WOCHENEND-NEWSLETTER-EXKLUSIV-INTERVIEW
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Morphosys: „ Es ist nichts schief gelaufen“
Die Morphosys AG (Nemax 50) ist auf dem Gebiet der humanen Antikörper tätig.
Das Biotech-Unternehmen entwickelt Antikörper, die sowohl für die Forschung
und Diagnostik als auch für die Therapie von Krankheiten eingesetzt werden
können. Die in Martinsried bei München ansässige Gesellschaft arbeitet mit
und für namhaften Firmen aus dem Bereich Pharma und Biotechnologie wie
beispielsweise Schering, Bayer, Johnson & Johnson und Roche.
Instock sprach mit Finanzvorstand Dave Lemus über die Schwierigkeiten mit
der im April verkündeten neuen Strategie.
Instock:
Sie haben von Januar bis September bei de facto stagnierenden Umsätzen ihren
Verlust fast vervierfacht. Was ist in diesem Zeitraum schief gelaufen?
Lemus:
Ich möchte betonen, dass wir genau unser im April definiertes Ziel erreicht
haben. Beim Umsatz haben wir unsere eigene Planvorgabe genau getroffen. Das
gilt auch für die Aufwendungen. Es ist also nichts schief gelaufen.
Gegenüber dem Vorjahr ist allerdings unsere Strategie eine andere. Diese
beinhaltet die eigene Entwicklung von Medikamenten. Das kostet
selbstverständlich mehr Geld.
Instock:
Wieso kündigen Sie jetzt Restrukturierungsmaßnahmen an, wenn alles nach Plan
lief?
Lemus:
Wir haben vor kurzem gemeldet, dass eine geplante Fusion zwischen uns und
British Biotech nicht stattfinden wird. Im April haben wir gesagt, dass eine
Bedingung für die Erfüllung unserer neuen Pläne eine strategische
Partnerschaft bis Ende 2002 ist. Dieser Deal hat nicht stattgefunden und die
Fusion mit British Biotech war die letzte Chance, so etwas in diesem Jahr
noch hinzubekommen. Diese Fusion hätte keinen Einfluss auf unsere Gewinn-
und Umsatzprognose, aber auf unsere liquiden Mittel gehabt. Mit dem Wegfall
der strategischen Partnerschaft in diesem Jahr müssen wir die
Restrukturierungsmaßnahmen einleiten.
Instock:
Ein Hauptbestandteil der Restrukturierungsmaßnahmen ist die Entlassung von
30 Mitarbeitern. Wie groß sind die erwarteten Einsparungen?
Lemus:
Wir meinen, dass wir auf Basis des für 2002 geplanten Gesamtaufwands von 42
Millionen Euro im kommenden Geschäftsjahr 14 Millionen Euro einsparen
werden.
Instock:
Heißt das, dass bei Morphosys 30 Mitarbeiter 14 Millionen Euro im Jahr
verdienen?
Lemus:
Nein, mehr als 70 Prozent dieses Einsparpotentials sind verbunden mit der
Produktentwicklung. Darin sind beispielsweise die Entwicklungs- und
Herstellungskosten für Antikörpern unseres eigenen Produktportfolios
enthalten. Da wir diese Produkte nicht mehr entwickeln werden, sparen wir
diese Kosten.
Instock:
Ist das nicht eine Abkehr von der im April 2002 verkündeten Strategie?
Lemus:
Wir meinen, die Entscheidung, eigene Produkte zu entwickeln, ist richtig.
Dazu stehen wir auch weiterhin. Wir geben aber zu, dass das momentane Umfeld
uns das nicht erlaubt. Ich möchte das mit einem Lauf vergleichen. Wir haben
im April gesagt, wir möchten einen Marathon laufen. Jetzt haben wir
festgestellt, dass wir momentan nur die Mittel für einen 5-Kilometer-Lauf
haben.
Instock:
Da ist Ihnen also gewaltig die Puste ausgegangen. Wann wollen Sie wieder
Marathon laufen?
Lemus:
Wir schließen einen Marathon nicht aus. Im Moment ist für uns wichtig,
genügend Liquidität für die Zukunft zu haben. Zukunft heißt eine neue
strategische Partnerschaft, eine Fusion.
Instock:
Das Hauptaugenmerk seit April lag auf der eigenen Produktentwicklung. Damit
ist es vorbei. Was ist nun das Kerngeschäft von Morphosys?
Lemus:
Ich glaube, es liegt dort, wo wir auch in der Vergangenheit stark waren. Wir
haben bisher 20 Aktiv-Programme mit namhaften pharmazeutischen und
Biotechnologie-Unternehmen abgewickelt. An dieser Zusammenarbeit hat sich
nichts geändert. Wir haben nach wie vor ein starkes, technologiebasiertes
Geschäft.
Instock:
Kam der Strategie-Wandel im April nicht zu früh? Schließlich war mit den
Briten noch nichts unterschrieben.
Lemus:
Im April waren wir in Verhandlungen über drei oder vier strategische
Partnerschaften. British Biotech war einer der letzten, der weggefallen ist.
Wir dachten damals, dass die Chancen sehr gut sind, unsere Pläne
durchzuziehen. Wir hatten bisher jedes Jahr unsere Ziele erreicht. Auch im
April waren die Chancen dafür sehr gut. Was wir nicht vorhersehen konnten,
war, wie tief unsere Aktie im Zusammenhang mit dem Einbruch des Neuen
Marktes fallen würde.
Instock:
Dass die Verträge nicht zustande gekommen sind, liegt also nur daran, dass
Ihre Aktie als Währung zu schwach wurde?
Lemus:
Es gab auch andere Gründe. Die Tatsache, dass wir unsere Aktien nicht als
Kaufwährung benutzen konnten, ist ein wichtiger Faktor gewesen.
Mehr zu Morphosys finden Sie unter: www.morphosys.de
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Morphosys: „ Es ist nichts schief gelaufen“
Die Morphosys AG (Nemax 50) ist auf dem Gebiet der humanen Antikörper tätig.
Das Biotech-Unternehmen entwickelt Antikörper, die sowohl für die Forschung
und Diagnostik als auch für die Therapie von Krankheiten eingesetzt werden
können. Die in Martinsried bei München ansässige Gesellschaft arbeitet mit
und für namhaften Firmen aus dem Bereich Pharma und Biotechnologie wie
beispielsweise Schering, Bayer, Johnson & Johnson und Roche.
Instock sprach mit Finanzvorstand Dave Lemus über die Schwierigkeiten mit
der im April verkündeten neuen Strategie.
Instock:
Sie haben von Januar bis September bei de facto stagnierenden Umsätzen ihren
Verlust fast vervierfacht. Was ist in diesem Zeitraum schief gelaufen?
Lemus:
Ich möchte betonen, dass wir genau unser im April definiertes Ziel erreicht
haben. Beim Umsatz haben wir unsere eigene Planvorgabe genau getroffen. Das
gilt auch für die Aufwendungen. Es ist also nichts schief gelaufen.
Gegenüber dem Vorjahr ist allerdings unsere Strategie eine andere. Diese
beinhaltet die eigene Entwicklung von Medikamenten. Das kostet
selbstverständlich mehr Geld.
Instock:
Wieso kündigen Sie jetzt Restrukturierungsmaßnahmen an, wenn alles nach Plan
lief?
Lemus:
Wir haben vor kurzem gemeldet, dass eine geplante Fusion zwischen uns und
British Biotech nicht stattfinden wird. Im April haben wir gesagt, dass eine
Bedingung für die Erfüllung unserer neuen Pläne eine strategische
Partnerschaft bis Ende 2002 ist. Dieser Deal hat nicht stattgefunden und die
Fusion mit British Biotech war die letzte Chance, so etwas in diesem Jahr
noch hinzubekommen. Diese Fusion hätte keinen Einfluss auf unsere Gewinn-
und Umsatzprognose, aber auf unsere liquiden Mittel gehabt. Mit dem Wegfall
der strategischen Partnerschaft in diesem Jahr müssen wir die
Restrukturierungsmaßnahmen einleiten.
Instock:
Ein Hauptbestandteil der Restrukturierungsmaßnahmen ist die Entlassung von
30 Mitarbeitern. Wie groß sind die erwarteten Einsparungen?
Lemus:
Wir meinen, dass wir auf Basis des für 2002 geplanten Gesamtaufwands von 42
Millionen Euro im kommenden Geschäftsjahr 14 Millionen Euro einsparen
werden.
Instock:
Heißt das, dass bei Morphosys 30 Mitarbeiter 14 Millionen Euro im Jahr
verdienen?
Lemus:
Nein, mehr als 70 Prozent dieses Einsparpotentials sind verbunden mit der
Produktentwicklung. Darin sind beispielsweise die Entwicklungs- und
Herstellungskosten für Antikörpern unseres eigenen Produktportfolios
enthalten. Da wir diese Produkte nicht mehr entwickeln werden, sparen wir
diese Kosten.
Instock:
Ist das nicht eine Abkehr von der im April 2002 verkündeten Strategie?
Lemus:
Wir meinen, die Entscheidung, eigene Produkte zu entwickeln, ist richtig.
Dazu stehen wir auch weiterhin. Wir geben aber zu, dass das momentane Umfeld
uns das nicht erlaubt. Ich möchte das mit einem Lauf vergleichen. Wir haben
im April gesagt, wir möchten einen Marathon laufen. Jetzt haben wir
festgestellt, dass wir momentan nur die Mittel für einen 5-Kilometer-Lauf
haben.
Instock:
Da ist Ihnen also gewaltig die Puste ausgegangen. Wann wollen Sie wieder
Marathon laufen?
Lemus:
Wir schließen einen Marathon nicht aus. Im Moment ist für uns wichtig,
genügend Liquidität für die Zukunft zu haben. Zukunft heißt eine neue
strategische Partnerschaft, eine Fusion.
Instock:
Das Hauptaugenmerk seit April lag auf der eigenen Produktentwicklung. Damit
ist es vorbei. Was ist nun das Kerngeschäft von Morphosys?
Lemus:
Ich glaube, es liegt dort, wo wir auch in der Vergangenheit stark waren. Wir
haben bisher 20 Aktiv-Programme mit namhaften pharmazeutischen und
Biotechnologie-Unternehmen abgewickelt. An dieser Zusammenarbeit hat sich
nichts geändert. Wir haben nach wie vor ein starkes, technologiebasiertes
Geschäft.
Instock:
Kam der Strategie-Wandel im April nicht zu früh? Schließlich war mit den
Briten noch nichts unterschrieben.
Lemus:
Im April waren wir in Verhandlungen über drei oder vier strategische
Partnerschaften. British Biotech war einer der letzten, der weggefallen ist.
Wir dachten damals, dass die Chancen sehr gut sind, unsere Pläne
durchzuziehen. Wir hatten bisher jedes Jahr unsere Ziele erreicht. Auch im
April waren die Chancen dafür sehr gut. Was wir nicht vorhersehen konnten,
war, wie tief unsere Aktie im Zusammenhang mit dem Einbruch des Neuen
Marktes fallen würde.
Instock:
Dass die Verträge nicht zustande gekommen sind, liegt also nur daran, dass
Ihre Aktie als Währung zu schwach wurde?
Lemus:
Es gab auch andere Gründe. Die Tatsache, dass wir unsere Aktien nicht als
Kaufwährung benutzen konnten, ist ein wichtiger Faktor gewesen.
Mehr zu Morphosys finden Sie unter: www.morphosys.de