Der Euro sprengt mancherorts den Geldbeutel
Hamburg (dpa) - Wenn der junge Athener Vasili nach langer Silvesternacht eine Packung Kopfschmerztabletten kauft, wird ihm der Apotheker etwas in die Hand drücken, das ihm ganz und gar unbekannt vorkommt: Wechselgeld in Münzform. Da griechische Münzen kaum Wert besaßen, bezahlten Vasili und seine Landsleute fast ausschließlich mit Banknoten.
Mit der Einführung des Euro müssen sich die Griechen nun erstmals fragen, wo sie all das klimpernde Leichtmetall verstauen sollen, das sie künftig an Ladentheken oder in Cafés zugesteckt bekommen. Nicht nur in Griechenland, auch in anderen Teilnehmerstaaten stellt die neue Währung die Menschen vor einige praktische Probleme. An manchen Orten blickt man dem Euro dagegen sehr gelassen entgegen.
Auch italienischen Hosentaschen steht eine kleine Revolution bevor. Zwar sind Münzen zwischen Südtirol und Sizilien keine großen Unbekannten. Allerdings waren dort nur fünf verschiedene Lire-Stücke im Umlauf. Nach dem Euro-Start sind es immerhin acht. Außerdem sind die neuen Scheine deutlich breiter als die Lire-Noten. Deshalb erwarten die italienischen Händler ebenso wie ihre Kollegen in Griechenland bis Weihnachten einem Ansturm auf Lederwarengeschäfte und «eurotaugliche» Geldbörsen.
Das herkömmliche spanische Portemonnaie ist von der neuen Währung ebenso überfordert, auch auf der iberischen Halbinsel macht sich die Lederbranche Hoffnungen: «Die Produktion neuer, größerer Geldbeutel ist im Oktober angelaufen», sagt der Geschäftsführer der Lederdesign- Firma Artybag, Andres Redondo. Es werde aber einige Monate dauern, bis der Run auf die neuen Börsen beginne. Ohnehin befürchtet Redondo, dass sich Firmen aus China mit billigen Exporten den größten Teil des Euro-Kuchens abschneiden.
Die Branche in Deutschland rechnet dagegen damit, dass die Gewinne im Land bleiben. «Das muss ein Riesenboom für uns werden», sagt der Sprecher des Lederwarenverbandes, Hans-Dieter Klooss. Immerhin überragt etwa der 100-Euro-Schein die im Wert vergleichbare 200-DM- Note um stolze fünf Millimeter. Seit vier Jahren wisse die Industrie um die Euro-Maße und sehe sie als «Geschenk des Himmels».
In Frankreich müssen vor allem die Betuchteren umdenken. «Ich kann mir vorstellen, dass es für die 500-Euro-Scheine in den Geldbörsen eng wird», sagt die französische Präsidentin des Europäischen Parlaments, Nicole Fontaine. Wer mit weniger Geld in der Tasche auf Einkaufstour gehe, werde kaum Probleme haben. Die übrigen Scheine unterschieden sich in der Größe kaum von der bisherigen Währung. «Außerdem werden die Euro-Geldstücke leichter sein als Franc-Münzen.»
Die Luxemburger sehen der Euro-Einführung nach anfänglichen Bedenken gelassen entgegen. Bei der Präsentation der Scheine im Herbst habe das Publikum gestaunt, dass diese doch nicht so groß sind wie erwartet. «Offenbar waren die Leute Werbekampagnen von Lederwarenherstellern aufgesessen», sagt ein Mitarbeiter der Zentralbank.
Eher eigenwillig gehen die Finnen mit den Maßen der neuen Scheine um. Die Industrie habe größere Börsen produziert, doch der Absatz laufe schleppend, sagt ein Verkäufer in einem Fachgeschäft in Helsinki. Das Zauberwort heißt in Finnland offenbar: falten. «Die Leute haben kein Problem mit der Größe der Scheine. Wenn die Scheine nicht passen, werden sie einfach ins Portemonnaie gequetscht.»
11:23 am 17.12.2001 - Ressort: Wirtschaft
Quelle: Die Welt
jetzt brauchen wir noch einen EURO-Geldbeutel ein gutes Geschäft für die Geldbeutelhersteller.
Luki2