Zukunft der Investoren
Hedge-Fonds
von Elisabeth Atzler
Das große Sterben beginnt: Hedge-Fonds sind 2008 tief gefallen. Vielen Anbietern droht das Aus, weil Investoren flüchten - und auch die Aufseher klopfen an.
Das hat der Branche gerade noch gefehlt: Das Schneeballsystem des US-Investors Bernard Madoff traf Ende 2008 auch etliche Dach-Hedge-Fonds. Leichtsinnig hatten die sonst so kritischen Fondsmanager teils Milliarden in Madoffs Gesellschaft gesteckt.
Selbst der weltgrößte Hedge-Fonds-Anbieter Man Group ist engagiert. Auch die Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), die mehr als 50 Mrd. $ für Kunden in Hedge-Fonds investiert hat, muss Einbußen hinnehmen.
Dabei hatte das Vertrauen der Anleger bereits gelitten. 20 Prozent haben Hedge-Fonds 2008 im Schnitt an Wert verloren, ermittelte der Datendienstleister Hedge Fund Research (HFR) - so viel wie noch nie. Investoren zogen dem Branchenbeobachter Trimtabs zufolge rund 270 Mrd. $ ab - so viel wie noch nie. Das Vermögen der erfolgsverwöhnten Branche, die jahrelang zweistellige Renditen einfuhr, rutschte von 1900 Mrd. $ auf rund 1250 Mrd. $ (940 Mrd. Euro) ab.
"Viele Fonds gehen davon aus, dass auch 2009 Abflüsse kommen", sagt Thomas Della Casa, Chefstratege von Man Investments, einer Tochter der Man Group. "Es gibt eine Riesenenttäuschung durch Hedge-Fonds", so Kerrin Rosenberg, Chef des britischen Investmentberaters Cardano.
Vermögende Privatleute, traditionell stark in Hedge-Fonds investiert, hätten ihr Geld bereits zurückverlangt. Institutionelle Investoren mit längeren Entscheidungswegen würden folgen. Hedge-Fonds hätten die Erwartungen verfehlt, kritisiert Gerlof de Vrij, Leiter der taktischen Portfolioaufteilung von APG, der Vermögensverwaltung des niederländischen Pensionsfonds ABP. Er ist mit etwa 200 Mrd. Euro, davon rund 10 Mrd. Euro in Hedge-Fonds, Europas größter Pensionsfonds.
Zwar schnitten Hedge-Fonds besser ab als die Kurse an den großen Börsen. Doch die Investoren versprechen sich nun mal von Hedge-Fonds den Schutz vor Verlusten. Aber viele Hedge-Fonds hängen stark an Aktien und können sich nicht abkoppeln. Durch den Einsatz von Krediten verschlimmert sich das Desaster noch. Auch das dürfte sich ändern: Banken sind Hedge-Fonds gegenüber strenger bei der Kreditvergabe geworden.
Etliche Gesellschaften halten dem Druck schon nicht mehr stand. Erstmals seit Etablierung der Branche Anfang der 90er-Jahre fiel die Zahl der Anbieter. 7300 Hedge-Fonds und 2500 Dachfonds registrierte HFR zuletzt. Schätzungen zufolge werden 2009 noch einmal 3000 Fonds aufgeben. "Die nötige Mindestgröße der Hedge-Fonds wird steigen, weil die Anforderungen der Investoren zunehmen", sagt Dirk Söhnholz, Geschäftsführer von Feri Institutional Advisors. "Die Anleger verlangen mehr unabhängiges Risikomanagement von den Fonds."
Teil 2: Obama und Madoff sorgen für mehr Regulierung >
www.ftd.de/boersen_maerkte/alternativen/...nds/462418.html?p=2
Aus der FTD vom 19.01.2009
© 2009 Financial Times Deutschland, © Illustration: reuters
www.ftd.de/boersen_maerkte/alternativen/...e-Fonds/462418.html
Hedge-Fonds
von Elisabeth Atzler
Das große Sterben beginnt: Hedge-Fonds sind 2008 tief gefallen. Vielen Anbietern droht das Aus, weil Investoren flüchten - und auch die Aufseher klopfen an.
Das hat der Branche gerade noch gefehlt: Das Schneeballsystem des US-Investors Bernard Madoff traf Ende 2008 auch etliche Dach-Hedge-Fonds. Leichtsinnig hatten die sonst so kritischen Fondsmanager teils Milliarden in Madoffs Gesellschaft gesteckt.
Selbst der weltgrößte Hedge-Fonds-Anbieter Man Group ist engagiert. Auch die Schweizer Privatbank Union Bancaire Privée (UBP), die mehr als 50 Mrd. $ für Kunden in Hedge-Fonds investiert hat, muss Einbußen hinnehmen.
Dabei hatte das Vertrauen der Anleger bereits gelitten. 20 Prozent haben Hedge-Fonds 2008 im Schnitt an Wert verloren, ermittelte der Datendienstleister Hedge Fund Research (HFR) - so viel wie noch nie. Investoren zogen dem Branchenbeobachter Trimtabs zufolge rund 270 Mrd. $ ab - so viel wie noch nie. Das Vermögen der erfolgsverwöhnten Branche, die jahrelang zweistellige Renditen einfuhr, rutschte von 1900 Mrd. $ auf rund 1250 Mrd. $ (940 Mrd. Euro) ab.
"Viele Fonds gehen davon aus, dass auch 2009 Abflüsse kommen", sagt Thomas Della Casa, Chefstratege von Man Investments, einer Tochter der Man Group. "Es gibt eine Riesenenttäuschung durch Hedge-Fonds", so Kerrin Rosenberg, Chef des britischen Investmentberaters Cardano.
Vermögende Privatleute, traditionell stark in Hedge-Fonds investiert, hätten ihr Geld bereits zurückverlangt. Institutionelle Investoren mit längeren Entscheidungswegen würden folgen. Hedge-Fonds hätten die Erwartungen verfehlt, kritisiert Gerlof de Vrij, Leiter der taktischen Portfolioaufteilung von APG, der Vermögensverwaltung des niederländischen Pensionsfonds ABP. Er ist mit etwa 200 Mrd. Euro, davon rund 10 Mrd. Euro in Hedge-Fonds, Europas größter Pensionsfonds.
Zwar schnitten Hedge-Fonds besser ab als die Kurse an den großen Börsen. Doch die Investoren versprechen sich nun mal von Hedge-Fonds den Schutz vor Verlusten. Aber viele Hedge-Fonds hängen stark an Aktien und können sich nicht abkoppeln. Durch den Einsatz von Krediten verschlimmert sich das Desaster noch. Auch das dürfte sich ändern: Banken sind Hedge-Fonds gegenüber strenger bei der Kreditvergabe geworden.
Etliche Gesellschaften halten dem Druck schon nicht mehr stand. Erstmals seit Etablierung der Branche Anfang der 90er-Jahre fiel die Zahl der Anbieter. 7300 Hedge-Fonds und 2500 Dachfonds registrierte HFR zuletzt. Schätzungen zufolge werden 2009 noch einmal 3000 Fonds aufgeben. "Die nötige Mindestgröße der Hedge-Fonds wird steigen, weil die Anforderungen der Investoren zunehmen", sagt Dirk Söhnholz, Geschäftsführer von Feri Institutional Advisors. "Die Anleger verlangen mehr unabhängiges Risikomanagement von den Fonds."
Teil 2: Obama und Madoff sorgen für mehr Regulierung >
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Aus der FTD vom 19.01.2009
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Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. Konrad Adenauer