Die Namen von Mode-Fonds verwirren die Anleger
Hauptsache Return?
Chaos in der Fondsbranche: Keiner weiß genau, wofür die Mode-Begriffe „absolute return“ oder „total return“ wirklich stehen. Aber alle wollen mitverdienen. Seit einigen Jahren boomen diese Fonds mit indexunabhängigen, meist konkreten Ertragszielen, die aus der Hedge-Fonds-Branche abgeleitet wurden. Mehr als 17 Milliarden Euro haben Anleger in Deutschland allein in Publikumsfonds dieser Art investiert, wie das Fonds-Researchhaus Feri Trust ermittelte.
Obwohl der erste dieser Fonds bereits Ende 2001 auf den Markt kam, ist unklar geblieben, wie sich die Begriffe „absolute“ und „total“ return unterscheiden. Theoretisch existieren vage Abgrenzungen: Viele verstehen unter „total return“ einen eher anleihelastigen Investmentansatz, der versucht, über Titel verschiedener Bonitäten und Laufzeiten eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Das Risiko eines Verlusts wird aber nicht ausgeschlossen. Unter „absolute return“ werden eher Anlagestrategien summiert, die auf Aktien basieren und als oberstes Ziel haben, einen Verlust zu vermeiden.
Die Praxis aber sieht anders aus: Schaut man über die inzwischen 40 Publikumsfonds für private Anleger, so werden Begriffe und Strategien munter gemischt. „Jeder verwendet die Begriffe, wie sie ihm am besten passen“, spottet Heiko Nitzsche, Analyst beim Fonds-Research-Haus S&P Fund Services.
So spricht der US-Anbieter Schroders von Absolute-Return-Strategien mit Renten, Konkurrent JP Morgan Fleming hingegen von einem Total-Return-Ansatz mit Aktien und Derivaten. Union Investment hat kürzlich einen neuen Fonds heraus gebracht, der ähnlich wie ein Hedge Fonds in alle Anlageklassen investieren darf. Dieser Alles-Könner-Fonds läuft unter „total return“. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS und Dit definieren hingegen „absolute return“ als Strategie, mit allen Anlagearten eine von Aktien- und Bondmärkten unabhängige Rendite zu erzielen.
Inzwischen geben selbst Fondshäuser hinter vorgehaltener Hand zu, dass auch sie nicht mehr durchblicken und dringend daran arbeiten müssen. Letztlich komme es doch darauf an, Kunden zu gewinnen, statt zu verwirren. Doch genau das haben die Anbieter längst erreicht. Und dies, obwohl die Fondsindustrie gern mit Schlagworten wie „Produktwahrheit“ und „-klarheit“ dafür wirbt, dass in den Fonds nur das steckt, was auch drauf steht.
Dabei ist bei den Mode-Fonds nur eines klar: Eine Garantie, dass sie ihre Renditeziele erreichen, geben sie nicht. So schaffte gerade mal gut ein Drittel der von Feri Trust beobachteten Fonds in den vergangenen zwölf Monaten mehr als drei Prozent Rendite, schlugen damit also Geldmarktfonds. Acht Produkte machten sogar minus. Die lauen Erträge sorgten für Unmut bei Anlegern; einige Fondshäuser verbuchten schon Abflüsse.
Dem Anleger bleibt angesichts des Begriffswirrwarrs nichts anders übrig, als unabhängig vom Namen des Fonds zu prüfen, welche Strategien der Fondsmanager fährt. Dabei sollte er sich besonders das Verlustrisiko vor Augen führen. Außerdem muss der Anleger bei diesen Produkten, deren Strategien oft denen von Hegde-Fonds ähneln, sehr genau auf die Gebühren achten. Denn diese unterscheiden sich stark: Allein die jährlich anfallenden Gebühren für das Fondsmanagement differieren hier zwischen 0,4 und 1,9 Prozent im Jahr. Bei vielen Fonds kommt eine erfolgsabhängige Gebühr hinzu. Die Kaufkosten, der Ausgabeaufschlag, reichen von 0 bis 6,25 Prozent.
In Großbritannien soll alles noch verwirrender sein. Dort zählen auch Fonds mit echter Kapitalgarantie, in Deutschland als „Garantiefonds“ verkauft, zur Rubrik „absolute und total return“. Die geplagten deutschen Anleger dürfte das kaum trösten.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 22. April 2005, 07:00 Uhr
...be invested
Der Einsame Samariter
Hauptsache Return?
Chaos in der Fondsbranche: Keiner weiß genau, wofür die Mode-Begriffe „absolute return“ oder „total return“ wirklich stehen. Aber alle wollen mitverdienen. Seit einigen Jahren boomen diese Fonds mit indexunabhängigen, meist konkreten Ertragszielen, die aus der Hedge-Fonds-Branche abgeleitet wurden. Mehr als 17 Milliarden Euro haben Anleger in Deutschland allein in Publikumsfonds dieser Art investiert, wie das Fonds-Researchhaus Feri Trust ermittelte.
Obwohl der erste dieser Fonds bereits Ende 2001 auf den Markt kam, ist unklar geblieben, wie sich die Begriffe „absolute“ und „total“ return unterscheiden. Theoretisch existieren vage Abgrenzungen: Viele verstehen unter „total return“ einen eher anleihelastigen Investmentansatz, der versucht, über Titel verschiedener Bonitäten und Laufzeiten eine möglichst hohe Rendite zu erzielen. Das Risiko eines Verlusts wird aber nicht ausgeschlossen. Unter „absolute return“ werden eher Anlagestrategien summiert, die auf Aktien basieren und als oberstes Ziel haben, einen Verlust zu vermeiden.
Die Praxis aber sieht anders aus: Schaut man über die inzwischen 40 Publikumsfonds für private Anleger, so werden Begriffe und Strategien munter gemischt. „Jeder verwendet die Begriffe, wie sie ihm am besten passen“, spottet Heiko Nitzsche, Analyst beim Fonds-Research-Haus S&P Fund Services.
So spricht der US-Anbieter Schroders von Absolute-Return-Strategien mit Renten, Konkurrent JP Morgan Fleming hingegen von einem Total-Return-Ansatz mit Aktien und Derivaten. Union Investment hat kürzlich einen neuen Fonds heraus gebracht, der ähnlich wie ein Hedge Fonds in alle Anlageklassen investieren darf. Dieser Alles-Könner-Fonds läuft unter „total return“. Die Deutsche-Bank-Tochter DWS und Dit definieren hingegen „absolute return“ als Strategie, mit allen Anlagearten eine von Aktien- und Bondmärkten unabhängige Rendite zu erzielen.
Inzwischen geben selbst Fondshäuser hinter vorgehaltener Hand zu, dass auch sie nicht mehr durchblicken und dringend daran arbeiten müssen. Letztlich komme es doch darauf an, Kunden zu gewinnen, statt zu verwirren. Doch genau das haben die Anbieter längst erreicht. Und dies, obwohl die Fondsindustrie gern mit Schlagworten wie „Produktwahrheit“ und „-klarheit“ dafür wirbt, dass in den Fonds nur das steckt, was auch drauf steht.
Dabei ist bei den Mode-Fonds nur eines klar: Eine Garantie, dass sie ihre Renditeziele erreichen, geben sie nicht. So schaffte gerade mal gut ein Drittel der von Feri Trust beobachteten Fonds in den vergangenen zwölf Monaten mehr als drei Prozent Rendite, schlugen damit also Geldmarktfonds. Acht Produkte machten sogar minus. Die lauen Erträge sorgten für Unmut bei Anlegern; einige Fondshäuser verbuchten schon Abflüsse.
Dem Anleger bleibt angesichts des Begriffswirrwarrs nichts anders übrig, als unabhängig vom Namen des Fonds zu prüfen, welche Strategien der Fondsmanager fährt. Dabei sollte er sich besonders das Verlustrisiko vor Augen führen. Außerdem muss der Anleger bei diesen Produkten, deren Strategien oft denen von Hegde-Fonds ähneln, sehr genau auf die Gebühren achten. Denn diese unterscheiden sich stark: Allein die jährlich anfallenden Gebühren für das Fondsmanagement differieren hier zwischen 0,4 und 1,9 Prozent im Jahr. Bei vielen Fonds kommt eine erfolgsabhängige Gebühr hinzu. Die Kaufkosten, der Ausgabeaufschlag, reichen von 0 bis 6,25 Prozent.
In Großbritannien soll alles noch verwirrender sein. Dort zählen auch Fonds mit echter Kapitalgarantie, in Deutschland als „Garantiefonds“ verkauft, zur Rubrik „absolute und total return“. Die geplagten deutschen Anleger dürfte das kaum trösten.
Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 22. April 2005, 07:00 Uhr
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Der Einsame Samariter