Hans Bernecker: verbessert

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jack303:

Hans Bernecker: verbessert

 
28.05.02 10:50
verbessert  


Mails/Nachrichten vom 28.05.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
wenn die Wall Street geschlossen ist, fehlen weltweit die Orientierungen. Deshalb fällt dieser Ticker logischerweise etwas kürzer aus. Die Fortsetzung von gestern:

Die markttechnische Seite der Eurobörsen, speziell auch Frankfurt, hat sich einen weiteren Schritt verbessert. Das Ganze ist extrem mühsam, aber Sie schauen es sich bitte in der nächsten AB auf Seite 2 an. Dazu nehmen Sie wiederum den Zusammenhang zu den Neuen Märkten, nämlich Nemax und Nasdaq auf den Seiten 5 und 7, und daran erkennen Sie das Verhaltensmuster der Märkte für die kommenden Wochen.

Frankfurt hat zwei weitere Themen: Das Übernahmeangebot von AWD HOLDING für TECIS HOLDING (beide MDAX) würde ich annehmen. AWD deshalb aber nicht kaufen, denn der Preis ist üppig. Den 6fachen Umsatz kann man nur mit strategischen Ansätzen begründen, wie Carsten Maschmeyer dies richtig tut. Aber: Er beraubte sich damit im Betrag von 380 Mio E. gut 75 % seiner Kriegskasse und gewinnt nur etwa 70 - 80 Mio E. Umsatz dazu (Rechnung bis 2003). Dann ist wiederum die AWD-Bewertung von über 1 Mrd E. zu hoch. MLP läßt grüßen.

Die Abstufung von PREUSSAG macht keinen Sinn. Gestern antwortete der Markt mit + 3,3 %, nachdem einige Analysten die Touristikangst ergriffen hatte. Richtig ist daran: PREUSSAG muß die Folgen der Terrorängste mit einigen zurückgenommenen Ergebnisrechnungen „zahlen“. Im Gesamtverbund bleibt es aber bei der sehr niedrigen Bewertung. Klar ist aber auch: PREUSSAG wird nun forciert sämtliche Reste aus Beteiligungen, incl. DT. BABCOCK, in Bargeld verwandeln. Offen ist dagegen der Börsengang von HAPAG, der früher geplant war und nicht möglich ist.

In DT. TELEKOM wird nur noch nachgekartet. Gestern fielen die Umsätze deutlich zurück. Es hat den Eindruck, daß die Baissespekulation entweder Kasse macht, stillhält, aber nicht mehr ausbaut. In der heutigen Hauptversammlung gibt es viel Tumult und eine Menge Blabla, aber garantiert keine neue Erkenntnis. Solche Ereignisse eignen sich gut dazu, daß die eine oder andere Person sich gern in den Vordergrund schiebt. Erkenntniswert gleich null.

Wichtiger ist mir, was in den tragenden Titeln weiterhin passiert. DAIMLERCHRYSLER benötigt nur noch 3 E. für den Hürdensprung. Ich gebe zu, daß ich darauf mit einiger Spannung schaue. Meine letzte Kommentierung bleibt gültig.

Aufpassen bei BABCOCK BORSIG. EU-Kommissar Monti will die Übernahme von 75 % durch OEP ohne weiteres genehmigen, wobei GENERAL DYNAMICS letztlich irgendwie dahinter steht. Strategisch ist das für BABCOCK ein Problem, aber dafür fließt eine Menge Geld in die Kasse. Der exakte Betrag steht nicht fest, doch netto werden es wohl über 400 Mio E. werden. Die ganze Transaktion enthält noch eine Reihe von Bedingungen, so daß die Nettozahl geschätzt werden muß. Aber: Mit diesem Ergebnis rechnet Oberhausen nun damit, daß die Opposition gegen diesen Verkauf nicht erfolgreich sein wird. Auch das gebe ich mit Vorbehalt weiter, weil es eine rechtliche Würdigung darstellt. Jedenfalls: Geht dieses Geschäft durch, ist BABCOCK zwar nicht mehr im Werftengeschäft, aber finanziell hervorragend geeignet, eine neue Struktur als Energiespezialist zu gewinnen. Ich führe darüber weitere Gespräche. Das Ganze ist natürlich typisch Ruhrpott und läuft auf einer ganz anderen Ebene als sonst üblich.

Werfen Sie auch einen Blick auf die neuen RAG-Zahlen. Denn RAG ist der Partner im DEGUSSA-Deal. Eine DEGUSSA-Abfindung würde ich zu 50 % akzeptieren, zu 50 % jedoch behalten. In der gesamten Berichterstattung wird nämlich nicht darauf hingewiesen, was ich schon in der AB berichtete: RAG gehört faktisch zu E.ON, die mit 38 % daran beteiligt sind und Vorkaufsrechte bis zur einfachen Mehrheit haben. Das geht in allen Berichten schlicht unter. Deshalb färbt das Ganze letztlich auf E.ON ab, und ich bezeichne diesen Deal für wirklich charmant. Offen ist natürlich die Genehmigung durch die Ministererlaubnis.

Ein Blick nach Süden: Der Ausverkauf bei FIAT ist eine Spekulation wert. Das ist eine persönliche Entscheidung von Giovanni Agnelli. Sollte jedoch G.M. die Option ziehen und FIAT AUTOMOBIL kaufen, ist die FIAT-Aktie etwas ganz anderes. Der Nettowert stellt sich je Aktie bei einer entsprechenden „Entrümpelung“ auf gut 19 - 21 E. je Aktie. Komplett zum Verkauf stehen MAGNETI MARELLI, COMAU und TEKSID mit einem Wert von zusammen 2,2 - 2,4 Mrd E., sodann TORO (Versicherung) mit über 2 Mrd E., FERRARI mit 1,0 Mrd E., aber auch FIAT AVIO (Flugzeug) mit 1,8 - 2,0 Mrd E. Dazu kämen 3,8 - 4,0 Mrd E. für FIAT AUTO. In diesem Falle - und nun wird’s noch interessanter - steht auch die 100-%-Beteiligung an IVECO zur Disposition. Das ist zur Zeit der einzige europäische Gesprächspartner für MAN, worüber man sich vor Jahren hinsichtlich der unternehmerischen Führung nicht einigen konnte. Die andere Option für MAN wäre nur SCANIA, zusammen mit VW. Verfolgen Sie also diese Situation sehr eingehend.

Der Terminkalender von heute: Die Zahlen für das 1. Quartal kommen von BILFINGER & BERGER, UMWELTKONTOR, SACHSENRING (Insolvenz), DÜRR, RHEINMETALL, JENOPTIK und D.LOGISTICS.

Tokio: Wer nicht auf einzelne Aktien setzen möchte, sondern auf den Trend, kann jetzt auch ein Nikkei-Indexzertifikat kaufen. Sie wissen, Sie kaufen damit den Markttrend in Tokio. Die Details in der nächsten AB auf Seite 8.

Das waren eine Menge Hinweise für Sie zum Nachdenken, und ich verbleibe bis morgen

herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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