Hans Bernecker: Neuer Krieg im Irak?

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jack303:

Hans Bernecker: Neuer Krieg im Irak?

 
18.02.02 10:29
Mails/Nachrichten vom 18.02.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
der Verlauf der Marktkonsolidierungen wird sich voraussichtlich verzögern bzw. verlängern. Das hat zwei Gründe: Sollte es tatsächlich zu einer militärischen Eskalation USA/Irak kommen, sind Turbulenzen an den Märkten ganz sicher. Niemand wird es heute definieren können, aber die Logik spricht dafür. Ich werde darin ganz konsequent sein: Sollte sich dieses Risiko "verdichten", so werde ich dazu raten, sämtliche Positionen zu reduzieren, um eine höhere Barreserve für den Fall eines erneuten Irak-Crashes zur Verfügung zu haben. Stellen Sie sich darauf bitte schon jetzt psychologisch ein. Eine andere Konsequenz gibt es nicht.

Das amerikanische Bilanzrecht ist zwar ebenfalls unschön, aber zeitlich begrenzt. Fälle wie IBM und nun Nvidia, dem demnächst auch andere folgen können, sind zwar ebenfalls nicht sehr erbaulich, führen auch zu Kursabschlägen von deutlich über 10 oder 15 %, werden aber mit der Vorlage der Bilanzen bzw. den bereinigten Positionen darin letztlich zu überblicken sein. Doch auch hier: Ich reduziere das IBM-Kaufniveau auf 90/92 $. Es lag ursprünglich knapp über 100 $. Im Falle Nvidia empfehle ich übrigens Verkauf, weil deutlich zu teuer, aber von mir auch nicht empfohlen. Erwischt hat es übrigens eine meiner Empfehlungen, Symbol Tech, mit 29 % Kursrückgang am Freitag oder 3,39 $ auf 8,40 $, weil sich die Gewinnschätzung von 43 Cents auf 30 Cents je Aktie reduziert hat. Auch das ist New York. Selbstverständlich gehe ich nicht von dieser Empfehlung ab, warte aber die Bodenbildung in den nächsten Tagen ab. Wahrscheinlich nehme ich in der nächsten AB dazu Stellung. Das sind Übertreibungen, wie sie in einer nervösen Börse nun mal möglich sind.

Wall Street konkret: Technisch nicht verschlechtert, sogar etwas verbessert, aber unter obigem Sachverhalt lautet meine Empfehlung für heute: Nichts tun, auf keinen Fall neues Geld binden. Das gilt sogar auch für den Nasdaq 100 Tracking Stock, der auf 35,78 $ zurückfiel, also sogar unter meine Abstauberlimits, und dennoch bleibe ich abstinent.

Große Ausnahme sind natürlich meine Rüstungsspekulation und die in den Öltiteln. Hier wiederhole ich meine kürzlichen Empfehlungen ohne Einschränkung. Beide würden von einer Konfliktlage im Nahen Osten sogar zusätzlich profitieren. Hoch spekulativ sind in diesem Zusammenhang Halliburton, die genauso gut sind wie Schlumberger, aber unter dem Vorbehalt der Asbestklagen stehen. Hier zeichnet sich ein erster Kompromiß ab, worauf der Titel 11 % zulegte. Diese Aktie ist also eine hervorragende
Ölspekulation auf dem aktuellen Niveau, aber mit dem Damoklesschwert der Asbestklagen, worauf ich hinweise. Ohne Asbest ist das eine glatte 60 %-Chance.

In Frankfurt erwarte ich kein viel besseres Umfeld, allerdings könnte es sehr wohl sein, daß die militärische Konfliktlage noch nicht so recht zur Kenntnis genommen wird. Tun Sie es vorab. Wir bewegen uns jedenfalls auf dünnem Eis. Schon früher angemerkt und deshalb wiederholt:

Ich hatte die Überwindung der 200-Tage-Linien als Voraussetzung für den weiteren mittelfristigen Trend ganz klar definiert. Nur ganz wenige Aktien haben dies geschafft. Das hat zur Konsequenz, daß mit den erneut abgleitenden Notierungen, z. B. Dt. Bank, Daimler, aber auch Allianz, diese 200-Tage-Linien nicht nur nicht stagnieren, sondern weiter fallen oder zumindest fallen können, was sich in den nächsten zwei Wochen erkennen läßt. Das wäre ein negativer Ansatz.

Diese Problematik stellt sich für eine ganze Reihe von Aktien im MDAX nicht. Solange dies gilt, sind diese Titel also von der beschriebenen Konstellation abgekoppelt. Ich werde darauf mein besonderes Augenmerk legen.

Weiterhin schwierig gestaltet sich die Szene der Finanzaktien. Sie sehen unter den eben genannten Bedingungen der 200-Tage-Linien am schlechtesten aus. Ein Sonderfall bleibt BHW Holding nach der abgesagten Emission. Plus 16,3 % am Freitag. Fundamental sind Kurse von 20/22 E. akzeptabel. Gleichwohl habe ich auch hier keine Eile.

Mein Rat also, auch wenn Sie darüber etwas erschreckt sind: Bleiben Sie bedeckt und achten Sie darauf, daß Sie für den Fall der Fälle über Barliquidität verfügen. Hierfür gilt wiederum die häufig gestellte Frage:
Auch mit Verlust verkaufen?

Beispiel: Sie haben Daimler ursprünglich mit 65 E. erworben. Aktuell 43 E. Unabhängig von meiner technischen Unterstützung wie beschrieben, wäre eine Eskalation im Irak auch für 35 E. für Daimler gut. Wenn Sie heute verkaufen, realisieren Sie 22 E. Verlust, verfügen aber über Bargeld. Bei 35 E. oder tiefer erhalten Sie für dieses Geld gute 20 - 25 Stück mehr an Daimler-Aktien und profitieren bei einer Erholung auf anschließend 51 E. überdurchschnittlich, womit Sie auch dann schon knapp an die Nullgrenze herankommen, wenn Sie bei 51 E. wieder Kasse machen. Rechnen Sie das einmal durch. Es geht also nicht darum, was Daimler wert ist, sondern wie der Markt sich verhält.

Zum Terminkalender: Heute wird wohl über die Zukunft von Consors entschieden. Die Commerzbank hat ein Angebot vorgelegt. Ich hatte diese Spekulation in der AB schon begonnen. Heute morgen spricht man von 15 E. als Übernahmekurs, was ich natürlich unverbindlich weitergebe. Dann Kasse machen. Erweitert sich der Bieterkreis, so könnten auch 1 - 2 E. mehr drin liegen. Morgen ist der Terminkalender interessanter mit VW, Dt. Börse, Schwarz-Pharma und Qiagen, sowie in den USA Hewlett Packard, Wal-Mart, Walt Disney (HV) und Agilent Tech.

Denken Sie also bitte strategisch und ein bißchen voraus.

Herzlichst Ihr

Hans A. Bernecker
 




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