Nicht den Ring verlassen
Mails/Nachrichten vom 08.05.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
wer in einer solchen Stimmungslage den Ring verläßt, kehrt nie wieder zurück. Das ist keine leichtfertige, sondern eine sehr ernste Mahnung. Sie hatte sich schon ange-kündigt, als ich Ihnen im Februar/März schrieb, daß mit dem Auslaufen der Basisef-fekte der eigentlich kritische Punkt erreicht wird. Und zwar sowohl in der Diskussion um die Konjunktur als auch um die der Börsentendenz. Daraus folgt:
1. Ich erwarte unverändert eine kräftige Rally. Dann kann weiter gedacht werden. Ob das heute oder in drei Tagen passiert, ist gleichgültig. Mithin:
2. Wer jetzt verkauft, wirft sich aus dem Rennen. Sitzen Sie diese Situation aus. Buchverluste sind keine realisierten Verluste.
3. Eine technische Rally hat Grenzen und führt nicht geradlinig in eine Hausse. Aber sie hat ein Potential von 15 % und mehr.
4. Dieses Grundmuster mit Rally und Korrektur im Großformat werden Sie noch mehrfach erleben. Das ist der Grund für meine angekündigten Seminare, die ich an ganz aktuellen Beispielen von CISCO erläutere:
CISCO glänzte gestern mit Reingewinn vor Sonderposten mit 838 nach 230 Mio $. Also 11 nach 3 Cents Gewinn je Aktie. Der Umsatz stieg von 4,728 auf 4,877 Mrd $ und die Auftragseingänge werden bei + 5 % veranschlagt. Jährliches Umsatzwachs-tum lt. CISCO-Präsident John Chambers 2 %. Die Aktie gewann anschließend 7,59 % auf 14,07 $ und schloß bei 13,08 $. Rechnen Sie:
CISCO-Börsenwert rund 100 Mrd $ für max. 20 Mrd $ Umsatz, also das 5fache. Bei dem genannten Wachstum ist eine Superprämie nicht drin. Der faire Wert liegt bei höchstens 60 Mrd $, der langfristig auch erreicht wird. Mit Faktor 3 bin ich dabei schon sehr optimistisch gegen aktuell Faktor 5, denn: Bei 7,235 Mrd $ ausgegebe-nen Aktien wird CISCO auf Jahre hinaus auch nicht annähernd an Gewinne von 80 Cents oder 1 $ herankommen. CISCO ist also heillos überkapitalisiert. Mithin:
CISCO ist der weltgrößte Hersteller für Ausrüstungen für das Internet und ein Su-perunternehmen, aber trotz Kursrückgang um bis jetzt rund 90 % noch immer teuer. Weitere Folge:
CISCO kann locker mit entsprechenden Empfehlungen der Analysten 4 $ oder 6 $ oder auch 10 $ zulegen. Wunderbar für ein Trading, wenn Sie damit umgehen kön-nen, aber unmöglich für ein dauerhaftes Investment. Das ist die Achillesferse der Börsen. 20 - 25 Titel dieser Art und Größe zeigen mehr oder weniger das gleiche Bild. Schließlich also:
Eine überverkaufte Börse schießt in einer Rally aus dem Stand in die oben genann-ten Ergebnisse. Dann ist aber bereits wieder Schluß. Für wen aber nicht Schluß ist, sind diejenigen, die entweder billig oder fair bewertet sind und mit dem Rückenwind der Konjunktur beachtlichere Kurse erreichen werden. Wer diese Börsenmathematik nicht einsieht, wird in den kommenden zwei Jahren kein Geld verdienen. Ich bemühe mich sehr, Ihnen dies zu erklären.
Die Energiespekulation in New York breche ich vorübergehend ab. Gestern kursier-ten neue Varianten über Folgeerscheinungen der ENRON-Pleite. Das wird undurch-sichtig. Also raus. In der nächsten AB komme ich darauf zurück, die aktuelle Nummer ist wegen des Feiertages bereits im Druck. Ich bitte um Beachtung.
Im übrigen bleibt es in New York bei den bisherigen Einschätzungen, die ich nicht zu korrigieren gedenke. Der nächste Ticker erscheint dazu am Freitag.
Zur Markttechnik bitte unbedingt beachten: In den technischen Indikatoren lag das Tief im Monat, als das Downside-Volume vier Mal höher als das Upside-Volume war. Gestern nur noch 1 : 1,5 an der Nyse, aber 1 : 0,9 an der Nasdaq. Das halte ich für äußerst indikativ. Das gleiche Bild zeigen übrigens auch Zürich und Frankfurt, wo der technisch schlechteste Tag am Freitag zu verzeichnen war.
Zum Konjunkturbild: Die gestern vorgelegten Rahmendaten gehen komplett in Ord-nung. Ergänzend zu oben: Die große Zunahme der Produktivität ist die Folge der Entlassungen. Auch das wird sich wieder geben, wenn die Einstellungen vorsichtig zunehmen, und dann dürfte die mittlere Größe bei 4 - 4,5 % gegen 8,6 % im ersten Quartal liegen. Diese Mechanik lernt man schon im ersten Semester der Konjunk-turforschung. Dazu gehört auch: Jede Konjunkturerholung beginnt stets mit dem La-geraufbau, dem Investitionen erst nach ca. zwei Quartalen folgen. Weil das so ist, bleibt die FED auf niedrigem Zinsniveau und zwar so lange, bis diese Investitionen zuverlässig anziehen. Hier geht es um die Ausrüstungsinvestitionen. Eine deutliche Zunahme ist vor dem 3. Quartal unmöglich, im 4. Quartal wahrscheinlicher. Vor die-sem Hintergrund lehne ich mich gelassen zurück.
Nachrichtlich: XEROX ist bei 7 - 7,50 $ ein sofortiger Kauf. WESTERN DIGITAL wur-de gestern ohne jeden Grund bei einem Umsatz von 5,3 Mio Stück um fast 1 $ zu-rückgenommen, nachdem sie zuvor von 1,95 $ auf 7,75 $ angezogen waren. Neue Kaufbasis um 4 $, ebenso für SILICON GRAPHICS bei 2,50 $ und bei IOMEGA bei rund 10,80 $. Alle diese drei sind alte Turnaround-Kandidaten. HEWLETT PACKARD lief gestern bereits bis 19 $, nun inklusive COMPAQ. Bitte die letzte AB nachlesen.
Die Europabörsen warten auf den Rally-Dreh in New York. Das gilt für alle. Aber im Vorfeld des morgigen Feiertages sehe ich heute keinen Handlungsbedarf. Mir ist wichtiger, daß Sie den obigen Zusammenhang überdenken und verstehen. Noch lie-ber wäre es mir, wenn Sie mein Seminar besuchen, weil es mir ernsthaft darum geht, daß Sie diese Dinge verstehen. Aktien wie SAP oder INFINEON gehören in die obige Reihe. Aufschlußreich immerhin:
Keine meiner jüngsten Empfehlungen der Mittelklasse (MDAX) zeigt bis zur Stunde Schwächen. In 90 % aller Fälle liegen Sie hier im Gewinn. Nicht brisant, aber zuver-lässig und indikativ.
Der Dollar hat gestern die 92 Cent-Marke gestreift, ist aber jetzt leicht überverkauft. Darin steckt ein Risiko von 1 - 1,5 Cents. Die nächste Marke liegt dann bei 94/95 Cents für den Euro. Welche Bedeutung dies für die Amerikaner hat, erläutere ich in der nächsten AB auf S. 1 und bitte um möglichst sorgfältiges Studium. Vergleichen Sie diese Zahlen in Ruhe mit den gelegentlichen Kommentaren in den Tagesmedien. Es lohnt sich.
Damit wünsche ich Ihnen trotz der augenblicklichen Schlechtwetter-Stimmung einen sonnigen Himmelfahrtstag.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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wer in einer solchen Stimmungslage den Ring verläßt, kehrt nie wieder zurück. Das ist keine leichtfertige, sondern eine sehr ernste Mahnung. Sie hatte sich schon ange-kündigt, als ich Ihnen im Februar/März schrieb, daß mit dem Auslaufen der Basisef-fekte der eigentlich kritische Punkt erreicht wird. Und zwar sowohl in der Diskussion um die Konjunktur als auch um die der Börsentendenz. Daraus folgt:
1. Ich erwarte unverändert eine kräftige Rally. Dann kann weiter gedacht werden. Ob das heute oder in drei Tagen passiert, ist gleichgültig. Mithin:
2. Wer jetzt verkauft, wirft sich aus dem Rennen. Sitzen Sie diese Situation aus. Buchverluste sind keine realisierten Verluste.
3. Eine technische Rally hat Grenzen und führt nicht geradlinig in eine Hausse. Aber sie hat ein Potential von 15 % und mehr.
4. Dieses Grundmuster mit Rally und Korrektur im Großformat werden Sie noch mehrfach erleben. Das ist der Grund für meine angekündigten Seminare, die ich an ganz aktuellen Beispielen von CISCO erläutere:
CISCO glänzte gestern mit Reingewinn vor Sonderposten mit 838 nach 230 Mio $. Also 11 nach 3 Cents Gewinn je Aktie. Der Umsatz stieg von 4,728 auf 4,877 Mrd $ und die Auftragseingänge werden bei + 5 % veranschlagt. Jährliches Umsatzwachs-tum lt. CISCO-Präsident John Chambers 2 %. Die Aktie gewann anschließend 7,59 % auf 14,07 $ und schloß bei 13,08 $. Rechnen Sie:
CISCO-Börsenwert rund 100 Mrd $ für max. 20 Mrd $ Umsatz, also das 5fache. Bei dem genannten Wachstum ist eine Superprämie nicht drin. Der faire Wert liegt bei höchstens 60 Mrd $, der langfristig auch erreicht wird. Mit Faktor 3 bin ich dabei schon sehr optimistisch gegen aktuell Faktor 5, denn: Bei 7,235 Mrd $ ausgegebe-nen Aktien wird CISCO auf Jahre hinaus auch nicht annähernd an Gewinne von 80 Cents oder 1 $ herankommen. CISCO ist also heillos überkapitalisiert. Mithin:
CISCO ist der weltgrößte Hersteller für Ausrüstungen für das Internet und ein Su-perunternehmen, aber trotz Kursrückgang um bis jetzt rund 90 % noch immer teuer. Weitere Folge:
CISCO kann locker mit entsprechenden Empfehlungen der Analysten 4 $ oder 6 $ oder auch 10 $ zulegen. Wunderbar für ein Trading, wenn Sie damit umgehen kön-nen, aber unmöglich für ein dauerhaftes Investment. Das ist die Achillesferse der Börsen. 20 - 25 Titel dieser Art und Größe zeigen mehr oder weniger das gleiche Bild. Schließlich also:
Eine überverkaufte Börse schießt in einer Rally aus dem Stand in die oben genann-ten Ergebnisse. Dann ist aber bereits wieder Schluß. Für wen aber nicht Schluß ist, sind diejenigen, die entweder billig oder fair bewertet sind und mit dem Rückenwind der Konjunktur beachtlichere Kurse erreichen werden. Wer diese Börsenmathematik nicht einsieht, wird in den kommenden zwei Jahren kein Geld verdienen. Ich bemühe mich sehr, Ihnen dies zu erklären.
Die Energiespekulation in New York breche ich vorübergehend ab. Gestern kursier-ten neue Varianten über Folgeerscheinungen der ENRON-Pleite. Das wird undurch-sichtig. Also raus. In der nächsten AB komme ich darauf zurück, die aktuelle Nummer ist wegen des Feiertages bereits im Druck. Ich bitte um Beachtung.
Im übrigen bleibt es in New York bei den bisherigen Einschätzungen, die ich nicht zu korrigieren gedenke. Der nächste Ticker erscheint dazu am Freitag.
Zur Markttechnik bitte unbedingt beachten: In den technischen Indikatoren lag das Tief im Monat, als das Downside-Volume vier Mal höher als das Upside-Volume war. Gestern nur noch 1 : 1,5 an der Nyse, aber 1 : 0,9 an der Nasdaq. Das halte ich für äußerst indikativ. Das gleiche Bild zeigen übrigens auch Zürich und Frankfurt, wo der technisch schlechteste Tag am Freitag zu verzeichnen war.
Zum Konjunkturbild: Die gestern vorgelegten Rahmendaten gehen komplett in Ord-nung. Ergänzend zu oben: Die große Zunahme der Produktivität ist die Folge der Entlassungen. Auch das wird sich wieder geben, wenn die Einstellungen vorsichtig zunehmen, und dann dürfte die mittlere Größe bei 4 - 4,5 % gegen 8,6 % im ersten Quartal liegen. Diese Mechanik lernt man schon im ersten Semester der Konjunk-turforschung. Dazu gehört auch: Jede Konjunkturerholung beginnt stets mit dem La-geraufbau, dem Investitionen erst nach ca. zwei Quartalen folgen. Weil das so ist, bleibt die FED auf niedrigem Zinsniveau und zwar so lange, bis diese Investitionen zuverlässig anziehen. Hier geht es um die Ausrüstungsinvestitionen. Eine deutliche Zunahme ist vor dem 3. Quartal unmöglich, im 4. Quartal wahrscheinlicher. Vor die-sem Hintergrund lehne ich mich gelassen zurück.
Nachrichtlich: XEROX ist bei 7 - 7,50 $ ein sofortiger Kauf. WESTERN DIGITAL wur-de gestern ohne jeden Grund bei einem Umsatz von 5,3 Mio Stück um fast 1 $ zu-rückgenommen, nachdem sie zuvor von 1,95 $ auf 7,75 $ angezogen waren. Neue Kaufbasis um 4 $, ebenso für SILICON GRAPHICS bei 2,50 $ und bei IOMEGA bei rund 10,80 $. Alle diese drei sind alte Turnaround-Kandidaten. HEWLETT PACKARD lief gestern bereits bis 19 $, nun inklusive COMPAQ. Bitte die letzte AB nachlesen.
Die Europabörsen warten auf den Rally-Dreh in New York. Das gilt für alle. Aber im Vorfeld des morgigen Feiertages sehe ich heute keinen Handlungsbedarf. Mir ist wichtiger, daß Sie den obigen Zusammenhang überdenken und verstehen. Noch lie-ber wäre es mir, wenn Sie mein Seminar besuchen, weil es mir ernsthaft darum geht, daß Sie diese Dinge verstehen. Aktien wie SAP oder INFINEON gehören in die obige Reihe. Aufschlußreich immerhin:
Keine meiner jüngsten Empfehlungen der Mittelklasse (MDAX) zeigt bis zur Stunde Schwächen. In 90 % aller Fälle liegen Sie hier im Gewinn. Nicht brisant, aber zuver-lässig und indikativ.
Der Dollar hat gestern die 92 Cent-Marke gestreift, ist aber jetzt leicht überverkauft. Darin steckt ein Risiko von 1 - 1,5 Cents. Die nächste Marke liegt dann bei 94/95 Cents für den Euro. Welche Bedeutung dies für die Amerikaner hat, erläutere ich in der nächsten AB auf S. 1 und bitte um möglichst sorgfältiges Studium. Vergleichen Sie diese Zahlen in Ruhe mit den gelegentlichen Kommentaren in den Tagesmedien. Es lohnt sich.
Damit wünsche ich Ihnen trotz der augenblicklichen Schlechtwetter-Stimmung einen sonnigen Himmelfahrtstag.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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