KILLER-FAKTOR 1:
Massive Schulden. Auch Großkonzerne werden daran ersticken.
In Amerika hat man gesehen, dass die Bilanzierungsskandale ein Unternehmen nach dem anderen verwüsteten: Enron, Global Crossing, WorldCom. Viele Leute vergessen, dass alle Bilanzierungstricks zur Folge haben, dass massive Schuldenberge angehäuft werden. Schulden, die niemals beglichen werden können.
In Deutschland ist das Bild ebenso erschütternd: Nahezu alle DAX-Unternehmen haben in den letzten Jahren weit über ihre Verhältnisse gelebt und Milliarden von Verbindlichkeiten aufgetürmt. Der gigantische Schuldenberg ist im vergangenen Jahr auf 1.468 Milliarden Euro angewachsen.
Zur Verdeutlichung: 30 Unternehmen haben Schulden, die zwei Dritteln des Bruttoinlandsprodukts von 82 Millionen Deutschen entsprechen! Z.B.:
DaimlerChrysler. Ungekrönter Schuldenkönig im DAX. Bei Banken und Bond-Anlegern steht der Stuttgarter Autobauer mit über 90 Milliarden Euro in der Kreide.
Deutsche Telekom. Europas größter Telekommunikations-Konzern steckt tief in den roten Zahlen. Er schiebt Verbindlichkeiten in Höhe von ca. 65 Milliarden Euro vor sich her.
RWE. Der Schuldenberg des Essener Energiekonzerns belief sich 2002 auf 26 Milliarden Euro. Nach Angaben des Konzerns sollen sie erst 2004 ihren Höchststand erreichen.
BMW. Trägt eine Schuldenlast in Höhe von 25,67 Milliarden Euro.
VW.Die Verbindlichkeiten von Europas größtem Autohersteller belaufen sich auf 42,79 Milliarden Euro.
Auch in Deutschland waren noch nie so viele Unternehmen in einem katastrophalen Zustand - einschließlich der Blue Chips.
KILLER-FAKTOR 2:
Uns steht die verheerendste Deflation seit 1929 bevor.
Die Geschichte hat uns gelehrt, die Inflation zu fürchten. In Wirklichkeit aber hat die Deflation weitaus verheerendere Folgen. Im Rückblick hat die Inflation das Anlegervermögen nur um einen kleinen Prozentsatz reduziert. Die Deflation hingegen führt zu einer bodenlosen Senkung der Preise und damit auch zum rasanten Verlust von Unternehmensgewinnen. Mit der Folge, dass ihre Aktien 10 %, 20 %, 30 % oder mehr in weniger als nur einem Monat an Wert verlieren.
Deflation war auch der Grund, dass die Weltwirtschaftskrise ein ganzes Jahrzehnt dauerte. Und genau das Gleiche passiert im Augenblick. Exakt in diesem Moment:
Bei Computer-Servern der Firmen IBM, Compaq oder Sun Microsystems wurden die Preise um 70% gesenkt.
Der Preis eines 128-Megabyte-DRAM-Chip, mit dem nahezu jeder PC ausgestattet ist, fiel von 14 Dollar im Februar 2001 auf augenblicklich weniger als 2 Dollar. Können Sie sich das vorstellen? Eine Preissenkung von 86 % innerhalb von nur zwei Jahren!
Durch aberwitzige Rabattschlachten versucht der deutsche Einzelhandel seine Krise zu bewältigen - und erreicht damit genau das Gegenteil: Die Umsätze brechen weg, Investitionen müssen zurückgefahren werden und zwangsläufig wird auch Personal abgebaut. Was ebenfalls zu einem geringeren Konsum führt. Ein Teufelskreis.
Fast zwei Drittel aller Deutschen beabsichtigen, dieses Jahr ihr Budget für Urlaub und Reisen zu kappen - obwohl die Preise zwischen 8 und 20 Prozent gesunken sind.
Fiat und Nissan bieten mittlerweile die Autofinanzierung zum Nulltarif. Echte Freundschaftskonditionen auch bei vielen anderen Herstellern: Suzuki will 0,1 Prozent, Mitsubishi verlangt 0,25 und Honda 0,9 (Stand: Januar 2003). Ein Ende der Null-Zins-Offerten ist nicht in Sicht.
Sogar im Geschäftskunden-Bereich sind die Preise dramatisch gefallen. Niemand scheint zu verstehen, welche Gefahr von diesen massiven Preissenkungen ausgeht. Es ist ungefähr so, als würde man zusehen, wie diese Unternehmen sich selber die Kehle durchschneiden. Und zwar ganz langsam, in Zeitlupe.
Warum? Weil diese Preissenkungen niemals zu steigenden Einnahmen oder Gewinnen führen und auch nicht im geringsten Maße dazu beitragen, dass betroffene Unternehmen ihre Schulden abtragen oder die Pleite abwenden können.
Überall wohin man schaut, findet ein regelrechter Preiskrieg zwischen konkurrierenden Unternehmen statt. Da braucht man kein Studium, um zu verstehen, dass dabei auch bis dato große, erfolgreiche Unternehmen zugrunde gehen können: Sie bekommen immer weniger Geld für jedes verkaufte Stück und verkaufen aufgrund der niedrigeren Nachfrage auch weniger!
Und natürlich lehren immer drastischere Rabatt-Aktionen den Konsumenten vor allem eines: nicht zu kaufen. Steigende Preise lösen beim Konsumenten einen Kaufimpuls aus, nach dem Motto "Jetzt zugreifen, bevor es zu spät ist". Wenn die Preise aber erst mal fallen, passiert genau das Gegenteil.
Umsätze und Gewinne mit jeder Preissenkung kontinuierlich. Damit führen sich diese Unternehmen quasi selbst zum Schafott - das Umsatzvolumen fällt, und mit der Senkung der Preise fallen auch die Gewinne immer weiter. Und das ist der sichere K.O-Schlag für jede Firma, die bis zum Hals in Schulden steckt und keine Barmittel mehr hat.
KILLER-FAKTOR 3:
Argentiniens Zahlungsunfähigkeit - nur ein kleiner Vorgeschmack auf die bevorstehende weltweite Schuldenkrise.
Unternehmens-Pleiten in Deutschland und Amerika sowie eine nie da gewesene Deflation reichen allein schon aus, ein Blutbad an der Börse auszulösen. Aber diese Katastrophe wird noch durch die Tatsache verstärkt, dass die gesamte Weltwirtschaft miteinander vernetzt ist. Desaströse Zustände in einem Staat haben unweigerlich Auswirkungen auf die Wall Street und alle anderen Börsen rund um den Globus.
Noch nie war die Weltwirtschaft in einem schlechteren Zustand als heute.
Argentinien, die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas, ist mit rund 140 Milliarden Dollar verschuldet. Bei Privatanlegern weltweit steht Argentinien mit rund 51 Milliarden Dollar in der Kreide. Im Dezember 2001 hatte das Land seine Zahlungsunfähigkeit erklärt und jeglichen Schuldendienst gegenüber privaten Kapitalgebern eingestellt. Vor der Peso-Abwertung und der Umwandlung von Dollar in Peso waren die von den Anlegern gehaltenen Anleihen 95 Milliarden Dollar wert gewesen.
Jetzt gab die argentinische Regierung bekannt, welche Investmentbank mit den Privatanlegern verhandeln soll. Experten rechnen damit, dass diese Verhandlungen Jahre dauern werden - wenn es überhaupt zu einer Lösung kommt. Allein deutsche Anleger hatten 7 Milliarden Dollar in Argentinien investiert und verloren.
Dieser Vorgang ist wesentlich schlimmer, als sich irgendjemand hätte ausmalen können. Das größte Horror-Szenario für einen Anleger ist doch entweder ein Zahlungsverzug oder eine Abwertung. Doch in diesem Fall ist beides gleichzeitig eingetreten ...
Überflüssig zu erwähnen, dass natürlich nicht nur Privatanleger, sondern auch zahlreiche große Banken rund um den Globus vom Zahlungsverzug Argentiniens betroffen sind. Und auch hunderte anderer Unternehmen mit Geschäftsbeziehungen zu Argentinien. Welche Firmen und Banken das sind, sage ich Ihnen in meinem Buch.
Argentinien bringt nicht zuletzt auch die Entscheidungsträger des Internationalen Währungsfonds (IWF) in eine Zwickmühle: Zwar hat das Direktorium des IWF kürzlich eine Kreditverlängerung genehmigt, jedoch werden keine neuen Gelder bereitgestellt. Falls weiterhin eine wirkliche Hilfe ausbleibt, werden Kritiker dem IWF vorhalten, für Plünderungen, Unruhen und sogar einen Bürgerkrieg verantwortlich zu sein, der möglicherweise den Tod tausender Menschen zur Folge hat. Sollte der IWF allerdings tatsächlich mehr Geld austeilen, würde jedes Entwicklungsland verführt sein, seine Zahlungsverpflichtungen auf die lange Bank zu schieben und die Währung abzuwerten. Ein weiterer Kandidat ist zum Beispiel Brasilien:
Brasilien hat doppelt so hohe Verbindlichkeiten wie Argentinien. Die Regierung hat bereits zugelassen, dass der Real um 60 % abgewertet wurde. Außerdem haben die Brasilianer bei den Präsidentschaftswahlen den Linkspopulisten Lula da Silva gewählt. Dieser versprach, weiterhin Schulden zu tilgen, aber er wird wahrscheinlich die wenig beneidenswerte Aufgabe übernehmen, die Schuldenstruktur des Landes ohne internationale Hilfe zu verbessern.
Zahlungsverzüge in Indonesien, auf den Philippinen, in Thailand und der Türkei sind heute wahrscheinlicher denn je.
Japan: 2002 war das Jahr der Negativrekorde. Tokios Aktienmarkt stürzte auf sein tiefstes Niveau seit 19 Jahren, die Arbeitslosenquote stieg auf neuen Nachkriegsrekord, die öffentliche Verschuldung lag bei rund 5 Billionen Dollar, was dem 12fachen an jährlichen Steuereinnahmen oder 140 % der gesamten japanischen Wirtschaftsleistung entspricht. Damit ist Japan, Ende der 80er Jahre praktisch schuldenfrei, zum größten Schuldner der Welt geworden.
Die japanische Zentralbank gab zu, dass die Summe fauler Kredite um 25 % höher ist als die bisher zugegebenen 1,5 Billionen Dollar. Nicht nur kleine Kreditinstitute leiden unter einer dünnen Kapitaldeckung, auch die ersten Großbanken sind in Konkurs gegangen. Der nächste Zusammenbruch der japanischen Wirtschaft ist unabwendbar, mit unberechenbaren Folgen auf Deutschland, Asien und die USA.
Europa: In allen europäischen Staaten und Branchen haben sich immense Unternehmensschulden aufgetürmt. Sei es bei den Versicherungen, Fluggesellschaften, der chemischen Industrie, im Automobil- oder im Freizeitsektor.
Deutschland ist im europäischen Vergleich nicht nur Schlusslicht im Wachstum, sondern verzeichnet auch die meisten Unternehmenspleiten. Zu einer schwachen Eigenkapitalbasis und einer hohen Verschuldung vieler Unternehmen kommen eine steigende Arbeitslosenquote und Konsumverzicht. Die Banken stecken ebenfalls in einer tiefen Krise und müssen immer mehr Kredite abschreiben.
Das kommt Ihnen bekannt vor? Richtig, eine Abwärtsspirale à la Japan ist nicht mehr ausgeschlossen. Zu dieser desolaten Lage kommt auch noch eine galoppierende Deflation, die die Unternehmensgewinne verschlingt - sozusagen als letzter Sargnagel für krisengeschüttelte Firmen.
Um es noch mal deutlich zu sagen: Schon bald werden weltweit große Unternehmen und Banken wie Dominosteine umfallen. Die Schockwellen der einstürzenden Unternehmen werden die Finanzmärkte rund um den Globus erschüttern. Mit der Folge, dass jegliches Verbrauchervertrauen vernichtet wird, der Konsum zurückgefahren wird, Aktienkurse in ungeahnte Tiefen abrutschen und unzählige weitere Unternehmen mit untergehen.