ROUNDUP: Hoffnungen auf Endspurt an der Börse geplatzt - Neuer Markt am Boden
--- Von Olaf Zapke, dpa ---
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnungen von Privatanlegern und Banken auf einen Endspurt an den deutschen Börsen sind geplatzt. Die traditionelle Kursrallye zum Jahresende scheint schon abgeblasen. Der noch immer unklare Zieleinlauf um die amerikanische Präsidentschaft, Wolken am Konjunkturhimmel und zunehmend düstere Ertragsprognosen von Technologiefirmen haben die Stimmung an den Aktienmärkten gründlich verhagelt. "Es besteht wenig Hoffnung, dass noch eine Rally kommt. Der Markt ist schwer angeschlagen", urteilt der Chefstratege für Privatkunden von der Deutschen Bank, Alfred Roelli.
Zu viele Querschüsse haben nach seiner Einschätzung zuletzt die Aussichten "vermasselt". Besonders der Neue Markt werde sich von den brutalen Kurseinbrüchen der vergangenen Monate nicht erholen: "Wir kommen bereits in eine Kapitulationsphase. Selbst die Besten werden verkauft." Zu Wochenbeginn war der NEMAX 50 für die größten Werte noch einmal um fast 5 Prozent auf ein neues Jahrestief von 3.518 Punkten abgestürzt. Der NEMAX All Share notierte nur noch bei 3.361 Zählern - nach einem Jahreshoch von mehr als 8.500 im Frühjahr.
Das hoch spekulative Marktsegment für junge Firmen hatte Roelli ohnehin stets als "Zumutung" für Kleinaktionäre bezeichnet. "Am Neuen Markt wird mit allen Bandagen getrickst", sagt auch Anlageexperte Rolf Elgeti vom Strategiestab der Commerzbank in London. Frisierte Geschäftszahlen, erste Firmenpleiten, Manipulationen der Kurse und sogar der Verdacht auf kriminelle Machenschaften einiger Vorstände hätten dem Neuen Markt einen "beträchtlichen Imageverlust" zugefügt.
Zahlreiche Firmen mussten zuletzt ihren Börsengang absagen. Private und professionelle Anleger wollen sich nicht mehr zu jedem Fantasiepreis Anteilsscheine von Firmen andrehen lassen, deren Zukunftsaussichten höchst ungewiss sind. Für Wirbel sorgte auch die Verhaftung der Vorstandsvorsitzenden von Infomatec. Die Chefs der Augsburger Software-Firma sollen Unternehmenszahlen geschönt, Kurse manipuliert und Insidergeschäfte getätigt haben. Vergangene Woche wurden sie wegen Fluchtgefahr in Gewahrsam genommen. "Der Neue Markt ist für viele eine ganz große Enttäuschung", sagte Roelli. Dies bringe inzwischen sogar den gesamten Aktienmarkt in Schwierigkeiten.
Der Schweizer ist dennoch sicher, dass es nicht mehr wesentlich schlechter werden kann. Auf "Jahressicht" sieht er den Deutschen Aktienindex DAX für die großen Standardwerte bei 8.200 Punkten. Bis Ende 2000 sei eine zuverlässige Vorhersage allerdings kaum zu machen: "Wir denken nur langfristig." Am Dienstagnachmittag dümpelte das wichtigste Börsenbarometer bei rund 6.600 Zählern. Zum Neuen Markt wollte Roelli gar keine Prognose geben.
Elgeti von der Commerzbank sieht ebenso kurzfristig kaum Chancen für bessere Stimmung auf den Börsenparketts. "Viele Fonds haben ihre Bücher schon geschlossen", erläutert er. Dies gelte besonders für Gesellschaften, die am Neuen Markt investierten. Wer seine Gewinne früh im Sack hatte, wolle sich seine Bilanz in den letzten Wochen des Jahres nicht mehr verderben. Wer auf Verlusten sitzt, hoffe nun auf neues Glück 2001./DP/fl
--- Von Olaf Zapke, dpa ---
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Hoffnungen von Privatanlegern und Banken auf einen Endspurt an den deutschen Börsen sind geplatzt. Die traditionelle Kursrallye zum Jahresende scheint schon abgeblasen. Der noch immer unklare Zieleinlauf um die amerikanische Präsidentschaft, Wolken am Konjunkturhimmel und zunehmend düstere Ertragsprognosen von Technologiefirmen haben die Stimmung an den Aktienmärkten gründlich verhagelt. "Es besteht wenig Hoffnung, dass noch eine Rally kommt. Der Markt ist schwer angeschlagen", urteilt der Chefstratege für Privatkunden von der Deutschen Bank, Alfred Roelli.
Zu viele Querschüsse haben nach seiner Einschätzung zuletzt die Aussichten "vermasselt". Besonders der Neue Markt werde sich von den brutalen Kurseinbrüchen der vergangenen Monate nicht erholen: "Wir kommen bereits in eine Kapitulationsphase. Selbst die Besten werden verkauft." Zu Wochenbeginn war der NEMAX 50 für die größten Werte noch einmal um fast 5 Prozent auf ein neues Jahrestief von 3.518 Punkten abgestürzt. Der NEMAX All Share notierte nur noch bei 3.361 Zählern - nach einem Jahreshoch von mehr als 8.500 im Frühjahr.
Das hoch spekulative Marktsegment für junge Firmen hatte Roelli ohnehin stets als "Zumutung" für Kleinaktionäre bezeichnet. "Am Neuen Markt wird mit allen Bandagen getrickst", sagt auch Anlageexperte Rolf Elgeti vom Strategiestab der Commerzbank in London. Frisierte Geschäftszahlen, erste Firmenpleiten, Manipulationen der Kurse und sogar der Verdacht auf kriminelle Machenschaften einiger Vorstände hätten dem Neuen Markt einen "beträchtlichen Imageverlust" zugefügt.
Zahlreiche Firmen mussten zuletzt ihren Börsengang absagen. Private und professionelle Anleger wollen sich nicht mehr zu jedem Fantasiepreis Anteilsscheine von Firmen andrehen lassen, deren Zukunftsaussichten höchst ungewiss sind. Für Wirbel sorgte auch die Verhaftung der Vorstandsvorsitzenden von Infomatec. Die Chefs der Augsburger Software-Firma sollen Unternehmenszahlen geschönt, Kurse manipuliert und Insidergeschäfte getätigt haben. Vergangene Woche wurden sie wegen Fluchtgefahr in Gewahrsam genommen. "Der Neue Markt ist für viele eine ganz große Enttäuschung", sagte Roelli. Dies bringe inzwischen sogar den gesamten Aktienmarkt in Schwierigkeiten.
Der Schweizer ist dennoch sicher, dass es nicht mehr wesentlich schlechter werden kann. Auf "Jahressicht" sieht er den Deutschen Aktienindex DAX für die großen Standardwerte bei 8.200 Punkten. Bis Ende 2000 sei eine zuverlässige Vorhersage allerdings kaum zu machen: "Wir denken nur langfristig." Am Dienstagnachmittag dümpelte das wichtigste Börsenbarometer bei rund 6.600 Zählern. Zum Neuen Markt wollte Roelli gar keine Prognose geben.
Elgeti von der Commerzbank sieht ebenso kurzfristig kaum Chancen für bessere Stimmung auf den Börsenparketts. "Viele Fonds haben ihre Bücher schon geschlossen", erläutert er. Dies gelte besonders für Gesellschaften, die am Neuen Markt investierten. Wer seine Gewinne früh im Sack hatte, wolle sich seine Bilanz in den letzten Wochen des Jahres nicht mehr verderben. Wer auf Verlusten sitzt, hoffe nun auf neues Glück 2001./DP/fl