Mit Digisite geht ein kleines Neun-Mann-Medienunternehmen an das
Nebenwertesegment Smax. Die Gesellschaft hat ihre Wurzeln in der 1980 von
Wolfgang Balga gegründeten Firma VCM (Video Copy München). Seit 1998
orientieren sich die Süddeutschen am Trend zur Digitalisierung. Diese
Neuausrichtung wurde durch die Gründung der Digisite AG im Jahre 1999
unterstrichen.
Das Kerngeschäft der Münchener liegt in der digitalen Nachbearbeitung von Filmen
für die Industrie, das Fernsehen und den Video-Markt. Kompetenzschwerpunkte
liegen vor allem auf dem digitalen Filmscannen und der digitalen Bildbearbeitung.
Zu den wichtigsten Digisite-Kunden gehören renommierte Medien-Firmen wie
Buena Vista International, 20th Century Fox, Splendid Medien, Kinowelt, Advanced
Medien und das Deutsche Bundesarchiv. Keines dieser Unternehmen hat jedoch
bisher mehr als 20 Prozent zum Gesamtumsatz beigetragen.
Geschäftszahlen
Digisite setzte im vergangenen Geschäftsjahr 1999 etwa 1,5 Millionen Euro um und
erwirtschaftete einen Gewinn von gut 40.000 Euro. Im laufenden Jahr rechnet der
Börsenneuling mit einem Verlust in Höhe von 660.000 Euro bei einem
Umsatzanstieg von 46 Prozent. Im Folgejahr will der Filmbearbeiter allerdings
Gewinne in gleicher Höhe verbuchen.
Die 150.000 Aktien, welche für die Emission vorgesehen sind, stammen aus einer
Kapitalerhöhung. Nach dem Börsengang werden sich rund 33 Prozent des
Grundkapitals im Streubesitz befinden. Die Familie Balga wird weiterhin eine
Zwei-Drittel-Mehrheit halten.
Der Emissionspreis soll durch das noch umstrittene Auktionsverfahren festgelegt
werden.
Ausblick
Über die Verwendung des Emissionserlöses hat Digisite sehr genaue
Vorstellungen: Rund 2 Millionen Euro werden für Investitionen in die technische
Ausstattung veranschlagt. Abzüglich der 600.000 Euro, die der Börsengang
kosten soll, verbleiben ganze 1,4 Millionen Euro in der "Kriegskasse".
Daneben plant das Familienunternehmen den Einstieg in das Internet-Geschäft als
Provider und Dienstleister für Digitalisierung und die anschließende Einspeisung
von Film- und Videoprogrammen ins Internet.
Bewertung
Digisite profitiert vom Trend zur Digitalisierung in der Filmproduktion und der
zunehmenden Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Produktionen für Kino,
Fernsehen, Video, und vor allem DVD. Da die multimediale Verschmelzung von
Fernsehen, Computer und Internet die Digitalisierung voraussetzt, werden die
digitalen die klassischen Filmbearbeitungstechniken nahezu vollständig
verdrängen.
Mit einem umfangreichen Leistungsspektrum von digitaler Filmabtastung über
Nachbearbeitung bis hin zu Filmrestaurierung haben sich die Münchener auf
diesen Trend bestens eingestellt. Der schnelle technologische Wandel erfordert
jedoch stetige Investitionen in die kostspielige Ausrüstung. Die Kassen des
Medienunternehmens sind jedoch noch dürftig gefüllt. Ob sich diese Situation mit
der Emission von lediglich 150.000 Aktien wesentlich verbessern wird, ist fraglich,
denn schließlich sind gleichzeitig Zukäufe von Wettbewerbern geplant.
Zu denken gibt auch die scheinbar übermächtige nationale Konkurrenz. Die
ebenfalls in München ansässigen Wettbewerber Cinemedia und Das Werk,
welche beide am Neuen Markt notiert sind, erwarten für das laufende
Geschäftsjahr etwa 133 Millionen Euro respektive 57 Millionen Euro Umsatz. Zum
Vergleich: Durch die Digisite-Bücher dürften im gleichen Zeitraum etwa 2,2
Millionen Euro gehen.
Auch die Bewertung der Konkurrenten ist sehr differenziert: Während Das Werk
mit einem 2001er Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) von etwa 45 daherkommt, ist
Cinemedia mit dem 19fachen 2001er Gewinn bewertet. Weitaus bescheidener
geben sich die internationalen Wettbewerber mit durchschnittlichen KGV´s von 18.
Auf dieser Basis errechnen wir für Digisite einen fairen Wert von 21 Euro. Die
Gebote für das Auktionsverfahren sollten sich daher an diesem Preisniveau
orientieren.
Fazit: Wir trauen Digisite im Smax-Segment keine überdurchschnittliche
Kursentwicklung zu. Daher ist die Aktie lediglich als Depotbeimischung für
spekulative Investoren geeignet. Wachstumsorientierte Anleger finden - auch im
Smax-Segment - leicht bessere Investments.
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