Die Zusammensetzung der neuen Auswahlindizes der Deutsche Börse ist noch offen. Klarheit darüber wird erst die Veröffentlichung der Januar-Ranglisten über Börsenumsatz und Marktkapitalisierung geben, die als Grundlage für die am 24. März startende neue Indexwelt dient. Aber schon jetzt schälen sich einige Gewinner und Verlierer der neuen Börsenordnung heraus.
Zu den Profiteuren zählen etwa die 30 Mitglieder des künftigen TecDAX. Der Index wird sich hauptsächlich aus Nemax 50-Mitgliedern zusammensetzen, die bislang noch mit dem Neuer Markt-Malus behaftet sind. Dank der Verkleinerung auf 30 Mitglieder nimmt die Qualität des neuen Technologieindex im Vergleich zum Nemax 50 zu - gute Chancen, dass die Skandale des einstigen Wachstumssegments schnell verblassen und ein echter "Neustart" möglich ist.
Nach dem extremen Kurseinbruch der letzten drei Jahre sind zudem viele Technologiewerte sehr günstig bewertet. Der TecDax hat also beste Chancen auf einen erfreulichen Start.
Zu den Gewinnern aus der Neuordnung zählen auch die Schwergewichte aus dem Neuen Markt. Bislang war ein Aufstieg aus dem Segment in den DAX unmöglich. Die neue Börsenordnung dagegen öffnet auch den TecDAX-Migliedern den Weg in den deutschen Blue Chip-Index.
Heißer DAX-Kandidat
Heißester Kandidat für einen Aufstieg ist dabei T-Online [ Kurs/Chart ]. Mit einer Marktkapitalisierung von 6,5 Milliarden Euro ist der Internetdienstleister schon jetzt deutlich größer als einige DAX-Mitglieder. Hindernis für eine Aufnahme ist der geringe Streubesitz, da die Deutsche Börse bei ihren Aufnahmekriterien nur die im freien Umlauf befindlichen Aktien berücksichtigt.
Die Paketverkäufe der Mutter Deutsche Telekom, die noch auf dem Aktienkurs von T-Online lasten, erhöhen auf lange Sicht wegen des steigenden Free-Floats die Chancen auf eine DAX-Aufnahme.
Mittelfristig ist dank der soliden Wachstumsraten auch Medion [ Kurs/Chart ] ein Kandidat für den DAX. Da die Deutsche Börse Medion den klassischen Branchen zuschlägt, wird der Marketing-Dienstleister vorerst vom Neuen Markt in den MDAX wechseln und dort eines der Schwergewichte sein.
Reihe von Verlierern
Auch der MDAX könnten von der Neuordnung profitieren. Wegen der Reduzierung auf 50 Firmen wird der Index übersichtlicher, gerade die weniger beachteten kleinen Firmen finden keine Berücksichtigung mehr. In den letzten Jahren hat der Niedergang der Technologie-Aktien ohnehin wieder zu einem verstärkten Interesse bei den Unternehmen aus den klassischen Branchen geführt.
Die neue Börsenlandschaft wird aber auch eine Reihe Verlierer mit sich bringen. Voraussichtlich gilt das vor allem für die Firmen, die im General Standard landen. Nach den Skandalen der Vergangenheit legen die Investoren starken Wert auf hohe Transparenz. Mit seinen vergleichsweise niedrigen Informationspflichten dürfte der General Standard daher eher Spielernaturen entgegenkommen.
Wenig erfreut dürften auch Prime Standard-Mitglieder sein, die bislang in einem Auswahlindex notierten (etwa dem Nemax 50) und damit zumindest ein gewisses Maß an Interesse auf sich zogen, jetzt aber durch die Verkleinerung des MDAX und TecDAX ihren Platz verlieren. Betroffen sind davon aller Voraussicht nach Firmen wie Technotrans [ Kurs/Chart ], Funkwerk [ Kurs/Chart ], Lambda Physik [ Kurs/Chart ] oder Steag Hamatech [ Kurs/Chart ]. Zwar wird es den Nemax 50 weiter geben, es ist aber damit zu rechnen, dass die Anleger ihr Interesse mehr auf den TecDax lenken und der Nemax 50 schnell in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Keine hektischen Depotumschichtungen nötig
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Der SMAX droht bei den Anlegern etwas in Vergessenheit zu geraten. Warum auf Unternehmen aus der dritten Reihe setzen, wenn Aktien von großen Firmen derzeit auch zu günstigen Preisen zu haben sind? Die Vergangenheit zeigt, dass Börsenaufschwünge in aller Regel von den Blue Chips angeführt werden.
Leiden dürften also vor allem Firmen, die bislang noch einigermaßen im Blickpunkt standen, denen jetzt aber der "Abstieg" in den SMAX droht: Etwa Teleplan [ Kurs/Chart ], EM.TV [ Kurs/Chart ] oder die beiden Online-Broker comdirect [ Kurs/Chart ] und DAB bank [ Kurs/Chart ].
Fazit: Kurzfristig könnte die Börsenneuordnung die Kurse einzelner Titel beflügeln oder belasten, weil sich institutionelle Investoren an den neuen Indizes ausrichten. Von hektischen Depotumschichtungen ist den Anlegern dennoch abzuraten: Über die Kursentwicklung entscheidet langfristig vor allem die Performance der einzelnen Unternehmen.
Am besten zeigt das MLP: Jahrelang war der Finanzdienstleister Garant für hohe und beständige Kursgewinne. Erst nach der Aufnahme in den DAX zogen schwarze Wolken über dem Konzern auf. Der Status als Blue Chips konnte den Kursabsturz nicht verhindern.