In Finanzkrisen aufs richtge Pferd setzen

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In Finanzkrisen aufs richtge Pferd setzen

 
03.11.07 12:52
3. November 2007, 04:00 Uhr

Von Gottfried Heller

Kolumne

In Zeiten der Finanzkrisen auf richtiges Pferd setzen
Das Immobiliendebakel wird weder den USA eine Rezession bescheren noch die Weltwirtschaft aus der Bahn werfen
In einem zweiten Zinsschritt hat die amerikanische Notenbank (Fed) am 31. Oktober ihren Leitzins um einen Viertelprozentpunkt auf 4,5 Prozent gesenkt, nachdem sie ihn sechs Wochen zuvor zum ersten Mal seit vier Jahren um einen halben Prozentpunkt reduziert hatte. Bis Mitte Juli herrschte eitel Sonnenschein an den Börsen. Die Aktienindizes markierten neue Höchststände.Doch dann kam es plötzlich zu heftigen Turbulenzen an den Finanzmärkten. Auslöser waren in den USA die Subprime Loans - Hypothekenkredite mit geringer Bonität. Es drohte eine Liquiditätsklemme, der Geldkreislauf unter Banken geriet ins Stocken. Das veranlasste den neuen Fed-Chef Bernanke, in einer abrupten Kehrtwende zur bisherigen Geldpolitik, den Diskontsatz - der Ausleihrate der Fed für Banken - am 17. August zu senken. Noch zehn Tage zuvor hatte die Fed betont, vor allem Inflationsrisiken stünden im Vordergrund.Die Inflation ist immer noch ein Risiko, denn durch den schwachen Dollar steigen die Importpreise. Bisher sind Waren, etwa aus China, Jahr für Jahr billiger geworden und haben dadurch Preis dämpfend gewirkt. Inzwischen steigen aber auch die Importpreise aus China.Die Immobilienkrise wird sich sicher noch bis ins nächste Jahr hinziehen. Einige Hiobsbotschaften, weitere Abschreibungen, hohe Verluste bei Banken und Pleiten bei Hedgefonds stehen noch aus. Zuletzt gab es einige Horrormeldungen aus dem Finanzsektor. So musste die Investmentbank Merrill Lynch, einer der Hauptakteure im Subprime-Sektor, im dritten Quartal Wertberichtigungen in Höhe von acht Milliarden Dollar und einen Quartalsverlust von 2,3 Milliarden Dollar melden, den höchsten in der 93-jährigen Geschichte der Bank. Auch die Schweizer UBS gab einen Quartalsverlust von 490 Millionen Euro bekannt und kündigte an, dass zusätzliche Abschreibungen nicht auszuschließen seien und der Bereich Investmentbanking im vierten Quartal nochmals rote Zahlen schreiben werde.Wie wahr doch die Worte von Warren Buffett heute klingen, der im März 2003 in seinem Aktionärsbrief Derivate als "Zeitbomben" und als "finanzielle Massenvernichtungswaffen" bezeichnet hatte.Doch die Banken haben jahrelang hohe Gewinne gemacht und sind heute gut kapitalisiert. Eine Pleite einer Großbank wird es nicht geben. Obwohl die Kreditpakete mit dubiosem Inhalt weltweit gestreut sind, bleibt doch festzuhalten, dass das Gros der Ramschpakete am Ort ihrer Fabrikation - in den USA - liegt und hauptsächlich die dortige Finanzindustrie belastet. Und auch dort sind es nur einige Problembereiche, wie Arizona, Kalifornien, Nevada und Florida. Die Immobilienkrise wird weder die USA in eine Rezession stürzen noch die Weltwirtschaft aus der Bahn werfen.Setzen wir das Ganze in Perspektive: Die etwaigen Verluste im Hypothekenmarkt könnten sich auf 200 Milliarden Dollar belaufen. Der gesamte Abschreibungsbedarf aus allen Schieflagen seitens der Banken könnte im dritten Quartal etwas mehr als 25 Milliarden Dollar betragen. Peanuts, im Verhältnis zu folgenden Zahlen: Das US-Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist auf 14 Billionen Dollar gestiegen, die Exporte betrugen eine Rekordsumme von 1,1 Billionen Dollar. Im Jahr 2000 waren es noch 782 Milliarden Dollar - eine Steigerung, auch dank des billigen Dollars. Die internationalen Währungsreserven der Notenbanken stiegen auf 5,9 Billionen Dollar. Davon waren 4,4 Billionen Dollar in den Tresoren der Emerging-Markets-Länder und nur 1,5 Billionen Dollar in den Industriestaaten.Der gesamte weltweite Pool von Sparkapital wird auf acht bis elf Billionen Dollar geschätzt. Die Welt schwimmt in Liquidität, die wie ein riesiger Stoßdämpfer wirkt, der eine globale Finanz- oder Wirtschaftskrise verhindert oder abfedert.Mittelfristig ist allerdings zu erwarten, dass sich die überhitzte Weltkonjunktur abkühlen wird.Zwei große Wirtschaftsmächte, die USA und China, betreiben eine gegensätzliche Geldpolitik: Die USA senken die Zinsen, um die Wirtschaft anzukurbeln, und China will die überhitzte Konjunktur und den Aktienmarkt abkühlen, um die Inflation, die inzwischen auf 6,5 Prozent gestiegen ist, wieder nach unten zu bringen. Deshalb wurden die Zinsen wiederholt angehoben und desgleichen die Mindestreserveeinlagen der Banken. Andere Zentralbanken sind ebenfalls dabei, zur Bekämpfung der Inflation die Zinszügel nicht zu lockern oder sogar anzuziehen. Wenn sich das weltweite Wachstum verlangsamt, wird es auch eine Entspannung an den Öl- und Rohstoffmärkten geben, die Löhne werden weniger stark steigen und die Inflationsrate wird zurückgehen. Das würde den Notenbanken sehr gelegen kommen, weil sie dann mehr Handlungsspielraum hätten, sei es die Zinsen zu senken oder sie - im Falle der EZB - nicht zu erhöhen.Phasen sinkender Zinsen waren meist von steigenden Aktienkursen begleitet. Von 1974 bis 2007 gab es 14 Perioden, in denen die Fed die Zinsen gesenkt hat und in zwölf Fällen standen die Aktienkurse ein Jahr später im Schnitt über 18 Prozent höher und das, obwohl das Wachstum der Unternehmensgewinne mit durchschnittlich nur vier Prozent sehr niedrig war. Der Grund hierfür ist, dass Aktien zwei Kurstreiber haben: die Gewinne und die Bewertung - das Kurs/Gewinnverhältnis (KGV). Im Falle von sinkenden Zinsen steigt meist das KGV.Alles in allem sind die Voraussetzungen günstig, dass das Jahr 2008 ein gutes Börsenjahr wird, dank einer robusten Weltkonjunktur, gesunder Unternehmensbilanzen und eines freundlichen Zinsklimas.Darüber hinaus gibt es nächstes Jahr noch zwei Sondereffekte: Die Präsidentschaftswahlen in den USA und die Abgeltungssteuer in Deutschland, die vor ihrer Einführung zum 01.01.2009 ihren Schatten bereits voraus wirft. Das vierte und letzte Amtsjahr des US-Präsidenten war fast immer ein gutes Börsenjahr. Deutsche Anleger sollten die Chance wahrnehmen, noch in diesem Jahr aber spätestens im Jahr 2008 Aktien oder Aktienfonds zu kaufen, um von der Abgeltungssteuer auf realisierte Kursgewinne auf Dauer befreit zu bleiben.  
 
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