Er war einer der besten Fußballspieler Deutschlands und gehörte zu den "Helden von Bern", die 1954 die Weltmeisterschaft gewannen. Am Montag ist Fritz Walter gestorben. Der Pfälzer wurde 81 Jahre alt.
Lauterns berühmtester Spieler: Fritz Walter
Kaiserslautern - Wie Pressesprecher Michael Novak von Walters ehemaligem Verein 1. FC Kaiserslautern mitteilte, ist Walter in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn (Landkreis Kaiserslautern) nach längerer Krankheit "friedlich eingeschlafen".
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft will am Freitag im WM-Viertelfinale gegen die USA (13.30 Uhr MESZ) mit Trauerflor spielen. Einen entsprechenden Antrag hat DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder beim Weltverband Fifa gestellt. Der oberste DFB-Funktionär würdigte Walter als eine "der größten Persönlichkeiten, die der DFB hatte. Er wird unvergessen bleiben".
Der erste Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebte mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 als Kapitän der deutschen Mannschaft den Höhepunkt seiner großen sportlichen Karriere. Der Ehrenbürger von Kaiserslautern war die rechte Hand vom "Chef", wie er Bundestrainer Sepp Herberger liebe- und respektvoll nannte.
Ehefrau Italia war im vorigen Dezember gestorben
Walter, Fußball-Idol der vierziger und fünfziger Jahre, war seit geraumer Zeit gesundheitlich schwer angeschlagen. Er musste eine Gehhilfe benutzen, nachdem er vor fünf Jahren an der Hüfte operiert worden war. Wegen Kreislaufproblemen und einer Darmerkrankung hatte sich Walter mehrfach stationär behandeln lassen müssen. Noch im Februar musste er wegen eines leichten Herzinfarktes in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Wegen seiner Herzprobleme hatte der ehemalige Wäscherei- und Kinobesitzer die Spiele "seines" FCK in seinem Stadion - der Betzenberg wurde 1985 nach ihm benannt - zuletzt oft gemieden. Seine Ehefrau Italia, mit der er 53 Jahre lang verheiratet gewesen war, war bereits im Dezember vergangenen Jahres gestorben. "Ich hatte ein erfülltes Leben, aber ohne meine Frau Italia hätte ich das alles nicht geschafft. Ihr habe ich alles zu verdanken", sagte Walter.
4. Juli 1954: Walter lässt sich nach dem WM-Erfolg über Ungarn feiern
Fritz Walter galt als einer der besten deutschen Fußballspieler. Schon sein erster Auftritt in der DFB-Auswahl machte den damals erst 19-jährigen Pfälzer auf einen Schlag berühmt. Er schoss beim 9:3-Sieg am 14. März 1940 in Frankfurt gegen Rumänien an der Seite von Paul Janes, Andreas Kupfer und Albin Kitzinger auf Anhieb drei Tore für Deutschland. Von da an war Walter Stammspieler im Nationalteam. Bis zur kriegsbedingten Länderspielpause am 22. November 1942 absolvierte der torgefährliche Stürmer 24 Partien und schoss dabei 19 Tore.
Erst fast neun Jahre später konnte Fritz Walter am 15. April 1951 in Zürich mit dem Länderspiel gegen die Schweiz (3:2) seine internationale Karriere fortsetzen. Die ganz großen und spektakulären Erfolge erlebte Walter erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Höhepunkt war der 4. Juli 1954 im Wankdorfstadion von Bern, als der Lauterer nach dem legendären 3:2-Triumph der Nationalmannschaft im WM-Finale gegen den haushohen Favoriten Ungarn die WM-Trophäe in seinen Händen hielt.
"Alle, die das Glück hatten, in dieser Mannschaft zu spielen, werden den Tag ihr Leben lang nicht vergessen. Es war der absolute Höhepunkt und die Krönung meiner Laufbahn. Der liebe Gott hat uns geholfen - und der Boss", sagt Walter im Rückblick auf das Jahrhundertspiel und das umjubelte Siegtor durch Helmut "Boss" Rahn.
"Ich bin immer beim FCK geblieben"
Als Walter am 24. Juni 1958 nach der 1:3-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Schweden seine internationale Laufbahn beendete, hatte er 61 Länderspiele mit 33 Toren in seinem Rekordbuch stehen. Bis dahin brillierte der Supertechniker vor allem mit seinem Verein 1. FC Kaiserslautern. Fünf Mal zwischen 1948 und 1955 erreichten die "Roten Teufel vom Betzenberg", die in den fünfziger Jahren in der Öffentlichkeit den ehrenden Namen "Walter-Elf" erhielten, das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.
Zwei Mal gingen sie als Meister vom Platz: 1951 gegen Preußen Münster (2:1) und 1953 gegen den VfB Stuttgart (4:1). Bis 1959 spielte Fritz Walter für Kaiserslautern. Lukrative Angebote aus Frankreich und Spanien schlug er immer wieder aus. "Ich bin immer beim FCK geblieben, aber habe es nie bereut. Das soll mir heute mal einer nachmachen", hatte Walter stets betont.
Oktober 2000: Italia und Fritz Walter bei Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag Walters im Lauterer Stadion
Als er seine Karriere 1959 nach 379 Meisterschaftsspielen und 306 Toren für den 1. FCK beendete, begann Fritz Walter eine neue Aufgabe. Nicht als Trainer, der er in den vierziger Jahren gelegentlich beim 1. FC Kaiserslautern war, sondern als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung. Hier engagierte er sich für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter. 1998 legte er diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen in die Hände seines einstigen Mannschaftskollegen Horst Eckel. Bis zu seinem Tod war Fritz Walter bemüht, das soziale Vermächtnis Sepp Herbergers weiterzuführen.
Hätte der Zweite Weltkrieg nicht die glanzvoll begonnene Karriere von Fritz Walter für neun Jahre unterbrochen - er wäre der erste deutsche Fußball-Nationalspieler mit mehr als hundert Länderspieleinsätzen geworden. Reich wurde er in seiner aktiven Zeit nicht. Er neidete aber niemandem das "große Geld". Die Erinnerungen an seine Karriere waren Fritz Walter Verdienst genug: "Wir hatten sicherlich eine schönere Zeit mit unserer unvergleichlichen Kameradschaft."
"Ein großes Vorbild für uns alle"
Fritz Walters Tod hat große Betroffenheit ausgelöst. Einhellig wurden die Verdienste des Ehrenspielführers für den Weltfußball gewürdigt und die überragende Persönlichkeit des Pfälzers hervorgehoben.
Gerhard Mayer-Vorfelder (DFB-Präsident): "Mit Fritz Walter verliert der deutsche Fußball eine seiner großen Persönlichkeiten. Unvergessen bleiben seine Verdienste um die Mannschaft von 1954, die er als Kapitän zum WM-Triumph geführt hat. Der erste Titelgewinn der DFB-Auswahl war ein Erfolg, der weit über die sportliche Bedeutung hinaus ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Wiedereingliederung Deutschlands in die Völkergemeinschaft war. Fritz Walters bescheidene Art, seine Heimatverbundenheit und seine Liebe zum 1. FC Kaiserslautern haben ihn bis heute zu einem Idol des Fußballs weit über die Grenzen der Pfalz hinaus werden lassen. Der DFB trauert um den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, der sich stets mit vorbildlicher Weise der DFB-Auswahl verbunden fühlte. Der DFB wird bei der Fifa darum bitten, dass die deutsche Nationalmannschaft das WM-Viertelfinale gegen die USA mit Trauerflor bestreiten darf."
Uwe Seeler (Ehrenspielführer): "Das muss ich erst einmal verdauen. Erst vor zwei Wochen ist Jürgen Werner gestorben und jetzt schon wieder ein guter Freund von mir gegangen. Ich bin sehr betroffen. Ich habe am Sonntag noch bei Walters zu Hause angerufen und dabei gehört, dass es ihm sehr schlecht geht. Aber dass es so schnell zu Ende geht, damit habe ich nicht gerechnet."
Fritz Pleitgen (ARD-Vorsitzender): "Er gehörte zu den ganz Großen des Sports. Sein Tod berührt Generationen von Menschen in Deutschland. Er war mehr als eine Fußball-Legende. Er war nicht nur ein großartiger Fußballer, er war ein Idol im zerstörten Nachkriegsdeutschland. Ein Vorbild für Generationen von Nachwuchsfußballern. Fritz Walter hat viele Menschen in einer schwierigen Zeit durch seine Leistungen und sein Engagement ermutigt. Dabei war er sich immer seiner Vorbildfunktion für junge Menschen bewusst. Selbst heute ist sein Name den meisten Jugendlichen ein Begriff - Jahrzehnte nach seiner Zeit als Spieler."
Erich Ribbeck (ehemaliger DFB-Teamchef): "Fritz Walter ist derjenige, der nach dem Krieg maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Deutschland, nicht nur im Fußball, sondern überhaupt wieder internationale Anerkennung gefunden hat. Mich trifft das sehr, ich kannte ihn persönlich und sehr lange, wir waren immer in Verbindung."
Manfred von Richthofen (Präsident des Deutschen Sportbundes): "Fritz Walter war eine Symbolfigur des deutschen Sports der Nachkriegszeit. Ein Mann mit bewundernswerten spielerischen Möglichkeiten, der aber auch in den späteren Jahren im sozialen Bereich hoch engagiert war. Damit war er ein Vorbild für Generationen von Sportlern."
Hans Tilkowski (Vize-Weltmeister 1966): "Fritz Walter war ein Weltfußballer, wie man ihn heute nicht mehr findet. Er war ein großes Vorbild für uns alle, denn er hat Werte wie Bescheidenheit, Zurückhaltung und Fairness vorgelebt. Ich hatte bis zuletzt noch sehr guten Kontakt zu ihm."
Hannes Löhr (DFB-Trainer): "Mit Fritz Walter stirbt ein Stück Fußballgeschichte. Er war ein Spieler, an dem sich ganz Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aufgerichtet hat. Er hat den Fußball geprägt, wie kaum ein anderer. Das letzte Mal habe ich ihn Weihnachten gesehen, da ging es ihm noch gut."
Fritz Walter - ein Vorbild für viele Generationen
Im Alter von 81 Jahren verstarb Fritz Walter, eine der ganz großen Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Am Montag um 15.15 Uhr ist er friedlich in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn eingeschlafen.
Fritz Walters Name ist in der deutschen Fußballgeschichte von ganz besonderem Klang. Als Kapitän führte er am 4. Juli 1954 die deutsche Nationalmannschaft durch den 3:2-Sieg über Ungarn in Bern zum Gewinn der ersten Weltmeisterschaft.
Zweimal wurde er mit seinem 1.FC Kaiserslautern 1951 und 1953 Deutscher Meister. Das erste seiner 61 Länderspiele bestritt er am 14. Juli 1940 in Frankfurt gegen Rumänien. Mit drei Toren trug der damals noch nicht einmal 20-Jährige wesentlich zum 9:3-Sieg bei. Insgesamt 24 Spiele (mit 19 Toren) bestritt er im Nationaltrikot bis zur zwangsweisen Einstellung der Länderspiele Ende 1942. Nach der langen Pause lud ihn Bundestrainer Sepp Herberger zum ersten Länderspiel 1950 gegen die Schweiz ein, er musste aber wegen einer Verletzung absagen. Doch seit 1951 gehörte er wieder zum festen Stamm der Nationalelf. Sepp Herberger machte ihn zum Kapitän und bezeichnete den intelligenten Spielmacher und gefährlichen Torschützen als seinen „verlängerten Arm auf dem Spielfeld“. Nach 61 Länderspielen, in denen er 33 Tore erzielte, beendete er mit dem Halbfinale der WM 1958 seine internationale Karriere und ein Jahr später auch seine Laufbahn beim 1. FC Kaiserslautern. Von der Schülermannschaft 1928 bis zu seinem Abschied hat Fritz Walter nie ein anderes Klub-Trikot als das des 1. FC Kaiserslautern getragen. Als erster deutscher Fußballspieler wurde er vom Bundespräsidenten 1953 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet, der DFB ernannte ihn zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, eine Auszeichnung, die es bis dahin nicht gab. 1970 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Sepp Herberger hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er in Fritz Walter seinen idealen Nachfolger als Bundestrainer sah. Von 1945 bis 1949 wirkte er bei seinem 1. FCK als Spielertrainer, 1948/49 gleichzeitig noch als Trainer beim Lokalrivalen VfR Kaiserslautern, 1960 trainierte er den Zweitligisten VfL Neustadt bei Coburg und von 1962 bis 1964 mit großem Erfolg den SV Alsenborn. Doch so sehr ihn Herberger auch drängte, beendete er damit seine Trainerlaufbahn.
Als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung engagierte er sich hingebungsvoll vor allem für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter. Seine Popularität war ungebrochen. Sein Bescheidenheit, seine Gradlinigkeit und seine stete Hilfsbereitschaft nahmen die Herzen aller Menschen, die mit ihm zu tun hatten, für ihn ein. Die Weltmeister von 1954, nicht nur die Endspiel-Elf, waren seine Familie. Mit allen hielt er Verbindung, half, wo es nötig war, kümmerte sich auch bis zum Schluß um die Angehörigen der Spieler, die mittlerweile verstorben waren.
Fritz Walter war ein liebenswerter Mensch und ein treuer Freund. Ich hatte das Glück, über viele Jahre ihn immer wieder treffen zu dürfen, auch in für ihn schweren Stunden. Ich bewunderte seine Menschlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und seinen Optimismus, ganz abgesehen natürlich von seinen überragenden sportlichen Fähigkeiten und seinem fußballerischen Können. Er war ein Vorbild für viele Generationen.
Seine innig geliebte Frau Italia überlebte Fritz Walter nur um wenige Monate. Wir trauern um einen liebenswerten Menschen, um eine große Persönlichkeit. Der deutsche Fußball hat Fritz Walter unendlich viel zu verdanken.
Karl-Heinz Heimann
(Herausgeber des kicker sportmagazin)
When you walk through a storm,
hold your head up high,
and don’t be afraid of the dark.
At the end of a storm,
there’s a golden sky,
and the sweet silver song of a lark.
Walk on through the wind,
Walk on through the rain,
though your dreams be tossed and blown.
Walk on, Walk on, with hope in your heart,
and You’ll Never Walk Alone,
You’ll Never Walk Alone.
Lauterns berühmtester Spieler: Fritz Walter
Kaiserslautern - Wie Pressesprecher Michael Novak von Walters ehemaligem Verein 1. FC Kaiserslautern mitteilte, ist Walter in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn (Landkreis Kaiserslautern) nach längerer Krankheit "friedlich eingeschlafen".
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft will am Freitag im WM-Viertelfinale gegen die USA (13.30 Uhr MESZ) mit Trauerflor spielen. Einen entsprechenden Antrag hat DFB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder beim Weltverband Fifa gestellt. Der oberste DFB-Funktionär würdigte Walter als eine "der größten Persönlichkeiten, die der DFB hatte. Er wird unvergessen bleiben".
Der erste Ehrenspielführer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft erlebte mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 als Kapitän der deutschen Mannschaft den Höhepunkt seiner großen sportlichen Karriere. Der Ehrenbürger von Kaiserslautern war die rechte Hand vom "Chef", wie er Bundestrainer Sepp Herberger liebe- und respektvoll nannte.
Ehefrau Italia war im vorigen Dezember gestorben
Walter, Fußball-Idol der vierziger und fünfziger Jahre, war seit geraumer Zeit gesundheitlich schwer angeschlagen. Er musste eine Gehhilfe benutzen, nachdem er vor fünf Jahren an der Hüfte operiert worden war. Wegen Kreislaufproblemen und einer Darmerkrankung hatte sich Walter mehrfach stationär behandeln lassen müssen. Noch im Februar musste er wegen eines leichten Herzinfarktes in ein Krankenhaus eingeliefert werden.
Wegen seiner Herzprobleme hatte der ehemalige Wäscherei- und Kinobesitzer die Spiele "seines" FCK in seinem Stadion - der Betzenberg wurde 1985 nach ihm benannt - zuletzt oft gemieden. Seine Ehefrau Italia, mit der er 53 Jahre lang verheiratet gewesen war, war bereits im Dezember vergangenen Jahres gestorben. "Ich hatte ein erfülltes Leben, aber ohne meine Frau Italia hätte ich das alles nicht geschafft. Ihr habe ich alles zu verdanken", sagte Walter.
4. Juli 1954: Walter lässt sich nach dem WM-Erfolg über Ungarn feiern
Fritz Walter galt als einer der besten deutschen Fußballspieler. Schon sein erster Auftritt in der DFB-Auswahl machte den damals erst 19-jährigen Pfälzer auf einen Schlag berühmt. Er schoss beim 9:3-Sieg am 14. März 1940 in Frankfurt gegen Rumänien an der Seite von Paul Janes, Andreas Kupfer und Albin Kitzinger auf Anhieb drei Tore für Deutschland. Von da an war Walter Stammspieler im Nationalteam. Bis zur kriegsbedingten Länderspielpause am 22. November 1942 absolvierte der torgefährliche Stürmer 24 Partien und schoss dabei 19 Tore.
Erst fast neun Jahre später konnte Fritz Walter am 15. April 1951 in Zürich mit dem Länderspiel gegen die Schweiz (3:2) seine internationale Karriere fortsetzen. Die ganz großen und spektakulären Erfolge erlebte Walter erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Höhepunkt war der 4. Juli 1954 im Wankdorfstadion von Bern, als der Lauterer nach dem legendären 3:2-Triumph der Nationalmannschaft im WM-Finale gegen den haushohen Favoriten Ungarn die WM-Trophäe in seinen Händen hielt.
"Alle, die das Glück hatten, in dieser Mannschaft zu spielen, werden den Tag ihr Leben lang nicht vergessen. Es war der absolute Höhepunkt und die Krönung meiner Laufbahn. Der liebe Gott hat uns geholfen - und der Boss", sagt Walter im Rückblick auf das Jahrhundertspiel und das umjubelte Siegtor durch Helmut "Boss" Rahn.
"Ich bin immer beim FCK geblieben"
Als Walter am 24. Juni 1958 nach der 1:3-Niederlage im WM-Halbfinale gegen Schweden seine internationale Laufbahn beendete, hatte er 61 Länderspiele mit 33 Toren in seinem Rekordbuch stehen. Bis dahin brillierte der Supertechniker vor allem mit seinem Verein 1. FC Kaiserslautern. Fünf Mal zwischen 1948 und 1955 erreichten die "Roten Teufel vom Betzenberg", die in den fünfziger Jahren in der Öffentlichkeit den ehrenden Namen "Walter-Elf" erhielten, das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft.
Zwei Mal gingen sie als Meister vom Platz: 1951 gegen Preußen Münster (2:1) und 1953 gegen den VfB Stuttgart (4:1). Bis 1959 spielte Fritz Walter für Kaiserslautern. Lukrative Angebote aus Frankreich und Spanien schlug er immer wieder aus. "Ich bin immer beim FCK geblieben, aber habe es nie bereut. Das soll mir heute mal einer nachmachen", hatte Walter stets betont.
Oktober 2000: Italia und Fritz Walter bei Feierlichkeiten zum 80. Geburtstag Walters im Lauterer Stadion
Als er seine Karriere 1959 nach 379 Meisterschaftsspielen und 306 Toren für den 1. FCK beendete, begann Fritz Walter eine neue Aufgabe. Nicht als Trainer, der er in den vierziger Jahren gelegentlich beim 1. FC Kaiserslautern war, sondern als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung. Hier engagierte er sich für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter. 1998 legte er diese Aufgabe aus gesundheitlichen Gründen in die Hände seines einstigen Mannschaftskollegen Horst Eckel. Bis zu seinem Tod war Fritz Walter bemüht, das soziale Vermächtnis Sepp Herbergers weiterzuführen.
Hätte der Zweite Weltkrieg nicht die glanzvoll begonnene Karriere von Fritz Walter für neun Jahre unterbrochen - er wäre der erste deutsche Fußball-Nationalspieler mit mehr als hundert Länderspieleinsätzen geworden. Reich wurde er in seiner aktiven Zeit nicht. Er neidete aber niemandem das "große Geld". Die Erinnerungen an seine Karriere waren Fritz Walter Verdienst genug: "Wir hatten sicherlich eine schönere Zeit mit unserer unvergleichlichen Kameradschaft."
REAKTIONEN
"Ein großes Vorbild für uns alle"
Fritz Walters Tod hat große Betroffenheit ausgelöst. Einhellig wurden die Verdienste des Ehrenspielführers für den Weltfußball gewürdigt und die überragende Persönlichkeit des Pfälzers hervorgehoben.
Gerhard Mayer-Vorfelder (DFB-Präsident): "Mit Fritz Walter verliert der deutsche Fußball eine seiner großen Persönlichkeiten. Unvergessen bleiben seine Verdienste um die Mannschaft von 1954, die er als Kapitän zum WM-Triumph geführt hat. Der erste Titelgewinn der DFB-Auswahl war ein Erfolg, der weit über die sportliche Bedeutung hinaus ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Wiedereingliederung Deutschlands in die Völkergemeinschaft war. Fritz Walters bescheidene Art, seine Heimatverbundenheit und seine Liebe zum 1. FC Kaiserslautern haben ihn bis heute zu einem Idol des Fußballs weit über die Grenzen der Pfalz hinaus werden lassen. Der DFB trauert um den Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, der sich stets mit vorbildlicher Weise der DFB-Auswahl verbunden fühlte. Der DFB wird bei der Fifa darum bitten, dass die deutsche Nationalmannschaft das WM-Viertelfinale gegen die USA mit Trauerflor bestreiten darf."
Uwe Seeler (Ehrenspielführer): "Das muss ich erst einmal verdauen. Erst vor zwei Wochen ist Jürgen Werner gestorben und jetzt schon wieder ein guter Freund von mir gegangen. Ich bin sehr betroffen. Ich habe am Sonntag noch bei Walters zu Hause angerufen und dabei gehört, dass es ihm sehr schlecht geht. Aber dass es so schnell zu Ende geht, damit habe ich nicht gerechnet."
Fritz Pleitgen (ARD-Vorsitzender): "Er gehörte zu den ganz Großen des Sports. Sein Tod berührt Generationen von Menschen in Deutschland. Er war mehr als eine Fußball-Legende. Er war nicht nur ein großartiger Fußballer, er war ein Idol im zerstörten Nachkriegsdeutschland. Ein Vorbild für Generationen von Nachwuchsfußballern. Fritz Walter hat viele Menschen in einer schwierigen Zeit durch seine Leistungen und sein Engagement ermutigt. Dabei war er sich immer seiner Vorbildfunktion für junge Menschen bewusst. Selbst heute ist sein Name den meisten Jugendlichen ein Begriff - Jahrzehnte nach seiner Zeit als Spieler."
Erich Ribbeck (ehemaliger DFB-Teamchef): "Fritz Walter ist derjenige, der nach dem Krieg maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Deutschland, nicht nur im Fußball, sondern überhaupt wieder internationale Anerkennung gefunden hat. Mich trifft das sehr, ich kannte ihn persönlich und sehr lange, wir waren immer in Verbindung."
Manfred von Richthofen (Präsident des Deutschen Sportbundes): "Fritz Walter war eine Symbolfigur des deutschen Sports der Nachkriegszeit. Ein Mann mit bewundernswerten spielerischen Möglichkeiten, der aber auch in den späteren Jahren im sozialen Bereich hoch engagiert war. Damit war er ein Vorbild für Generationen von Sportlern."
Hans Tilkowski (Vize-Weltmeister 1966): "Fritz Walter war ein Weltfußballer, wie man ihn heute nicht mehr findet. Er war ein großes Vorbild für uns alle, denn er hat Werte wie Bescheidenheit, Zurückhaltung und Fairness vorgelebt. Ich hatte bis zuletzt noch sehr guten Kontakt zu ihm."
Hannes Löhr (DFB-Trainer): "Mit Fritz Walter stirbt ein Stück Fußballgeschichte. Er war ein Spieler, an dem sich ganz Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg aufgerichtet hat. Er hat den Fußball geprägt, wie kaum ein anderer. Das letzte Mal habe ich ihn Weihnachten gesehen, da ging es ihm noch gut."
NACHRUF
Fritz Walter - ein Vorbild für viele Generationen
Im Alter von 81 Jahren verstarb Fritz Walter, eine der ganz großen Persönlichkeiten des deutschen Fußballs. Am Montag um 15.15 Uhr ist er friedlich in seinem Haus in Enkenbach-Alsenborn eingeschlafen.
Fritz Walters Name ist in der deutschen Fußballgeschichte von ganz besonderem Klang. Als Kapitän führte er am 4. Juli 1954 die deutsche Nationalmannschaft durch den 3:2-Sieg über Ungarn in Bern zum Gewinn der ersten Weltmeisterschaft.
Zweimal wurde er mit seinem 1.FC Kaiserslautern 1951 und 1953 Deutscher Meister. Das erste seiner 61 Länderspiele bestritt er am 14. Juli 1940 in Frankfurt gegen Rumänien. Mit drei Toren trug der damals noch nicht einmal 20-Jährige wesentlich zum 9:3-Sieg bei. Insgesamt 24 Spiele (mit 19 Toren) bestritt er im Nationaltrikot bis zur zwangsweisen Einstellung der Länderspiele Ende 1942. Nach der langen Pause lud ihn Bundestrainer Sepp Herberger zum ersten Länderspiel 1950 gegen die Schweiz ein, er musste aber wegen einer Verletzung absagen. Doch seit 1951 gehörte er wieder zum festen Stamm der Nationalelf. Sepp Herberger machte ihn zum Kapitän und bezeichnete den intelligenten Spielmacher und gefährlichen Torschützen als seinen „verlängerten Arm auf dem Spielfeld“. Nach 61 Länderspielen, in denen er 33 Tore erzielte, beendete er mit dem Halbfinale der WM 1958 seine internationale Karriere und ein Jahr später auch seine Laufbahn beim 1. FC Kaiserslautern. Von der Schülermannschaft 1928 bis zu seinem Abschied hat Fritz Walter nie ein anderes Klub-Trikot als das des 1. FC Kaiserslautern getragen. Als erster deutscher Fußballspieler wurde er vom Bundespräsidenten 1953 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet, der DFB ernannte ihn zum Ehrenspielführer der Nationalmannschaft, eine Auszeichnung, die es bis dahin nicht gab. 1970 wurde ihm das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Sepp Herberger hat nie ein Hehl daraus gemacht, dass er in Fritz Walter seinen idealen Nachfolger als Bundestrainer sah. Von 1945 bis 1949 wirkte er bei seinem 1. FCK als Spielertrainer, 1948/49 gleichzeitig noch als Trainer beim Lokalrivalen VfR Kaiserslautern, 1960 trainierte er den Zweitligisten VfL Neustadt bei Coburg und von 1962 bis 1964 mit großem Erfolg den SV Alsenborn. Doch so sehr ihn Herberger auch drängte, beendete er damit seine Trainerlaufbahn.
Als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung engagierte er sich hingebungsvoll vor allem für die Resozialisierung jugendlicher Straftäter. Seine Popularität war ungebrochen. Sein Bescheidenheit, seine Gradlinigkeit und seine stete Hilfsbereitschaft nahmen die Herzen aller Menschen, die mit ihm zu tun hatten, für ihn ein. Die Weltmeister von 1954, nicht nur die Endspiel-Elf, waren seine Familie. Mit allen hielt er Verbindung, half, wo es nötig war, kümmerte sich auch bis zum Schluß um die Angehörigen der Spieler, die mittlerweile verstorben waren.
Fritz Walter war ein liebenswerter Mensch und ein treuer Freund. Ich hatte das Glück, über viele Jahre ihn immer wieder treffen zu dürfen, auch in für ihn schweren Stunden. Ich bewunderte seine Menschlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und seinen Optimismus, ganz abgesehen natürlich von seinen überragenden sportlichen Fähigkeiten und seinem fußballerischen Können. Er war ein Vorbild für viele Generationen.
Seine innig geliebte Frau Italia überlebte Fritz Walter nur um wenige Monate. Wir trauern um einen liebenswerten Menschen, um eine große Persönlichkeit. Der deutsche Fußball hat Fritz Walter unendlich viel zu verdanken.
Karl-Heinz Heimann
(Herausgeber des kicker sportmagazin)
When you walk through a storm,
hold your head up high,
and don’t be afraid of the dark.
At the end of a storm,
there’s a golden sky,
and the sweet silver song of a lark.
Walk on through the wind,
Walk on through the rain,
though your dreams be tossed and blown.
Walk on, Walk on, with hope in your heart,
and You’ll Never Walk Alone,
You’ll Never Walk Alone.