Preise für Grundstücke und Wohnungen brechen ein - Experten erwarten aber kein Übergreifen der Krise auf andere europäische Länder
STEFANIE MÜLLER | MADRID REINER REICHEL | DÜSSELDORF Der Einbruch im spanischen Immobiliensektor verunsicherte auch am Mittwoch noch die Märkte. Der spanische Leitindex Ibex-35 verlor gegen den Trend der anderen europäischen Börsen weiter leicht an Wert, die Immobilien-Werte gaben erneut nach. Als Reaktion auf den Einbruch der Immobilienwerte brachen Grundstücksbesitzer in vielen ländlichen Regionen gestern in Panik aus. Vereinzelt sanken die Preise um bis zu 70 Prozent.
Auslöser für die aktuelle Krise war die Aktie des mittelständischen Immobilienunternehmens Astroc Mediterráneo, die bereits seit Wochen auf Talfahrt ist. Am Dienstag brach sie um zehn Prozent ein und riss zahlreiche andere Werte der Branche mit sich. Der Aktienindex Ibex-35 fiel daraufhin um knapp drei Prozent.
Die Entwicklung kommt für Experten nicht überraschend. Manuel Romera von der spanischen Business-Schule Instituto de Empresa in Madrid: "Das Geld der Investoren fließt bereits seit einigen Monaten massiv in andere Branchen. Das ist auf dem Aktienmarkt zu spüren, wo Immobilienwerte seit Anfang des Jahres verlieren und auch auf dem Wohnungsmarkt, wo die Verkaufszeiten von Objekten immer länger werden."
Der spanische Broker Ibersecurities glaubt, dass diese Korrektur bei den heimischen Bau- und Immobilienunternehmen mit einer Überbewertung zusammenhänge: "Aber auch damit, dass einige derzeit stark im Ausland expandieren, um vor der heimischen Krise zu fliehen. Die Übernahme- und Beteiligungsprozesse dort gestalteten sich teilweise schwierig." So versucht derzeit der spanische Marktführer Sacyr Vallehermoso, den französischen Wettbewerber Eiffage zu kontrollieren und stößt dabei auf große Widerstände. Die Aktie fiel am Dienstag um vier Euro auf knapp über 40 Euro und notierte gestern weiter im Minus.
Die meisten Experten glauben jedoch, dass das spanische Phänomen nicht nach Europa überschwappen wird. "Es ist national begrenzt, hat mit dem spanischen extremen Charakter zu tun und auch damit, dass der Finanzmarkt nicht so reif ist wie anderswo. Es handelt sich einfach um eine Überreaktion", glaubt Antonio Fontanini von der Risikokapitalgesellschaft Planet Capital. "Es wird keinen Domino-Effekt geben", sagt auch Stefan Leibold, Manager des E & G Immobilienfonds des Bankhauses Ellwanger & Geiger. Die spanischen Immobilienaktien kämpften mit hauseigenen Problemen, ihre Bewertung sei schon seit einer Weile nicht mehr angemessen gewesen. Auch Stefan Goronczy, Immobilienanalyst bei der HSH Nordbank, sieht kein Übergreifen der Kurseinbrüche auf Deutschland oder Großbritannien.
Nach Experteneinschätzungen sind die Märkte zu unterschiedlich. In Großbritannien beispielsweise sind die Immobilien-AGs hauptsächlich in Büro- und Handelsimmobilien investiert - in Spanien dagegen stark im Wohnungsbau. Außerdem sind spanische Gesellschaften überwiegend auf das Inland fixiert und damit sehr stark von der heimischen Bautätigkeit abhängig.
Spanien erlebt seit zehn Jahren einen stark wachsenden Wohnungsmarkt, der allein in den vergangenen sechs Jahren zu durchschnittlichen Preissteigerungen von rund 200 Prozent geführt hat. Allein in der Hauptstadt Madrid stieg der Quadratmeterpreis von 2077 auf 4310 Euro. Doch angesichts steigender Leitzinsen ist für viele Spanier jedoch inzwischen der Hauskauf bzw. Wohnungswechsel viel zu teuer geworden. Nach Berechnungen des größten spanischen Immobilienportals idealista.com. gehen allein in Barcelona die Verkäufe in diesem Jahr um 40 Prozent zurück, in vielen Vierteln der Metropolen Madrid, Barcelona und Valencia sinken die Preise bereits leicht, insgesamt stagniere der spanische Immobilienmarkt.
Dennoch wird weiter gebaut, was viele Ökonomen beunruhigt, da bereits rund drei Millionen Wohnungen in Spanien leer stehen und damit die Nachfrage mehr als gesättigt ist. "Je nachdem wie groß die Hysterie der Investoren jetzt ist, werden wir schon in diesem Jahr einen deutlichen Wachstumsrückgang spüren", glaubt Romera. Spaniens Wirtschaft hängt maßgeblich vom Konsum und der Bauwirtschaft ab.
Reichel, Reiner
Müller, Stefanie
www.handelsblatt.com/
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STEFANIE MÜLLER | MADRID REINER REICHEL | DÜSSELDORF Der Einbruch im spanischen Immobiliensektor verunsicherte auch am Mittwoch noch die Märkte. Der spanische Leitindex Ibex-35 verlor gegen den Trend der anderen europäischen Börsen weiter leicht an Wert, die Immobilien-Werte gaben erneut nach. Als Reaktion auf den Einbruch der Immobilienwerte brachen Grundstücksbesitzer in vielen ländlichen Regionen gestern in Panik aus. Vereinzelt sanken die Preise um bis zu 70 Prozent.
Auslöser für die aktuelle Krise war die Aktie des mittelständischen Immobilienunternehmens Astroc Mediterráneo, die bereits seit Wochen auf Talfahrt ist. Am Dienstag brach sie um zehn Prozent ein und riss zahlreiche andere Werte der Branche mit sich. Der Aktienindex Ibex-35 fiel daraufhin um knapp drei Prozent.
Die Entwicklung kommt für Experten nicht überraschend. Manuel Romera von der spanischen Business-Schule Instituto de Empresa in Madrid: "Das Geld der Investoren fließt bereits seit einigen Monaten massiv in andere Branchen. Das ist auf dem Aktienmarkt zu spüren, wo Immobilienwerte seit Anfang des Jahres verlieren und auch auf dem Wohnungsmarkt, wo die Verkaufszeiten von Objekten immer länger werden."
Der spanische Broker Ibersecurities glaubt, dass diese Korrektur bei den heimischen Bau- und Immobilienunternehmen mit einer Überbewertung zusammenhänge: "Aber auch damit, dass einige derzeit stark im Ausland expandieren, um vor der heimischen Krise zu fliehen. Die Übernahme- und Beteiligungsprozesse dort gestalteten sich teilweise schwierig." So versucht derzeit der spanische Marktführer Sacyr Vallehermoso, den französischen Wettbewerber Eiffage zu kontrollieren und stößt dabei auf große Widerstände. Die Aktie fiel am Dienstag um vier Euro auf knapp über 40 Euro und notierte gestern weiter im Minus.
Die meisten Experten glauben jedoch, dass das spanische Phänomen nicht nach Europa überschwappen wird. "Es ist national begrenzt, hat mit dem spanischen extremen Charakter zu tun und auch damit, dass der Finanzmarkt nicht so reif ist wie anderswo. Es handelt sich einfach um eine Überreaktion", glaubt Antonio Fontanini von der Risikokapitalgesellschaft Planet Capital. "Es wird keinen Domino-Effekt geben", sagt auch Stefan Leibold, Manager des E & G Immobilienfonds des Bankhauses Ellwanger & Geiger. Die spanischen Immobilienaktien kämpften mit hauseigenen Problemen, ihre Bewertung sei schon seit einer Weile nicht mehr angemessen gewesen. Auch Stefan Goronczy, Immobilienanalyst bei der HSH Nordbank, sieht kein Übergreifen der Kurseinbrüche auf Deutschland oder Großbritannien.
Nach Experteneinschätzungen sind die Märkte zu unterschiedlich. In Großbritannien beispielsweise sind die Immobilien-AGs hauptsächlich in Büro- und Handelsimmobilien investiert - in Spanien dagegen stark im Wohnungsbau. Außerdem sind spanische Gesellschaften überwiegend auf das Inland fixiert und damit sehr stark von der heimischen Bautätigkeit abhängig.
Spanien erlebt seit zehn Jahren einen stark wachsenden Wohnungsmarkt, der allein in den vergangenen sechs Jahren zu durchschnittlichen Preissteigerungen von rund 200 Prozent geführt hat. Allein in der Hauptstadt Madrid stieg der Quadratmeterpreis von 2077 auf 4310 Euro. Doch angesichts steigender Leitzinsen ist für viele Spanier jedoch inzwischen der Hauskauf bzw. Wohnungswechsel viel zu teuer geworden. Nach Berechnungen des größten spanischen Immobilienportals idealista.com. gehen allein in Barcelona die Verkäufe in diesem Jahr um 40 Prozent zurück, in vielen Vierteln der Metropolen Madrid, Barcelona und Valencia sinken die Preise bereits leicht, insgesamt stagniere der spanische Immobilienmarkt.
Dennoch wird weiter gebaut, was viele Ökonomen beunruhigt, da bereits rund drei Millionen Wohnungen in Spanien leer stehen und damit die Nachfrage mehr als gesättigt ist. "Je nachdem wie groß die Hysterie der Investoren jetzt ist, werden wir schon in diesem Jahr einen deutlichen Wachstumsrückgang spüren", glaubt Romera. Spaniens Wirtschaft hängt maßgeblich vom Konsum und der Bauwirtschaft ab.
Reichel, Reiner
Müller, Stefanie
www.handelsblatt.com/
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