Börsianer setzen Hoffnung auf US-Quartalssaison
Nächste Woche legen Unternehmen ihre neuen Zahlen vor - Analysten erwarten einen Gewinnanstieg von knapp 15 Prozent
von Holger Zschäpitz
Berlin - Topp oder Flop: Die in der kommenden Woche startende Quartalssaison wird zeigen, ob der Börsenaufschwung des vergangenen halben Jahres nur eine Bärenmarktrallye war, die im Begriff ist, in sich zusammenzufallen, oder aber der Beginn einer langfristigeren Hausse, die die Aktien nach der scharfen Korrektur der vergangenen Tage weiter nach oben tragen kann. Die Expertengemeinde ist tief zerrissen, ob die US-Unternehmen mit ihren Daten für das dritte Quartal die Kastanien aus dem Feuer holen können, wie dies im vergangenen Quartal der Fall war.
Die nackten Zahlen sehen nicht schlecht aus. Danach erwarten die Analysten für die führenden 500 US-Unternehmen einen kräftigen Ergebnissprung. Im Schnitt rechnen die Profis beim S&P-500 mit einem Gewinnanstieg gegenüber der Vorjahresperiode um 14,6 Prozent - dem größten Zuwachs seit dem vierten Quartal 2002. Das Wachstum soll vor allem aus den Sektoren Technologie, Energie und Finanzen herrühren. Allein für die IT-Firmen sehen Analysten einen Gewinnanstieg von 66,6 Prozent.
"Die Gewinnausweise der US-Gesellschaften ab der kommenden Woche werden die Kurse stabilisieren, wenn nicht gar in die Höhe treiben", ist sich Anais Faraj, Stratege bei Nomura Securities in London, sicher. Seines Erachtens werden die meisten Unternehmen die Vorhersagen treffen oder überbieten. Dies gekoppelt mit positiven Geschäftsaussichten werde den S&P-500 in den kommenden vier Berichtswochen auf 1050 bis 1070 Punkte in die Höhe treiben. "Bis Jahresende sind sogar 1100 bis 1150 Punkte drin", so Faraj.
Optimistisch ist auch Christophe Donay, Stratege bei Julius Bär. In den aktuellen US-Schätzungen sei noch nicht der positive Währungseinfluss enthalten. "Während der schwache Dollar Europas Unternehmen schadet, ist er gut für die US-Gesellschaften. Jedes Prozent, das der Dollar fällt, beflügelt die Gewinne der S&P-500-Unternehmen um ein halbes Prozent", sagt Donay. Auch er sieht eine Stabilisierung in den kommenden Wochen und den S&P-500 am Jahresende bei 1100 Zählern.
Doch viele Strategen haben auch etwas zu mäkeln. "Klar, der Gewinnumschwung ist geschafft und die meisten Unternehmen werden die Erwartungen auch ", sagt Jeremy Batstone, Stratege bei der Fyshe Group in London. "Nur ist der Aufschwung bereits voll in den Kursen enthalten. Die Bewertungen sind ausgereizt."
Andere Strategen wie Richard Bernstein von Merrill Lynch verweisen darauf, dass die Gewinndynamik schon bald wieder nachlassen werde. Nach dem vierten Quartal mit einem Gewinnplus von 21,4 Prozent drohe wieder ein Rückfall. Und es lassen sich noch mehr Haare in der Suppe finden. Einige Experten stoßen sich daran, dass das Gros der Gewinnsteigerungen von den Energie- und Finanzkonzernen komme. "Beide Branchen sind für drei Viertel des Gewinnanstiegs verantwortlich", sagt Bob McKee, Stratege bei Independent Strategy. Er sieht bereits die Unternehmensprognosen für das kommende Jahr in Gefahr. "Um den Gewinnanstieg von 15 Prozent in 2004 zu erreichen, müssen die S&P-Unternehmen ihre Kosten knallhart kürzen und weitere 750000 Arbeitsplätze abbauen. Dies wird das Bruttoinlandsprodukt strangulieren."
Damit kann es insgesamt nur top an den Börsen werden, wenn der US-Aufschwung noch einmal einen Zahn zulegt. Denn nur dann können auch die Umsätze der Unternehmen wieder steigen und die Konzerne ohne Kostensenkungen ihre Erwartungen erfüllen.
Welt.de
Nächste Woche legen Unternehmen ihre neuen Zahlen vor - Analysten erwarten einen Gewinnanstieg von knapp 15 Prozent
von Holger Zschäpitz
Berlin - Topp oder Flop: Die in der kommenden Woche startende Quartalssaison wird zeigen, ob der Börsenaufschwung des vergangenen halben Jahres nur eine Bärenmarktrallye war, die im Begriff ist, in sich zusammenzufallen, oder aber der Beginn einer langfristigeren Hausse, die die Aktien nach der scharfen Korrektur der vergangenen Tage weiter nach oben tragen kann. Die Expertengemeinde ist tief zerrissen, ob die US-Unternehmen mit ihren Daten für das dritte Quartal die Kastanien aus dem Feuer holen können, wie dies im vergangenen Quartal der Fall war.
Die nackten Zahlen sehen nicht schlecht aus. Danach erwarten die Analysten für die führenden 500 US-Unternehmen einen kräftigen Ergebnissprung. Im Schnitt rechnen die Profis beim S&P-500 mit einem Gewinnanstieg gegenüber der Vorjahresperiode um 14,6 Prozent - dem größten Zuwachs seit dem vierten Quartal 2002. Das Wachstum soll vor allem aus den Sektoren Technologie, Energie und Finanzen herrühren. Allein für die IT-Firmen sehen Analysten einen Gewinnanstieg von 66,6 Prozent.
"Die Gewinnausweise der US-Gesellschaften ab der kommenden Woche werden die Kurse stabilisieren, wenn nicht gar in die Höhe treiben", ist sich Anais Faraj, Stratege bei Nomura Securities in London, sicher. Seines Erachtens werden die meisten Unternehmen die Vorhersagen treffen oder überbieten. Dies gekoppelt mit positiven Geschäftsaussichten werde den S&P-500 in den kommenden vier Berichtswochen auf 1050 bis 1070 Punkte in die Höhe treiben. "Bis Jahresende sind sogar 1100 bis 1150 Punkte drin", so Faraj.
Optimistisch ist auch Christophe Donay, Stratege bei Julius Bär. In den aktuellen US-Schätzungen sei noch nicht der positive Währungseinfluss enthalten. "Während der schwache Dollar Europas Unternehmen schadet, ist er gut für die US-Gesellschaften. Jedes Prozent, das der Dollar fällt, beflügelt die Gewinne der S&P-500-Unternehmen um ein halbes Prozent", sagt Donay. Auch er sieht eine Stabilisierung in den kommenden Wochen und den S&P-500 am Jahresende bei 1100 Zählern.
Doch viele Strategen haben auch etwas zu mäkeln. "Klar, der Gewinnumschwung ist geschafft und die meisten Unternehmen werden die Erwartungen auch ", sagt Jeremy Batstone, Stratege bei der Fyshe Group in London. "Nur ist der Aufschwung bereits voll in den Kursen enthalten. Die Bewertungen sind ausgereizt."
Andere Strategen wie Richard Bernstein von Merrill Lynch verweisen darauf, dass die Gewinndynamik schon bald wieder nachlassen werde. Nach dem vierten Quartal mit einem Gewinnplus von 21,4 Prozent drohe wieder ein Rückfall. Und es lassen sich noch mehr Haare in der Suppe finden. Einige Experten stoßen sich daran, dass das Gros der Gewinnsteigerungen von den Energie- und Finanzkonzernen komme. "Beide Branchen sind für drei Viertel des Gewinnanstiegs verantwortlich", sagt Bob McKee, Stratege bei Independent Strategy. Er sieht bereits die Unternehmensprognosen für das kommende Jahr in Gefahr. "Um den Gewinnanstieg von 15 Prozent in 2004 zu erreichen, müssen die S&P-Unternehmen ihre Kosten knallhart kürzen und weitere 750000 Arbeitsplätze abbauen. Dies wird das Bruttoinlandsprodukt strangulieren."
Damit kann es insgesamt nur top an den Börsen werden, wenn der US-Aufschwung noch einmal einen Zahn zulegt. Denn nur dann können auch die Umsätze der Unternehmen wieder steigen und die Konzerne ohne Kostensenkungen ihre Erwartungen erfüllen.
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