Im Gesundheitswesen ist kaum Besserung in Sicht
Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt
Von Alexander von Gersdorff
Berlin - Die Stimmung der Beteiligten im Gesundheitswesen ist angespannt. Die deutschen Ärzte arbeiten immer mehr und verdienen immer weniger, die goldenen Jahre mit dem Porsche als Zweitwagen für die Arztgattin taugen nur noch als Klischee für TV-Serien. Das Krankenhaus-Pflegepersonal ist überlastet, der bürokratische Aufwand nimmt zu. Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt, an Arzneimitteln zu sparen.
Derweil steigen die Kosten in fast allen Bereichen beständig mehr als die Inflation, so dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vor einem Milliardendefizit steht. Hinter den Kulissen toben Macht- und Verteilungskämpfe zwischen Ärzten und der GKV. Bis auf die Beitragserhöhungen bekommen die Bürger davon wenig mit. Besserung ist hier allerdings nicht in Sicht. Für 2003 droht die nächste Erhöhung des Kassenbeitrags von 14 auf bis zu 15 Prozent. Es gibt zahlreiche Ursachen für diese Situation, die nicht allein dieser Regierung zuzuschreiben sind.
Untätigkeit kann man Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht vorwerfen. Nachdem Vorgängerin Andrea Fischer (Grüne) im Streit um den BSE-Skandal Anfang 2001 gehen musste, erließ die Nachfolgerin eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen, die in der Summe einer heimlichen Gesundheitsreform gleichkommen.
Als positiv wird die vereinfachte und modernisierte Approbationsordnung für Jungärzte gewertet. Auch schaffte Ulla Schmidt die ungeliebte Deckelung der Arzneimittelbudgets ab. Mit Aut-idem-Regelung, den Chronikerprogrammen ("Desease Management") und den Krankenhaus-Fallpauschalen brachte sie viel Mut für neue Wege auf.
Doch weil Ulla Schmidt im Wahlkampf mit Vorwürfen gegen die Ärzte verbal um sich geschlagen hat, ist das Klima gereizt. Ärzte hören sich ungern an, sie gefährdeten Patientenleben, nur weil sie Schmidts Vorstellungen bei den Programmen für chronisch Kranke nicht sofort umsetzen, oder sie verschrieben extra viele Medikamente, nur um die Ministerin im Wahljahr bei den Kosten schlecht aussehen zu lassen. Mit dem Vorstoß, nach der Wahl den Wechsel in eine private Krankenkasse zu erschweren, brachte Ulla Schmidt auch die Privatkassen gegen sich auf.
Nach der Wahl wird sich die Lage entspannen, Ärzte und Gesundheitsministerium werden wieder an einem Tisch sitzen. Die Kosten aber werden, allein schon wegen des medizinischen Fortschritts, weiter steigen.
Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt
Von Alexander von Gersdorff
Berlin - Die Stimmung der Beteiligten im Gesundheitswesen ist angespannt. Die deutschen Ärzte arbeiten immer mehr und verdienen immer weniger, die goldenen Jahre mit dem Porsche als Zweitwagen für die Arztgattin taugen nur noch als Klischee für TV-Serien. Das Krankenhaus-Pflegepersonal ist überlastet, der bürokratische Aufwand nimmt zu. Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt, an Arzneimitteln zu sparen.
Derweil steigen die Kosten in fast allen Bereichen beständig mehr als die Inflation, so dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vor einem Milliardendefizit steht. Hinter den Kulissen toben Macht- und Verteilungskämpfe zwischen Ärzten und der GKV. Bis auf die Beitragserhöhungen bekommen die Bürger davon wenig mit. Besserung ist hier allerdings nicht in Sicht. Für 2003 droht die nächste Erhöhung des Kassenbeitrags von 14 auf bis zu 15 Prozent. Es gibt zahlreiche Ursachen für diese Situation, die nicht allein dieser Regierung zuzuschreiben sind.
Untätigkeit kann man Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht vorwerfen. Nachdem Vorgängerin Andrea Fischer (Grüne) im Streit um den BSE-Skandal Anfang 2001 gehen musste, erließ die Nachfolgerin eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen, die in der Summe einer heimlichen Gesundheitsreform gleichkommen.
Als positiv wird die vereinfachte und modernisierte Approbationsordnung für Jungärzte gewertet. Auch schaffte Ulla Schmidt die ungeliebte Deckelung der Arzneimittelbudgets ab. Mit Aut-idem-Regelung, den Chronikerprogrammen ("Desease Management") und den Krankenhaus-Fallpauschalen brachte sie viel Mut für neue Wege auf.
Doch weil Ulla Schmidt im Wahlkampf mit Vorwürfen gegen die Ärzte verbal um sich geschlagen hat, ist das Klima gereizt. Ärzte hören sich ungern an, sie gefährdeten Patientenleben, nur weil sie Schmidts Vorstellungen bei den Programmen für chronisch Kranke nicht sofort umsetzen, oder sie verschrieben extra viele Medikamente, nur um die Ministerin im Wahljahr bei den Kosten schlecht aussehen zu lassen. Mit dem Vorstoß, nach der Wahl den Wechsel in eine private Krankenkasse zu erschweren, brachte Ulla Schmidt auch die Privatkassen gegen sich auf.
Nach der Wahl wird sich die Lage entspannen, Ärzte und Gesundheitsministerium werden wieder an einem Tisch sitzen. Die Kosten aber werden, allein schon wegen des medizinischen Fortschritts, weiter steigen.