese sind offensichtlich nicht bereit, für einen Indexfonds die bisher üblichen hohen Verwaltungsgebühren zu zahlen. So wie Joachim Willnow, der die Indexaktien von Merril Lynch betreut: "Passives Management ist mit einem Prozent zu teuer bezahlt."
Der Anlageexperte geht sogar davon aus, dass die Verwaltungsgebühren für Indexaktien noch weiter sinken. Willnow: "Bei 0,5 Prozent bleibt es nicht." Denn in den USA konkurrieren traditionelle Indexfonds und Indexaktien, Exchange Traded Funds (EFT) genannt, mittlerweile heftig um Kunden - vor allem über die Preise. So verlangt etwa der größte Indexfonds des Landes, der Vanguard 500, nur noch 0,18 Prozent Verwaltungsgebühr im Jahr. Bei den ETFs haben die Gebühren ebenfalls einen Tiefstand erreicht: 0,09 Prozent.
Anleger, die den Sparerfreibetrag von 3100 Mark pro Person bereits ausgeschöpft haben, sollten allerdings berücksichtigen, dass Indexaktien die anfallenden Dividenden ausschütten. Möglicherweise sind Indexzertifikate, die meist die Dividende einbehalten oder reinvestieren, für diese Anleger dann die bessere Wahl. Für das immer beliebter werdende Fondssparen eignen sich die börsennotierten Fonds nicht. Weil sie wie Aktien gehandelt werden, macht bei kleinen Beträgen die Mindestprovision, die selbst bei Discountbrokern bei circa 20 Mark liegt, den Preisvorteil der Indexfonds wieder zunichte.
Außer den niedrigeren Verwaltungsgebühren und dem fehlenden Ausgabeaufschlag haben Indexaktien im Vergleich zu herkömmlichen Indexfonds aber noch einen weiteren Vorteil: Sie werden an der Börse fortlaufend gehandelt. Für übliche Publikumsfonds hingegen wird einmal am Tag der Preis bestimmt, gewöhnlich um 13 Uhr. Wer nach 13 Uhr eine Kauf- oder Verkaufsorder abgibt, muss bis zum nächsten Tag um 13 Uhr warten, bis sie ausgeführt wird, und erfährt auch erst dann, zu welchem Preis.
Anders als in den USA, wo inzwischen rund 80 EFTs gehandelt wer den, ist das Angebot an Indexaktien in Deutschland jedoch noch gering. In dem Segment XTF, das die Deutsche Börse mit Blick auf die Entwicklung in den USA eigens für Indexaktien gegründet hat, sind erst fünf Indexpapiere gelistet. Eines auf den Dax und je zwei auf den Stoxx 50 und den Euro Stoxx 50, die Indizes für Standardwerte aus 16 europäischen Ländern und aus der Eurozone. Demnächst kommen weitere hinzu: Indexchange, die ETF-Tochter der HypoVereinsbank, will noch im ersten Quartal 2001 weitere Fonds auf den Nemax All Share, den MDax und verschiedene Nemax- und Stoxx-Branchenindizes auflegen. Auch ausländische Emittenten haben bereits Interesse signalisiert.
Aber nicht nur Indexfonds können Anleger inzwischen in Frankfurt handeln. Im November überraschte die Fondsgesellschaft der Deutschen Bank, die DWS, die Finanzbranche damit, dass sie elf ihrer aktiv gemanagten Fonds an die Börse brachte. Seitdem werden diese Fonds neben den Indexaktien im XTF-Segment gelistet (siehe Interview). Damit ist Frankfurt sogar der amerikanischen Konkurrenz voraus: In den USA versuchen Fondsgesellschaften seit Monaten, eine Börsenzulassung auch für ihre aktiv gemanagten Fonds zu bekommen - bislang ohne Erfolg.
(c) DIE ZEIT 06/2001
gruß
proxi