Selbst in Baltimore boomt der Immobilienmarkt!
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Letzten Donnerstag bin ich von Baltimore nach New York gefahren ... per Eisenbahn.
Sobald ich in Baltimore eingestiegen war, wurden überall die Laptops herausgeholt und die Finger begannen zu schreiben. Mobiltelefone klingelten ... und die Leute unterhielten sich.
Der Mann hinter mir verbrachte fast die gesamte Fahrt mit dem Versuch, ein Immobiliengeschäft abzuschließen. Die Frau vor mir sprach gerade darüber, für wie viel ihr Nachbar sein Haus verkauft hatte. Das erinnerte mich an das letzte Mal, als ich Leute im Zug so beschäftigt gesehen hatte. Das war ungefähr 5 Jahre her, und damals hatten sie sich über Hightech-Aktien unterhalten. Die Besserwisser dachten, dass es völlig normal sei, Technologieaktien zu himmelhohen Kursen zu kaufen. Sie merkten noch nicht einmal, dass die Kurse himmelhoch waren. Jeder wusste, dass es sich um eine "Neue Ära" handelte und die Kurse für immer steigen würden. Sie sagten, dass man für AOL/Time Warner nicht zuviel zahlen könne.
Jetzt sehen sie nichts Merkwürdiges daran, dass sich die amerikanischen Immobilienpreise alle drei Jahre fast verdoppeln.
Selbst in Baltimore hat sich eine Art "Immobilien-Manie" der Menschen bemächtigt. Der Immobilienmarkt von Baltimore hatte in den 1920ern sein letztes Topp erreicht. Seitdem ging es bergab, real gesehen (unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind die Preise also gefallen). Und seit 40 Jahren geht die Bevölkerung von Baltimore zurück ... ein Drittel der Einwohner hat die Stadt verlassen, ganze Blocks stehen leer.
Aber jetzt finden sich Käufer für Häuser, die jahrelange niemand haben wollte. Sie werden wie Hightech-Aktien gesucht ... und mit Hypotheken ohne Zinsbindung finanziert, von denen niemand damit rechnet, sie zurückzahlen zu müssen.
Ich habe gehört, dass ein Haus beim Patterson Park seinen Preis immer wieder verdoppelt hat. Nebenbei gesagt: Patterson Park war einmal ein Ort, an dem man nachts spazieren ging – und dann nicht mehr nach Hause kam. Die Polizei hätte dann am Morgen eine Leiche gefunden, mit vielen Messerstichen im Rücken. Sie würden es dann "Selbstmord" genannt haben. Denn "niemand geht dort nachts spazieren, außer er will sich umbringen", hätten die Polizisten gesagt.
Aber jetzt ist ein Haus bei diesem Park kein Gesundheitsrisiko mehr; es ist ein Ticket zum Reichtum.
Wie kann das sein? "Der Park ist eine schöne Attraktion", sagen die Zeitungen in ihrem Versuch, die Manie zu erklären. "Er liegt nah beim Krankenhaus", sagen die Nachbarn. "Die Kneipen sind direkt die Straße runter", sagen die Anwohner. Aber die Kneipen, der Park und das Krankenhaus sind da schon seit zumindest 150 Jahren. Warum steigen die Preise JETZT?
Ich weiß es nicht, aber ich kann raten. Seit über einem Jahr hält die Fed den Leitzins bei 1 % ... was deutlich unter der Inflationsrate liegt ... und aktuell steigt die Geldmenge in einem Tempo, das einem Zuwachs von 2 Billionen Dollar pro Jahr entsprechen würde. Diese "Politik des leichten Geldes" hat zu einer klassischen spekulativen Blase bei den privat genutzten Immobilien geführt.
Aber wer kümmert sich schon darum? Die Häuser bekommen Flügel und fliegen. Selbst in Baltimore verdienen Spekulanten mit Häusern wieder richtig Geld.