Quelle: http://www.emerging-markets-trader.de
Der Hang Seng in Hongkong hat jüngst ein neues 5 Jahreshoch gebildet und ist somit einer der ersten Indizes, der die Mairückschläge wieder ausgleichen konnte. Nun nimmt der Index Anlauf auf das Allzeithoch aus dem Jahr 2000.
Die Wirtschaft in Hongkong wird im laufenden Jahr wahrscheinlich um 6- 6,5% anwachsen. Zudem stiegen im August die Einzelhandelsumsätze um unerwartet hohe 7,5% und sinkt der Inflationsdruck dank des auf den Boden der Tatsachen zurückgekommenen Ölpreises. Dieses aktuell ausgesprochen positive Umfeld nahmen die Händler zum Anlass die Skepsis abzuschütteln und den Hang Seng über den Höchststand vom Mai zu handeln. Nun ist der Index nur noch wenige Prozentpunkte von dem Allzeithoch aus dem Jahr 2000 entfernt.
Doppeltopp oder historischer Ausbruch?
Da wir uns nach der Elliot Wellen-Theorie in der 5 Aufschwungswelle befinden sollte man jedoch Vorsicht walten lassen und ein Doppeltopp (jew. langfristig und mittelfristig) nicht ausschließen. Gelingt hingegen der Ausbruch, was durch ein 3%iges Überschreiten des alten Allzeithochs bestätigt würde, so ist mit einer atemberaubenden Herbstrallye zu rechnen. Schließlich ist in einem Elliot-Zyklus die 3 oder die 5 Welle oft besonders extensiv und war die dritte Welle ausgesprochen schwach.
Außerdem neigt die letzte Welle zu Bewertungsübertreibungen und notiert Hongkong mit einem durchschnittlichen KGV von unter 15 deutlich unter dem historischen Schnitt. Die durchschnittliche Dividendenrendite liegt mit 2.84 % über dem Weltschnitt von 2,1% und das durchschnittliche KBV von 1.64 entspricht im Weltvergleich sogar einem Abschlag von 35 % (MSCI World- KBV = 2,49).
Binnenmarkt übergewichten
In vergangenen Artikeln über die Region Asien betonten wir, dass der Binnenmarkt besonders interessant ist und man den Exportsektor untergewichten sollte. Hierfür spricht nicht nur die tiefe Verunsicherung im amerikanischen Konsumsektor sondern auch die zunehmende Binnendynamik des Großraum Chinas. Insbesondere spricht hierfür jedoch unsere Annahme, dass asiatische Währungen in den kommenden Jahren gegenüber dem USD deutlich aufwerten werden. Die faktisch immer noch an den USD gekoppelte Währung aus Hongkong gilt dabei als besonders unterbewertet.
Hongkoner Immobiliensektor im Aufschwung
Zwar ist Hongkong aufgrund des permanenten Platzmangels eine der teuersten Städte der Welt, doch hat der Markt seit dem Bauboom vor der Asienkrise von 1997/1998 eine lange Flaute erlebt. Erst seit Mitte 2003 erfahren die Immobilenpreise eine breite Wiederbelebung, doch liegen die Immobilenpreise immer noch bei der Hälfte des Höchststandes aus dem Jahr 1997.
In Anbetracht der historischen Bauaktivitäten (s. Grafik) ist die Wiederbelebung der Preise kaum verwunderlich: Im Jahr 2004 und 2005 wurden jeweils weniger als die Hälfte der Wohnbauten fertig gestellt als im Schnitt der letzten 15 Jahren. Trotz der deutlichen Preissteigerungen in den vergangenen 3 Jahren befindet sich der Hongkonger Immobilienmarkt also in der gegenteiligen Situation wie der mit neu gebauten Häusern überschüttete US-Markt.
Immobilienwerte unter Buchwert gehandelt
Brisant hieran: Im Hang Seng Index ist eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Immobilienwerten gelistet. 6 der größten 20 Aktiengesellschaften sind Immobilienwerte und insgesamt liegt die Gewichtung bei über 10%. Sollte sich die positive Grundstimmung an den Immobilienmärkten verstärken, so könnte dies also den entscheidenden Impuls für den Index geben neue Rekorde zu brechen.
Eine Vielzahl von Immobilienwerten wird mittlerweile mit einem Abschlag von 10-40% zum NAV gehandelt. Der Kursabschlag zum NAV hat sich mittlerweile so eingeschlichen, dass der chinesische Immobilienwert Shui On Land (WKN: A0J3NL)am 4. Oktober seine Aktien schon bei seinem IPO 35% unter dem inneren Wert anbot. Zu unseren Favoriten gehört u.a. die 40%unter NAV notierende Shun Tak Holdings (WKN: 861731), denn das Unternehmen wird bald einige Großprojekte fertig stellen und besitzt interessante Aktivitäten in der Boomstadt Macau.
Hotels besonders aussichtsreich
Unter den Immobilienwerten bewerten wir derzeit die Hotelbranche am aussichtsreichsten, denn hier merkt man die Engpässe schon im Tagesgeschäft, das durch hohes EBITA-Wachstum besticht. Schon bei meinem Hongkong-Aufenthalt im Dezember wurden mir zunächst einige Hotelbuchungen abgesagt bis ich ein Zimmer erhielt, doch scheinen die Engpässe nicht zu letzt wegen der Bauflaute im Zuge der SARS-Krise, noch enger zu werden.
So ist die Gesamtauslastung Hongkonger Hotels laut dem Hong Kong Tourism Board in den vergangenen 8 Monaten auf Jahressicht um 2% auf hohe 86% gestiegen, obwohl auch der durchschnittliche Zimmerpreis um 16,4% zulegte.
Der besondere Wert von Hotelimmobilien wird durch folgende Statistiken untermauert: die Immobilienpreise Hongkongs liegen immer noch fast 50% unter dem Stand von 1997, die Mieten immerhin noch 35% unter dem ehemaligen Höchstniveau, doch die Preise für Hotelzimmer haben das Niveau der Asienkrise schon wieder erreicht.
Tourismus boomt
Vor allem wegen des zunehmenden vom chinesischen Festland ausgehenden Shopping-Tourismus ist die Zahl der Touristenankünfte in den ersten 8 Monaten von 2006 um 10,4 % auf einen Allzeitrekord bei 16,74 Mio. gestiegen. Mit wachsendem Wohlstand in der direkten Nachbarschaft zieht es immer mehr Ausflügler in die Millionenmetropole, die seit einem Jahr über ein eigenes Disney Land verfügt. Auch die Explosion an Casinos in der Nachbarstadt Macau wird den Trend verstärken.
Daher zählt neben Regal Hotels (WKN: 164183 , Marktkapitalisierung: 721 Mio. USD, KGV07e =11) auch das Unternehmen Hongkong and Shanghai Hotels (Empf. S. 5/6) zu unseren Favoriten aus dem Immobiliensektor. Beide Werte notieren mehr als 30% unter NAVe.
Fazit: Noch gilt abzuwarten, ob der Hang Seng Index das Allzeithoch von 2000 überbieten kann, denn ansonsten ist aus technischer Sicht ein Trendwechsel zu erwarten. Aufgrund der starken fundamentalen Entwicklung wäre ein neuer Rekord hingegen ein potentieller Startpunkt für eine ausgeprägte Rallye. Dann sind die oftmals unter NAV gehandelten Immobilienwerte und Hotelaktien besonders aussichtsreiche Kandidaten um an der Hausse teilzunehmen. In unserer aktuellen Ausgabe erhalten Sie einen Top-Tipp aus Hongkong, der massiv unterbewertet ist!
Erfolgreiche Investments in den Boom-Märkten der Zukunft wünscht
Ihr
Florian Schulz
Chefredakteur Emerging-Markets-Trader
http://www.emerging-markets-trader.de