HipHop für Broker

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Luki2:

HipHop für Broker

 
15.12.02 12:17
DJ ACADEMY

HipHop für Broker

Von Carsten Volkery, New York

Kaum eine Gruppe verkörpert die Avantgarde besser als die DJs. Ein New Yorker Unternehmer schlachtet den Trend geschickt aus. An der DJ Academy studieren Wall-Street-Banker für ihre zweite Karriere.

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New York - Es ist Montagabend, und Eric Schimmel tritt nach seinem Elf-Stunden-Tag zum Privatunterricht bei DJ Kwest an. Der 31-jährige Vizepräsident der Großbank Credit Lyonnais will seinen Schubs verbessern - jene magische Handbewegung, die zwei nebeneinander laufende Schallplatten auf denselben Beat bringt.
Sein Lehrer Kwest kann das mit einer Fingerspitze und ohne Hingucken. Der riesige Schwarze aus Brooklyn legt seit über 20 Jahren auf. "Hier, so geht das", sagt er mit heiserer Stimme und berührt beiläufig den Plattenteller, auf dem sich "Trans-Europe Express" von Kraftwerk dreht. Eric, Kopfhörer über den Ohren, Hand am Regler, nickt bewundernd. So weit ist er noch nicht, aber Kwest hat sein erstes Plattenspieler-Set schließlich auch mit neun Jahren bekommen - und nicht erst mit 30.

Das ungleiche Paar steht in einem loftartigen Raum im sechsten Stock eines Gebäudes am Broadway. Die Backsteinwände glänzen bordeauxrot, die Tanzfläche nebenan sorgt für Club-Atmosphäre. Es sind die Klassenräume von Scratch, der ersten DJ-Schule New Yorks. Seit der Eröffnung im März sind Hunderte von angehenden DJs die knarrenden Holztreppen hochgestiegen. Darunter sind viele Teenager, aber auch gut verdienende Professionelle, die ein Hobby suchen. Zehn Prozent arbeiten an der Wall Street, sagt der Schulgründer Rob Principe.

Lernen von Evil Dee und D-Stroy

40 Plattenspieler-Sets stehen bereit, jeden Samstag findet Gruppenunterricht für Anfänger und Fortgeschrittene statt. "Wir sind die erste DJ-Schule mit richtigem Stundenplan und Ausrüstung", sagt Principe. Er hat das Projekt daher hochfliegend "DJ Academy" genannt. Die Lehrer sind zwei Dutzend bekannte New Yorker DJs mit Namen wie Evil Dee, Mista Sinista und D-Stroy.

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"Bei uns lernst du von den Stars", prahlt Principe, ein 29-jähriger ehemaliger Dotcommer. Einer der Scratch-Mitgründer war Rapperlegende Jam Master Jay. Der Run-DMC-Gründer wurde vor kurzem in einem New Yorker Aufnahmestudio erschossen. Doch vorher hat er noch eine ganze Gang illustrer HipHop-Größen in den Scratch-Orbit gelenkt. Die wirken wie ein Magnet auf die Schüler, sagt Principe. "Es ist extrem sexy, seine Hand von FunkMaster Flex oder Kid Capri geführt zu bekommen." Der Kontakt mit den Stars kostet 270 Dollar für sechs zweistündige Sitzungen, Einzelunterricht ist teurer.

Bestseller Plattenspieler

Die DJ Academy ist der Beweis, dass der Unternehmergeist die Krise der New Economy überlebt hat. Der Business-Plan für den Start-Up entstand, nachdem Principe im Jahr 2000 seinen Job bei einer Softwarefirma verloren hatte. Er hatte ein paar tausend Dollar in der Tasche und eine Idee. "DJs gibt es seit 30 Jahren, und sie sind überall", sagt er. "Aber es wird nirgendwo gelehrt, wie man ein DJ wird."

Nach ein bisschen Marktforschung war Principe überzeugt, eine Marktlücke mit Potenzial entdeckt zu haben. "Plattenspieler sind das am meisten verkaufte Musikinstrument", sagt er. Sie verkauften sich doppelt so gut wie Gitarren. Über einen Bekannten stellte Principe Kontakt zu Jam Master Jay her, und der war begeistert. Bis heute, sagt Principe, machten die DJs vor allem aus Idealismus mit, denn das Honorar sei nicht der Rede wert. "Sie kommen, weil sie ihre Kenntnisse weitergeben wollen und weil sie am Samstagnachmittag eh nichts anderes zu tun haben".

Expansion nach Miami

Das erste Semester war gratis, 1100 Leute kamen zu den Vorlesungen zur Geschichte des "Turntablism". Der Vermieter, die bankrotte Internetfirma Pseudo.com, stellte die Räume anfangs gratis zur Verfügung - im Austausch für das hippe Publikum, das Scratch anzog. Auch für die teure Technik musste Principe nichts ausgeben: die Firma Numark stellte bereitwillig 120 Plattenspieler, Mixer und Lautsprecher bereit. Jetzt, sagt Principe, laufe der Laden von selbst. Inzwischen hat er fünf Angestellte und denkt über Expansion nach. Eine Filiale soll demnächst in Miami eröffnet werden.

Die Kurse heißen tatsächlich DJ101 und DJ202. Auf dem Stundenplan stehen Techniken wie Mixing, Blending und Beat-Juggling. Die Lehrer sind HipHopper oder House-Fans, "Battle DJs" wie Mista Sinista oder "Club DJs" wie Kwest. Außer bei "Battle DJs" ist das Stundenziel immer das gleiche: Lernen, wie man Party macht.

DJ als Zweitkarriere

Für Wall-Street-Banker wie Eric ist das Eintauchen in die DJ-Kultur eine willkommene Abwechslung. Seit einem Jahr führt er ein Doppelleben: Tagsüber verkauft er Aktien aus den "Emerging Markets" Asien und Lateinamerika an Hedge-Fonds. Abends dann versinkt er in seinen "Rundown", das 90-minütige Programm mit 30 Songs. DJ-ing sei inzwischen seine "zweite Karriere", sagt er.

Das Wohnzimmer seiner Zweizimmerwohnung an der Upper East Side hat Eric zu einem Studio umgebaut. Seit einem halben Jahr nimmt er Stunden bei Kwest. Er lernt schnell, im August durfte er bereits im angesagten Club "Pasha" auf Ibiza auflegen. "Es war nur der Funky Room", spielt er herunter. Doch Kwest ist voll des Lobes. "Eric ist ein Naturtalent", sagt er und nimmt einen Schluck von seinem rosafarbenen "Vitamin Water".

Inzwischen legen die beiden auch zusammen auf: Jeden Samstag im "Mad 28" im Flatiron-Distrikt und bei speziellen Anlässen der großen Wall-Street-Firmen. Im Oktober haben sie die Büro-Party von Credit Lyonnais geschmissen, nächste Woche sind sie für die Weihnachtsfeier von Credit Suisse gebucht. "Vor den Feiertagen sind wir ziemlich busy", lächelt Eric.

Q: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,226896,00.html



ach ja noch einen schönen 3 Atvent an alle
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luki2


Luki2:

ohhh, meinte natürlich " 3. Advent" o. T.

 
15.12.02 12:31
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