US-Gesundheitsbehörde gibt Warnung für rezeptfreies Medikament aus
Warnung vor Präparat von Roche und Bayer
Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat vor einem möglichen höheren Risiko von Herzkreislauferkrankungen bei der Einnahme des rezeptfreien Schmerzmittels „Naproxen“ gewarnt.
HB WASHINGTON. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat vor Herzkreislaufrisiken bei dem auch vom Leverkusener Bayer-Konzern vertriebenen Schmerzmittel Naproxen gewarnt. Die Bayer-Aktie büßte am Dienstag daraufhin an der Börse in der Spitze mehr als ein Prozent ein. Patienten, die das rezeptfreie Schmerzmittel einnehmen, sollten die empfohlene Dosis nicht überschreiten und das Medikament, wenn nicht anders vom Arzt empfohlen, nicht länger als zehn Tage nehmen, teilte die US-Gesundheitsbehörde FDA am Montagabend in Washington mit. Das Medikament wird als Generikum vertrieben und unter verschiedenen Markennamen verkauft. Bei Bayer heißt das Mittel Aleve, bei der Roche-Tochter Roche Palo Alto wird es unter dem Namen Naprosyn verkauft. Der Warnhinweis der FDA folgt Ergebnissen einer von den National Institutes of Health (NIH) finanzierten Studie zu entzündungshemmenden Medikamenten im Zusammenhang mit der Alzheimer-Erkrankung. Die Studie wurde gestoppt, nachdem ein erhöhtes Risiko für Herzkreislaufprobleme festgestellt wurde.
„Wir sind von der FDA informiert worden, kennen die Daten der Studie aber nicht im einzelnen und sind daher nicht in der Lage, dies näher zu kommentieren“, sagte ein Bayer-Sprecher. „Wir sind aber mit der FDA einer Meinung, dass das Produkt so angewendet werden soll, wie es im Beipackzettel steht“, ergänzte er. Bayer müsse nun die Daten der US-Studie genau prüfen. Das Schmerzmittel Naproxen ist bereits seit Jahren auf dem US-Markt. Es war bei Bayer zunächst Teil einer US-Partnerschaft mit dem Schweizer Roche-Konzern. Es gehört nun, nach der Übernahme des Roche-Geschäfts mit verschreibungsfreien Präparaten, ganz zum Bayer-Konzern.
In jüngster Zeit hatten Studien bei zwei verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln - Vioxx von Merck & Co sowie Celebrex vom Branchenprimus Pfizer - gezeigt, dass diese Medikamente bei bestimmten Patienten das Herzkreislaufrisiko vergrößern. Merck nahm daraufhin im September sein gegen Arthritis eingesetztes Präparat Vioxx vom Markt. Pfizer will sein ebenfalls bei Arthritis verwendetes Medikament Celebrex weiter verkaufen, stoppte aber die Werbung. Naproxen und Celebrex gehören zu den so genannten nicht-steroiden Entzündungshemmern (NSAID), zu denen auch Aspirin und Ibuprofen zählen. Innerhalb dieser Gruppe von Medikamenten sind Vioxx und Celebrex der Klasse der so genannten Cox-2-Hemmer zuzurechnen. Die europäische Arzneimittelbehörde stellt derzeit eine Bewertung des Herzkreislaufrisikos für alle in der EU zugelassenen Cox-2-Hemmer auf.
Analysten äußerten sich gelassen hinsichtlich der Folgen für Bayer. „Aleve ist keine der großen Marken von Bayer und sollte 2004 Umsätze von nur 80 bis 90 Millionen Euro generieren“, kommentierten die Analysten der HVB. „Daher sollten, in finanzieller Betrachtung, die Auswirkungen nur gering sein“, ergänzten sie. Ebenso kommentierte das Bankhaus Merck Fink die Nachricht: „Da das Umsatzvolumen von Naproxen bei Bayer eher klein ist, sind wir der Ansicht, dass die Auswirkungen für Bayer vernachlässigbar sind.“
Merck Fink hat die Bayer-Aktie zur Zeit auf „Hold“ eingestuft, bei der HVB steht sie auf „Outperform“. Bayer-Aktien konnten im Verlauf einige Kursverluste wieder wettmachen und notierten am späten Vormittag in einem stabilen Gesamtmarkt noch 0,6 Prozent im Minus bei 25,04 Euro. Die Aktie des Bad Vilbeler Generika-Herstellers Stada - das Unternehmen vertreibt ebenfalls ein Naproxen-Generikum - büßte an der Börse 0,6 Prozent auf 19,62 Euro ein.