kalation
Mails/Nachrichten vom 19.02.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
wenn die Wall Street geschlossen ist, fehlt den Börsen die Leitlinie. Man konnte es gestern förmlich fühlen. Es gab zwar einige neue Informationen, aber die Wirkung dieser Infos auf die Kurse war nicht da. Also trat man in Europa verlegen von einem Fuß auf den anderen. Ich bin damit zufrieden.
Erstaunlich finde ich die relative Gelassenheit gegenüber dem gestern berührten Thema einer militärischen Eskalation in Nahost. Ungewöhnlich laienhaft kommen mir die Kommentare in der Presse vor, von TV etc. ganz zu schweigen. Wer sich nur ein bißchen ernsthaft mit Politik beschäftigt und Geschichte kennt, der müßte eigentlich zu einem anderen Ergebnis kommen. Übertragen auf die Börse:
Ich warte nicht, bis es kracht, sondern bin im Vorfeld vorsichtig. Die meisten werden sich vielleicht an 1990/91 noch erinnern. Die Labilität des Marktes betraf die Monate vor dem militärischen Schlag und nicht anschließend. Zwei Tage, nachdem die Amerikaner losschlugen, stieg die Börse, und zwar kräftig. Im Vorfeld geht es also um die Frage eines UNO-Moratoriums gegenüber Irak oder einer Terminvorgabe für die Kontrolle ev. Giftgas-Depots etc. Was anschließend folgt, bleibt offen. Jedenfalls erscheint es mir sehr unwahrscheinlich, daß das Ganze ohne eine gewisse Eskalation beendet werden kann. Auch das, was gestern aus Berlin verlautete, ist eher läppisch.
Was tun? Ich neige nicht dazu, Aktien total zu verkaufen. Natürlich ist das Unsinn. Mir geht es darum, Sie handlungsfähig zu erhalten. Ergo: Am Ende einer krisenhaften Entwicklung und entsprechenden Kursen möchte ich, daß Sie handlungsfähig sind, also über Barliquidität verfügen. Und sei es auch nur so, daß Sie ganz simpel vorgehen und sämtliche Positionen in Ihrem Portfolio reduzieren, ohne die Gewichtung zu verändern. Dann stehen Sie immer noch in der gleichen Trendeinschätzung wie bisher, behalten sich aber vor, jederzeit wieder aufzustocken. Sie verlieren daran nichts, gewinnen aber Potential.
Die Gerüchteküche brodelt. WCM erhöht den Anteil an der Commerzbank. Heute gibt es weitere Details seitens der WCM in Frankfurt. Dabei bleibe ich abseits. Die Konstellationen zeigen nicht an, daß es zu einem wirklich 'großen Wurf' in Sachen Commerzbank kommt. Mit mind. drei Parteien habe ich persönlich gesprochen. Da ich diese Herren längere Zeit kenne, vertraue ich ihnen insofern, als ich wenigstens die Absichten erkennen kann. Wer mitspielen will, kann es tun, ich bleibe draußen.
Interessanter wird, was Daimler morgen zu berichten weiß. Wie schon in derletzten AB angemerkt, ergänze ich: Nehmen Sie die Zahlen mit einiger Vorsicht auf. Völlig zu Recht bemühen sich Stuttgart und Auburn-Hill, nach außen glaubwürdige Zahlen zu verkaufen und mit Sorgfalt nach innen Reservepolster aufzubauen. Das einzige Problem ist die Zeitachse. Ich glaube daher, daß meine Auffanglinie oberhalb von 40 E. halten dürfte.
Der Terminkalender von heute ist ohnehin interessant: VW und die Dt. Börse sind als erste dran und Schwarz-Pharma hat erste positive Zahlen zum Turnaround geliefert. Ich lege Ihnen nahe, sich mit dieser Aktie noch einmal zu beschäftigen, wie ich mehrfach unter diesen Vorzeichen empfohlen hatte. Nächstes Kursziel geht bis 38/39 E. Das Tief lag bei 22 E., aktuell 34 E. Nicht schlecht. Sixt erreichte gestern während des Tages 16,95 E. in der Spitze. Das war zu viel. Abwarten. Goldzack ist nur noch eine Hoffnungspartie. Trotz Riesenverlust hatte ich mich noch frühzeitig zurückgezogen. Restbestände noch halten? Bei nächster Erholung raus damit.
Am Neuen Markt registriere ich zwei Fehlentscheidungen. Die eine bedingt, die andere unbedingt. D. Logistics wurde gestern geschlachtet. Nach dem Rückzug des Großaktionärs auf eine etwas merkwürdige Weise sackte das Papier um 41,4 % ab. Damit waren meine verschiedenen Käufe zwischen 6 und 8 E. eindeutig zu früh. Gerechnet am Umsatz ist der Börsenwert jetzt schon vertretbar, aber niemand weiß, wie sich Großaktionär Hübner den Exit vorgestellt hat oder schon praktizierte. Gestern immerhin schon 1,3 Mio Stück Umsatz. Comroad wurde gestern um 34 % 'gekürzt'. Ich hatte kürzlich diese Spekulation gewagt, die sich ebenfalls als unrichtig erweist. Grund sind Gerüchte, wonach der britische Vertriebspartner Vergleich anmelden muß und bestimmte Forderungen nicht werthaltig sind. Das läßt sich natürlich nicht überprüfen. Konsequenz: Verkaufen Sie beide Titel trotz massiver Verluste. Am Neuen Markt gibt es keine andere Alternative. Insbesondere dann, wenn krumme Sachen dahinter stehen. Das betrifft einen weiteren Titel: Mobilcom.
Der Streit zwischen Schmidt und France Telecom um die UMTS-Investitionen trifft ein Kernthema. Daraus allerdings zu folgern, daß Mobilcom vor dem Aus steht, ist voreilig. Darin unterschätzen viele die strategische Linie der Franzosen, die zwar ihre 28%-Beteiligung zu Kursen über 200 E. (!) je Stück erworben haben, aber am längeren Hebel sitzen. Einen Kauf halte ich jetzt für riskant, einen Verkauf allerdings für voreilig.
Auf der Empfehlungsliste erscheinen heute einige neue Namen. Vivendi Universal wird von der Dt. Bank zum Kauf empfohlen. Das ist eine Frage des Preises. Frühestens bei 40/41 E., siehe nächste AB. Den Billigflieger Ryanair empfiehlt Goldman Sachs und erhöht das Kursziel. Hier gehe ich nicht mit. In dieser Aktie steckt viel zu viel Erwartung. Zurückgenommen wird eine weitere internationale Pharmaadresse, nämlich Astra Zeneca, was in das Bild aller anderen Großen paßt. Goldman Sachs erhöht zwar die Gewinnschätzung für Aventis, aber der Chart sieht verdammt problematisch aus. Siehe dazu auch die nächste AB. Richtig empfinde ich die Hochstufung von Merck Deutschland durch HSBC Trinkaus. Das ist sogar ein ganz aktueller Kauf in der Spanne 28/30 E., also etwas unter aktuellem Niveau. Auch dazu in der nächsten AB mehr. Gretchenfrage der Autofans: Kann man Peugeot noch kaufen? Nach
den glanzvollen Zahlen zu urteilen ja, aber technisch im Niemandsland. Also bleibe ich draußen, nachdem ich auch bei Renault frühzeitig die Positionen geräumt hatte. Das war vor gut einem Jahr.
Tendenz heute: Lesen Sie den oberen Teil noch einmal und denken Sie darüber nach. Neues Geld binde ich vorerst nicht. Allerdings erlaube ich mir den Hinweis: Natürlich gibt es in einem solchen Umfeld die eine oder andere zwingende Möglichkeit, wie z. B. Springer, die inzwischen 71/72 E. erreichten und weiterhin ein Kauf sind, wenn es um das Erbe von Kirch geht. Dieser Titel hat ein Langfristziel von deutlich über 95 E., aber per 2003. Bei Pro Sieben wird die Fusion mit Kirch Media wohl verschoben. Das bleibt eine Spekulation auf der Basis um 5,50/6 E.
Das war's für heute, bis morgen.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Erstaunlich finde ich die relative Gelassenheit gegenüber dem gestern berührten Thema einer militärischen Eskalation in Nahost. Ungewöhnlich laienhaft kommen mir die Kommentare in der Presse vor, von TV etc. ganz zu schweigen. Wer sich nur ein bißchen ernsthaft mit Politik beschäftigt und Geschichte kennt, der müßte eigentlich zu einem anderen Ergebnis kommen. Übertragen auf die Börse:
Ich warte nicht, bis es kracht, sondern bin im Vorfeld vorsichtig. Die meisten werden sich vielleicht an 1990/91 noch erinnern. Die Labilität des Marktes betraf die Monate vor dem militärischen Schlag und nicht anschließend. Zwei Tage, nachdem die Amerikaner losschlugen, stieg die Börse, und zwar kräftig. Im Vorfeld geht es also um die Frage eines UNO-Moratoriums gegenüber Irak oder einer Terminvorgabe für die Kontrolle ev. Giftgas-Depots etc. Was anschließend folgt, bleibt offen. Jedenfalls erscheint es mir sehr unwahrscheinlich, daß das Ganze ohne eine gewisse Eskalation beendet werden kann. Auch das, was gestern aus Berlin verlautete, ist eher läppisch.
Was tun? Ich neige nicht dazu, Aktien total zu verkaufen. Natürlich ist das Unsinn. Mir geht es darum, Sie handlungsfähig zu erhalten. Ergo: Am Ende einer krisenhaften Entwicklung und entsprechenden Kursen möchte ich, daß Sie handlungsfähig sind, also über Barliquidität verfügen. Und sei es auch nur so, daß Sie ganz simpel vorgehen und sämtliche Positionen in Ihrem Portfolio reduzieren, ohne die Gewichtung zu verändern. Dann stehen Sie immer noch in der gleichen Trendeinschätzung wie bisher, behalten sich aber vor, jederzeit wieder aufzustocken. Sie verlieren daran nichts, gewinnen aber Potential.
Die Gerüchteküche brodelt. WCM erhöht den Anteil an der Commerzbank. Heute gibt es weitere Details seitens der WCM in Frankfurt. Dabei bleibe ich abseits. Die Konstellationen zeigen nicht an, daß es zu einem wirklich 'großen Wurf' in Sachen Commerzbank kommt. Mit mind. drei Parteien habe ich persönlich gesprochen. Da ich diese Herren längere Zeit kenne, vertraue ich ihnen insofern, als ich wenigstens die Absichten erkennen kann. Wer mitspielen will, kann es tun, ich bleibe draußen.
Interessanter wird, was Daimler morgen zu berichten weiß. Wie schon in derletzten AB angemerkt, ergänze ich: Nehmen Sie die Zahlen mit einiger Vorsicht auf. Völlig zu Recht bemühen sich Stuttgart und Auburn-Hill, nach außen glaubwürdige Zahlen zu verkaufen und mit Sorgfalt nach innen Reservepolster aufzubauen. Das einzige Problem ist die Zeitachse. Ich glaube daher, daß meine Auffanglinie oberhalb von 40 E. halten dürfte.
Der Terminkalender von heute ist ohnehin interessant: VW und die Dt. Börse sind als erste dran und Schwarz-Pharma hat erste positive Zahlen zum Turnaround geliefert. Ich lege Ihnen nahe, sich mit dieser Aktie noch einmal zu beschäftigen, wie ich mehrfach unter diesen Vorzeichen empfohlen hatte. Nächstes Kursziel geht bis 38/39 E. Das Tief lag bei 22 E., aktuell 34 E. Nicht schlecht. Sixt erreichte gestern während des Tages 16,95 E. in der Spitze. Das war zu viel. Abwarten. Goldzack ist nur noch eine Hoffnungspartie. Trotz Riesenverlust hatte ich mich noch frühzeitig zurückgezogen. Restbestände noch halten? Bei nächster Erholung raus damit.
Am Neuen Markt registriere ich zwei Fehlentscheidungen. Die eine bedingt, die andere unbedingt. D. Logistics wurde gestern geschlachtet. Nach dem Rückzug des Großaktionärs auf eine etwas merkwürdige Weise sackte das Papier um 41,4 % ab. Damit waren meine verschiedenen Käufe zwischen 6 und 8 E. eindeutig zu früh. Gerechnet am Umsatz ist der Börsenwert jetzt schon vertretbar, aber niemand weiß, wie sich Großaktionär Hübner den Exit vorgestellt hat oder schon praktizierte. Gestern immerhin schon 1,3 Mio Stück Umsatz. Comroad wurde gestern um 34 % 'gekürzt'. Ich hatte kürzlich diese Spekulation gewagt, die sich ebenfalls als unrichtig erweist. Grund sind Gerüchte, wonach der britische Vertriebspartner Vergleich anmelden muß und bestimmte Forderungen nicht werthaltig sind. Das läßt sich natürlich nicht überprüfen. Konsequenz: Verkaufen Sie beide Titel trotz massiver Verluste. Am Neuen Markt gibt es keine andere Alternative. Insbesondere dann, wenn krumme Sachen dahinter stehen. Das betrifft einen weiteren Titel: Mobilcom.
Der Streit zwischen Schmidt und France Telecom um die UMTS-Investitionen trifft ein Kernthema. Daraus allerdings zu folgern, daß Mobilcom vor dem Aus steht, ist voreilig. Darin unterschätzen viele die strategische Linie der Franzosen, die zwar ihre 28%-Beteiligung zu Kursen über 200 E. (!) je Stück erworben haben, aber am längeren Hebel sitzen. Einen Kauf halte ich jetzt für riskant, einen Verkauf allerdings für voreilig.
Auf der Empfehlungsliste erscheinen heute einige neue Namen. Vivendi Universal wird von der Dt. Bank zum Kauf empfohlen. Das ist eine Frage des Preises. Frühestens bei 40/41 E., siehe nächste AB. Den Billigflieger Ryanair empfiehlt Goldman Sachs und erhöht das Kursziel. Hier gehe ich nicht mit. In dieser Aktie steckt viel zu viel Erwartung. Zurückgenommen wird eine weitere internationale Pharmaadresse, nämlich Astra Zeneca, was in das Bild aller anderen Großen paßt. Goldman Sachs erhöht zwar die Gewinnschätzung für Aventis, aber der Chart sieht verdammt problematisch aus. Siehe dazu auch die nächste AB. Richtig empfinde ich die Hochstufung von Merck Deutschland durch HSBC Trinkaus. Das ist sogar ein ganz aktueller Kauf in der Spanne 28/30 E., also etwas unter aktuellem Niveau. Auch dazu in der nächsten AB mehr. Gretchenfrage der Autofans: Kann man Peugeot noch kaufen? Nach
den glanzvollen Zahlen zu urteilen ja, aber technisch im Niemandsland. Also bleibe ich draußen, nachdem ich auch bei Renault frühzeitig die Positionen geräumt hatte. Das war vor gut einem Jahr.
Tendenz heute: Lesen Sie den oberen Teil noch einmal und denken Sie darüber nach. Neues Geld binde ich vorerst nicht. Allerdings erlaube ich mir den Hinweis: Natürlich gibt es in einem solchen Umfeld die eine oder andere zwingende Möglichkeit, wie z. B. Springer, die inzwischen 71/72 E. erreichten und weiterhin ein Kauf sind, wenn es um das Erbe von Kirch geht. Dieser Titel hat ein Langfristziel von deutlich über 95 E., aber per 2003. Bei Pro Sieben wird die Fusion mit Kirch Media wohl verschoben. Das bleibt eine Spekulation auf der Basis um 5,50/6 E.
Das war's für heute, bis morgen.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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