Mails/Nachrichten vom 25.02.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
ich glaube, es steht eine spannende Woche bevor. Im Anschluß an den Freitags-Ticker, wo noch einiges unklar war, zeigt sich mit Abschluß der letzten Woche ein technisch verbessertes Bild. Das gilt natürlich unter zwei Voraussetzungen: Keine neuen Hiobsbotschaften in Sachen amerikanischer Bilanzpraktiken und eine einigermaßen überschaubare Situation in Nahost, woran ich jedoch weiterhin nicht glaube. Es ist nicht Sache dieses Tickers, über Politik zu spekulieren und zu diskutieren. Merken Sie bitte vor: Keine Börse der Welt geht an diesen Dingen vorbei. Das bleibt so lange gültig, bis das Thema da unten akut ist. Ich werde nicht müde werden, immer wieder darauf hinzuweisen. Das hat eine besondere Konsequenz.
Der Konjunkturaufschwung ist damit nicht abgeblasen, aber er kann empfindlich verzögert werden. So verzögert, wie auch das Attentat von New York es schon tat. Das Zeitraster vergrößert sich also, wie ich es in der letzten AB ausführlich begründet habe.
Ich habe den Eindruck, daß 90 % aller Börsianer nur etwas von Technologieaktien kennen/wissen. Daß Sie aber mit klassischen Titeln gutes Geld verdienen, zeigen die typischen Blue Chips, auf die ich schon eingegangen bin. Auch hier werde ich nicht müde: Mag sein, daß Aktien wie Eastman Kodak oder Philip Morris oder Coca-Cola langweilig erscheinen. Alle diese Investments liegen glänzend im Gewinn und steigen im Kurs weiter. Die Fortsetzung folgt in der nächsten AB. Wer hier nicht investiert ist, guckt einfach in die Röhre.
Die Rüstungsspekulation entwickelt sich ähnlich. Northrop bietet für TRW und das erfordert eine gewisse Korrektur der bisherigen Dispositionen. Bei TRW würde ich frühzeitig Kasse machen und eine Abfindung nicht erst abwarten. Eine leichte Aufstockung ist möglich, aber das Geld brauchen Sie für anderes. Northrop fiel daraufhin ebenfalls um 9 % zurück, bleibt aber in der Dispoliste. Denn der ganze Vorgang wird etwas komplizierter, siehe nächste AB. Gut 15 - 20 Titel ähnlicher Art und Größe sind im Vorfeld der amerikanischen Konjunkturerholung die nächsten Favoriten.
Technisch gesehen: Der Dow Jones bleibt im Gleichgewicht wie bisher. Die zweite Bodenbildung beim Nasdaq verläuft etwas mühsam und ist noch nicht fertig. Hier bleibt es dabei: Alle Zukauflimits sind vorerst gestrichen. Als erster unter den Großen testete übrigens Sun Microsystems das Tief vom September letzten Jahres bei 7,52/7,70 $. Hält es? Ich meine ja, doch auch hier halte ich mich noch zurück. Computer Ass. fiel tief ins Loch. Das wird eine Aktie für mutige Abstauber-Käufer. 12 - 13 $ sind für den weltweit drittgrößten Computerdienstleister ein interessantes Thema. Beobachten Sie diese Aktie also sorgfältiger. Hier geht es um die 'Buchhaltung', nicht um die Qualität des Unternehmens, was wichtig ist.
Der Nasdaq 100 Tracking Stock fiel zeitweise bis auf 33,50 $ zurück. Also tiefer, als ich angenommen habe. Meine verschiedenen Limits lagen zwischen 35,50 und 37 $. In Prozent gerechnet, sind es runde 10 %. An der Markttechnik orientiert ist dies wenig. Darauf komme ich erst in den nächsten Tickern, wahrscheinlich am Mittwoch, zurück. Es geht um die nächsten Käufe.
Frankfurt schaut auf den DAX und das war's. Das Dauerthema Telekom bleibt noch einige Zeit gültig. Meine Auffanglinie liegt bei 13,50/14,20 E. - und ich ändere daran nichts. In der nächsten AB überprüfe ich sämtliche 30 DAX-Titel auf ihre unmittelbare Markttechnik. Worum geht es dabei?
Nicht um Qualität der Gewinne, sondern um das, was der Markt daraus macht. Viele Leser fragen mich immer wieder, warum das so wichtig sei. Das Marktverhalten der Großen prägt das augenblickliche Geschehen. Leider noch eine ganze Zeit und sogar bis 2003. Leider kommen Sie daran nicht vorbei und leider muß ich auch darauf permanent Rücksicht nehmen. Sie konnten es an den vier Technikaktien im DAX am Donnerstag und Freitag erneut verfolgen. Dies bleiben Spiel- bzw. Stimmungspapiere, die von verschiedenen Empfehlungen großer Häuser getragen sind, hinter denen ausschließlich die Absicht besteht, Bewegung im Markt zu halten. Wie sagte es doch ein Analyst auf meine diesbezügliche Frage: 'Ich muß jede Woche eine Sau durch die Gasse jagen. Sonst verliere ich meinen Job'. Das ist wohl eindeutig.
Markttechnik heißt für Sie in dieser Woche: Es kann sein, daß 3 - 5 DAX-Aktien ihren unteren Wendepunkt in der Korrektur erreichen werden. Das besagt: Risiko gering oder minimal, Chancen nach oben steigend. Offen ist dabei, wie weit das Potential reicht.
Der Terminkalender wird es zeigen. Heute kommt B.U.S. Berzellius, eine Spezialität, die näher zu verfolgen ist. MVV Energie ist zwar eine weniger bekannte Adresse, aber eine, auf die Sie nach EnBW ebenfalls achten sollten. Auf dem internationalen Parkett kommt Legrand als mögliches Siemens-Kaufobjekt mit den Ergebniszahlen sowie De Beers und I.C.E. London. Morgen wird's noch lebendiger mit Pro Sieben und den vollständigen Zahlen für 2001, Thyssen offeriert die Daten für das 1. Quartal. Es folgen British American Tobacco, Michelin und die größte amerikanische Baumarktkette Home Depot. Darin steckt wiederum eine Art Konjunkturprognose für die USA.
Die Empfehlungen werden etwas dünner. Für Cap Gemini reduziert Goldman Sachs das Preisziel und SEB reduziert das Anlageurteil für Merck, Darmstadt. Das trifft sich mit meiner Basislinie um 28/29 E., wie in der letzten AB formuliert.
In Zürich gewittert es um ABB. Über die merkwürdigen 'Pensionszahlungen' haben Sie sicher in der Presse gelesen. Eigenkapitalquote bei ABB aber nur noch 6 -7 %. Droht hier ein weiteres 'Grounding' à la Swissair? Ich gestehe, daß meine Bedenken steigen. Bisher ging ich davon aus, daß ABB als Gruppe nicht überleben wird, aber ein Break-up deutlich mehr bringt. Wenn aber die Kapitalseite nicht mehr stimmt, wird es eng. Das ist in den nächsten Tagen genauestens zu verfolgen. Wie es im übrigen auch in Zürich dabei bleibt: Fassen Sie keine Finanztitel an.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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