Heimvorteil bringt Anlegern kostbare Renditepunkte
Studie: Fonds mit Fokus auf deutsche Aktien schneiden im Vergleich zum Index besonders gut ab - Aktives Management zahlt sich aber längst nicht immer aus
von Beatrix Wirth
Berlin - Die Kunst der Geldanlage ähnelt in vielem der Kochkunst. Es gibt zahllose konkurrierende Rezepte, Moden kommen und gehen und die berühmtesten Vertreter der Zunft führen Glaubenskriege, welche Kniffe zum besten Ergebnis führen. Ein Streit, der in der Investmentbranche immer wieder hochkocht, dreht sich um die Frage, ob das aktive Stock-Picking dem passiven Abbilden eines Index überlegen ist. Nur 20 bis 30 Prozent der Fondsmanager schaffen es, den breiten Markt langfristig zu schlagen, lautet das Ergebnis vieler Untersuchungen. Dennoch greift die Schlussfolgerung, dass sich aktives Fondsmanagement nicht lohnt, zu kurz. Dies legt eine neue Studie nahe. Sie zeigt auf: Ob ein Fonds besser abschneidet als der Referenzindex, hängt auch vom Marktsegment ab.
In der Studie hat Thomas Polach, Senior Fund Analyst bei Financial Webworks, vier Kategorien von Aktienfonds verglichen: die Gruppe Standardwerte Deutschland mit dem Referenzindex Dax, die Gruppe Standardwerte Euroland mit dem Euro-Stoxx-50, die Gruppe Standardwerte Europa mit dem Stoxx-50 und die Gruppe Aktienfonds allgemein USA mit dem S & P-500. In die Untersuchung gingen auch Fonds ausländischer Gesellschaften ein, die in Deutschland zugelassen sind. Der betrachtete Bewertungszeitraum umfasst drei Jahre.
Bei den Produkten mit Anlageschwerpunkt Euroland beziehungsweise Europa fiel das Ergebnis für Anhänger des aktiven Managements in der Tat ernüchternd aus. Beim Referenzindex Euro-Stoxx-50 schnitten nur sechs der 26 untersuchten Fonds besser ab als der Index. Beim Stoxx-50-Segment konnten lediglich acht von 53 Produkten den Index übertreffen.
Ein wesentlich besseres Ergebnis lieferte die Kategorie Deutschland. Hier konnten 21 von 47 Fonds den Vergleichsindex Dax schlagen - eine Quote von 45 Prozent. "Die mögliche Ursache für das gute Abschneiden könnte darin liegen, dass die Fondsmanager in Deutschland praktisch zu Hause sind und mit den Unternehmen täglich konfrontiert werden", sagt Analyst Polach. Eine nicht allzu schlechte Figur machten auch die Fonds mit Anlageschwerpunkt USA. Hier übertrafen zwar auch nur zehn von 52 Fonds den S & P-500. Aber einzig in dieser Kategorie schaffen es zwei Fondsmanager, in den letzten drei Baisse-Jahren eine positive Rendite zu erwirtschaften. Der Vontobel Fund US Value Equity A2 legte 34,64 Prozent an Wert zu und der PWIP US Value Fund A von Prumerica hielt sich mit einem Plus von 0,22 Prozent immerhin in der Gewinnzone während der S & P-500 um 40,84 Prozent absackte (sämtliche Angaben auf Dollar-Basis). "Unter Berücksichtigung der US-Fonds, die nicht in Deutschland zugelassen sind, dürfte es zudem weitaus mehr Produkte geben, die den Index schlagen", konstatiert Polach. "Das Bild sollte ein ähnliches wie in Deutschland ergeben."
Mit anderen Worten: Fondsmanager mit Heimvorteil haben nach Ansicht von Polach gute Voraussetzungen, besser als der Markt abzuschneiden. "Zudem steigen die Chancen einer Outperformance, je länger der Anlagezeitraum und je größer die Freiheit des Fondsmanagers ist", hat der Analyst beobachtet. Diese Einschätzung teilt auch Armin Lang, Leiter Fondsmanagement Aktien bei der Activest. "Die Chance, einen Wissensvorsprung zu haben und ausspielen zu können, nimmt zu, je mehr ein Fondsprofi auch kleinere Werte entdecken und kaufen darf", beschreibt er den Charme des Stockpicking abseits der Schwergewichte - eine Möglichkeit, die Indexfonds erst gar nicht haben. Gerade in schwierigen Börsenzeiten hält Lang aktiv gemanagte Fonds für besser: "Um Verluste zu begrenzen, muss man alle Hebel bedienen und nicht nur den "Index'-Knopf drücken."
Für Lang ist die Entscheidung für den Fondsansatz aber auch eine Frage des Anlegertyps. "Eine kleine Gruppe sehr professioneller Investoren braucht keine Hilfe und kann die Kostenvorteile von Indexfonds nutzen. Die meisten Privatanleger sind jedoch gut bedient, wenn ihnen jemand hilft, durch die Börsenwelt zu navigieren." Dass beide Ansätze ihre Berechtigung haben, zeigt auch die aktuelle Nachfragesituation. So lässt sich bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ein regelrechter Boom beobachten. Immer mehr Anklang finden gleichzeitig aber auch so genannte Total-Return-Fonds. Diese aktiv gemanagten, sicherheitsorientierten Produkte geben den Investmentprofis die größtmöglichen Freiheiten bei der Anlagestrategie. Was zählt, ist nicht die Orientierung an einem Aktienindex, sondern nur eines: eine positive Rendite.
Studie: Fonds mit Fokus auf deutsche Aktien schneiden im Vergleich zum Index besonders gut ab - Aktives Management zahlt sich aber längst nicht immer aus
von Beatrix Wirth
Berlin - Die Kunst der Geldanlage ähnelt in vielem der Kochkunst. Es gibt zahllose konkurrierende Rezepte, Moden kommen und gehen und die berühmtesten Vertreter der Zunft führen Glaubenskriege, welche Kniffe zum besten Ergebnis führen. Ein Streit, der in der Investmentbranche immer wieder hochkocht, dreht sich um die Frage, ob das aktive Stock-Picking dem passiven Abbilden eines Index überlegen ist. Nur 20 bis 30 Prozent der Fondsmanager schaffen es, den breiten Markt langfristig zu schlagen, lautet das Ergebnis vieler Untersuchungen. Dennoch greift die Schlussfolgerung, dass sich aktives Fondsmanagement nicht lohnt, zu kurz. Dies legt eine neue Studie nahe. Sie zeigt auf: Ob ein Fonds besser abschneidet als der Referenzindex, hängt auch vom Marktsegment ab.
In der Studie hat Thomas Polach, Senior Fund Analyst bei Financial Webworks, vier Kategorien von Aktienfonds verglichen: die Gruppe Standardwerte Deutschland mit dem Referenzindex Dax, die Gruppe Standardwerte Euroland mit dem Euro-Stoxx-50, die Gruppe Standardwerte Europa mit dem Stoxx-50 und die Gruppe Aktienfonds allgemein USA mit dem S & P-500. In die Untersuchung gingen auch Fonds ausländischer Gesellschaften ein, die in Deutschland zugelassen sind. Der betrachtete Bewertungszeitraum umfasst drei Jahre.
Bei den Produkten mit Anlageschwerpunkt Euroland beziehungsweise Europa fiel das Ergebnis für Anhänger des aktiven Managements in der Tat ernüchternd aus. Beim Referenzindex Euro-Stoxx-50 schnitten nur sechs der 26 untersuchten Fonds besser ab als der Index. Beim Stoxx-50-Segment konnten lediglich acht von 53 Produkten den Index übertreffen.
Ein wesentlich besseres Ergebnis lieferte die Kategorie Deutschland. Hier konnten 21 von 47 Fonds den Vergleichsindex Dax schlagen - eine Quote von 45 Prozent. "Die mögliche Ursache für das gute Abschneiden könnte darin liegen, dass die Fondsmanager in Deutschland praktisch zu Hause sind und mit den Unternehmen täglich konfrontiert werden", sagt Analyst Polach. Eine nicht allzu schlechte Figur machten auch die Fonds mit Anlageschwerpunkt USA. Hier übertrafen zwar auch nur zehn von 52 Fonds den S & P-500. Aber einzig in dieser Kategorie schaffen es zwei Fondsmanager, in den letzten drei Baisse-Jahren eine positive Rendite zu erwirtschaften. Der Vontobel Fund US Value Equity A2 legte 34,64 Prozent an Wert zu und der PWIP US Value Fund A von Prumerica hielt sich mit einem Plus von 0,22 Prozent immerhin in der Gewinnzone während der S & P-500 um 40,84 Prozent absackte (sämtliche Angaben auf Dollar-Basis). "Unter Berücksichtigung der US-Fonds, die nicht in Deutschland zugelassen sind, dürfte es zudem weitaus mehr Produkte geben, die den Index schlagen", konstatiert Polach. "Das Bild sollte ein ähnliches wie in Deutschland ergeben."
Mit anderen Worten: Fondsmanager mit Heimvorteil haben nach Ansicht von Polach gute Voraussetzungen, besser als der Markt abzuschneiden. "Zudem steigen die Chancen einer Outperformance, je länger der Anlagezeitraum und je größer die Freiheit des Fondsmanagers ist", hat der Analyst beobachtet. Diese Einschätzung teilt auch Armin Lang, Leiter Fondsmanagement Aktien bei der Activest. "Die Chance, einen Wissensvorsprung zu haben und ausspielen zu können, nimmt zu, je mehr ein Fondsprofi auch kleinere Werte entdecken und kaufen darf", beschreibt er den Charme des Stockpicking abseits der Schwergewichte - eine Möglichkeit, die Indexfonds erst gar nicht haben. Gerade in schwierigen Börsenzeiten hält Lang aktiv gemanagte Fonds für besser: "Um Verluste zu begrenzen, muss man alle Hebel bedienen und nicht nur den "Index'-Knopf drücken."
Für Lang ist die Entscheidung für den Fondsansatz aber auch eine Frage des Anlegertyps. "Eine kleine Gruppe sehr professioneller Investoren braucht keine Hilfe und kann die Kostenvorteile von Indexfonds nutzen. Die meisten Privatanleger sind jedoch gut bedient, wenn ihnen jemand hilft, durch die Börsenwelt zu navigieren." Dass beide Ansätze ihre Berechtigung haben, zeigt auch die aktuelle Nachfragesituation. So lässt sich bei börsengehandelten Indexfonds (ETFs) ein regelrechter Boom beobachten. Immer mehr Anklang finden gleichzeitig aber auch so genannte Total-Return-Fonds. Diese aktiv gemanagten, sicherheitsorientierten Produkte geben den Investmentprofis die größtmöglichen Freiheiten bei der Anlagestrategie. Was zählt, ist nicht die Orientierung an einem Aktienindex, sondern nur eines: eine positive Rendite.