Das Medienunternehmen Das Werk AG hatte am 29. Juni 2000 ins Messe-Congress-Center nach Frankfurt am Main eingeladen. Über 200 Aktionäre, Aktionärsvertreter und Gäste kamen zu der Hauptversammlung, unter ihnen auch Susan Rummel als Mitarbeiterin von GSC Research.
Der Verfall des Aktienkurses in den letzten Monaten war das zentrale Thema auf dem Zusammentreffen. Seit dem Börsengang 1999 war das Papier von 20 Euro im Zuge der Hausse am Neuen Markt auf über 60 Euro angestiegen und in der Depression der letzten Monate bis unter den Ausgabepreis gefallen. Keiner der Anwesenden verstand so richtig das Börsendilemma, dem sich auch die Das-Werk-Aktie nicht entziehen konnte. Vor allem, weil im Gegensatz zu anderen Werten des Nemax-All-Share, Das Werk keine schlechten Unternehmenszahlen zu vermelden hatte.
Auf der Hauptversammlung versuchten Vorstand und Aufsichtsrat deshalb auch Optimismus zu verbreiten. Mit einem Einstiegsfilm über Highlights des vergangenen Geschäftsjahres: Bewerbungsfilm Fußball WM 2006 in Deutschland, der Sprung nach Hollywood und die Zusammenarbeit mit Wim Wenders und dem Erfolgsmovie „The Million Dollar Hotel“, Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen fürs ZDF Ö versuchten Vorstand und Aufsichtsrat die Aktionäre bei Laune zu halten.
Nach Abhandlung der Formalitäten, begann Aufsichtsratsvorsitzender Fritz-Christoph Horstmann mit einem kurzen Bericht. Darin machte er aufmerksam, dass im Geschäftsjahr 2000 14 Aufsichtsratssitzungen stattgefunden hatten. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand nannte er „sehr produktiv“. Grund für die vielen Zusammenkünfte sind die rund 30 Akquisitionen in 2000.
Bericht des Vorstands
Vorstandssprecher Joachim Sturmes skizzierte als erstes noch einmal die Struktur des Unternehmens. Grundlage war und bleibe die digitale Bild- und Tonbearbeitung. Daneben spielen die Segmente Filmproduktion und -rechteverwertung sowie Animation eine Rolle. Technologie und Software sollen das vierte Standbein des Konzerns werden.
Knapp 90 Mio. Euro Umsatz machte das Werk 2000. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 158 Prozent. Damit wurden die beim IPO gegebenen Prognosen von knapp 60 Mio. Euro um 71 Prozent überboten. Der Konzern konzentrierte sich im 1.Quartal auf die digitale Bild- und Tonbearbeitung. Geprägt waren die ersten drei Monate 2000 durch die Auslieferung des Wim-Wenders-Films „The Million Dollar Hotel“.
Im 2.Quartal stand die Akquisition von 51 Prozent der Anteile der „FFP Media GmbH“ im Mittelpunkt. Sie soll den Grundstein für das Wachstum im Filmbereich legen. Mittlerweile hat Das Werk seine Beteiligung auf 81 Prozent erhöht. Die Übernahme der in der digitalen Bildbearbeitung tätigen „En Efecto“-Gruppe war im 3.Quartal der Vorstoß auf den spanischen Markt.
Dieser Schritt baute die europäische Marktführung aus und ließ im 4.Quartal den Sprung über den „Großen Teich“ folgen. Durch die Übernahme von 73 Prozent an der Filmproduktion „Promark LLC“ in London und Los Angeles gelang der Schritt nach Hollywood (USA). „Damit haben wir den Weltmarkt erschlossen und dadurch die Abhängigkeit von Deutschland aufgegeben“, begründete Herr Sturmes diesen Weg.
Der Ertrag stieg 2000 deutlich überproportional zum Umsatz. Das Ergebnis pro Aktie verbesserte sich von 18 Cent 1999 auf 65 Cent in 2000. Der Vorstandssprecher versprach den Aktionären auch in 2001 die Ertragssteigerungen fortzusetzen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr investierte Das Werk 71,3 Mio. Euro, um die Gesellschaft auszubauen. In laufende Aktivitäten flossen 40,8 Mio. Euro und 30,5 Mio. Euro wurden durch den Zukauf neuer Firmen in Goodwill gebunden. Das Anlagevermögen weitete sich von 33 Mio. Euro 1999 um ca. 230 Prozent auf 110 Mio. Euro aus. Das Umlaufvermögen inklusive 8,7 Mio. Euro liquider Mittel lag 2000 bei 76 Mio. Euro.
Herr Sturmes prognostizierte für die nächsten zehn Jahre ein durchschnittliches Wachstum von zehn Prozent. Allein seit dem Börsengang sei der Konzern organisch um 75 Prozent gewachsen.
Der Umsatz nach Segmenten betrug 2000 in der Postproduktion 53 Prozent, Filmproduktion 46,4 Prozent und Animation 0,6 Prozent. Im laufenden Geschäftsjahr soll er in den Segmenten Postproduktion 64 Prozent, Filmproduktion 34 Prozent und Animation 2 Prozent betragen. So werden in diesem Jahr im Segment digitale Postproduktion Teile des von Roland Emmerich produzierten Thrillers „Arac Attack“ und des von Peter Hyams produzierten Mantel- und Degenfilms „D´Artagnan“ bearbeitet. Außerdem realisiert Das Werk derzeit den bislang größten Postproduktions-Einzelauftrag. Der Konzern wurde vom ZDF beauftragt, das neue On-Air-Erscheinungsbild in bewegte Bilder zu versetzten.
Im Segment Filmproduktion befinden sich drei Road-Movie-Projekte in Vorbereitung. Dabei sei das Unternehmen besonders stolz, dass Wim Wenders versprochen habe, jedes Jahr zwei Filme mit dem Medien- und Technologieunternehmen zu machen, sagte der Vorstandssprecher. Im Segment Animation seien derzeit drei Studios „unterwegs“, die Produktionen in Höhe von 36 Mio. Euro bearbeiten sollen.
Der Konzernabschluss sei nach IAS-Standard festgestellt. Der Jahresüberschuss stieg gegenüber 1999 um 267 Prozent auf 6,6 Mio. Euro. Das Unternehmen habe trotz Akquisitionen in Höhe von 25 Mio. Euro und dem Erwerb von Sachanlagen in Höhe von 61 Mio. Euro einen positiven Cash Flow. Das zeige, dass Das Werk eine starke Eigenfinanzierungskraft habe. „Wir verbrennen kein Geld“, beendete Herr Sturmes die Bilanzerläuterung und ging zu den Zahlen des 1.Quartals 2001 über.
So stiegen die Umsatzerlöse im 1.Quartal 2001 gegenüber dem 1.Quartal 2000 in der AG um 2,7 Mio. Euro auf 23,4 Mio. Euro. Davon entfielen auf die Segmente Postproduktion 19,8 Mio. Euro, Filmproduktion 3,5 Mio. Euro und Animation 0,1 Mio. Euro. Die gesamten Erlöse des Konzerns wuchsen um 17 Prozent auf 25,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) beläuft sich auf 4,9 Mio. Euro gegenüber 12,3 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Die Das Werk AG weist im 1.Quartal 2001 ein Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit von 109.000 Euro aus. Im 1.Quartal 2000 hatte es aufgrund der höheren Erlöse aus Filmlieferungen 3,1 Mio. Euro betragen.
Der Konzern bilanziert ein Periodenergebnis in Höhe von minus 367.000 Euro. Das ist ein Verlust pro Aktie von 0,03 Euro. Dem steht ein Vorjahresergebnis von rund 1,5 Mio. Euro gegenüber. „Trotzdem sind wir mit dem 1.Quartal 2001 zufrieden und optimistisch für dieses Jahr“, kommentierte Joachim Sturmes die Zahlen.
Nach 88,8 Mio. Euro Umsatz 2000 rechnet der Vorstand mit 170 bis 180 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2001 und 200 bis 220 Mio. Euro 2002. Der Gewinn pro Aktie steige auf 1 bis 1,15 Euro 2001 und 1,3 bis 1,5 Euro 2002.
Um diese Ziele zu erreichen, will Das Werk neuen Werkstöchter vollständig in die Gruppe konsolidieren und integrieren, international weiter mit dezentralen Strukturen wachsen und regional präsent sein. „Wir schauen nach Canada“, präzisierte Herr Sturmes. Außerdem wolle der Konzern neue Dienstleistungspotentiale durch den Aufbau neuer Technologien im digitalen Film und mit Medienarchivierungssystemen erschließen. Man suche nach neuen Wegen zum Beispiel in der digitalen Bildübertragung.
Trotzdem sich die Aktie der Das Werk AG dem Sog des Neuen Marktes nach unten nicht entziehen konnte, performte sie wesentlich besser als der Nemax-All-Share-Index. Auch die besonders dramatische Situation bei einigen Konkurrenten im Segment Medienwerte habe das Papier unter Druck gesetzt. „Trotzdem sind wir optimistisch“, sagte Vorstandssprecher Sturmes. Der eingeschlagene Weg der Internationalisierung und Vernetzung in der Gruppe im Jahr 2001 werde sich in einer positiven Kursentwicklung niederschlagen.
Allgemeine Diskussion
Fast alle Redner aus dem Aktionärs-Kreis äußerten sich lobend über die Arbeit des Konzerns. Als erster sprach Martin Menzel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und bescheinigte dem Vorstand ein „glückliches Händchen“ bei der nationalen und internationalen Expansion. Durch die getätigten Akquisitionen sei der Konzern „hervorragend positioniert“. Warum werde das alles von der Börse nicht honoriert?
Doch gerade bei Expansion, Beteiligungen und Übernahmen müßten alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Darauf bezogen sich auch seine Fragen.
Er wollte wissen, wie das Controlling funktioniert und ob es Frühwarnindikatoren gibt. Da das Unternehmen Gewinne gemacht habe, fragte er, wie es mit einer Dividendenzahlung aussieht.
Kleinaktionär Hans-Joachim Bressel war besorgt: „Mir geht es mit dem Unternehmenswachstum zu schnell!“ Die Hiobsbotschaften anderer Neuer-Markt-Unternehmen seien eine Warnung. Herrn Bressel interessierte, wo die Schwerpunkte des Unternehmens liegen - im risikoreichen Filmgeschäft oder in der erfolgreich laufenden digitalen Bildbearbeitung?
Außerdem hatte Herr Bressel aus der Presse erfahren, dass in der Münchner Dependance Geld für Partys und Flugreisen verschwendet wurde. „Sie haben unser Geld nicht, um sich kreativ auszuleben“, sagte er und fragte, welche Sicherheitsmechanismen gibt es und wie ist das bei den Auslandsfirmen? Vom gesamten Vorstand wollte Herr Bressel wissen, ob jemand Aktienpakete verkauft habe, da in den letzten Wochen der Kurs der Aktie kontinuierlich weiter gefallen sei.
Rudolf Heinz von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) lobte die Dynamik des Unternehmens, fragte jedoch gleichzeitig, ob das starke Wachstum auf Dauer gut gehen kann. Die Kursentwicklung der Aktie von 20 über 60 auf derzeit 15 Euro spiegele nicht die Unternehmensdaten wider. Er ermahnte den Vorstand sich nicht mit dem Nemax zu vergleichen, da Das Werk es nicht nötig habe, sich mit Schrott zu messen.
Außerdem bat Herr Heinz um eine nähere Erläuterung, wie der Free Float momentan zwischen privaten und institutionellen, inländischen und ausländischen Aktionären verteilt sei und ob die Steuerquote, die in 2000 schon bis auf 42 Prozent gesunken sei, weiter zurück geht. Da 8,7 Mio. Euro Liquidität keine Akquisitionsbasis sind, fragte Rudolf Heinz ob mit einer Kapitalerhöhung in diesem oder nächsten Jahr zu rechnen sei und auf welchen Aktienkurs das Unternehmen wartet.
Der SdK-Vertreter war beeindruckt von der Prognose für das Geschäftsjahr 2001 und sagte: „Wenn diese Prognosen eintreffen, dann ist die Aktie völlig unterbewertet“.
Antworten
Zunächst antwortete Frau Babette Haas, seit 1. Januar 2001 neu im Vorstand und verantwortlich für Finanzen, Controlling und Investor Relations, zum Thema Controlling. Alle Gesellschaften des Konzerns sind zur Monatsberichterstattung verpflichtet. Die Berichte müssen jeweils bis zum 10. des Folgemonats vorliegen. Im Inland arbeitet das Unternehmen außerdem mit dem Cash-Pooling-System. Das bedeutet, alle Unternehmen haben nur auf ein gemeinsames Konto zugriff. Dadurch fällt sofort auf, wenn einer „zu tief in die Kasse greift“.
Zur Aktienverteilung sagte Frau Haas, dass der Free Float 35 Prozent beträgt. Davon sind 70 Prozent in den Händen institutioneller Anleger, die zu 70 Prozent aus Deutschland kommen. Die 30 Prozent Privatanleger sind hauptsächlich aus dem Inland. Insgesamt hat Das Werk rund 20.000 Aktionäre. Die Steuerquote prognostizierte sie mit 38 Prozent im Jahr 2001.
Die restlichen Fragen beantwortete Joachim Sturmes. „Was heißt zu schnelles Wachstum. Wir erwarten 25 bis 30 Prozent organisches Wachstum für 2001 und haben vor allem die Konsolidierungen im Auge.“ Ansonsten sei Amerika der Schlüssel zum Weltmarkt, da man in Deutschland schon allein durch die Sprache an Grenzen stößt. Letztlich sei das große Wunschziel: „Wir wollen einen Oskar gewinnen!“
Der Cash Flow hat 2000 8,7 Mio. Euro betragen und das Geld liegt auf der Bank. Aus diesem Grund seien momentan keine Kapitalerhöhungen geplant. Außerdem sei der Kurs einfach zu schlecht dafür. Deshalb habe auch niemand vom Vorstand Aktien verkauft. „Wir sitzen alle in einem Boot!“ Zum Thema Dividendenzahlung sagte Sturmes: „Ich habe beim IPO gesagt, die ersten Jahre bezahlen wir nichts. Dabei bleibe ich!“
Abstimmungen
Vom Grundkapital in Höhe von 11,371 Mio. Euro Aktienkapital, waren 7.646.210 Stückaktien entsprechend 67,24 Prozent des Aktienkapitals vertreten.
Die Vorschläge der Gesellschaft zu den Tagesordnungspunkten Verwendung des Bilanzgewinns in Höhe von 3.145.759,06 Euro auf neue Rechnung vorzutragen (TOP 2), Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2001 (TOP 5), Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge zwischen Das Werk AG und Das Werk mbH München (TOP 6.1) sowie Das Werk AG und Das Werk mbH Düsseldorf (TOP 6.2) und Aufhebung des bisherigen Genehmigten Kapitals und gleichzeitige Neuschaffung eines Genehmigten Kapitals in Höhe von 5.685.000 Euro (TOP 7) wurden jeweils mit über 99 Prozent der Stimmen beschlossen.
Fazit
Nach den vorgelegten Geschäftszahlen aus dem Jahr 2000 und den Zahlen des 1.Quartals 2001 macht das Unternehmen einen soliden Eindruck. Trotzdem ist die Verunsicherung der Aktionäre verständlich. Das Werk AG muss sich derzeit in einem schwierigen Umfeld behaupten. Der Vertrauensverlust nach dem EM.TV-Debakel färbt auch auf diesen Medienwert ab. Weiterhin sollte man das Wachstum des Unternehmens beobachten. Mittlerweile 45 Gesellschaften gehören zu dem Konzern. Bei dieser Menge haben schon ganz andere Börsenkandidaten den Überblick verloren. Wenn der Konzern jedoch in diesem Jahr die Konsolidierungen und Eingliederungen weiter verfolgt, steht der Stabilisierung nichts im Wege.
Zu überdenken ist auch, ob die Ausweitung im Segment Filmproduktionen wirklich der richtige Weg ist. In der digitalen Bild- und Tonverarbeitung ist Das Werk Marktführer. Dieses Potential sollte ausgelotet werden. Nach dem Motto: Schuster bleib´ bei deinen Leisten. Gerade das Filmproduktionsgeschäft ist unsicher, da es keine Bewertungsmaßstäbe für das Endprodukt gibt. So kann sich eine Millioneninvestition schnell als Flop erweisen, die Produktionskosten können unverschuldet ins Unermeßliche steigen.
Momentan scheint die Aktie aber tatsächlich unterbewertet zu sein. Eine Position sollte auf jeden Fall mit einem Stoploss abgesichert werden, da nur knapp 4 Mio. Papiere im Free Float sind. Diese geringen Stückzahlen rufen immer gern Zocker auf den Plan. Außerdem reagiert der Kurs sofort, wenn Fonds aus dem Wert aus- bzw. einsteigen.
Positiver Aspekt der Hauptversammlung war, dass der Quartalsbericht vorlag. Daneben machte auch der Geschäftsbericht einen sehr kompetenten und vollständigen Eindruck. Vielleicht kann Das Werk damit seinen „ersten Oskar“ gewinnen.
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Das Werk AG
Schmidtstr. 12
60326 Frankfurt am Main
Tel.: 069 / 97 35 3 - 510
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Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Wolfgang Borgfeld
Tel.: 069 / 97 35 3 - 440
Fax: 069 / 97 35 3 - 442
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Der Verfall des Aktienkurses in den letzten Monaten war das zentrale Thema auf dem Zusammentreffen. Seit dem Börsengang 1999 war das Papier von 20 Euro im Zuge der Hausse am Neuen Markt auf über 60 Euro angestiegen und in der Depression der letzten Monate bis unter den Ausgabepreis gefallen. Keiner der Anwesenden verstand so richtig das Börsendilemma, dem sich auch die Das-Werk-Aktie nicht entziehen konnte. Vor allem, weil im Gegensatz zu anderen Werten des Nemax-All-Share, Das Werk keine schlechten Unternehmenszahlen zu vermelden hatte.
Auf der Hauptversammlung versuchten Vorstand und Aufsichtsrat deshalb auch Optimismus zu verbreiten. Mit einem Einstiegsfilm über Highlights des vergangenen Geschäftsjahres: Bewerbungsfilm Fußball WM 2006 in Deutschland, der Sprung nach Hollywood und die Zusammenarbeit mit Wim Wenders und dem Erfolgsmovie „The Million Dollar Hotel“, Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen fürs ZDF Ö versuchten Vorstand und Aufsichtsrat die Aktionäre bei Laune zu halten.
Nach Abhandlung der Formalitäten, begann Aufsichtsratsvorsitzender Fritz-Christoph Horstmann mit einem kurzen Bericht. Darin machte er aufmerksam, dass im Geschäftsjahr 2000 14 Aufsichtsratssitzungen stattgefunden hatten. Die Zusammenarbeit mit dem Vorstand nannte er „sehr produktiv“. Grund für die vielen Zusammenkünfte sind die rund 30 Akquisitionen in 2000.
Bericht des Vorstands
Vorstandssprecher Joachim Sturmes skizzierte als erstes noch einmal die Struktur des Unternehmens. Grundlage war und bleibe die digitale Bild- und Tonbearbeitung. Daneben spielen die Segmente Filmproduktion und -rechteverwertung sowie Animation eine Rolle. Technologie und Software sollen das vierte Standbein des Konzerns werden.
Knapp 90 Mio. Euro Umsatz machte das Werk 2000. Das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 158 Prozent. Damit wurden die beim IPO gegebenen Prognosen von knapp 60 Mio. Euro um 71 Prozent überboten. Der Konzern konzentrierte sich im 1.Quartal auf die digitale Bild- und Tonbearbeitung. Geprägt waren die ersten drei Monate 2000 durch die Auslieferung des Wim-Wenders-Films „The Million Dollar Hotel“.
Im 2.Quartal stand die Akquisition von 51 Prozent der Anteile der „FFP Media GmbH“ im Mittelpunkt. Sie soll den Grundstein für das Wachstum im Filmbereich legen. Mittlerweile hat Das Werk seine Beteiligung auf 81 Prozent erhöht. Die Übernahme der in der digitalen Bildbearbeitung tätigen „En Efecto“-Gruppe war im 3.Quartal der Vorstoß auf den spanischen Markt.
Dieser Schritt baute die europäische Marktführung aus und ließ im 4.Quartal den Sprung über den „Großen Teich“ folgen. Durch die Übernahme von 73 Prozent an der Filmproduktion „Promark LLC“ in London und Los Angeles gelang der Schritt nach Hollywood (USA). „Damit haben wir den Weltmarkt erschlossen und dadurch die Abhängigkeit von Deutschland aufgegeben“, begründete Herr Sturmes diesen Weg.
Der Ertrag stieg 2000 deutlich überproportional zum Umsatz. Das Ergebnis pro Aktie verbesserte sich von 18 Cent 1999 auf 65 Cent in 2000. Der Vorstandssprecher versprach den Aktionären auch in 2001 die Ertragssteigerungen fortzusetzen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr investierte Das Werk 71,3 Mio. Euro, um die Gesellschaft auszubauen. In laufende Aktivitäten flossen 40,8 Mio. Euro und 30,5 Mio. Euro wurden durch den Zukauf neuer Firmen in Goodwill gebunden. Das Anlagevermögen weitete sich von 33 Mio. Euro 1999 um ca. 230 Prozent auf 110 Mio. Euro aus. Das Umlaufvermögen inklusive 8,7 Mio. Euro liquider Mittel lag 2000 bei 76 Mio. Euro.
Herr Sturmes prognostizierte für die nächsten zehn Jahre ein durchschnittliches Wachstum von zehn Prozent. Allein seit dem Börsengang sei der Konzern organisch um 75 Prozent gewachsen.
Der Umsatz nach Segmenten betrug 2000 in der Postproduktion 53 Prozent, Filmproduktion 46,4 Prozent und Animation 0,6 Prozent. Im laufenden Geschäftsjahr soll er in den Segmenten Postproduktion 64 Prozent, Filmproduktion 34 Prozent und Animation 2 Prozent betragen. So werden in diesem Jahr im Segment digitale Postproduktion Teile des von Roland Emmerich produzierten Thrillers „Arac Attack“ und des von Peter Hyams produzierten Mantel- und Degenfilms „D´Artagnan“ bearbeitet. Außerdem realisiert Das Werk derzeit den bislang größten Postproduktions-Einzelauftrag. Der Konzern wurde vom ZDF beauftragt, das neue On-Air-Erscheinungsbild in bewegte Bilder zu versetzten.
Im Segment Filmproduktion befinden sich drei Road-Movie-Projekte in Vorbereitung. Dabei sei das Unternehmen besonders stolz, dass Wim Wenders versprochen habe, jedes Jahr zwei Filme mit dem Medien- und Technologieunternehmen zu machen, sagte der Vorstandssprecher. Im Segment Animation seien derzeit drei Studios „unterwegs“, die Produktionen in Höhe von 36 Mio. Euro bearbeiten sollen.
Der Konzernabschluss sei nach IAS-Standard festgestellt. Der Jahresüberschuss stieg gegenüber 1999 um 267 Prozent auf 6,6 Mio. Euro. Das Unternehmen habe trotz Akquisitionen in Höhe von 25 Mio. Euro und dem Erwerb von Sachanlagen in Höhe von 61 Mio. Euro einen positiven Cash Flow. Das zeige, dass Das Werk eine starke Eigenfinanzierungskraft habe. „Wir verbrennen kein Geld“, beendete Herr Sturmes die Bilanzerläuterung und ging zu den Zahlen des 1.Quartals 2001 über.
So stiegen die Umsatzerlöse im 1.Quartal 2001 gegenüber dem 1.Quartal 2000 in der AG um 2,7 Mio. Euro auf 23,4 Mio. Euro. Davon entfielen auf die Segmente Postproduktion 19,8 Mio. Euro, Filmproduktion 3,5 Mio. Euro und Animation 0,1 Mio. Euro. Die gesamten Erlöse des Konzerns wuchsen um 17 Prozent auf 25,1 Mio. Euro. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) beläuft sich auf 4,9 Mio. Euro gegenüber 12,3 Mio. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres.
Die Das Werk AG weist im 1.Quartal 2001 ein Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit von 109.000 Euro aus. Im 1.Quartal 2000 hatte es aufgrund der höheren Erlöse aus Filmlieferungen 3,1 Mio. Euro betragen.
Der Konzern bilanziert ein Periodenergebnis in Höhe von minus 367.000 Euro. Das ist ein Verlust pro Aktie von 0,03 Euro. Dem steht ein Vorjahresergebnis von rund 1,5 Mio. Euro gegenüber. „Trotzdem sind wir mit dem 1.Quartal 2001 zufrieden und optimistisch für dieses Jahr“, kommentierte Joachim Sturmes die Zahlen.
Nach 88,8 Mio. Euro Umsatz 2000 rechnet der Vorstand mit 170 bis 180 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2001 und 200 bis 220 Mio. Euro 2002. Der Gewinn pro Aktie steige auf 1 bis 1,15 Euro 2001 und 1,3 bis 1,5 Euro 2002.
Um diese Ziele zu erreichen, will Das Werk neuen Werkstöchter vollständig in die Gruppe konsolidieren und integrieren, international weiter mit dezentralen Strukturen wachsen und regional präsent sein. „Wir schauen nach Canada“, präzisierte Herr Sturmes. Außerdem wolle der Konzern neue Dienstleistungspotentiale durch den Aufbau neuer Technologien im digitalen Film und mit Medienarchivierungssystemen erschließen. Man suche nach neuen Wegen zum Beispiel in der digitalen Bildübertragung.
Trotzdem sich die Aktie der Das Werk AG dem Sog des Neuen Marktes nach unten nicht entziehen konnte, performte sie wesentlich besser als der Nemax-All-Share-Index. Auch die besonders dramatische Situation bei einigen Konkurrenten im Segment Medienwerte habe das Papier unter Druck gesetzt. „Trotzdem sind wir optimistisch“, sagte Vorstandssprecher Sturmes. Der eingeschlagene Weg der Internationalisierung und Vernetzung in der Gruppe im Jahr 2001 werde sich in einer positiven Kursentwicklung niederschlagen.
Allgemeine Diskussion
Fast alle Redner aus dem Aktionärs-Kreis äußerten sich lobend über die Arbeit des Konzerns. Als erster sprach Martin Menzel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und bescheinigte dem Vorstand ein „glückliches Händchen“ bei der nationalen und internationalen Expansion. Durch die getätigten Akquisitionen sei der Konzern „hervorragend positioniert“. Warum werde das alles von der Börse nicht honoriert?
Doch gerade bei Expansion, Beteiligungen und Übernahmen müßten alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden. Darauf bezogen sich auch seine Fragen.
Er wollte wissen, wie das Controlling funktioniert und ob es Frühwarnindikatoren gibt. Da das Unternehmen Gewinne gemacht habe, fragte er, wie es mit einer Dividendenzahlung aussieht.
Kleinaktionär Hans-Joachim Bressel war besorgt: „Mir geht es mit dem Unternehmenswachstum zu schnell!“ Die Hiobsbotschaften anderer Neuer-Markt-Unternehmen seien eine Warnung. Herrn Bressel interessierte, wo die Schwerpunkte des Unternehmens liegen - im risikoreichen Filmgeschäft oder in der erfolgreich laufenden digitalen Bildbearbeitung?
Außerdem hatte Herr Bressel aus der Presse erfahren, dass in der Münchner Dependance Geld für Partys und Flugreisen verschwendet wurde. „Sie haben unser Geld nicht, um sich kreativ auszuleben“, sagte er und fragte, welche Sicherheitsmechanismen gibt es und wie ist das bei den Auslandsfirmen? Vom gesamten Vorstand wollte Herr Bressel wissen, ob jemand Aktienpakete verkauft habe, da in den letzten Wochen der Kurs der Aktie kontinuierlich weiter gefallen sei.
Rudolf Heinz von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) lobte die Dynamik des Unternehmens, fragte jedoch gleichzeitig, ob das starke Wachstum auf Dauer gut gehen kann. Die Kursentwicklung der Aktie von 20 über 60 auf derzeit 15 Euro spiegele nicht die Unternehmensdaten wider. Er ermahnte den Vorstand sich nicht mit dem Nemax zu vergleichen, da Das Werk es nicht nötig habe, sich mit Schrott zu messen.
Außerdem bat Herr Heinz um eine nähere Erläuterung, wie der Free Float momentan zwischen privaten und institutionellen, inländischen und ausländischen Aktionären verteilt sei und ob die Steuerquote, die in 2000 schon bis auf 42 Prozent gesunken sei, weiter zurück geht. Da 8,7 Mio. Euro Liquidität keine Akquisitionsbasis sind, fragte Rudolf Heinz ob mit einer Kapitalerhöhung in diesem oder nächsten Jahr zu rechnen sei und auf welchen Aktienkurs das Unternehmen wartet.
Der SdK-Vertreter war beeindruckt von der Prognose für das Geschäftsjahr 2001 und sagte: „Wenn diese Prognosen eintreffen, dann ist die Aktie völlig unterbewertet“.
Antworten
Zunächst antwortete Frau Babette Haas, seit 1. Januar 2001 neu im Vorstand und verantwortlich für Finanzen, Controlling und Investor Relations, zum Thema Controlling. Alle Gesellschaften des Konzerns sind zur Monatsberichterstattung verpflichtet. Die Berichte müssen jeweils bis zum 10. des Folgemonats vorliegen. Im Inland arbeitet das Unternehmen außerdem mit dem Cash-Pooling-System. Das bedeutet, alle Unternehmen haben nur auf ein gemeinsames Konto zugriff. Dadurch fällt sofort auf, wenn einer „zu tief in die Kasse greift“.
Zur Aktienverteilung sagte Frau Haas, dass der Free Float 35 Prozent beträgt. Davon sind 70 Prozent in den Händen institutioneller Anleger, die zu 70 Prozent aus Deutschland kommen. Die 30 Prozent Privatanleger sind hauptsächlich aus dem Inland. Insgesamt hat Das Werk rund 20.000 Aktionäre. Die Steuerquote prognostizierte sie mit 38 Prozent im Jahr 2001.
Die restlichen Fragen beantwortete Joachim Sturmes. „Was heißt zu schnelles Wachstum. Wir erwarten 25 bis 30 Prozent organisches Wachstum für 2001 und haben vor allem die Konsolidierungen im Auge.“ Ansonsten sei Amerika der Schlüssel zum Weltmarkt, da man in Deutschland schon allein durch die Sprache an Grenzen stößt. Letztlich sei das große Wunschziel: „Wir wollen einen Oskar gewinnen!“
Der Cash Flow hat 2000 8,7 Mio. Euro betragen und das Geld liegt auf der Bank. Aus diesem Grund seien momentan keine Kapitalerhöhungen geplant. Außerdem sei der Kurs einfach zu schlecht dafür. Deshalb habe auch niemand vom Vorstand Aktien verkauft. „Wir sitzen alle in einem Boot!“ Zum Thema Dividendenzahlung sagte Sturmes: „Ich habe beim IPO gesagt, die ersten Jahre bezahlen wir nichts. Dabei bleibe ich!“
Abstimmungen
Vom Grundkapital in Höhe von 11,371 Mio. Euro Aktienkapital, waren 7.646.210 Stückaktien entsprechend 67,24 Prozent des Aktienkapitals vertreten.
Die Vorschläge der Gesellschaft zu den Tagesordnungspunkten Verwendung des Bilanzgewinns in Höhe von 3.145.759,06 Euro auf neue Rechnung vorzutragen (TOP 2), Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2001 (TOP 5), Beherrschungs- und Gewinnabführungsverträge zwischen Das Werk AG und Das Werk mbH München (TOP 6.1) sowie Das Werk AG und Das Werk mbH Düsseldorf (TOP 6.2) und Aufhebung des bisherigen Genehmigten Kapitals und gleichzeitige Neuschaffung eines Genehmigten Kapitals in Höhe von 5.685.000 Euro (TOP 7) wurden jeweils mit über 99 Prozent der Stimmen beschlossen.
Fazit
Nach den vorgelegten Geschäftszahlen aus dem Jahr 2000 und den Zahlen des 1.Quartals 2001 macht das Unternehmen einen soliden Eindruck. Trotzdem ist die Verunsicherung der Aktionäre verständlich. Das Werk AG muss sich derzeit in einem schwierigen Umfeld behaupten. Der Vertrauensverlust nach dem EM.TV-Debakel färbt auch auf diesen Medienwert ab. Weiterhin sollte man das Wachstum des Unternehmens beobachten. Mittlerweile 45 Gesellschaften gehören zu dem Konzern. Bei dieser Menge haben schon ganz andere Börsenkandidaten den Überblick verloren. Wenn der Konzern jedoch in diesem Jahr die Konsolidierungen und Eingliederungen weiter verfolgt, steht der Stabilisierung nichts im Wege.
Zu überdenken ist auch, ob die Ausweitung im Segment Filmproduktionen wirklich der richtige Weg ist. In der digitalen Bild- und Tonverarbeitung ist Das Werk Marktführer. Dieses Potential sollte ausgelotet werden. Nach dem Motto: Schuster bleib´ bei deinen Leisten. Gerade das Filmproduktionsgeschäft ist unsicher, da es keine Bewertungsmaßstäbe für das Endprodukt gibt. So kann sich eine Millioneninvestition schnell als Flop erweisen, die Produktionskosten können unverschuldet ins Unermeßliche steigen.
Momentan scheint die Aktie aber tatsächlich unterbewertet zu sein. Eine Position sollte auf jeden Fall mit einem Stoploss abgesichert werden, da nur knapp 4 Mio. Papiere im Free Float sind. Diese geringen Stückzahlen rufen immer gern Zocker auf den Plan. Außerdem reagiert der Kurs sofort, wenn Fonds aus dem Wert aus- bzw. einsteigen.
Positiver Aspekt der Hauptversammlung war, dass der Quartalsbericht vorlag. Daneben machte auch der Geschäftsbericht einen sehr kompetenten und vollständigen Eindruck. Vielleicht kann Das Werk damit seinen „ersten Oskar“ gewinnen.
Kontaktadresse
Das Werk AG
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Wolfgang Borgfeld
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