Jörg Püls
Kommentar vom 17.01.2000:
Kommt der Crash?
Sehr geehrte Leser,
nach der beeindruckende Performance der Technologieaktien innerhalb von 4 Monaten
(Nasdaq, Internet-Index und Nemax jeweils etwa 70 Prozent Kursplus) und der immer
größeren Volatilität an den Märkten, drängt sich die alles und entscheidende Frage
geradezu auf: Kann diese Rally weiter gehen oder befinden wir uns bereits in einem
stark überhitzen Markt und somit kurz vor einem Crash?
Grundsätzlich bin ich für die kommenden drei bis fünf Jahre für den Neuen Markt und
die Technologiebörsen in den USA und auch Asien sehr bullisch. Auf dem Weg zu
deutlich höheren Indexständen glaube ich „lediglich“ an eine mittelfristige
Verschnaufpause - eine gesunde Korrektur von 15 bis 20 Prozent. Nun aber zu den
marktbeeinflussenden Fakten.
Getrieben werden die Märkte derzeit von mehreren Faktoren:
Die starke Nachfrage nach Aktien, die mit den enormen Mittelzuflüssen und der hohen
Liquidität zu erklären sind. Dazu hervorragende Unternehmensmeldungen in
Verbindung mit über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen und eine sehr starke
internationale Wirtschaft. Nicht zu vergessen, die nahezu grenzenlose Phantasie, die
in der Zukunftstechnologie wie z.B. dem Internet steckt - und natürlich auch die
Euphorie.
Dem gegenüber steht die Angst vor einer deutlichen Zinserhöhung. Zwar rechnen alle
mit einer Erhöhung. Jedoch bleibt die Frage, werden die Zinsen auf der nächsten
Fed-Sitzung um 25 oder 50 Basispunkte erhöht. Dazu kommt die Angst, dass die
offenbar grenzenlos vorhandenen Liquidität plötzlich schwindet und Gewinn-
mitnahmen die hohe Bewertung vieler Aktien rasch purzeln lässt. Und - die Kursrally
der vergangenen Monate, für viele war sie mehr als rätselhaft und aus charttechnischer
Sicht schreit es förmlich nach einer Korrektur.
Die entscheidende Frage aber wird sein, wie lange hält die hohe Nachfrage noch an -
wie lange fließt noch genügend Geld in den Markt?
Was den Neuen Markt angeht, so ergibt sich ein verblüffender Chartverlauf des
Nemax-All-Share. Vergleicht man den Chart von September 1999 bis Januar 2000 mit
dem Vorjahreszeitraum, so ergeben sich erstaunliche Ähnlichkeiten. So lag in beiden
Jahren das Tief nach einer Korrektur im September/Oktober, gefolgt von einer Kursrally
ohne größere Korrektur bis in den Januar hinein - es folgten heftige Kursausschläge.
Wenn wir diese Szenario weiter spielen, dürfte der Nemax-All- Share-Index Mitte bis
Ende Februar bei circa 5000 Punkten seinen Höchststand erreichen und in eine
Korrekturphase hineinlaufen.
Zudem stürzen sich die Marktteilnehmer derzeit offenbar auf alles was während der
Rally nicht lief und damit hinter dem Markt zurückgeblieben ist. Und genau dieses
Szenario hatten wir auch im vergangenen Jahr - kurz bevor die Korrektur einsetzte.
Es gibt also viele Argumente für eine weitere Fortsetzung der Kursrally, einer
Konsolidierung auf hohen Niveau, aber auch für eine Korrektur.
Interessant wird es in den kommenden Wochen werden. So wird mit Beginn der
Neuemissions-Saison das Geld auch in neue Börsenkandidaten gesteckt werden.
Dann zeigt sich, ob nicht nur einige „kurzfristige Highflyer“ wieder in der Versenkung
verschwinden, sondern wie viel Liquidität tatsächlich vorhanden ist.
Wir gehen davon aus, dass die Liquidität in den kommenden Wochen größere
Schwankungen verursachen wird und Ende Januar/Anfang Februar zunächst die
Höchstkurse am Neuen Markt gesehen werden. Bis dahin werden wohl vor allem
kleinere bis dato vernachlässigte Werte mit Zuwächsen von bis zu 50 Prozent zu den
Gewinner zählen. Dann allerdings sollte nach einer Kursperformance von mehr als 70
Prozent in nur vier Monaten wieder Liquidität aufgebaut werden. Sich zurücklehnen,
abwarten was mit den Märkten passiert und nur gezielt zu investieren hat sich bisher
meist gelohnt.
In diesem Sinne weiterhin viel Erfolg
Ihr Jörg Püls
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