Harald Schmidt gibt von Dienstag bis Freitag abends bei Sat 1 den Vordenker für die erschöpften Wissensarbeiter. Keiner lästert so gnadenlos über Politik wie "Dirty Harry".
Entertainer Harald Schmidt
Es gibt Teams von Unternehmensberatern, die machen ihren Jahresausflug nicht mehr ins Kunstmuseum sondern in das Gewerbegebiet von Köln-Mülheim. Dort, hinter einer Brauerei und einem alten Kabelwerk, wird die "Harald Schmidt Show" produziert, der vermutlich beliebteste TV-Absacker für die spät heimkehrenden Wissensarbeiter in Deutschland. Täglich von Dienstag bis Freitag, kurz nach 23 Uhr, öffnet das lästerlastige "Stegreiftheater" (Schmidt), vor dem nichts und niemand sicher ist.
Harald Schmidt sei eine "intellektuelle Instanz", "kein Deutscher genießt augenblicklich mehr Ehrfurcht als er", schrieb kürzlich, schon beinahe neidlos, sein Kollege Roger Willemsen, der selbst zu den ernsthafteren Großkalibern der Kulturkritik zählt. "Dirty Harry" hat ungezählte Feuilletonhymnen und Fernsehpreise eingesammelt. In seiner Nische beim Privatsender Sat 1 (0,6 Millionen Zuschauer in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre) operiert er seit langem jenseits von Gut und Böse.
"Dirty Harry" ist gnadenlos
Schmidt kennt auch parteipolitisch keine Verwandten oder lieben Freunde. Im Wahlkampf ist er aber dennoch höchst präsent. Seine Gags sind gefürchtet und ersehnt, weil sie oft Klassen besser sind als die bemühten Kalauer der parteiamtlichen Redenschreiber. Ein guter Spruch ist politisch Gold wert, und niemand sticht präziser als Schmidt. Seine besten Pointen finden sich morgens in einer Rubrik der "Bild"-Zeitung wieder, auch die Spitzenkräfte der Parteien bedienen sich. Joschka Fischer etwa zitiert regelmäßig, dass in Stoibers "Kompetenzteam" nur noch Helmut Kohl als Mann fürs Kanzleramt fehle. Fischers Außenpolitik wird von Schmidt etwa so kommentiert: "Wenn Deutschland den ersten Flugzeugträger baut, werden die Grünen dafür sorgen, dass er Käthe Kollwitz heißt."
Als Schmidt in seiner Show kürzlich den "Wahlomat" betätigte, eine Internetseite, die durch Abfrage politischer Positionen die persönliche Parteipräferenz ermittelt, landete er klar bei den Grünen. Das Bekenntnis zu hohen Steuern rang er sich allerdings mit ähnlich kunstvoller Mimik ab wie seine Begeisterung für einen Instantkaffee im anschließenden Werbeblock. Schmidt sei vermutlich "der einzige Werbeträger, von dem keiner glaubt, dass er das von ihm beworbene Produkt selbst im Hause hat", meint Kollege Willemsen. Dabei wirbt Harald Schmidt reichlich. Noch am authentischsten wirkt der bekennende Nürtinger in seinem Job als schwäbischer Mittelständler - dem jüngst die Mitarbeiter seiner Produktionsfirma Bonito einen 20-Mark-Schein zum 45. Geburtstag schenkten.
In der Schlussphase des Wahlkampfs
Seit Monaten lässt Schmidt allabendlich sein Studiopuplikum über die Parteien abstimmen. Die Aktion geriet zum Politikum, als die FDP im Frühsommer phasenweise auf über 30 Prozent stieg und die Liberalen dies auch in ihrem Wahlkampf nutzten. Wie bei den richtigen Demoskopen konnte Rot-Grün zuletzt stark zulegen. "Am Freitag vor der Wahl werden wir bei uns den Trend richtig vorhersagen", hat der Großmeister angekündigt.
Vorher wird politisches Toppersonal im Studio erwartet. Montagabend tritt PDS-Star Gregor Gysi auf, am 19. September folgt FDP-Chef Guido Westerwelle. Für den 20. September, die letzte Show vor der Wahl, ist Joschka Fischer angekündigt - eine feste Zusage gibt es allerdings noch nicht, Fischer hält sich alle Optionen offen. Ob ein Auftritt bei Harald Schmidt wirklich Punkte bringt, ist in der Tat unklar. Der Interviewblock im Schlussteil der Show gilt als oft mäßiger Abspann. Hier treten meist Leute auf, die ihre neue Soap oder CD promoten wollen, kurz: die es irgendwie nötig haben. Schmidt lässt sie das manchmal spüren. Treuherziger Gesprächseinstieg Schmidts am 22. September 2000 für Westerwelle: "Politik beiseite, Guido. Reden wir über die FDP."
Sonntag zweites TV-Duell
Für Sabine Christiansen eine Herausforderung: erstmals eine Sendung moderieren ohne den Satz: "Guten Abend, Herr Westerwelle"
Entertainer Harald Schmidt
Es gibt Teams von Unternehmensberatern, die machen ihren Jahresausflug nicht mehr ins Kunstmuseum sondern in das Gewerbegebiet von Köln-Mülheim. Dort, hinter einer Brauerei und einem alten Kabelwerk, wird die "Harald Schmidt Show" produziert, der vermutlich beliebteste TV-Absacker für die spät heimkehrenden Wissensarbeiter in Deutschland. Täglich von Dienstag bis Freitag, kurz nach 23 Uhr, öffnet das lästerlastige "Stegreiftheater" (Schmidt), vor dem nichts und niemand sicher ist.
Harald Schmidt sei eine "intellektuelle Instanz", "kein Deutscher genießt augenblicklich mehr Ehrfurcht als er", schrieb kürzlich, schon beinahe neidlos, sein Kollege Roger Willemsen, der selbst zu den ernsthafteren Großkalibern der Kulturkritik zählt. "Dirty Harry" hat ungezählte Feuilletonhymnen und Fernsehpreise eingesammelt. In seiner Nische beim Privatsender Sat 1 (0,6 Millionen Zuschauer in der Zielgruppe 14 bis 49 Jahre) operiert er seit langem jenseits von Gut und Böse.
"Dirty Harry" ist gnadenlos
Schmidt kennt auch parteipolitisch keine Verwandten oder lieben Freunde. Im Wahlkampf ist er aber dennoch höchst präsent. Seine Gags sind gefürchtet und ersehnt, weil sie oft Klassen besser sind als die bemühten Kalauer der parteiamtlichen Redenschreiber. Ein guter Spruch ist politisch Gold wert, und niemand sticht präziser als Schmidt. Seine besten Pointen finden sich morgens in einer Rubrik der "Bild"-Zeitung wieder, auch die Spitzenkräfte der Parteien bedienen sich. Joschka Fischer etwa zitiert regelmäßig, dass in Stoibers "Kompetenzteam" nur noch Helmut Kohl als Mann fürs Kanzleramt fehle. Fischers Außenpolitik wird von Schmidt etwa so kommentiert: "Wenn Deutschland den ersten Flugzeugträger baut, werden die Grünen dafür sorgen, dass er Käthe Kollwitz heißt."
Als Schmidt in seiner Show kürzlich den "Wahlomat" betätigte, eine Internetseite, die durch Abfrage politischer Positionen die persönliche Parteipräferenz ermittelt, landete er klar bei den Grünen. Das Bekenntnis zu hohen Steuern rang er sich allerdings mit ähnlich kunstvoller Mimik ab wie seine Begeisterung für einen Instantkaffee im anschließenden Werbeblock. Schmidt sei vermutlich "der einzige Werbeträger, von dem keiner glaubt, dass er das von ihm beworbene Produkt selbst im Hause hat", meint Kollege Willemsen. Dabei wirbt Harald Schmidt reichlich. Noch am authentischsten wirkt der bekennende Nürtinger in seinem Job als schwäbischer Mittelständler - dem jüngst die Mitarbeiter seiner Produktionsfirma Bonito einen 20-Mark-Schein zum 45. Geburtstag schenkten.
In der Schlussphase des Wahlkampfs
Seit Monaten lässt Schmidt allabendlich sein Studiopuplikum über die Parteien abstimmen. Die Aktion geriet zum Politikum, als die FDP im Frühsommer phasenweise auf über 30 Prozent stieg und die Liberalen dies auch in ihrem Wahlkampf nutzten. Wie bei den richtigen Demoskopen konnte Rot-Grün zuletzt stark zulegen. "Am Freitag vor der Wahl werden wir bei uns den Trend richtig vorhersagen", hat der Großmeister angekündigt.
Vorher wird politisches Toppersonal im Studio erwartet. Montagabend tritt PDS-Star Gregor Gysi auf, am 19. September folgt FDP-Chef Guido Westerwelle. Für den 20. September, die letzte Show vor der Wahl, ist Joschka Fischer angekündigt - eine feste Zusage gibt es allerdings noch nicht, Fischer hält sich alle Optionen offen. Ob ein Auftritt bei Harald Schmidt wirklich Punkte bringt, ist in der Tat unklar. Der Interviewblock im Schlussteil der Show gilt als oft mäßiger Abspann. Hier treten meist Leute auf, die ihre neue Soap oder CD promoten wollen, kurz: die es irgendwie nötig haben. Schmidt lässt sie das manchmal spüren. Treuherziger Gesprächseinstieg Schmidts am 22. September 2000 für Westerwelle: "Politik beiseite, Guido. Reden wir über die FDP."
Sonntag zweites TV-Duell
Für Sabine Christiansen eine Herausforderung: erstmals eine Sendung moderieren ohne den Satz: "Guten Abend, Herr Westerwelle"