Im Gesundheitswesen ist kaum Besserung in Sicht

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ribald:

Im Gesundheitswesen ist kaum Besserung in Sicht

 
20.09.02 00:24
Im Gesundheitswesen ist kaum Besserung in Sicht

Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt
Von Alexander von Gersdorff
Berlin - Die Stimmung der Beteiligten im Gesundheitswesen ist angespannt. Die deutschen Ärzte arbeiten immer mehr und verdienen immer weniger, die goldenen Jahre mit dem Porsche als Zweitwagen für die Arztgattin taugen nur noch als Klischee für TV-Serien. Das Krankenhaus-Pflegepersonal ist überlastet, der bürokratische Aufwand nimmt zu. Ärzte und Pharmaindustrie fühlen sich von Politik und Kassen unfair unter Druck gesetzt, an Arzneimitteln zu sparen.

Derweil steigen die Kosten in fast allen Bereichen beständig mehr als die Inflation, so dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) vor einem Milliardendefizit steht. Hinter den Kulissen toben Macht- und Verteilungskämpfe zwischen Ärzten und der GKV. Bis auf die Beitragserhöhungen bekommen die Bürger davon wenig mit. Besserung ist hier allerdings nicht in Sicht. Für 2003 droht die nächste Erhöhung des Kassenbeitrags von 14 auf bis zu 15 Prozent. Es gibt zahlreiche Ursachen für diese Situation, die nicht allein dieser Regierung zuzuschreiben sind.

Untätigkeit kann man Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nicht vorwerfen. Nachdem Vorgängerin Andrea Fischer (Grüne) im Streit um den BSE-Skandal Anfang 2001 gehen musste, erließ die Nachfolgerin eine Vielzahl von Gesetzen und Verordnungen, die in der Summe einer heimlichen Gesundheitsreform gleichkommen.

Als positiv wird die vereinfachte und modernisierte Approbationsordnung für Jungärzte gewertet. Auch schaffte Ulla Schmidt die ungeliebte Deckelung der Arzneimittelbudgets ab. Mit Aut-idem-Regelung, den Chronikerprogrammen ("Desease Management") und den Krankenhaus-Fallpauschalen brachte sie viel Mut für neue Wege auf.

Doch weil Ulla Schmidt im Wahlkampf mit Vorwürfen gegen die Ärzte verbal um sich geschlagen hat, ist das Klima gereizt. Ärzte hören sich ungern an, sie gefährdeten Patientenleben, nur weil sie Schmidts Vorstellungen bei den Programmen für chronisch Kranke nicht sofort umsetzen, oder sie verschrieben extra viele Medikamente, nur um die Ministerin im Wahljahr bei den Kosten schlecht aussehen zu lassen. Mit dem Vorstoß, nach der Wahl den Wechsel in eine private Krankenkasse zu erschweren, brachte Ulla Schmidt auch die Privatkassen gegen sich auf.

Nach der Wahl wird sich die Lage entspannen, Ärzte und Gesundheitsministerium werden wieder an einem Tisch sitzen. Die Kosten aber werden, allein schon wegen des medizinischen Fortschritts, weiter steigen.

ribald:

Stillstand in der Arbeitsmarktpolitik

 
20.09.02 00:25
Stillstand in der Arbeitsmarktpolitik

Die Bundesregierung hat ihre selbst gesteckten Ziele nicht erreicht

Von Stefan von Borstel
Berlin - Der Misserfolg der rot-grünen Arbeitsmarktpolitik spiegelt sich in einer einzigen Zahl: 4 018 200 - genauso viel Menschen waren im August, dem letzten Monat vor der Bundestagwahl, arbeitslos gemeldet. Beim Amtsantritt der rot-grünen Bundesregierung, im September 1998, hatte die Arbeitslosenzahl noch unter der Vier-Millionen-Marke gelegen, exakt bei 3.965.381, allerdings hatte die Regierung Kohl die Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen kräftig ausgeweitet, um dieses Ziel zu erreichen.

Dennoch: Mit rund vier Millionen Arbeitslosen ist die rot-grüne Bundesregierung am Arbeitsmarkt in den letzten vier Jahren keinen Schritt weiter gekommen. Besser lassen sich vier Jahre Stillstand am Arbeitsmarkt nicht ausdrücken, als in der offiziellen Zahl der Nürnberger Statistiker. Dabei hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) so viel vorgenommen: Am Abbau der Arbeitslosigkeit wolle er sich messen lassen, hatte er zu Beginn seiner Amtszeit versprochen und später, im Überschwang einer boomenden Konjunktur noch nachgelegt: Unter die 3,5 Millionen Grenze wollte er die Arbeitslosenzahl drücken. Bei Wachstumsraten von drei Prozent, dem stärksten Wachstum seit der Wiedervereinigung, schien das 3,5-Millionen-Ziel leicht zu erreichen. Zumal der Kanzler auch auf die Demographie setzen konnte. Jedes Jahr scheiden mehr Beschäftigte aus dem Erwerbsleben aus, als nachrücken. Und dann gab es ja auch noch das Bündnis für Arbeit, in dem die Gewerkschaften Zurückhaltung bei den Lohnabschlüssen gelobten, und die Arbeitgeber im Gegenzug neue Arbeitsplätze schaffen wollten.

Der Kanzler selbst tat wenig, um den starren deutschen Arbeitsmarkt wieder in Bewegung zu bringen. Im Gegenteil: Mit immer neuen gesetzlichen Bestimmungen - vom 630-Mark-Gesetz, über das Teilzeitgesetz, dem Gesetz gegen die Scheinselbstständigkeit bis hin zum Betriebsverfassungsgesetz - verleidete er den Unternehmern weiter die Lust, neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Bewegung kam in die rot-grüne Arbeitsmarktpolitik erst, als die Wachstumszahlen deutlich zurück gingen - und das 3,5-Millionen-Ziel des Kanzlers in immer weitere Ferne rückte. Mit dem Job-Aqtiv-Gesetz (Aqtiv steht für: Aktivieren, Qualifizieren, Trainieren, Investieren, Vermitteln), das Anfang dieses Jahres in Kraft trat, drehte die Koalition nur zögerlich an den Stellschrauben der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Vor allem die Vermittlung von Arbeitslosen sollte das Gesetz verbessern - ein Vorhaben, das nach dem Skandal um die geschönten Vermittlungszahlen der Bundesanstalt für Arbeit nie in die Wirklichkeit umgesetzt werden konnte.

Als die Umfragewerte für die Regierungskoalition in diesem Sommer immer tiefer in den Keller gingen, zog Schröder seinen Arbeitsmarktjoker. Aus der Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes unter dem VW-Personalvorstand Peter Hartz sickerten immer neue Vorschläge an die erstaunte Öffentlichkeit: Plötzlich schien alles möglich, was Gewerkschaften und die Sozialpolitiker in den großen Parteien über Jahre blockiert hatten: Eine Ausweitung der Zeitarbeit und des Niedriglohnsektors, aber auch verstärkter Druck auf arbeitsunwillige Arbeitslose und Leistungskürzungen. Auch wenn die ursprünglich geplanten Kürzungen im endgültigen Konzept der Kommission nicht mehr enthalten sind, stellt es immer noch eine Kehrtwende von der bisherigen rot-grünen Arbeitsmarktpolitik dar.

Sollten die Vorschläge tatsächlich eins zu eins umgesetzt werden, wie es der Kanzler versprochen hat, müssten die Gesetze gegen Scheinselbstständigkeit, gegen "Billigjobs" und zur Arbeitnehmerüberlassung grundlegend geändert werden. Sicher ist, dass keine Bundesregierung, jedweder Couleur, nach den Bundestagswahlen an den 13 Modulen der Hartz-Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes vorbei gehen können wird.

ribald:

Die Steuerreform hat dem Mittelstand nichts gebrac

 
20.09.02 00:26
Die Steuerreform hat dem Mittelstand nichts gebracht

Eichel brachte der SPD das Sparen bei

Von Cornelia Wolber
Berlin - Glaubt man der Opposition, hat Rot-Grün bei der Steuer- und Finanzpolitik alles falsch gemacht. Und in der Tat fällt die Bilanz der ersten sechs Monate bescheiden aus. Statt zu sparen, blähte Ex-Bundesfinanzminister Oskar Lafontaine den Etat um rund 15 Mrd. Euro auf, brachte eine Einkommensteuerreform auf den Weg, die der Wirtschaft teuer zu stehen kam und setzte die Ökosteuer in Kraft, in der Hoffnung, mit Hilfe der reichlich fließenden Erlöse die Rentenbeiträge und damit das Niveau der Lohnnebenkosten zu drücken und so die Chance für neue Jobs zu steigern.

Doch dann, im Frühjahr 1999, trat Bundesfinanzminister Hans Eichel an und riss das Ruder herum. Er brachte der SPD das Sparen bei. Schritt für Schritt will er die Neuverschuldung bis 2006 drosseln und von da an Überschüsse erwirtschaften, die zur Senkung von Schulden, für Investitionen in Bildung und Infrastruktur oder weitere Steuersenkungen verwendet werden sollen. Bislang hat Eichel Wort gehalten. Doch angesichts der schwächelnden Konjunktur gerät der Finanzplan nun ins Wanken.

Schuld an der Misere sei nicht zuletzt die "völlig verkorkste Steuerreform", meint die Opposition. Statt den Aufschwung Ende der neunziger Jahre zu nutzen und die Sätze radikal zu senken, hätte sich Rot-Grün nur zu Trippelschritten durchringen können. Mit der Folge, dass die Entlastung gerade für kleine und mittelständische Betriebe zu spät komme und obendrein zu gering ausfalle. Ganz im Gegensatz zu den Kapitalgesellschaften, die seit 2001 nur noch 25 Prozent Körperschaftsteuer zahlen und deren Erlöse aus dem Verkauf von Beteiligungen seit diesem Jahr steuerfrei gestellt wurden. Dagegen sinkt der Spitzensatz bei der Einkommensteuer von 53 Prozent 1998 auf "lediglich" 42 Prozent im Jahre 2005 und Erlöse aus Verkäufen von Beteiligungen sind für Personengesellschaften nur bis zu einer Grenze steuerfrei und dann auch nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Diese "offenkundige Benachteiligung des Mittelstandes" will die Union im Falle eines Wahlsieges beheben und verspricht daher ab 2004 eine Steuerreform, von der "alle profitieren". Danach soll unter anderem der Spitzensteuersatz auf unter 40 Prozent sinken. Allerdings stellt die Union dieses Versprechen unter Finanzierungsvorbehalt. Das heißt: Nur wenn die Wirtschaft in ausreichendem Maß wächst, sind weitere Erleichterungen denkbar.

Auf mehr Wachstum setzt die Union auch bei der Frage, wie das versprochene Familiengeld, die geplante Erhöhung des Verteidigungs- und Agraretats sowie der Verzicht auf die letzte Stufe der Ökosteuer bezahlt werden sollen. Eichel bezeichnet das als "unseriös" und wirft der Union vor, geradewegs in den Schuldenstaat zurückzukehren und mit dem Stabilitätspakt zu brechen.

Einzig die FDP rechnet auf Heller und Pfennig vor, wie sie die von ihr angestrebte Steuerreform finanzieren will: durch schmerzhafte Einschnitte etwa bei den Subventionen. Ihr Ziel ist, den progressiven Tarif durch ein Stufensystem mit Sätzen von 15, 25 und 35 Prozent zu ersetzen. Doch ob sie sich damit als kleiner Koalitionspartner wird durchsetzen können, darf bezweifelt werden.

Derzeit jedenfalls lässt der Haushalt keinen Spielraum für große Sprünge. Daher musste Eichel bereits zwei Mal an der Steuerschraube drehen: Zur Finanzierung des Anti-Terror-Paketes erhöhte er die Tabak- und Versicherungssteuer, zur Beseitigung der Flutschäden wird die nächste Stufe der Steuerreform von 2003 auf 2004 verschoben und die Körperschaftsteuer befristet für ein Jahr um 1,5 Prozentpunkte auf 26 Prozent erhöhtt. Als Steuersenker wird Eichel daher vermutlich nicht in die Geschichte eingehen. Sein größtes Projekt für die kommende Legislatur ist die Reform der Gemeindefinanzen. Hier arbeitet bereits eine Kommission an Konzepten. Wahrscheinlich ist, dass künftig etwa auch Selbstständige herangezogen werden, sprich, der Kreis der Zahler erweitert wird.

ribald:

Bei der Umsetzung der ehrgeizigen Reformen hapert

 
20.09.02 00:29
Bei der Umsetzung der ehrgeizigen Reformen hapert es

Rot-Grün gelang es, die Verkehrsinvestitionen von 9,5 Mrd. Euro im Jahr 1998 auf 11,5 Mrd. Euro 2002 zu steigern

Berlin - Gleich drei Minister gaben sich in vier Jahren im Verkehrsministerium die Klinke in die Hand - Grüne, deren Partei das Verkehrsthema doch ein Herzensanliegen ist, waren nicht darunter. Auf Franz Müntefering und Reinhard Klimmt folgte Kurt Bodewig. Rot-Grün gelang es, die Verkehrsinvestitionen von 9,5 Mrd. Euro im Jahr 1998 auf 11,5 Mrd. Euro 2002 zu steigern. Bei einem knauserigen Finanzminister ist das ein Erfolg. Doch Bodewig wollte auch strukturelle Reformen im Verkehrswesen. Der Minister hat hier viel angestoßen: Mehr Wettbewerb auf der Schiene, neue Wege bei der Finanzierung von Verkehrsprojekten durch private Betreiber und nicht zuletzt die Lkw-Maut, die für eine gerechtere Beteiligung der Verkehrsteilnehmer an den Kosten, die sich verursachen, sorgen soll. Bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen Reformen hapert es jedoch. Die Trennung von Betrieb und Schiene bei der Bahn konnte Bodewig nicht durchsetzen. Die Lkw-Maut schaffte es zwar über die parlamentarischen Hürden und durch das Dickicht der Interessengruppen, blieb dann aber in juristischen Fallstricken hängen und kommt wohl erst 2004. svb

ribald:

Die Schlusslicht AG

 
20.09.02 00:37
Die Schlusslicht AG

Der rot-grüne Geschäftsbericht liest sich wie ein trostloser Katalog

Von Carl Graf Hohenthal
Berlin - Nach vier Regierungsjahren der rot-grünen Koalition ist die Frage nach der Bilanz ihrer Wirtschafts- und Sozialpolitik schnell beantwortet. Sie ist schlecht. Wie zu Beginn der Legislaturperiode sind rund vier Millionen Menschen arbeitslos. Bundeskanzler Schröder hatte sich damals zu der Behauptung verstiegen, er brauche nicht wiedergewählt zu werden, wenn es nicht gelinge, die Arbeitslosigkeit auf 3,5 Millionen zu senken.

Heute will er verständlicherweise an diese Bemerkung nicht erinnert werden. Die Zahl der Insolvenzen ist höher denn je. Insbesondere die kleineren Unternehmen brechen reihenweise zusammen, weil sie überschuldet sind und über zu wenig Eigenkapital verfügen. Grund dafür ist die nach wie vor hohe Steuerbelastung. Der Aufbau Ost stockt; ganze Landstriche drohen dort auszubluten, weil die jüngeren Leute nach Westen ziehen, um dort Arbeit zu finden. Viele Kommunen sind überschuldet und stöhnen unter den Aufgaben, die sie erfüllen müssten, häufig aber nicht mehr erfüllen. Die Renten sind immer noch nicht sicher. Dabei ist die Belastung der Unternehmen durch Sozialabgaben unverändert hoch. Die Finanzierung des Gesundheitswesen bereitet riesige Sorgen; wenig überraschend drohen die Krankenkassen schon wieder mit Beitragserhöhungen. Im Bildungsniveau fällt Deutschland weiter zurück, wie die Pisa-Studie vor wenigen Monaten deutlich gemacht hat. Die Agrarpolitik war in den vergangenen Jahren vor allem durch Skandale geprägt. In der Vorbereitung der Osterweiterung der Europäischen Union ist die Bundesregierung im Verbund mit den EU-Ländern keinen Schritt weitergekommen.

Zusammengenommen bedeutet dieser trostlose Katalog, dass Deutschland Schlusslicht in Europa ist. Nun wäre es unfair, wollte man der rot-grünen Koalition unterstellen, dass sie sich nicht bemüht habe. Das Jahr 2000 war sogar ein ausgesprochenes Erfolgsjahr für die Bundesregierung, in dem sich die Wirtschaft angesichts der Steuerreform - die freilich nur Kapitalgesellschaften wirklich begünstigte - und der Freistellung von Veräußerungserlösen aus Unternehmensverkäufen fast mit der SPD und den Grünen ausgesöhnt hatte. Auch die Arbeitslosigkeit nahm zunächst ab und Bundesfinanzminister Eichel wurde mit seinem eisernen Sparkurs mit dem Ziel eines ausgeglichenen Haushalts im Jahr 2006 zu einem geschätzten Starpolitiker. Doch dann ging der Koalition unter dem Druck der Basis und der Gewerkschaften die Luft aus. Bescheidene Reformen, die die Union etwa bei der Lohnfortzahlung und dem Kündigungsschutz eingeleitet hatte, wurden wieder zurückgenommen. Gleichzeitig zeigten der Zusammenbruch des Neuen Marktes und die rückläufige Weltkonjunktur Wirkung.

Doch wenn die Bundesregierung heute die miserable Lage der Weltkonjunktur anlasten will, tut sie damit unrecht. Ein Blick auf die anderen europäischen Länder zeigt, dass man dort unter gleichen weltkonjunkturellen Bedingungen ungleich weiter gekommen ist. In Großbritannien kann der Sozialdemokrat Blair auf die zweitbeste Wirtschaftsperformance seines Landes seit dem zweiten Weltkrieg verweisen. Der französische Präsident Chirac konnte seinem Land nicht zuletzt durch Privatisierungen neuen Schwung geben, und der spanische Ministerpräsident Aznar hat die iberische Halbinsel weit nach vorn gebracht, indem er auch vor unangenehmen Arbeitsmarktreformen nicht zurückgeschreckt ist.

Wenn Bundeskanzler Schröder trotz der allgemeinen Misere in seiner letzten Regierungserklärung die Wirtschaft robust und leistungsstark genannt hat, dann steckt dahinter wohl weniger Realitätsverlust als das Wissen eines Wahlkämpfers, der weiß, dass sich die Deutschen die Wirklichkeit gern zurecht träumen. Es ist zwar vieles nicht gut, aber es könnte noch viel schlimmer kommen. Und alles in allem geht es uns doch prima, lautet die Botschaft. Eine solche Grundstimmung lässt freilich für die Zukunft wenig erwarten. Wer auch immer die Wahl gewinnt, müsste sofort mit ausgearbeiteten Plänen umfassende und einschneidende Reformen angehen. Doch davon halten die Deutschen nicht viel, die an ihren liebgewonnenen sozialen Errungenschaften festhalten wollen. Nur wenige gestehen sich ein, dass die Vielzahl von Sozialleistungen nicht mehr finanzierbar ist, dass härter gearbeitet werden muss, während die Ansprüche schrumpfen müssen. Das will niemand hören. Und eben deshalb hat keine Partei vernünftig ausgearbeitete Pläne in der Schublade.

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