Fort Campbell (dpa) - Sie sind auf dem Sinai ebenso zu Hause wie auf Haiti, in Bosnien genau so wie in Venezuela. Ihre Soldaten haben in der Normandie und in Deutschland, in Vietnam und im Irak gekämpft. «Schreiende Adler» ist ihr Kriegsname und «Rendezvous mit dem Schicksal» ihr Motto. Die Soldaten der «101. Airborne Division» gehören zum Feinsten, was die US-Armee zu bieten hat.
Zu Hause ist die Elitetruppe in Fort Campbell im Bundesstaat Kentucky. Auf einem riesigen Übungsgelände von 60 000 Hektar proben die 26 000 Männer und Frauen jeden nur denkbaren Ernstfall. Der Angriffsweg aber ist immer der gleiche - mit dem Hubschrauber hinter den Linien des Feindes. Diese Taktik ist nach dem Vietnam-Krieg entwickelt und in der Operation «Wüstensturm» gegen den Irak erfolgreich angewendet worden.
«Wir sind die einzige Luftsturm-Division der Welt», sagt Garnisonskommandant Oberst Ray Fitzgerald mit stolzem Unterton. Eine von drei Kampfbrigaden ist ständig einsatzbereit. Eine zweite ist im Trainung, eine dritte in Ruhestellung. Alle neun Wochen wechselt der Status. Freilich ist fast immer ein Drittel der Stammbesatzung der Division irgendwo rund um den Erdball im Einsatz, derzeit vor allem in Friedensmissionen.
Innerhalb von 36 Stunden können die 4 000 bis 5 000 Soldaten der einsatzbereiten Brigade aber auch zum Kampf an irgendeinem Konfliktpunkt auf der Welt in Marsch gesetzt werden. «Schnell, flexibel, am liebsten im Schutz der Nacht», beschreibt Fitzgerald das Einsatzmuster.
Im Idealfall haben Bomber bis zu diesem Zeitpunkt das feindliche Potenzial auf 30 Prozent der ursprünglichen Kampfkraft reduziert. Dann greifen die Soldaten der 101. Division ein. 48 mit Technik und Waffen hochgerüstete «Apache»-Hubschrauber sind ihr Hauptinstrument. «Tödlich, präzise und zuverlässig» operiert die Kampfmaschine dann weit hinter den Linien des Feindes.
Die in Zwei-Mann-Teams und achtköpfigen Gruppen organisierten Soldaten sind auf den Kampf von Haus zu Haus ebenso trainiert wie auf das Vorrücken in unübersichtlichem Gelände voller Hinterhalte. Sie überwinden zehn Meter hohe Barrikaden im Sturmlauf und können sich in Windeseile aus schwindelnder Höhe abseilen.
All dies ist das tägliche Brot jener Brigade, die gerade den neunwöchigen Übungsturnus absolviert. Die Männer mit Kampfanzug und geschwärzten Gesichtern vermitteln einen Eindruck von gelassenem Selbstwusstsein, scharfem Drill und ausgeprägtem Elitedenken. Die Botschaft ist klar: Hier trainiert der Weltpolizist.
Am Kosovo-Krieg hat die 101. Division nicht teilgenommen. Dass die aus Deutschland nach Albanien verlegte «Apache»-Einheit des europäischen US-Kommandos nie zum Einsatz kam und fast zum Lacherfolg des Krieges wurde, berührt die Männer um Oberst Fitzgerald sichtbar peinlich. Stellung nehmen möchten sie dazu aber nicht.
Um so bereitwilliger berichten sie über den Einsatz ihrer Leute in den UN-Friedensmissionen SFOR und KFOR. Vor solchen Einsätzen durchlaufen die auf den aggressiven Luftsturm eingeübten Soldaten einen viermonatigen Spezialkurs. «Und danach müssen wir ihnen wieder das Kämpfen beibringen», berichtet Oberstleutnant Frank Wiercinski.
Eine Spezialisierung auf nur eine der beiden Aufgaben will die US-Armee ausdrücklich nicht. «Wenn ein Soldat nicht für Friedensmissionen geeignet ist, ist er es auch nicht für Kampfeinsätze - und umgekehrt», lautet die einfache Formel. Aber ein «Rendezvous mit dem Schicksal» haben sie alle.
Gruß Pichel