Die Bundesregierung beabsichtige, Hauseigentümer zu verpflichten, vor 1979 gebaute Heizungsanlagen (davon gebe es etwa 3 Mio.) ab dem 01.01.2001 zu ersetzen. Die neue Verordnung liege bislang nur als Entwurf vor. Momentan werde eine Übergangsfrist bis zum Jahr 2005 angedacht. Wurde bereits eine bestehende Anlage umgerüstet, sei eine Fristverlängerung für die komplette Erneuerung bis zum Jahr 2008 im Gespräch.
Buderus, deren Geschäftsschwerpunkt bei einem Umsatz- bzw. Ergebnisanteil von 64 % bzw. 71 % eindeutig in der Heizungstechnik liege, würde bei Umsetzung des Entwurfes eindeutig profitieren. Allerdings dürften sich die Ertragseffekte auf einen relativ langen Zeitraum verteilen. Zudem seien noch parlamentarische Hürden zu nehmen und Modifikationen des o.g. Entwurfs möglich.
Und hier der Bericht von der HV - Buderus ist so billig, da ist ein Konkurs schon fast mit eingepreist ;-)
WKN
527800HV-Bericht Buderus AG
Die Gewinne dieses traditionsreichen Unternehmens der Metallindustrie, das aus
dem früheren Flick Imperium hervorgegangen ist, wachsen seit 7 Jahren ohne
Unterbrechung. Wen wundert es da, dass sich auf der diesjährigen HV
überwiegend zufriedene Gesichter zeigten und mit Lob an der Verwaltung nicht
gespart wurde. Doch ob sich diese Entwicklung geradlinig fortsetzen wird, das
wollten die Aktionäre und ihre Vertreter denn doch etwas genauer wissen. Am
15.3.2000 fand in der Stadthalle Wetzlar die 116. ordentliche Hauptversammlung
statt, zu der sich rund 500 Aktionäre, Vertreter und Gäste einfanden.
Einleitung
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Roth eröffnete die Veranstaltung pünktlich gegen
11 Uhr und erledigte zunächst die Formalien. In einem anschließend präsentierten
Imagevideo über das Unternehmen wurden die Teilnehmer auf die realen
Hintergründe eingestimmt, die sich im anschließenden Lagebericht als nüchterne
Zahlen darstellen würden. So erfuhren die Aktionäre über konkrete Schritte, mit
denen das Unternehmen aktuell seine Präsenz im In- und Ausland verstärkt. Dabei
war sowohl von Osteuropa als auch der EU, aber auch von China die Rede.
Schließlich wurde mit Stolz vom Jubiläum der BUDERUS-Aktie berichtet, die seit
100 Jahren an deutschen Börsen notiert ist; ein nicht ganz gewöhnliches
Unternehmen also.
Bericht des Vorstandes
Der Vorstandsvorsitzende Dr. Hans-Ulrich Plaul führte in seinem Lagebericht aus,
dass auch im abgelaufenen Geschäftsjahr das Ergebnis vor Ertragssteuern auf 309
Mio. DM (Vj. 267) zweistellig gewachsen ist. Der Jahresüberschuß des Konzerns
stieg ebenfalls deutlich auf 150 Mio. DM (Vj. 128) an. Der Dividendenpolitik des
Hauses folgend wurde auch eine erhöhte Ausschüttung von 0,44 Euro (Vj. 0,38)
vorgeschlagen, wobei ein Jubiläumsbonus von 0,04 Euro in diesem Betrag
enthalten ist.
Dieses Ergebnis wurde zu 67 % im Inland erwirtschaftet und ansonsten vorwiegend
im europäischen Ausland. Wachstum konnte vor allem im Ausland erzielt werden,
im Inland mussten auch rückläufige Umsatzentwicklungen einzelner Sparten
hingenommen werden. Die Gesamtleistung im Konzern konnte nur gehalten
werden, um so erfreulicher erscheint da das Ertragswachstum. So konnte im
abgelaufenen Jahr eine Umsatzrendite von 9 % (Vj. 8%) ausgewiesen werden, was
in reifen Industrien für deutsche Unternehmen nun wirklich herausragende Qualität
besitzt. Für die anwesenden Aktionäre war es beruhigend zu hören, dass sich die
Eigenkapitalrendite auf 39 % (Vj. 38) erhöhte, während die Gesamtkapitalrendite
einen kräftigen Sprung von 12 auf 14 % schaffte.
Die Konzernbilanz weist denn auch erfreuliche Relationen auf. Die
Eigenkapitalquote wuchs auf 35 % (Vj. 32%); im Gegenzug verminderten sich die
Verbindlichkeiten so sehr, dass ein Zinsüberschuss erwirtschaftet werden konnte.
Zum Bilanzstichtag betrugen die Verbindlichkeiten gegen Kreditinstitute noch
bescheidene 35 Mio. DM, also nicht einmal 2% der Bilanzsumme.
Dr. Plaul versäumte es aber auch nicht, die Ursachen dieser Erfolge trotz des per
Saldo ausgebliebenen Umsatzwachstums darzulegen. Auf der Habenseite stand
hier der deutliche Rückgang des Materialaufwands um 3 % im Konzern. Dieser
Effekt alleine hätte die Gewinne sogar noch kräftiger sprudeln lassen, wenn nicht
auf der Aufwandsseite ein erheblicher Sonderaufwand im Personalbereich gebremst
hätte. Dort waren es vor allem die Pensionsrückstellungen, die aufgrund neuer
Sterbetafeln überproportional zu dotieren waren. Die übrigen Aufwendungen
entwickelten sich in der Mehrzahl eher positiv und trugen so zum erfreulichen
Gesamtergebnis bei.
Neben weiteren statistischen Daten zu den einzelnen Geschäftsbereichen und den
fast 10.000 Mitarbeitern konnte der Vorstandsvorsitzende auch vom Erfolg des
Aktienrückkaufprogramms berichten. So habe die Gesellschaft seit Dezember
1999 rund 3,3 Mio. BUDERUS-Aktien erworben, mithin 5% des Grundkapitals der
Gesellschaft. Der gesamte Kaufpreis beläuft sich auf 103 Mio. DM. Der auf sie
entfallende Gewinnanteil in Höhe von 2,7 Mio. DM werde als Gewinnvortrag in der
Bilanz erscheinen.
Auch zu gesellschaftspolitischen Fragen nahm man Stellung. So betonte Herr Dr.
Plaul, dass der Vorstand frühzeitig beschlossen habe, sich der Verantwortung für
die Beschäftigung von Zwangsarbeitern ab 1942 zu stellen. Man habe sich deshalb
schon früh entschieden, der freiwilligen Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft
beizutreten. Über die Höhe und den Zeitpunkt daraus entstehender Zahllasten
konnte er noch keine Angaben machen.
Schließlich überraschte er die Aktionäre mit sehr positiven Zahlen für die ersten
fünf Monate (Oktober bis Februar) des laufenden Geschäftsjahres. In diesem
Zeitraum konnte der Konzern seinen Umsatz um 5 % steigern. Auslöser dieses
Wachstums ist der starke Geschäftsbereich Heizungstechnik, der sogar um 11 %
zum Vergleichszeitraum zulegen konnte. Den Vorjahresumsatz zu halten oder gar
zu unterschreiten war dagegen den beiden kleineren Bereichen beschieden. Das
Zwischenergebnis dieser fünf Monate kann sich dennoch sehen lassen: vor Steuern
wurden 95 Mio. DM verdient, was einer Steigerung um 26 % entspricht, also
deutlich mehr als der um 5 % gewachsene Umsatz. Dr. Paul warnte jedoch vor
einer Hochrechnung aus diesen Zahlen auf das Jahresergebnis. Insbesondere die
günstigen Rohstoffpreise könnten nicht während des ganzen Geschäftsjahres
unterstellt werden.
Er schloß mit einem Ausblick auf das laufende Jahr unter Hinweis auf sowohl
belastende als auch positive Faktoren. Man erhoffe sich eine Fortsetzung der
Konjunkturbelebung, die jetzt schon Einflüsse auf den Auftragseingang zeigten.
Belastungen hingegen drohten auf der Kostenseite, nicht nur bei den anziehenden
Rohstoffkosten, sondern auch bei der noch ausstehenden Tarifrunde dieses Jahres.
Würde ein Arbeitskampf vermieden und ein der Produktivitätssteigerung
entsprechender Tarifabschluss erreicht, dann, so Dr. Plaul, dürften die Aktionäre
mit einer Fortsetzung der Erfolgsstory rechnen.
Allgemeine Aussprache
Als Vertreter der DSW (Deutsche Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz) lobte
Herr Siemes zu Beginn der anschließenden Aussprache die Verwaltung und die
Mitarbeiter, die ihre Ziele erreicht und zum Teil sogar über-erfüllt haben. Er
bewunderte die ansehnliche Steigerung des Ergebnisses über nunmehr 7 Jahre,
drückte aber auch seine Hoffnung aus, dass sich den "sieben fetten Jahren nun
nicht sieben magere Jahre anschließen" werden. Mit Seitenblick auf den Neuen
Markt erkenne er gerne an, daß es sich bei der BUDERUS AG um einen soliden,
ertragsstarken Konzern mit gesunder Bewertung handele, dies sei wohltuend.
Auch der Geschäftsbericht mit seiner sehr differenzierten Darstellung der
Geschäftsbereiche fand seine besondere Anerkennung.
Er bedauerte jedoch, und daran knüpfte er auch seine erste Frage, dass noch nicht
nach internationalen Standards bilanziert werde. Er bat ebenfalls um Auskunft
darüber, ob weitere Aktienrückkäufe geplant seien sowie über die erwartete Höhe
und den Zeitpunkt der Zahlungen aus dem Rechtsstreit mit der früheren Mutter
Metallgesellschaft. Ferner hinterfragte Herr Siemes das Verhältnis zu dem heutigen
Großaktionär Bilfinger + Berger, der sein Paket kürzlich aufgestockt hatte. Er
wollte wissen, worin die Vorteile einer engeren Beziehung zu dem Großaktionär
gesehen würden und wie weit die Beziehungen schon heute gehen.
In diesem Zusammenhang, so der Vertreter der DSW weiter, interessiere natürlich
auch die Verwendung der wachsenden Liquidität des Unternehmens. Ob an weitere
Akquisitionen gedacht sei oder ob man dazu neige, mit der Zeit zu einer "Bank mit
angeschlossener Heizungssparte" zu mutieren, wollte er hier wissen.
Mit seinem letzten Punkt erfuhr Herr Siemes große Zustimmung bei seinen
Zuhörern: er bat auf TOP 5 der Tagesordnung bezogen darum, noch einmal zu
überdenken, ob es richtig sei, zum wiederholten Male die KPMG mit der Prüfung
des Jahresabschlusses zu beauftragen. Im Volksmund werde dieser Name
inzwischen mit "Keiner Prüft Mehr Genau" interpretiert, weil den Prüfern zu häufig
intensive personelle Verflechtungen mit den Gesellschaften oder durch langjährige
Folgemandate gar Betriebsblindheit nachgesagt werde. Mit Verweis auf die
zeitgleich stattfindende außerordentliche HV bei der Philipp Holzmann AG meinte
er: "Lamentieren, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, macht wenig Sinn,
doch kann dies jeder". Er schlug deshalb einen Wechsel der Prüfer zum jetzigen
Zeitpunkt vor, wo alles in Ordnung zu sein scheine, damit das gute Unternehmen
BUDERUS AG gar nicht erst in die Nähe solcher Entwicklungen gerate.
Auf diese letzte Frage ging der AR-Vorsitzende, Herr Dr. Roth, persönlich ein und
erläuterte, dass man es in der Tat sehr intensiv diskutiert habe, ob man das
Mandat erneut der KPMG antragen solle. Er ließ durchblicken, dass erhebliche
Sympathie für einen Wechsel zu einem anderen Prüfer bestanden habe, dass
letztlich jedoch der anstehende Wechsel der Rechnungslegung zum Standard der
IAS den Ausschlag gegeben habe, für dieses Geschäftsjahr keinen Wechsel
vorzusehen. Er verwies zur Begründung auf die erheblichen Sonderaufwendungen
und Zusatzarbeiten, die eingearbeitete Prüfer durchaus sicherer und wirtschaftlicher
zu leisten imstande seien als ein völlig neues Team, welches das Unternehmen
überhaupt nicht kenne. Der Vorsitzende des Vorstandes ergänzte diesen Punkt
durch den Hinweis auf die Inanspruchnahme anderer Prüfer in der Vergangenheit
und den auch bei der KPMG erfolgten häufigen Personalwechsel im Team der
Prüfer. Gründe für eine Beanstandung der Prüfer habe es aus Sicht des
Vorstandes nie gegeben.
Auf die Frage nach den Planzahlen für die nächsten Perioden erwiderte Herr Dr.
Plaul "Wir sind keine Hellseher", insbesondere sehe man sich angesichts der
unklaren Konjunkturentwicklung trotz einer intern existierenden strategischen
Planung nicht in der Lage, eine "seriöse" Antwort auf die Frage zu geben.
Ferner führte er aus, daß die bereits von dem AR-Vorsitzende Dr. Roth
angekündigte Rechnungslegung nach IAS frühestens zum 30.9.2000 wirksam
werde. Damit dieser Termin gehalten werde, seien aber noch verschiedene
Voraussetzungen erforderlich. Interessant war sein Hinweis, dass man zu
Testzwecken bereits für das Berichtsjahr den Standard einmal herangezogen habe.
Danach habe bei IAS sowohl das Eigenkapital als auch das Ergebnis beträchtlich
zulegen können. Im übrigen bestätigte er, dass die liquiden Mittel zur Finanzierung
von Akquisitionen gedacht seien.
Zum Stand des Rechtsstreites mit der Metallgesellschaft erklärte er, der BGH habe
ja bereits entschieden, dass die Zahlungsklage gegen die frühere Mutter
gerechtfertigt sei. Über die Höhe der Zahlung müsse nun aber das OLG Frankfurt
entscheiden. Ein Termin dort stehe unmittelbar für die nächste Woche bevor.
Zum heutigen Großaktionär Bilfinger + Berger bestätigte der Vorstand, dass dieser
sein Paket auf 27,6 % am Grundkapital erhöht habe. Aus der Sicht des
Vorstandes mache eine strategische Zusammenarbeit mit dem Großaktionär indes
nur dann Sinn, wenn sie allen Aktionären zum Vorteil gereiche. Solche
Perspektiven sehe der Vorstand von BUDERUS derzeit nicht. Zur Zeit fänden auch
keinerlei Gespräche über solche Kooperationen statt. Im übrigen konnte er die
Kleinaktionäre beruhigen, "zur Zeit nimmt weder Bilfinger + Berger noch ein anderer
Großaktionär Einfluß auf die Geschäfte der Gesellschaft".
Abschließend erläuterte Dr. Plaul, warum der Vorstand bisher nicht dem freiwilligen
Übernahmekodex der Wirtschaft beigetreten sei: man habe sich die Entscheidung
keineswegs leicht gemacht, doch beobachte man ähnlich wie viele andere
namhafte AG´s mit Sorge, dass die freiwillige Beschränkung dieses Kodex zu einer
Benachteiligung gegenüber ausländischen Gesellschaften führe. Dies münde
schließlich in eine Wettbewerbsverzerrung am Kapitalmarkt, die man so nicht
hinnehmen möge. Auf nochmalige Nachfrage zu "bereits geplanten Akquisitionen"
meinte er, "Akquisitionen sind Occasionen", die sich nicht planen ließen. Man sei
auf der Suche und stehe bereit für wirtschaftlich aussichtsreiche Gelegenheiten.
Selbstverständlich werde die zur Verfügung stehende Liquidität vorrangig für die
Nutzung solcher Chancen eingesetzt werden.
Auch Herr Rudolf Müller von der SdK (Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre), ein
alter Bekannter auf der HV bei BUDERUS, war voll des Lobes darüber, dass nun
schon zum 7. Mal in Folge die Dividende angehoben werde. Gleichwohl halte er die
Anhebungen selbst für eher "moderat"; ob es nicht auch einmal etwas mehr sein
dürfe, fragte er an. Schließlich wollte er wissen, ob denn nicht irgendwann einmal
"eine Eins vor dem Komma" stehen werde. Er brachte dies auch in den
Zusammenhang mit dem Kursverlauf der Aktie, die durch ihre sehr geringe
Volatilität auffalle. "Da ist keine Musik drin", meinte er, der Aktie fehle der
wirtschaftliche Auftrieb, so dächten viele Kleinanleger. Im Ergebnis müsse man
dann zusehen, dass der Neue Markt mit seinen fantasiereichen Aktien solchen
Gesellschaften wie der BUDERUS AG das Kapital wegnehme.
Zum Lagebericht nahm er wie folgt Stellung: die Heizungssparte als tragende Säule
mit 64 % am Umsatz sei nur zu 28 % im Export erfolgreich, mithin in deutlich
geringerem Maße als die beiden kleineren Sparten Edelstahl und Guss. Er wollte
schließlich wissen, wann mit einer gesamten Exportquote von 40 % gerechnet
werden dürfe. Er lobte zugleich das sehr behutsame Vorgehen des Vorstandes in
solch schwierigen Märkten wie China, wo nicht gleich Millionen investiert werden,
sondern mit gemieteten Einrichtungen und moderaten Einstiegskosten der
Markzutritt begonnen werde. In diesem Zusammenhang, so Rudolf Müller,
interessiere nun, wo die 60 Millionen im Ausland investiert werden, ob der Vorstand
die Aktivitäten in Polen und anderen Staaten Osteuropas wie der GUS verstärken
wolle und ob dort auch in Produktionen investiert werde. Zur Struktur der
Absatzmärkte bat er um Aufklärung über den Grad der Abhängigkeit von der
Neubaukonjunktur.
Zu den Kennzahlen der Bilanz merkte Herr Müller an, früher habe man auch schon
einmal 10 % Umsatzrendite gesehen und fragte, ob der Vorstand da wieder hin
wolle. Hinsichtlich des inzwischen positiven Zinssaldos mit minimalen
Bankschulden und einer Eigenkapitalquote von 35 % stehe man ja wirklich gut da.
Die EK-Rendite belaufe sich auf über 20 %, was will man denn in Zukunft
erreichen, fragte er an. Schließlich lobte er noch die eingeführten "Stock-Options"
für die Führungskräfte : die Aktionäre begrüßen diese Entscheidung, doch wann
haben auch die Aktionäre etwas davon, beendete er seine Ausführungen.
Das zweite Mitglied des Vorstands, Herr Reinhard Engel, antwortete auf viele
dieser Fragen mit klaren und optimistischen Perspektiven. So erwarte man schon
in diesem Jahr mehr als 30 % Erlöse aus dem Ausland in der Heizungssparte,
"natürlich nicht ohne weiteres Wachstum in Deutschland". Die Investitionen in
Osteuropa umfassten keine Produktionsstätten, sondern neue Niederlassungen.
Auch das gehe nicht immer reibungslos ab, in Moskau habe man aus
wirtschaftlichen Gründen die Repräsentanz schließen müssen. In Österreich
hingegen werde man auch in die Auslandsproduktion größere Investitionen
vornehmen.
Hinsichtlich der bei NEFIT in Holland gefertigten wandhängenden Heizgeräte sehe
man ein sehr großes Wachstumspotential, denn auch in Deutschland zeige sich
ein Trend in diese Richtung. Schließlich erwarte man einiges auch noch vom
Heizungszubehör.
Bezüglich China wußte er Aktuelles zu berichten : Dort sei gerade in dieser Woche
die Importlizenz erteilt worden, so dass man jetzt mit der behutsamen
Erschließung des riesigen Marktes beginnen könne. Hinsichtlich der Bauwirtschaft
konnte er die Aktionäre beruhigen : in Westdeutschland erwarte man schon für
dieses Jahr wieder ein Wachstum in dieser Branche, ungeachtet dessen sei man
durch den hohen Anteil im Austauschgeschäft weniger von der Branchenkonjunktur
abhängig als vielmehr von den Mitteln der privaten Haushalte.
Zur Entwicklung des Konzerns und der Aktie in der Zukunft erklärte Herr Dr. Plaul,
man habe Mindestanforderungen von 7 % für die Umsatzrendite und von 30 % für
die EK-Rendite im Konzern definiert. Den Materialeinsatz sehe man bei der
vorhandenen Erzeugnisstruktur auch in Zukunft bei etwa 50 % von den Erlösen. Der
Kursentwicklung der Aktie werde man in Zukunft vermehrte Aufmerksamkeit
schenken. Einen Kursanstieg erwarte man insbesondere durch die fortgesetzte
Fokussierung auf die Ertragsstärke des Unternehmens und die ertragsabhängige
Dividendenpolitik. Man sei durchaus zuversichtlich, dass hier auch die "Eins vor
dem Komma" erwartet werden dürfe, fügte der Vorstand schmunzelnd hinzu;
festlegen wolle man sich nur noch nicht, wann dies erreicht sein werde.
Mehrere Klein- und Belegschaftsaktionäre hinterfragten im Übrigen technische
Details der Produkte und Einzelheiten der Personalpolitik der Gesellschaft. Alle
Fragen wurden von Aufsichtsrat und Vorstand sorgfältig und überzeugend zur
Zufriedenheit der Zuhörer beantwortet.
Abstimmungen
Schon um kurz nach 13 Uhr konnte die Aussprache beendet werden und zur
Abstimmung über die Tagesordnungspunkte 2 bis 5 übergegangen werden. Vom
Grundkapital waren 73,92 % anwesend; im Subtraktionsverfahren wurde sodann
über die einzelnen Punkte entschieden. Mit nahezu 100 % der Stimmen wurden
sowohl der Vorschlag zur Verwendung des Bilanzgewinns als auch die Entlastung
von Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen. Lediglich die Diskussion über die
Wahl der KPMG zum Abschlußprüfer veranlaßte die Gemüter offenbar, ein Zeichen
zu setzen. Mit rund 32.000 Neinstimmen und 13.000 Enthaltungen wurde im
Ergebnis zwar dem Vorschlag der Verwaltung zugestimmt, jedoch zeigte die
Anzahl von knapp 50 Aktionären, die hinter diesen Stimmen standen, dass man
gewillt ist, der Wahl des Prüfers in Zukunft größere Aufmerksamkeit zu schenken.
Zu spüren war die Erwartung, dass man den Wechsel nur als aufgeschoben und
nicht als aufgehoben betrachte.
Fazit
Mit einer Erfolgsserie von sieben aufeinanderfolgenden Zuwächsen beim Ergebnis
und der Dividende durfte die Verwaltung zu Recht auf Applaus und Lob eingestellt
sein. Damit wurde denn auch nicht gespart. Die BUDERUS AG hat sich als gut
positioniertes und ambitioniertes Unternehmen der "old economy" präsentiert, das
nach den bewährten Kriterien als Substanzwert zu überzeugen weiß.
Dem kritischen Aktionär dürfte bei allem Lob und aller Anerkennung dieser
Leistungen der Vergangenheit aber nicht entgangen sein, dass die Aktie zurecht
ohne "Musik" gehandelt wird. Offen blieb nämlich für die Aktionäre, ob die
Gesellschaft über das hervorragend gemanagte Stammgeschäft hinaus Visionen
und Innovationen in ausgesprochene Wachstumsmärkte hinein zu entwickeln
imstande ist. Hier ist dem Vorstand die nötige Fortune zu wünschen, dass der
Gesellschaft und damit auch der Aktie mit den Akquisitionen der Zukunft diese
Prise Fantasie bald zuwächst.
17.03.2000 22:57 Redakteur:
hb
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