Nach der hervorragenden Performance des Marktes am vergangenen Freitag handelte der
US-Aktienmarkt am Montag in einer recht engen Range. Alles wartet auf die neuen Zahlen von Cisco
Systems Inc. (CSCO), welche nach Handelsschluß am Dienstag bekannt gegeben werden. So
beendeten die Indizes den Handelstag mit einem leichten Minus. Der Dow Jones schloß bei 10.935
mit einem Minus von 16 Punkten und der NASDAQ verlor 18 Punkte, um bei einem Zählerstand von
2.173 zu schließen.
Am Montag Morgen mußte ich in den US-Fernsehnachrichten eine neue Horrormeldung hören. Nicht
genug, daß der Preis pro Gallone Benzin im mittleren Westen der USA bereits $2,02 kostet
(gegenwärtiger Durchschnittspreis für die USA: $1,76). Tankstellenbesitzer in Chicago samt Umland
sowie in Los Angeles seien von ihren Zulieferern daraufhin gewiesen worden, daß der Preis im Sommer
bis auf $3,00 pro Gallone ansteigen könnte. Haben wir uns bis jetzt darüber den Kopf zerbrochen, wie
die US-Konsumenten auf einen gefallenen Aktienmarkt reagieren, in welchen sie immer „langfristig“
investiert haben, kommt nun der Benzinpreis hinzu. Höhere Benzinpreise ziehen dem US-Verbraucher
direkt Geld aus der Tasche, welches
a) seinen Konsum mindert,
b) seine Sparmöglichkeit senkt und
c) psychologisch das Kauf- und Sparverhalten mittel- bis langfristig beeinflussen kann.
Das würde bedeuten, daß die FED die Zinsen bis auf das Niveau von 1992-94 senken muß (Fed
Funds 3%), wenn nicht weiter.
Eine weitere Konsequenz wäre, daß der von Präsident Bush verabschiedete Haushalt schon bald nicht
mehr ausgeglichen ist und seine teuren Rüstungsprogramme und die Steuersenkungsprogramme den
Staatsüberschuß „verpulvern“, ohne daß das Bruttoinlandsprodukt einen nennenswerten Schub
bekommt. Rüstungsausgaben haben einen viel niedrigeren Multiplikatoreffekt in der Volkswirtschaft als
Investitionen in Infrastruktur oder Steuersenkungen bei den niedrigsten Steuerquoten. Eine neueste
„Untersuchung“ der Heritage Foundation (ultra rechter Thinktank) greift Mr. Bush´s Energiepolitik
unter die Arme, indem darin behauptet wird, daß Einsparungen den Energiekonsum der USA nur
marginal senken würden und dies deshalb die falsche Politik sei. Eine bestechende Logik. Sollte der
Benzinpreis wirklich gen $3,00 pro Gallone steigen, dann würden die US-Bürger schon von alleine
Sparen, für Mr. Bush könnte dies jedoch ein politisches Waterloo werden, das sich in den
Kongreßwahlen 2002 niederschlägt. Es wird ein„heißer Sommer“. Aber leider nicht nur wegen der
Energiepreise. Im April 2001 verlor die US-Wirtschaft mehr Jobs, als in irgendeinem Monat der 90er
Jahre. Analysten hatten mit einem sehr kleinen Jobzuwachs gerechnet
Bis jetzt ist der Konsum der privaten Haushalte in den USA kaum rückläufig. Aktienbesitzer ließen sich
durch den Jobreport nicht aus der Ruhe bringen, glauben sie doch, daß Alan Greenspan die Zinsen
weiter aggressiv senkt und sich die Wirtschaft daraufhin schnell wieder erholen wird. Wenn die
Arbeitslosigkeit aber von nun 4,5% weiter steigt (womit ganz klar gerechnet werden muß) und dies
von den Medien aufgegriffen wird, dann wird die Konsumentenzuversicht sinken und viele Haushalte
werden den Dollar zweimal umdrehen. Die Sparquote der US-Bürger ist zwar höher als immer
berichtet wird, dies nützt aber nichts, da die nicht eingerechneten Spargelder aus den 401k´s nicht
verfügbar sind. Diese Gelder sind in gesonderten Konten angelegt und können erst nach dem 59,5
Lebensjahr des Sparers ohne Strafsteuer angegriffen werden. Die Technologieinvestitionen der letzten
Jahre haben für die größte Fix-Kosten-Struktur in den US-Firmen gesorgt. Diese kann nur langsam
über Abschreibungen kompensiert werden. Die variable Seite (Arbeitsplätze) läßt sich viel schneller
„managen“. Da helfen auch niedrige Zinsen nicht oder nur mit einer sehr langen Verzögerung.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß Aktien von Goldminen sich in den letzten Wochen gut
gehalten haben, wenn nicht stiegen. Newmont Mining (NEM) könnte so eine interessante
Beimischung in ein Aktienportfolio sein. Goldminenaktien laufen dem Goldpreis selber oft voran. Da die
Zentralbanken in den letzten Jahren massiv Goldbestände abgebaut haben ist nun nicht mehr damit zu
rechnen, daß sie den Goldpreis weiter unter Druck bringen sollten. Laut NEM verdient die
Minengesellschaft pro $10 den der Goldpreis steigt $0,15/Aktie. NEM ist nicht gehedged, d.h. hat
kein Gold auf Termin (Futures) verkauft. Investoren sollten sich via Internet und ihre Anlageberater
weiter über Goldminenaktien informieren, sollten sie in diese investieren wollen.
Investoren sollten so weiter ihre Aktienengagements mit Stop/Loss und Stop/Profit Orders absichern.
So wären sie darauf vorbereitet, falls der Aktienmarkt negative Nachrichten von Außen verkraften
muß.
Gruß, Jerry
P.S.: Ab morgen unterwegs, bis nächste Woche, außer ich erwische zwischendurch mal einen
Internetanschluß und es fällt mir etwas Neues ein.
Bei den hier aufgeführten Ideen und Beobachtungen handelt es sich wie immer einzig und allein um
meine eigenen subjektiven Einschätzungen des Marktes und einzelner Werte.
Gerhard Summerer kann auf über 8 Jahre New York Erfahrung zurückblicken und ist derzeit im
Wertpapierhandel tätig; auch der Devisenhandel gehörte schon zu seinem Aufgabenbereich.
In seiner Kolumne „Heard in New York“ gibt er aus seiner persönlichen Sicht einen Einblick in die
New Yorker Börsenwelt und was die Händler und Investoren dort bewegt. Wegen seiner profunden
Kenntnisse des Marktes ist Gerhard Summerer auch im deutschen Fernsehen (z.B. ARD Tagesschau,
Bloomberg TV) ein immer wieder begehrter Interviewpartner.
US-Aktienmarkt am Montag in einer recht engen Range. Alles wartet auf die neuen Zahlen von Cisco
Systems Inc. (CSCO), welche nach Handelsschluß am Dienstag bekannt gegeben werden. So
beendeten die Indizes den Handelstag mit einem leichten Minus. Der Dow Jones schloß bei 10.935
mit einem Minus von 16 Punkten und der NASDAQ verlor 18 Punkte, um bei einem Zählerstand von
2.173 zu schließen.
Am Montag Morgen mußte ich in den US-Fernsehnachrichten eine neue Horrormeldung hören. Nicht
genug, daß der Preis pro Gallone Benzin im mittleren Westen der USA bereits $2,02 kostet
(gegenwärtiger Durchschnittspreis für die USA: $1,76). Tankstellenbesitzer in Chicago samt Umland
sowie in Los Angeles seien von ihren Zulieferern daraufhin gewiesen worden, daß der Preis im Sommer
bis auf $3,00 pro Gallone ansteigen könnte. Haben wir uns bis jetzt darüber den Kopf zerbrochen, wie
die US-Konsumenten auf einen gefallenen Aktienmarkt reagieren, in welchen sie immer „langfristig“
investiert haben, kommt nun der Benzinpreis hinzu. Höhere Benzinpreise ziehen dem US-Verbraucher
direkt Geld aus der Tasche, welches
a) seinen Konsum mindert,
b) seine Sparmöglichkeit senkt und
c) psychologisch das Kauf- und Sparverhalten mittel- bis langfristig beeinflussen kann.
Das würde bedeuten, daß die FED die Zinsen bis auf das Niveau von 1992-94 senken muß (Fed
Funds 3%), wenn nicht weiter.
Eine weitere Konsequenz wäre, daß der von Präsident Bush verabschiedete Haushalt schon bald nicht
mehr ausgeglichen ist und seine teuren Rüstungsprogramme und die Steuersenkungsprogramme den
Staatsüberschuß „verpulvern“, ohne daß das Bruttoinlandsprodukt einen nennenswerten Schub
bekommt. Rüstungsausgaben haben einen viel niedrigeren Multiplikatoreffekt in der Volkswirtschaft als
Investitionen in Infrastruktur oder Steuersenkungen bei den niedrigsten Steuerquoten. Eine neueste
„Untersuchung“ der Heritage Foundation (ultra rechter Thinktank) greift Mr. Bush´s Energiepolitik
unter die Arme, indem darin behauptet wird, daß Einsparungen den Energiekonsum der USA nur
marginal senken würden und dies deshalb die falsche Politik sei. Eine bestechende Logik. Sollte der
Benzinpreis wirklich gen $3,00 pro Gallone steigen, dann würden die US-Bürger schon von alleine
Sparen, für Mr. Bush könnte dies jedoch ein politisches Waterloo werden, das sich in den
Kongreßwahlen 2002 niederschlägt. Es wird ein„heißer Sommer“. Aber leider nicht nur wegen der
Energiepreise. Im April 2001 verlor die US-Wirtschaft mehr Jobs, als in irgendeinem Monat der 90er
Jahre. Analysten hatten mit einem sehr kleinen Jobzuwachs gerechnet
Bis jetzt ist der Konsum der privaten Haushalte in den USA kaum rückläufig. Aktienbesitzer ließen sich
durch den Jobreport nicht aus der Ruhe bringen, glauben sie doch, daß Alan Greenspan die Zinsen
weiter aggressiv senkt und sich die Wirtschaft daraufhin schnell wieder erholen wird. Wenn die
Arbeitslosigkeit aber von nun 4,5% weiter steigt (womit ganz klar gerechnet werden muß) und dies
von den Medien aufgegriffen wird, dann wird die Konsumentenzuversicht sinken und viele Haushalte
werden den Dollar zweimal umdrehen. Die Sparquote der US-Bürger ist zwar höher als immer
berichtet wird, dies nützt aber nichts, da die nicht eingerechneten Spargelder aus den 401k´s nicht
verfügbar sind. Diese Gelder sind in gesonderten Konten angelegt und können erst nach dem 59,5
Lebensjahr des Sparers ohne Strafsteuer angegriffen werden. Die Technologieinvestitionen der letzten
Jahre haben für die größte Fix-Kosten-Struktur in den US-Firmen gesorgt. Diese kann nur langsam
über Abschreibungen kompensiert werden. Die variable Seite (Arbeitsplätze) läßt sich viel schneller
„managen“. Da helfen auch niedrige Zinsen nicht oder nur mit einer sehr langen Verzögerung.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß Aktien von Goldminen sich in den letzten Wochen gut
gehalten haben, wenn nicht stiegen. Newmont Mining (NEM) könnte so eine interessante
Beimischung in ein Aktienportfolio sein. Goldminenaktien laufen dem Goldpreis selber oft voran. Da die
Zentralbanken in den letzten Jahren massiv Goldbestände abgebaut haben ist nun nicht mehr damit zu
rechnen, daß sie den Goldpreis weiter unter Druck bringen sollten. Laut NEM verdient die
Minengesellschaft pro $10 den der Goldpreis steigt $0,15/Aktie. NEM ist nicht gehedged, d.h. hat
kein Gold auf Termin (Futures) verkauft. Investoren sollten sich via Internet und ihre Anlageberater
weiter über Goldminenaktien informieren, sollten sie in diese investieren wollen.
Investoren sollten so weiter ihre Aktienengagements mit Stop/Loss und Stop/Profit Orders absichern.
So wären sie darauf vorbereitet, falls der Aktienmarkt negative Nachrichten von Außen verkraften
muß.
Gruß, Jerry
P.S.: Ab morgen unterwegs, bis nächste Woche, außer ich erwische zwischendurch mal einen
Internetanschluß und es fällt mir etwas Neues ein.
Bei den hier aufgeführten Ideen und Beobachtungen handelt es sich wie immer einzig und allein um
meine eigenen subjektiven Einschätzungen des Marktes und einzelner Werte.
Gerhard Summerer kann auf über 8 Jahre New York Erfahrung zurückblicken und ist derzeit im
Wertpapierhandel tätig; auch der Devisenhandel gehörte schon zu seinem Aufgabenbereich.
In seiner Kolumne „Heard in New York“ gibt er aus seiner persönlichen Sicht einen Einblick in die
New Yorker Börsenwelt und was die Händler und Investoren dort bewegt. Wegen seiner profunden
Kenntnisse des Marktes ist Gerhard Summerer auch im deutschen Fernsehen (z.B. ARD Tagesschau,
Bloomberg TV) ein immer wieder begehrter Interviewpartner.