HANDELSBLATT, Freitag, 16. Juni 2006, 10:13 UhrInvestmentgesellschaften Der Mai macht Hedge-Fonds zu schaffen Von Michael MaischInvestmentgesellschaften leiden unter Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten. Im Mai hatten nicht nur Aktien, sondern auch Rohstoffe und Öl an Wert verloren. LONDON. Der Mai war kein guter Monat für die erfolgsverwöhnten Hedge-Fonds-Manager. Zum ersten Mal in diesem Jahr haben die spekulativen, kaum regulierten Investmentgesellschaften Geld verloren. Daten der US-Beratungsgesellschaft Barclay Group zeigen, dass insgesamt 70 Prozent der Hedge-Fonds in die roten Zahlen gerutscht sind. Der durchschnittliche Verlust lag bei 3,1 Prozent. Hedge-Fonds investieren mit unterschiedlichen Strategien in alle Arten von Anlageformen, von Rohstoffen über Aktien bis hin zu Devisen und können auch auf fallende Kurse setzen. Dabei gehen die Manager oft größere und riskantere Wetten ein als herkömmliche Investmentfonds. Nach dem Boom der vergangenen Jahre verwaltet die Branche weltweit mittlerweile ein Vermögen von rund 1,3 Bill. Dollar.In den vergangenen Wochen litten die Hedge-Fonds wie andere Investoren auch unter den heftigen Turbulenzen an den internationalen Finanzmärkten. Im Mai hatten nicht nur Aktien, sondern auch Rohstoffe und Öl an Wert verloren. So führten elf der von Barclay analysierten 18 Investmentstrategien im vergangenen Monat zu Verlusten. „Vor allem aktienorientierte Strategien schnitten schlecht ab“, erläutert Barclay-Gründer Sol Waksman. Am härtesten war der Monat für Fonds mit Schwerpunkt in den Emerging Markets. Sie erlitten ein Minus von 4,7 Prozent, Technologie-Fonds verloren 3,4 Prozent, ebenso Fonds mit Fokus auf europäischen Aktien. Manager, die vor allem auf fallende Aktienkurse setzen, konnten sich dagegen über ein Plus von 4,4 Prozent freuen.Trotz der Verluste im Mai liegen die Hedge-Fonds für das Gesamtjahr mit einer durchschnittlichen Rendite von 6,7 Prozent noch immer klar im Plus und schneiden auch deutlich besser ab als die internationalen Aktienmärkte. Nach Einschätzung von Stanley Fink, Chef des größten börsennotierten Hedge-Fonds Man Group, müssen sich die Manager allerdings an heftige Kursschwankungen als in den vergangenen Wochen gewöhnen. Die Kapitalmärkte hätten gerade erst begonnen, sich an die realen Risiken in der Weltwirtschaft anzupassen. Das habe einige von der langen Phase der Stabilität verwöhnte Manager überrascht, sagte Fink in London bei einer Veranstaltung der Nachrichtenagentur Reuters.Der Man-Chef sieht allerdings trotz der jüngsten Turbulenzen keine grundsätzlichen Gefahren für die Stabilität des internationalen Finanzsystems. Solche könnten nur entstehen, wenn ein bestimmter Markt klar von Hedge-Fonds dominiert werde. Das sei aber derzeit nicht der Fall. Erst vor kurzem hatte die Europäische Zentralbank explizit vor systematischen Risiken für das Weltfinanzsystem gewarnt, falls ein großer oder eine Gruppe kleiner Hedge-Fonds zusammenbrechen sollte.