Alternative Biodiesel: Sparen mit Hindernissen
29.09.05 – Angesichts der hohen Kraftstoffpreise werden immer mehr Autofahrer auf Biodiesel als günstige Alternative aufmerksam. Der in der Regel aus Raps gewonnene Biodiesel ist an der Zapfsäule derzeit zwischen zehn und 15 Cent billiger als der herkömmliche Diesel aus Mineralöl.
Für Biodiesel spricht nicht allein der Preis. Auch die Öko-Bilanz ist ausgeglichen, weil beim Verbrennen im Motor nur jenes CO2 ausgestoßen wird, das die Pflanzen zuvor aus der Atmosphäre entnommen haben. Zugleich, so hoffen die Befürworter, steigert der verstärkte Einsatz des Öko-Sprits die Unabhängigkeit vom Erdöl. Doch in der Praxis zeigen sich gerade aufgrund der rasanten Dieselmotoren-Entwicklung Hindernisse.
Nicht verwechselt werden darf der reine Betrieb eines Fahrzeugs mit Biodiesel mit der Beimischung des Biodiesels zum normalen Dieselkraftstoff. Dies wird bereits seit Anfang 2004 von den Mineralölkonzernen praktiziert und macht den modernen Common-Rail- und Pumpe-Düse-Selbstzündern nichts aus. Die deutschen Automobilhersteller haben zudem auf der IAA signalisiert, dass eine Verdoppelung der derzeit fünfprozentigen Beimischung technisch machbar sei. Hintergrund der Beimischung ist eine Bestimmung der EU, wonach in fünf Jahren 5,75 Prozent des Kraftstoffabsatzes aus erneuerbaren Quellen stammen müssen.
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Vorsicht ist jedoch beim ausschließlichen Betrieb eines Diesel-Pkw mit Biodiesel geboten. Der besonders aggressive Kraftstoff kann vor allem Kunststoffteile wie Dichtungen und Schläuche angreifen und damit teure Reparaturen erzwingen. Viele Autohersteller erteilen daher keine Freigabe mehr für den Betrieb mit Biodiesel. Vor einem Einsatz des Kraftstoffs ist daher unbedingt zu prüfen, ob eine Freigabe für das Fahrzeug vorliegt; andernfalls verliert der Autofahrer alle Garantie- und Gewährleistungsansprüche. Bei einigen Herstellern lässt sich die Auslegung für den Bio-Betrieb gegen Aufpreis nachrüsten.
Ebenfalls keine Biodiesel-Freigabe gibt es derzeit für Fahrzeuge mit Partikelfilter. Bei den Filterherstellern laufen momentan Tests zur Verträglichkeit von Filtertechnik und Bio-Kraftstoff. Der Hersteller Twin-Tec rechnet damit, dass im November Ergebnisse vorliegen und dann eine Freigabe erteilt werden kann. Der Mitbewerber HJS startet Anfang 2006 entsprechende Dauertests und dürfte frühestens Mitte des Jahres eine Freigabe erteilen.
Doch auch wenn das Fahrzeug Biodiesel tanken darf, sind einige Dinge zu beachten. Wenigfahrer mit weniger als 10 000 Kilometern pro Jahr sollten auf den Biodiesel verzichten, weil sich die Qualität bei langen Standzeiten verschlechtert. Auch von einem abwechselnden Betrieb von Bio- und normalem Diesel ist abzusehen, weil der aggressive Öko-Sprit Ablagerungen des Mineralöl-Diesels ablöst, die den Kraftstofffilter verstopfen können. Zudem sind leichte Leistungseinbußen und ein leicht erhöhter Kraftstoffverbrauch zu erwarten, weil Biodiesel eine geringere Energiedichte besitzt.
Trotz der Schwierigkeiten ist der Biodiesel-Absatz an deutschen Tankstellen im Jahr 2004 gegenüber dem Vorjahr um 32 Prozent auf rund 476 Millionen Liter gestiegen. Der Zuwachs ist nach Angaben der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) im Wesentlichen auf den erhöhten Anteil von Nutzfahrzeugen zurückzuführen. Auch die Produktionskapazitäten sind in den vergangenen Jahren rasant angewachsen. Der Verband erwartet eine Steigerung der Produktion von 290 000 Tonnen im Jahr 2000 auf rund 2,3 Millionen Tonnen Ende 2006.
Insgesamt bieten derzeit rund 1 900 Stationen in Deutschland den Treibstoff an. Autofahrer sollten beim Tanken auf das Qualitätssiegel der Arbeitsgemeinschaft Qualitätsmanagement Biodiesel (AGQM) achten, das an 1 400 Zapfsäulen zu finden ist. Zudem raten Experten dazu, die Tankquittungen als Nachweis aufzubewahren, dass qualitativ guter Kraftstoff getankt wurde. Michael Hoffmann/mid mid/mh
Gruß Moya