Am Montag wird sich der Vorstandschef von EM.TV zu der drastischen Ergebniskorrektur von Freitagabend äußern. In einer Pflichtmitteilung gab EM.TV bekannt, dass man die Ergebnis-Prognose vor Zinsen (Ebit) und Steuern um 475 Mio. DM auf 50 Mio. DM senken müsse. Die Aktien fielen im außerbörslichen Handel auf 13 Eurol
Im Jahr 1999 habe das Ebit noch bei 153 Mio. DM gelegen, teilte EM.TV in Unterföhring mit. Abschreibungen auf den Goodwill aus den Akquisitionen TMG, Jim Henson Company und der SLEC (Formel 1) seien dabei noch nicht berücksichtigt. Mit circa 260 Mio. DM wird das angestrebte Ebitda um circa 60 Prozent unterschritten. Im Vergleich zu 1999 liege es jedoch um 18 Prozent höher. Auch beim Jahresumsatz muss EM.TV Abstriche hinnehmen. Der angestrebte Umsatz von 1,38 Mrd. DM werde um rund 2,7 Prozent unterschritten. Allerdings sei dies eine Verdreifachung zum Vorjahr.
Hauptursache für die Abweichungen sind das Verfehlen der geplanten Umsatzziele bei EM.TV, geringere Margen und daraus resultierende Gewinneinbußen, die trotz der Mehrumsätze bei den Beteiligungsfirmen nicht kompensiert werden können. Die Liquidität des Konzerns sei trotz der negativen Ergebniserwartung sichergestell, erklärte das Unternehmen.
Klar Schiff gemacht
Der neue Finanzvorstand Rolf Rickmeyer und die Wirtschaftsprüfer haben bei EM.TV offenbar klar Schiff gemacht und in der Bilanz unrichtig verbuchte Gewinne entdeckt. Dazu habe unter anderem die US-Tochter Jim Henson Company Verluste geschrieben. Ende Oktober hatte EM.TV-Vorstand Florian Haffa noch gesagt, die Jahresprognose von 1,6 Mrd. DM Umsatz und 600 Mio. DM Ebit sei nicht gefährdet. "Das würde mich gar nicht
überraschen", sagte ein Analyst zu dem möglichen Ausmaß der Gewinnwarnung. EM.TV habe in der Vergangenheit Beteiligungen in ihre Rechnung verbucht, die seiner Ansicht nach nicht hätten dazu gerechnet werden können. Auf die Frage, ob am Freitag auch personelle Konsequenzen gezogen worden seien, lehnte ein EM.TV-Sprecher jeden Kommentar ab. In der Vergangenheit war vor allem dem Ex-Finanzvorstand, Florian Haffa, vorgeworfen worden, dass er die Zahlen des Konzerns nicht im Griff habe.
Kartellrechtliche Probleme
Wie die Financial Times Deutschland am Mittwoch aus unternehmensnahen Kreisen erfahren hatte, will die Kirch-Gruppe EM-TV übernehmen. "Derzeit sind gerade die verschiedenen Gremien mit der Absegnung des Deals beschäftigt", so ein Insider. Wahrscheinlich wird der Firmengründer und Vorstandsvorsitzende von EM-TV, Thomas Haffa, seine Anteile an der Firma an die Kirch-Gruppe überträgt. Als "Währung" dient eine Beteiligung an der wichtigsten Gesellschaft von Kirch, der Kirch Media. Möglicherweise wird die Transaktion am Montag bekannt gegeben. Analysten sehen allerdings kartellrechtliche Probleme, wenn Kirch als der größte Filmrechtehändler in Deutschland die Mehrheit an EM.TV übernehmen werde, die wiederum an dem zweitgrößten Filmrechtehändler Tele München Gruppe beteiligt ist.