Playboy und Fuchsschwanz
Hans Bernecker: Playboy und Fuchsschwanz
Mails/Nachrichten vom 26.09.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die ersten Köpfe rollen. Nr. 2 und 3 stehen schon auf der Treppe zur Guillotine, wenn bis zum Jahresende nicht entscheidende Erfolge vorgelegt werden. Es ist auch höchste Zeit, denn ich hatte Ihnen die Palastrevolution bei der Allianz in der AB und dem Ticker ausführlich avisiert. Wenn Sie sich gelegentlich morgens gegen 9.00 Uhr vor die Hauptverwaltung in München stellen, können Sie dies gut beobachten. Alle Herren des höheren Managements haben neue Koffer. Darin liegen neben dem "Playboy" ein sogenannter Fuchsschwanz. Ca. 15 Minuten später gibt es merkwürdige Geräusche im Haus. Das kommt vom Sägen der Herren an den Stühlen der anderen. Wer ist also der nächste?
Es ist bedauerlich, daß die Allianz so lange gewartet hat. Die Hintergründe kenne ich nicht. Im Hause des Nachbarn Münchener Rück läuft Ähnliches, doch dazu kann ich leider nichts berichten. Hauptsache ist, es passiert was. Wie die Aktie darauf reagiert, erlebten Sie gestern: Zum Schluß 102,65 E.
Die Wall Street schrammte an der Absturzkante gerade noch vorbei. Denn General Electric ließ durchblicken, daß es bei den bisherigen Ergebniszahlen bleibt. Sie kommen heute heraus. Schauen wir mal. Das half dem ganzen Markt in beeindruckender Form: Unverändert hohes Volumen, aber total umgekehrte Relation Upside/Downside. So etwas hat es ganz selten gegeben. Das gilt auch für die Advance/Decline in beiden Märkten. Wie ist das zu interpretieren?
Der gesamte Markt hat sein Tief wohl noch nicht gesehen, aber er zeigt eine sofortige Reaktion auf die Wirtschaftsdaten. Das nennt man wachsende relative Stärke. Deshalb ist der Termin 30.09. nicht unwichtig. Ferner:
Der Dow Jones hat sein bisheriges Tief getestet, aber nicht unterschritten. Jedenfalls nicht auf der Schlußbasis, die entscheidend ist. Das gleiche gilt für den Nasdaq Composite und schließlich auch für den S&P 500. Darauf wird in den nächsten 3 bis 4 Tagen sehr zu achten sein. Gelingt kein Durchbruch nach unten, wäre das der erste Ansatz für eine deutlichere - zunächst technische - Erholung. Dazu morgen die "Fortschreibung".
Ich nehme das Wort Jahresendrally noch einmal in den Mund. Wann sie einsetzt, ist noch unklar. Das es eine gibt, ist für mich klar. Der Jahresendstand wird mit Sicherheit höher liegen als der gegenwärtige Stand, gleichgültig, ob es ein neues Tief gibt oder nicht.
Ich plädiere vorerst für eine ruhige Hand und nenne noch keine einzige neue Aktie, die jetzt ein Kauf wird. Der Grund: Ich erwarte in den nächsten 1 bis 2 Wochen doch noch die eine oder andere Überraschung bezüglich der Neun-Monatszahlen.
Zurück zu Frankfurt: Auch hier spielt das Datum 30.09. eine wesentliche Rolle. Die Gründe habe ich schon genannt und sie haben sich gestern weiter konkretisiert. Ich schätze, daß 90 % aller Verkäufe der Lebensversicherer abgewickelt sind. Damit ist der tatsächliche Verkaufsdruck wohl weitgehend überwunden. Gewissermaßen als Schlußergebnis präsentiert die Dresdner Bank heute den Milliarden-Verlust, wie vermutet, wobei übrigens der geköpfte Topmanager derjenige ist, der die berüchtigte Treueprämie von mehr als 1 Mrd DM zu vertreten hat. Ich hatte darüber schon berichtet.
Mir fiel gestern auf, daß die durchschnittlichen Umsätze erstaunlich hoch ausgefallen sind. Überschlägig gerechnet dürften es 30 bis 40 % gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen 3 Wochen gewesen sein. Schauen Sie sich die Kurstabellen diesbezüglich an. Das zielt in die gleiche Richtung wie in New York: Die Käufe nehmen zu, obwohl man den Hintergrund nicht so recht erkennen kann. Speziell gilt dies auch für die Werte im MDAX. Gibt es dazu per 30.09. die entsprechende Entlastung, so müßte die technische Korrektur weitergehen, als viele im Moment glauben.
Ich gebe deshalb noch kein grünes Licht, aber die Situation spitzt sich für die nächsten 10 bis 15 Börsentage zu. Dem gilt Ihr heutiges Interesse.
Seitenblick auf den Eurostoxx: Die relevanten Titel der Assekuranz zeigen die gleiche Konstellation wie die deutsche Konkurrenz.
Meine Empfehlung für heute: Schauen Sie sich die Entwicklung an, aber binden Sie noch kein neues Geld. Ich zahle gern 1 oder 2 Euro mehr, wenn ich weiß, daß die nächsten 10 E. relativ sicher sind. Damit verbleibe ich bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Playboy und Fuchsschwanz
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die ersten Köpfe rollen. Nr. 2 und 3 stehen schon auf der Treppe zur Guillotine, wenn bis zum Jahresende nicht entscheidende Erfolge vorgelegt werden. Es ist auch höchste Zeit, denn ich hatte Ihnen die Palastrevolution bei der Allianz in der AB und dem Ticker ausführlich avisiert. Wenn Sie sich gelegentlich morgens gegen 9.00 Uhr vor die Hauptverwaltung in München stellen, können Sie dies gut beobachten. Alle Herren des höheren Managements haben neue Koffer. Darin liegen neben dem "Playboy" ein sogenannter Fuchsschwanz. Ca. 15 Minuten später gibt es merkwürdige Geräusche im Haus. Das kommt vom Sägen der Herren an den Stühlen der anderen. Wer ist also der nächste?
Es ist bedauerlich, daß die Allianz so lange gewartet hat. Die Hintergründe kenne ich nicht. Im Hause des Nachbarn Münchener Rück läuft Ähnliches, doch dazu kann ich leider nichts berichten. Hauptsache ist, es passiert was. Wie die Aktie darauf reagiert, erlebten Sie gestern: Zum Schluß 102,65 E.
Die Wall Street schrammte an der Absturzkante gerade noch vorbei. Denn General Electric ließ durchblicken, daß es bei den bisherigen Ergebniszahlen bleibt. Sie kommen heute heraus. Schauen wir mal. Das half dem ganzen Markt in beeindruckender Form: Unverändert hohes Volumen, aber total umgekehrte Relation Upside/Downside. So etwas hat es ganz selten gegeben. Das gilt auch für die Advance/Decline in beiden Märkten. Wie ist das zu interpretieren?
Der gesamte Markt hat sein Tief wohl noch nicht gesehen, aber er zeigt eine sofortige Reaktion auf die Wirtschaftsdaten. Das nennt man wachsende relative Stärke. Deshalb ist der Termin 30.09. nicht unwichtig. Ferner:
Der Dow Jones hat sein bisheriges Tief getestet, aber nicht unterschritten. Jedenfalls nicht auf der Schlußbasis, die entscheidend ist. Das gleiche gilt für den Nasdaq Composite und schließlich auch für den S&P 500. Darauf wird in den nächsten 3 bis 4 Tagen sehr zu achten sein. Gelingt kein Durchbruch nach unten, wäre das der erste Ansatz für eine deutlichere - zunächst technische - Erholung. Dazu morgen die "Fortschreibung".
Ich nehme das Wort Jahresendrally noch einmal in den Mund. Wann sie einsetzt, ist noch unklar. Das es eine gibt, ist für mich klar. Der Jahresendstand wird mit Sicherheit höher liegen als der gegenwärtige Stand, gleichgültig, ob es ein neues Tief gibt oder nicht.
Ich plädiere vorerst für eine ruhige Hand und nenne noch keine einzige neue Aktie, die jetzt ein Kauf wird. Der Grund: Ich erwarte in den nächsten 1 bis 2 Wochen doch noch die eine oder andere Überraschung bezüglich der Neun-Monatszahlen.
Zurück zu Frankfurt: Auch hier spielt das Datum 30.09. eine wesentliche Rolle. Die Gründe habe ich schon genannt und sie haben sich gestern weiter konkretisiert. Ich schätze, daß 90 % aller Verkäufe der Lebensversicherer abgewickelt sind. Damit ist der tatsächliche Verkaufsdruck wohl weitgehend überwunden. Gewissermaßen als Schlußergebnis präsentiert die Dresdner Bank heute den Milliarden-Verlust, wie vermutet, wobei übrigens der geköpfte Topmanager derjenige ist, der die berüchtigte Treueprämie von mehr als 1 Mrd DM zu vertreten hat. Ich hatte darüber schon berichtet.
Mir fiel gestern auf, daß die durchschnittlichen Umsätze erstaunlich hoch ausgefallen sind. Überschlägig gerechnet dürften es 30 bis 40 % gegenüber dem Durchschnitt der vergangenen 3 Wochen gewesen sein. Schauen Sie sich die Kurstabellen diesbezüglich an. Das zielt in die gleiche Richtung wie in New York: Die Käufe nehmen zu, obwohl man den Hintergrund nicht so recht erkennen kann. Speziell gilt dies auch für die Werte im MDAX. Gibt es dazu per 30.09. die entsprechende Entlastung, so müßte die technische Korrektur weitergehen, als viele im Moment glauben.
Ich gebe deshalb noch kein grünes Licht, aber die Situation spitzt sich für die nächsten 10 bis 15 Börsentage zu. Dem gilt Ihr heutiges Interesse.
Seitenblick auf den Eurostoxx: Die relevanten Titel der Assekuranz zeigen die gleiche Konstellation wie die deutsche Konkurrenz.
Meine Empfehlung für heute: Schauen Sie sich die Entwicklung an, aber binden Sie noch kein neues Geld. Ich zahle gern 1 oder 2 Euro mehr, wenn ich weiß, daß die nächsten 10 E. relativ sicher sind. Damit verbleibe ich bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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