Hans Bernecker: Spannende Woche

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jack303:

Hans Bernecker: Spannende Woche

 
08.04.02 12:56

Mails/Nachrichten vom 08.04.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
es steht eine spannende Woche bevor. In New York genauso wie in Frankfurt oder Zürich und sogar in Tokio. In den USA ist es die Frage der Gewinne für das 1. Quartal. Die erste Konsensschätzung bringe ich in der nächsten AB. Ich erwarte sie am Mittwoch oder Donnerstag. Frankfurt hat zwei Themen: Die Insolvenz von Kirch mit indirekter Wirkung und die soeben über Reuters verbreitete Nachricht, wonach die Japaner eine Fusion mit Thyssen-Krupp heute gegen 10 Uhr anbieten werden. Diese Meldung ist noch nicht bestätigt, wenn ich diese Zeilen schreibe. Das wird natürlich ein Riesenthema. Die Partner sind NNK und Kawasaki. Das berührt natürlich wiederum Tokio, wo eine erste Überprüfung der Situation nach dem kritischen Bilanztermin ansteht. In Zürich steht eine ganze Liste von Konferenzen bevor, wobei die der Rentenanstalt wohl die wichtigste ist. Alles ist drin.

Vor diesem Hintergrund ist die Markttechnik an der Wall Street nach wie vor in Ordnung. Die bekannten Relationen liegen deutlich im Plus, lediglich an der Nasdaq schwankt dies von Tag zu Tag deshalb, weil vor allem Meinungen der Analysten die Stimmung machen und weniger die Zahlen. Dieses Thema ist noch längst nicht erledigt. Wie weit die Bewertung der Technologieunternehmen auseinander geht, werde ich Ihnen ebenfalls in der nächsten AB eingehend erläutern können. Die wichtigste Nachricht ist jedoch:

Rechnen Sie mit einem rasanten Gewinnsprung der Titel der Technologie um bis zu 72 % und 132 % für den Verlauf dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr. Sie lesen richtig. Das hat natürlich einen Grund: Das letzte Jahr war extrem schlecht. Bereinigt um die Problemverluste (Goodwill) ergibt sich für das laufende Quartal schon ein Plus von 3 % und für den Jahresverlauf Schätzungen zwischen 22 und 28 % für alle Titel des S&P 500. Es ist also eine Menge an Fantasie drin, die natürlich in den nächsten Wochen Punkt für Punkt abgeklopft werden muß.

Ich wiederhole meinen Rückzug aus der Pharmazeutik. Bei Bristol Myers habe ich dies schon in der letzten Woche getan, nun auch für Merck. Mein Versuch nach fast zwei Jahren Abstinenz, die sehr richtig war, erstmals wieder einzusteigen, war zu früh. Was ich befürchtet hatte, ist leider eingetreten: Die Pipelines laufen leer, die permanent als die großen Gewinner bezeichnet/beschrieben worden sind, die aber den Erwartungen nicht genügen. Gemessen an den Gewinnen sind die Aktien nicht mehr teuer, aber wenn die Fantasie aus dem Markt entweicht, entweiche ich frühzeitig. Wo das nächste Kaufniveau liegt, lasse ich noch offen. Bitte ziehen Sie die Konsequenz!

Bei Öl und den Rüstungstiteln ändert sich nichts. Bitte beachten Sie, daß General Dynamics und Lockheed kurz vor neuen Rekordkursen stehen. Das ist ein Kaufsignal für die Marktteilnehmer. Der rückläufige Ölpreis hat technische Ursachen und mithin fielen die Ölserviceunternehmen ebenfalls zurück, die bekanntlich auf den Ölpreis am sensibelsten reagieren. Schlumberger schaffte die Hürde 60 $ nicht, aktuell um 54,50 $, und der nächste Kauf wird in der AB kommentiert. Die Ölstory insgesamt ist noch nicht zu Ende, jedoch sehr volatil. Alles weitere dazu in der AB, und hierbei stehe ich auch nicht unter Zeitdruck. Im übrigen bleibt es dabei:

Erst die Zahlen, dann die Entscheidungen. Ich bleibe darin sehr konsequent. Sie konnten es an 3M ablesen. Drei Tage vor meiner Empfehlung wurde 3M von einem Investmenthaus zurückgestuft. Daraufhin fiel der Kurs von 124/125 auf 113 $ innerhalb von drei Tagen. Anschließend kamen die Quartalszahlen mit deutlich besserem Ergebnis heraus, inzwischen 122 $. Mit Glück kamen Sie also zwischen 113 und 116 $ zum Zuge. Aber der Fall zeigt, wie New York im Moment „denkt“.

Frankfurt wartet auf die Bestätigung der eingangs erwähnten japanischen Offerte. Gesetzt den Fall, sie ist wirklich ernst gemeint und wird offiziell angeboten. Bieten die Japaner nur eine Fusion, ist dies uninteressant. Und zwar total. Ich würde aber vermuten, daß es dann einen „Weißen Ritter“ geben dürfte, der ein Bargebot oder eine andere Variante offeriert. Was drin steckt, habe ich in der AB mehrfach dargestellt. Je nach Infostand der nächsten Tage berichte ich darüber weiter. Zunächst jedoch: Halten und nicht zu früh verkaufen. Aber so ganz falsch war es nicht, als ich Ihnen berichtete, daß ich permanente und merkwürdige Käufe in Thyssen-Krupp beobachtet habe. Wer hat was gewußt?

Die Kirch-Insolvenz, die in dieser Woche zur Diskussion steht, ist eine sehr wichtige Marktbereinigung. Obwohl alles versucht werden wird, den deutschen Medienmarkt auch „deutsch“ zu lassen, ist eine Neuordnung zwingend. Meine Europa-Medienspekulation rufe ich deshalb in Erinnerung. Das Ganze ist ein Paket. Denn in jedem Land gelten andere Bedingungen und nur der allgemeine Hintergrund ist identisch, nämlich die Konjunkturentwicklung und der Werbemarkt. Pro Sieben und Springer sind die zwei deutschen Titel, TF 1 in Paris und RTL in Luxemburg sowie Mediaset in Mailand und EMI in London. Zwei, drei weitere Adressen mit ähnlichem Potential überprüfe ich. Indes: Das Ganze ist kein Spiel über wenige Tage oder Wochen, dafür aber mit erheblicher Fantasie verbunden.

Auf den Empfehlungslisten tauchen heute auf: BMW noch immer als Kauffavorit und Vodafone mit zurückgestufter Fantasie. Infineon wird neu empfohlen und Clariant/Schweiz wird heruntergestuft. Das ist nicht ohne weiteres nachvollziehbar. Bristol Myers wird zurückgenommen und die Aktie gilt nun als Übernahmepapier. Das ist nicht falsch, aber unter obigen Aspekten im Moment zu riskant.

Der Terminkalender: Heute präsentiert Böwe Systec die Zahlen für 2001, und ich rate wahrscheinlich zu einem neuen Kauf. Siehe nächste AB. Morgen ist die Commerzbank dran. Es folgen MLP und Wella mit den Zahlen für 2001. Für MLP werde ich also die Einschätzung in der AB der vorletzten Woche zu überprüfen haben. Am Mittwoch dürfte die HV von DaimlerChrysler in Berlin einigen Aufschluß geben, aber noch keine verbindlichen Zahlen. Ahlers AG ist mit den Zahlen für 2001 dran, und ich überlege einen Teilgewinn bei Gerry Weber mitzunehmen, um in Ahlers zu investieren. CE Consumer Electronics wird mit den Daten für 2001 ebenfalls meine bisherige Einschätzung „richtig“ stellen, wovon ich ausgehe. Spannender wird natürlich das Zahlenwerk von Yahoo, die im 1. Quartal 1 Cent (!) je Aktie mehr verdienen werden. Immerhin: 0,02 nach 0,01 und mithin 100 %. Ist doch was!

In der Schweiz sind Nestlé und die Schweizer Rück dran. Für Nestlé gibt es einen weiteren Kaufgrund, wobei ich auf meine Begründung vor kurzem verweise.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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