in Konkurs gehen oder ein Segment-Wechsel eingeführt wird:
An der US-Börse für Wachstumswerte Nasdaq gibt es eine ähnliche Regelung schon lange. Wer 30 Tage lang unter einem Dollar notiert, wird abgemahnt. Wenn dann nicht innerhalb von 90 Tagen der Kurs wieder über die Ein-Dollar-Marke springt, droht der Rauswurf.
Manche Unternehmen versuchen das abzuwenden, indem sie einen umgedrehten Aktiensplit, einen so genannten "reverse split", durchführen. Dabei werden mehrere Aktien zusammengeführt und der Kurs damit technisch wieder über die Dollar-Grenze gehoben. Um Tricksereien vorzubeugen, hat die Nasdaq jedoch die Marktkapitalisierung als zweites Kriterium eingeführt. 50 Millionen Dollar sind hier der Mindestwert.
Bei der Deutschen Börse gibt es jedoch keine konkreten Pläne, eine derartige Regelung einzuführen. "Wir schauen uns das an", erklärt ein Sprecher. Bisher schaut man aber wohl eher weg. Denn das Beratunsggremium der Börse, das so genannte "Primary Markets Advisory Committee", präsentierte bei seiner Sitzung am vergangenen Donnerstag keine Vorschläge, die Billigaktien zu verbannen. Jetzt vergehen wieder drei Monate bis zur nächsten Zusammenkunft - und inzwischen fallen weitere Aktien unter die Ein-Euro-Grenze.
Das Zögern der Deutschen Börse hat einen klaren Grund: sie verdient an jedem Unternehmen, das am Neuen Markt gelistet ist. Alleine für die Zulassung sind jährlich 7500 Euro fällig - egal, ob Penny-Stock oder Substanzwert. Mit dem Ausschluss von bestimmten Unternehmen würde sich die Deutsche Börse also selbst eine Einnahmequelle wegnehmen.
Doch bei den größeren, erfolgreichen Unternehmen am Neuen Markt wächst der Unmut über die Billigaktien, die immer mehr das Bild prägen. Zwar halten sich die meisten mit öffentlichen Äußerungen zurück. Mobilcom-Chef Gerhard Schmid hat jedoch schon vor längerer Zeit deutlich gemacht, dass ihm die Umgebung solcher Werte auf dem Kurszettel nicht behagt.
Auch Fondsmanager würden eine Regelung wie an der Nasdaq begrüßen. "Es muss ja nicht unbedingt ein Euro als Grenze festgelegt werden", sagt Stefan Müller, Fondsmanager im Small- und Midcap-Team der Activest. Auf jeden Fall sei es aber wünschenswert, einige Billigaktien auszulisten. Die "Wachstumsstory" ist bei solchen Unternehmen meist kläglich gescheitert. Ein Ausschluss vom "Wachstumssegment" wäre daher konsequent und würde den Privatanleger auch davor bewahren, in solche Aktien zu investieren.
Solange die Deutsche Börse jedoch die Augen verschließt, werden auch weiterhin Teldafax & Co. die alltäglichen Gewinner und Verliererlisten am Neuen Markt anführen - und das Bild des "Qualitätssegments" der Deutschen Börse prägen.