Auf die Frage, welchen Text die erste E-Mail enthielt, weiß Ray Tomlinson heute keine Antwort. Es könnte ein General Custer Zitat gewesen sein, oder einfach "QWERTYUIOP". Die erste Buchstabenreihe einer amerikanischen Tastatur. Für den Eingang in die Geschichtsbücher eine recht dürftige Antwort im Vergleich zu den Zitaten Samuel B. Morse ("What hath god wrought", was Gott tat") oder Alexander Bell der seinen Assistenten mit den Worten "Mr. Watson, kommen sie, ich brauche sie hier" über das Telefon herbeizitierte.
Das ist allerdings auch nicht nötig. Denn allein die Auswahl des "@"-Zeichens als Trenner zwischen Benutzernamen und Rechneradresse dürfte ihm diesen Eintrag im Geschichtsbuch sichern. Im Herbst 1971 ahnte Tomlinson nicht, dass dieses unscheinbare Zeichen gut 30 Jahre später zu einer Pop-Ikone mutieren und das Symbol für das Internet überhaupt werden würde.
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Damals dachte er einfach nur daran, sein Protokoll für die Datenübertragung ("CYPNET") so zu modifizieren, dass er damit auch Textdateien an andere Rechner übertragen konnte. Sein Glück war, dass ihm in seinem Büro zwei Computer zur Verfügung standen, die beide an das Arpanet angeschlossen waren. Einem vornehmlich für militärische und wissenschaftliche Zwecke genutzten Computernetzwerk, das die Ostküste der USA mit der Westküste verband. Es umfasste ganze 23 Rechner. Ende 1971 verschickte Tomlinson dann die erste E-Mail von einem Rechner über das Arpanet zum anderen.
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Die Nachricht seiner neuen Erfindung verbreitete er anschließend, passenderweise, per E-Mail. "Die erste Nutzung der Netzwerk-Mail kündigte sich selbst an" kommentiert Tomlinson es heute. Er griff dabei auf ein schon bestehendes Nachrichtensystem zurück, mit dem Personen, die einen Rechner teilten, miteinander kommunizieren konnten. Der so genannten Mailbox.
Die Nutzung von E-Mails schritt voran. Im Frühjahr 1972 schrieb Tomlinson das erste E-Mail Programm, das die Eingabe von E-Mails vereinfachen sollte. Kompliziert genug war es aber immer noch: Die Befehle, mit denen die E-Mails überhaupt erst abgeschickt werden konnten, mussten von Hand eingegeben werden. Antwortschalter oder die automatische Übernahme von Texten in der Antwortmail gab es genauso wenig, wie eine logische Sortierung der eintreffenden Mails nach Name oder Betreffzeile.
Die schnelle Verbreitung von E-Mail
Trotzdem vereinnahmte der E-Mailverkehr schon nach nur zwei Jahren fast ¾ des gesamten Datentransfers im Arpanet. Die Begeisterung für dieses neue Kommunikationsmittel wuchs unaufhaltsam. Ein Bericht, veröffentlicht im Jahre 1976 bescheinigt der E-Mail unter anderem den Vorteil, dass es "in einem Arpanet-Brief völlig gleich ist, ob jemand Rechtschreibfehler oder einen unzusammenhängenden Text verfasst. Ganz egal ob es sich um einen Vorgesetzten oder Unbekannten handelt. Den Empfänger störte sich nicht daran." Darüber hinaus durften E-Mails kurz gehalten sein - auch wenn dadurch "Höflichkeitsfloskeln" unter den Tisch fielen.
Aber erst Mitte der 90er, als das nationale Arpanet schon lange in das internationale Internet übergegangen war, kam es tatsächlich zum E-Mail Boom. Immer schnellere, und vor allem billigere Modem- und Internetverbindungen erlaubten den Onlinegang von Zuhause aus. Die Einführung und Weiterentwicklung des World Wide Web brachte immer mehr Leute ins Internet, die dann logischerweise die E-Mail für sich entdeckten. "Ich geh eigentlich nur ins Internet, um meine E-Mails zu checken.". Dieser Satz trifft auch heute noch auf einen Großteil der Online-Menschen zu.
Einen Teil tragen auch die rasante Weiterentwicklung bei. Vor zehn Jahren wurden per E-Mail ausschließlich Texte übertragen. Bilder oder Programme waren ein Ding der Unmöglichkeit. Fünf Jahre später erlaubte die Technik zwar die Übertragung von Bilddateien - die langsamen Modemverbindungen aber machten den Download dieser "riesigen" Datenmengen zur Qual. Heute sind HTML -Mails oder Anhänge in Megabyte-Größe dank ISDN oder DSL kein Problem mehr.
Schätzungen zufolge jagen pro Monat mehrere hundert Millionen Textnachrichten über die Datenleitungen des Internet. Als Kommunikationsmittel ist sie sowohl aus dem Geschäfts- als auch dem Privatleben nicht mehr wegzudenken. Nicht schlecht für eine Erfindung, die Ray Tomlinson "für eine nette Idee" hielt.
Die Auswüchse - oder dafür war es nicht gedacht
Newsletter:
Natürlich erkannten schlaue Köpfe recht schnell, dass sich per E-Mail nicht nur einfache Briefe übertragen ließen. Science Fiction Fans im Arpanet waren die ersten, die Neuigkeiten und Informationen rund um Ihr Hobby an mehrere Absender gleichzeitig verschickten. Der Newsletter wurde schnell zu einer Art überregionalen Tageszeitung, welche Informationen innerhalb kürzester Zeit verbreitete und ist es auch heute noch, in verschiedenen neuen Varianten, geblieben.
Hoaxes und Kettenbriefe:
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Das Aufkeimen der ersten Computer-Viren führte zu einer neuen Art Newsletter. "Ein Verantwortlicher der Firma XY warnte mich vor ...", "Ein neuer supergefährlicher Megavirus...", "Microsoft gab bekannt und T-Online bestätigte ...". Meistens zeichnet diese Nachrichten ein massiver Einsatz von Ausrufezeichen und Großbuchstaben aus. Diese Mails dürften inzwischen alle Internet-User mit einer E-Mail Adresse kennen. Warnungen vor hypergefährlichen Viren, die von fiesen Hackern versteckt um die Welt geschickt werden, mit dem Ziel, Computer zu zerstören. Schon bald nach dem ersten Auftreten dieser Mails gab man ihnen auch einen Namen: "Hoaxes". Ein "Scherz". Allerdings ein übler - denn diese Massenmails mutierten über kurz oder lang selbst zu einem Virus, legten Server lahm und lösen Panik beim Empfänger aus.
SPAM!
Das Internet irgendwann als riesige Werbefläche zu vermarkten, war Mitte bis Ende der 90er Jahre nur eine Frage der Zeit. Zuerst vereinzelt, dann immer massiver strömten E-Mails mit Werbeinhalten in die Postfächer der Internet-Nutzer. Vorreiter dieser Werbeform waren - wie so oft im WWW - Sexseiten, die den Bekanntheitsgrad ihres Angebots steigern wollten. Andere Marketingstrategen folgten. Zeitweise genügte ein unachtsamer Klick, um in den Genuß eines wahren E-Mail Bombardements zu kommen. Einen Namen hatten Internet-Profis für diese Art Werbung schnell gefunden. Ein Dosenfleisch-Hersteller, der die USA mit Werbung für sein Produkt quasi überflutete! Der Name der Firma ist Hormel. Das Produkt: "SPAM".
Das ist allerdings auch nicht nötig. Denn allein die Auswahl des "@"-Zeichens als Trenner zwischen Benutzernamen und Rechneradresse dürfte ihm diesen Eintrag im Geschichtsbuch sichern. Im Herbst 1971 ahnte Tomlinson nicht, dass dieses unscheinbare Zeichen gut 30 Jahre später zu einer Pop-Ikone mutieren und das Symbol für das Internet überhaupt werden würde.
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Damals dachte er einfach nur daran, sein Protokoll für die Datenübertragung ("CYPNET") so zu modifizieren, dass er damit auch Textdateien an andere Rechner übertragen konnte. Sein Glück war, dass ihm in seinem Büro zwei Computer zur Verfügung standen, die beide an das Arpanet angeschlossen waren. Einem vornehmlich für militärische und wissenschaftliche Zwecke genutzten Computernetzwerk, das die Ostküste der USA mit der Westküste verband. Es umfasste ganze 23 Rechner. Ende 1971 verschickte Tomlinson dann die erste E-Mail von einem Rechner über das Arpanet zum anderen.
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Die Nachricht seiner neuen Erfindung verbreitete er anschließend, passenderweise, per E-Mail. "Die erste Nutzung der Netzwerk-Mail kündigte sich selbst an" kommentiert Tomlinson es heute. Er griff dabei auf ein schon bestehendes Nachrichtensystem zurück, mit dem Personen, die einen Rechner teilten, miteinander kommunizieren konnten. Der so genannten Mailbox.
Die Nutzung von E-Mails schritt voran. Im Frühjahr 1972 schrieb Tomlinson das erste E-Mail Programm, das die Eingabe von E-Mails vereinfachen sollte. Kompliziert genug war es aber immer noch: Die Befehle, mit denen die E-Mails überhaupt erst abgeschickt werden konnten, mussten von Hand eingegeben werden. Antwortschalter oder die automatische Übernahme von Texten in der Antwortmail gab es genauso wenig, wie eine logische Sortierung der eintreffenden Mails nach Name oder Betreffzeile.
Die schnelle Verbreitung von E-Mail
Trotzdem vereinnahmte der E-Mailverkehr schon nach nur zwei Jahren fast ¾ des gesamten Datentransfers im Arpanet. Die Begeisterung für dieses neue Kommunikationsmittel wuchs unaufhaltsam. Ein Bericht, veröffentlicht im Jahre 1976 bescheinigt der E-Mail unter anderem den Vorteil, dass es "in einem Arpanet-Brief völlig gleich ist, ob jemand Rechtschreibfehler oder einen unzusammenhängenden Text verfasst. Ganz egal ob es sich um einen Vorgesetzten oder Unbekannten handelt. Den Empfänger störte sich nicht daran." Darüber hinaus durften E-Mails kurz gehalten sein - auch wenn dadurch "Höflichkeitsfloskeln" unter den Tisch fielen.
Aber erst Mitte der 90er, als das nationale Arpanet schon lange in das internationale Internet übergegangen war, kam es tatsächlich zum E-Mail Boom. Immer schnellere, und vor allem billigere Modem- und Internetverbindungen erlaubten den Onlinegang von Zuhause aus. Die Einführung und Weiterentwicklung des World Wide Web brachte immer mehr Leute ins Internet, die dann logischerweise die E-Mail für sich entdeckten. "Ich geh eigentlich nur ins Internet, um meine E-Mails zu checken.". Dieser Satz trifft auch heute noch auf einen Großteil der Online-Menschen zu.
Einen Teil tragen auch die rasante Weiterentwicklung bei. Vor zehn Jahren wurden per E-Mail ausschließlich Texte übertragen. Bilder oder Programme waren ein Ding der Unmöglichkeit. Fünf Jahre später erlaubte die Technik zwar die Übertragung von Bilddateien - die langsamen Modemverbindungen aber machten den Download dieser "riesigen" Datenmengen zur Qual. Heute sind HTML -Mails oder Anhänge in Megabyte-Größe dank ISDN oder DSL kein Problem mehr.
Schätzungen zufolge jagen pro Monat mehrere hundert Millionen Textnachrichten über die Datenleitungen des Internet. Als Kommunikationsmittel ist sie sowohl aus dem Geschäfts- als auch dem Privatleben nicht mehr wegzudenken. Nicht schlecht für eine Erfindung, die Ray Tomlinson "für eine nette Idee" hielt.
Die Auswüchse - oder dafür war es nicht gedacht
Newsletter:
Natürlich erkannten schlaue Köpfe recht schnell, dass sich per E-Mail nicht nur einfache Briefe übertragen ließen. Science Fiction Fans im Arpanet waren die ersten, die Neuigkeiten und Informationen rund um Ihr Hobby an mehrere Absender gleichzeitig verschickten. Der Newsletter wurde schnell zu einer Art überregionalen Tageszeitung, welche Informationen innerhalb kürzester Zeit verbreitete und ist es auch heute noch, in verschiedenen neuen Varianten, geblieben.
Hoaxes und Kettenbriefe:
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Das Aufkeimen der ersten Computer-Viren führte zu einer neuen Art Newsletter. "Ein Verantwortlicher der Firma XY warnte mich vor ...", "Ein neuer supergefährlicher Megavirus...", "Microsoft gab bekannt und T-Online bestätigte ...". Meistens zeichnet diese Nachrichten ein massiver Einsatz von Ausrufezeichen und Großbuchstaben aus. Diese Mails dürften inzwischen alle Internet-User mit einer E-Mail Adresse kennen. Warnungen vor hypergefährlichen Viren, die von fiesen Hackern versteckt um die Welt geschickt werden, mit dem Ziel, Computer zu zerstören. Schon bald nach dem ersten Auftreten dieser Mails gab man ihnen auch einen Namen: "Hoaxes". Ein "Scherz". Allerdings ein übler - denn diese Massenmails mutierten über kurz oder lang selbst zu einem Virus, legten Server lahm und lösen Panik beim Empfänger aus.
SPAM!
Das Internet irgendwann als riesige Werbefläche zu vermarkten, war Mitte bis Ende der 90er Jahre nur eine Frage der Zeit. Zuerst vereinzelt, dann immer massiver strömten E-Mails mit Werbeinhalten in die Postfächer der Internet-Nutzer. Vorreiter dieser Werbeform waren - wie so oft im WWW - Sexseiten, die den Bekanntheitsgrad ihres Angebots steigern wollten. Andere Marketingstrategen folgten. Zeitweise genügte ein unachtsamer Klick, um in den Genuß eines wahren E-Mail Bombardements zu kommen. Einen Namen hatten Internet-Profis für diese Art Werbung schnell gefunden. Ein Dosenfleisch-Hersteller, der die USA mit Werbung für sein Produkt quasi überflutete! Der Name der Firma ist Hormel. Das Produkt: "SPAM".