Aktienkurse von Investmentbanken werden gedrückt
Hedge-Fonds-Verluste machen Märkte nervös
Die schmerzlichen Verluste einiger Hedge-Fonds schüren an den Finanzmärkten Ängste vor einer Kettenreaktion, die andere Finanzinstitute erfassen könnte. Bislang beschränken sich die Verluste auf mehrere Hedge-Fonds, deren Portefeuilles unter der Herabstufung von General Motors und Ford durch die Ratingagentur Standard & Poor’s leiden. Die Anleihekurse der beiden US-Autobauer stürzten ab, als Standard & Poor’s am 5. Mai ihr Krediturteil senkte.
HB NEW YORK. Am Dienstag tauchte ein erstes Signal dafür auf, dass die Krise einiger Hedge-Fonds auch die Banken belasten könnte. So kappte der Analyst Stuart Graham von der Investmentbank Merrill Lynch wegen der „jüngsten Turbulenzen“ bei Kreditderivaten seine Gewinnprognose für die Deutsche Bank. Graham nannte als Grund „Verluste im Eigenhandel“ der Deutschen Bank, die ähnliche Strategien wie ein Hedge-Fonds verfolge. Außerdem erwartet der Analyst weniger Kommissionseinnahmen aus dem Geschäft mit Hedge-Fonds. Deutsche-Bank-Finanzchef Clemens Börsig dementierte allerdings vergangene Woche in New York entsprechende Gerüchte. Am Dienstag lehnte die Bank einen Kommentar ab.
Zu einem ernsten Problem für die Finanzmärkte würden die jüngsten Hedge-Fonds-Verluste erst dann, wenn sie auf andere Finanzinstitute übergreifen. In den vergangenen Tagen fielen die Aktienkurse der Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley deutlich. Sie sind die beiden führenden Wertpapierdienstleister für Hedge-Fonds. Kommentatoren im US-Börsenfernsehen erklären derzeit fast jede Kursbewegung an den Finanzmärkten mit Hedge-Fonds, die angeblich Positionen verkaufen.
Banker bemühen sich jedoch, die Sorgen zu zerstreuen. „Ich halte das, was derzeit passiert, für eine gesunde Korrektur“, sagte der Chef der Schweizer Großbank UBS, Peter Wuffli, in New York. „Wir sind nicht wesentlich betroffen“, fügte Wuffli hinzu, dessen Bank einen der weltgrößten Dach-Hedge-Fonds führt und ähnlich wie Goldman und die Deutsche Bank der Branche als Händler und Kreditgeber dient.
Hedge-Fonds sind Anlagevehikel, die flexibler als herkömmliche Investmentfonds in vielen Anlageklassen spekulieren und auf fallende ebenso wie auf steigende Kurse wetten. Dank ihrer Beliebtheit verwalten Hedge-Fonds nach einigen Schätzungen inzwischen mehr als eine Billion Dollar.
US-Regulierer bewerten Hedge-Fonds zwiespältig. In einer Rede sprach Timothy Geithner, der heutige Chef der New Yorker Notenbank, kürzlich von „einer besseren Streuung von Risiken an den Finanzmärkten“ durch Hedge-Fonds. „Allerdings machen sie das Finanzsystem auch schwer durchschaubar“, fügte Geithner hinzu. Hintergrund der aktuellen Sorgen ist der Beinahe-Bankrott des Hedge-Fonds Long Term Capital Management, der 1998 in einer spektakulären Aktion gerettet werden musste.
Kevin Ferro, Gründerchef des New Yorker Geldhauses Ferro Capital, hält die aktuellen Sorgen für übertrieben, bleibt jedoch vorsichtig: „Ich kenne bis auf eine Ausnahme keinen Hedge-Fonds mit Problemen, aber vielleicht wache ich morgen auf und die Welt sieht anders aus“, sagt Ferro, der eine Anlagesumme von 500 Mill. Dollar in Hedge-Fonds investiert.
Laut Marktgerüchten baut der Londoner Hedge-Fonds GLG seit längerem Positionen bei Wandelanleihen und Kreditderivaten ab. Nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ verlor der 3,5 Mrd. Dollar schwere Wandelanleihe-Fonds von GLG im April 5,2 Prozent an Wert. Seit Jahresanfang betrug das Minus 8,6 Prozent. GLG erklärte in einer Stellungnahme: „Unseren Fonds geht es gut.“ Die gesamte Hedge-FondsBranche erlitt im April jedoch nur mäßige Verluste. Der Hedge-Fonds-Index der Investmentbank Credit Suisse First Boston und des Beratungshauses Tremont fiel im April ein Prozent. Seit Jahresbeginn liegt der Verlust bei hauchdünnen 0,11 Prozent. Andere Indexanbieter ermitteln ähnliche Werte.
Die Herabstufung der Autobauer GM und Ford belastete in den vergangenen Tagen auch den Markt für Kreditderivate. Das sind Wertpapiere, deren Preis auf einer Vielzahl von Unternehmenskrediten beruht. Die heftigen Kursausschläge erwischten einige Hedge-Fonds auf dem falschen Fuß. Seitdem versuchen laut Finanzkreisen manche Hedge-Fonds, ihre oft komplexen Handelspositionen glattzustellen. Dies gilt als ein Grund für den starken Preisanstieg bei so genannten Credit Default Swaps (CDS) – einer Art Versicherung gegen Kreditausfälle. Der Preis solcher CDS ist in den vergangenen Tagen auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Kauf eines CDS kann einfacher sein als der direkte Verkauf eines Kreditrisikos, weil einige Papiere nicht oft gehandelt werden.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 18. Mai 2005, 09:30 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Hedge-Fonds-Verluste machen Märkte nervös
Die schmerzlichen Verluste einiger Hedge-Fonds schüren an den Finanzmärkten Ängste vor einer Kettenreaktion, die andere Finanzinstitute erfassen könnte. Bislang beschränken sich die Verluste auf mehrere Hedge-Fonds, deren Portefeuilles unter der Herabstufung von General Motors und Ford durch die Ratingagentur Standard & Poor’s leiden. Die Anleihekurse der beiden US-Autobauer stürzten ab, als Standard & Poor’s am 5. Mai ihr Krediturteil senkte.
HB NEW YORK. Am Dienstag tauchte ein erstes Signal dafür auf, dass die Krise einiger Hedge-Fonds auch die Banken belasten könnte. So kappte der Analyst Stuart Graham von der Investmentbank Merrill Lynch wegen der „jüngsten Turbulenzen“ bei Kreditderivaten seine Gewinnprognose für die Deutsche Bank. Graham nannte als Grund „Verluste im Eigenhandel“ der Deutschen Bank, die ähnliche Strategien wie ein Hedge-Fonds verfolge. Außerdem erwartet der Analyst weniger Kommissionseinnahmen aus dem Geschäft mit Hedge-Fonds. Deutsche-Bank-Finanzchef Clemens Börsig dementierte allerdings vergangene Woche in New York entsprechende Gerüchte. Am Dienstag lehnte die Bank einen Kommentar ab.
Zu einem ernsten Problem für die Finanzmärkte würden die jüngsten Hedge-Fonds-Verluste erst dann, wenn sie auf andere Finanzinstitute übergreifen. In den vergangenen Tagen fielen die Aktienkurse der Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley deutlich. Sie sind die beiden führenden Wertpapierdienstleister für Hedge-Fonds. Kommentatoren im US-Börsenfernsehen erklären derzeit fast jede Kursbewegung an den Finanzmärkten mit Hedge-Fonds, die angeblich Positionen verkaufen.
Banker bemühen sich jedoch, die Sorgen zu zerstreuen. „Ich halte das, was derzeit passiert, für eine gesunde Korrektur“, sagte der Chef der Schweizer Großbank UBS, Peter Wuffli, in New York. „Wir sind nicht wesentlich betroffen“, fügte Wuffli hinzu, dessen Bank einen der weltgrößten Dach-Hedge-Fonds führt und ähnlich wie Goldman und die Deutsche Bank der Branche als Händler und Kreditgeber dient.
Hedge-Fonds sind Anlagevehikel, die flexibler als herkömmliche Investmentfonds in vielen Anlageklassen spekulieren und auf fallende ebenso wie auf steigende Kurse wetten. Dank ihrer Beliebtheit verwalten Hedge-Fonds nach einigen Schätzungen inzwischen mehr als eine Billion Dollar.
US-Regulierer bewerten Hedge-Fonds zwiespältig. In einer Rede sprach Timothy Geithner, der heutige Chef der New Yorker Notenbank, kürzlich von „einer besseren Streuung von Risiken an den Finanzmärkten“ durch Hedge-Fonds. „Allerdings machen sie das Finanzsystem auch schwer durchschaubar“, fügte Geithner hinzu. Hintergrund der aktuellen Sorgen ist der Beinahe-Bankrott des Hedge-Fonds Long Term Capital Management, der 1998 in einer spektakulären Aktion gerettet werden musste.
Kevin Ferro, Gründerchef des New Yorker Geldhauses Ferro Capital, hält die aktuellen Sorgen für übertrieben, bleibt jedoch vorsichtig: „Ich kenne bis auf eine Ausnahme keinen Hedge-Fonds mit Problemen, aber vielleicht wache ich morgen auf und die Welt sieht anders aus“, sagt Ferro, der eine Anlagesumme von 500 Mill. Dollar in Hedge-Fonds investiert.
Laut Marktgerüchten baut der Londoner Hedge-Fonds GLG seit längerem Positionen bei Wandelanleihen und Kreditderivaten ab. Nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ verlor der 3,5 Mrd. Dollar schwere Wandelanleihe-Fonds von GLG im April 5,2 Prozent an Wert. Seit Jahresanfang betrug das Minus 8,6 Prozent. GLG erklärte in einer Stellungnahme: „Unseren Fonds geht es gut.“ Die gesamte Hedge-FondsBranche erlitt im April jedoch nur mäßige Verluste. Der Hedge-Fonds-Index der Investmentbank Credit Suisse First Boston und des Beratungshauses Tremont fiel im April ein Prozent. Seit Jahresbeginn liegt der Verlust bei hauchdünnen 0,11 Prozent. Andere Indexanbieter ermitteln ähnliche Werte.
Die Herabstufung der Autobauer GM und Ford belastete in den vergangenen Tagen auch den Markt für Kreditderivate. Das sind Wertpapiere, deren Preis auf einer Vielzahl von Unternehmenskrediten beruht. Die heftigen Kursausschläge erwischten einige Hedge-Fonds auf dem falschen Fuß. Seitdem versuchen laut Finanzkreisen manche Hedge-Fonds, ihre oft komplexen Handelspositionen glattzustellen. Dies gilt als ein Grund für den starken Preisanstieg bei so genannten Credit Default Swaps (CDS) – einer Art Versicherung gegen Kreditausfälle. Der Preis solcher CDS ist in den vergangenen Tagen auf ein Rekordhoch gestiegen. Der Kauf eines CDS kann einfacher sein als der direkte Verkauf eines Kreditrisikos, weil einige Papiere nicht oft gehandelt werden.
Quelle: HANDELSBLATT, Mittwoch, 18. Mai 2005, 09:30 Uhr
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