Hans Bernecker: Geschafft!

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jack303:

Hans Bernecker: Geschafft!

 
29.07.02 10:41
Geschafft!  

Hans Bernecker: Geschafft!
Mails/Nachrichten vom 29.07.2002, Bernecker & Cie.

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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
ich glaube, wir haben es geschafft. Mit den Vorgaben vom letzten Freitag aus New York festigt sich meine Einschätzung der letzten Woche. Die Volatilität nimmt ab und die Kurse explodieren zwar nicht nach oben, haben sich aber deutlich stabilisiert. Interessant war, daß dabei in New York auch das Volumen langsam zurückgeht. 1,7 Mrd Aktien wurden am Freitag gehandelt gegenüber durchschnittlich 2,3 Mrd in den Wochen zuvor. Darin sehe ich kein Problem.

Hüten Sie sich vor den Horror-Szenarien, die derzeit in der Presse kursieren. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Nirgends hat dieser Spruch mehr Gültigkeit, als in den heutigen Kapitalmärkten, die von einer Presse begleitet werden, die jeden Tag eine neue Sensation sucht und entsprechend schreibt. Zwei wesentliche Szenarien werden derzeit herumgereicht.

1. Das Argument, daß fallende Kurse in den USA den Konsum beeinflussen können und somit einen erneuten Abschwung provozieren, klingt zwar logisch, ist deswegen aber nicht richtig. Der private Konsum in den USA wird überwiegend aus dem verfügbaren Einkommen der Haushalte bestritten. Damit ist er eine direkte Funktion des Arbeitsmarktes bzw. der Lohnentwicklung. Trotz Anstieges der Arbeitslosenquote auf 5,9 % blieben die Löhne stabil. Gleichzeitig ist zu erwarten, daß ab dem IV. Quartal 2002 der konjunkturelle Aufschwung auch am Arbeitsmarkt greifen wird. Die Konsequenzen der Kursschwäche werden erst dann wirklich spürbar, wenn der amerikanische Haushalt entscheidet, daß Aktienkäufe oder Wertpapieranlagen generell in ihrer Rolle als Altersvorsorge ersetzt werden müssen. Dann müßte ein größerer Teil des verfügbaren Einkommens zur Altersvorsorge verwendet werden, was tatsächlich den Konsum bremsen könnte. So weit ist es noch längst nicht, und ich bezweifle, daß wir so weit kommen. Folgende Zahlen sind in diesem Zusammenhang interessant:

In den ersten 6 Monaten dieses Jahres flossen 39 Mrd $ mehr in amerikanische Aktienfonds als herausflossen. Die Nettobilanz bleibt also positiv. Allerdings waren die Nettoabflüsse im Juni und Juli mit 11 bzw. 30 Mrd $ enorm hoch, was auch den Einbruch über sämtliche Aktien hinweg erklären würde. Das Thema der Redemptions, bei denen Anleger aus den Fonds Gelder abziehen, war schon 1997 in der Asienkrise und 1998 nach dem LTCM-Debakel sehr brisant. Solche abrupten Änderungen weisen aber nie auf Trendwenden hin. Viel mehr wirken sie trendbestätigend. Das Geld fließt nämlich aus diesen Fonds ab und wird kurzfristig von einigen Anleihemärkten umgeschichtet. So erklären sich auch die derzeit extrem niedrigen Renditen in US-Staatsanleihen. Das ganze ist eine klassische Fluchtbewegung. In dem Moment, wo sich die Märkte beruhigen, fließen die Gelder wieder in den Aktienmarkt zurück.

2. Das Thema Deflation geistert mal wieder durch die Presse. Daran gekoppelt der Vergleich zwischen den USA und der Entwicklung in Japan mit der klaren Prognose, daß es den Amerikanern genauso ergehen wird. Diese Logik ist schlichtweg Unsinn. Deflation ist ein völlig normaler Bestandteil einer funktionierenden Wirtschaft. Sie ermöglicht, daß Produkte durch Massenproduktion immer günstiger werden und somit sämtlichen Einkommensklassen zugängig werden. Diese Tendenz ist in einer Volkswirtschaft absolut notwendig und positiv. Problematisch wird Deflation dann, wenn sie sich abrupt und sehr stark in Sachwerten bemerkbar macht. Insbesondere dann, wenn diese maßgeblich auf Kredit gekauft wurden und bei sinkenden Werten die Beleihungsgrenzen unterschritten werden. Dann kommt es zu Zwangsverkäufen, die eine abrupte Preisspirale nach unten auslösen. Das gilt einerseits für Wertpapiere, insofern sie auf Kredit gekauft wurden, aber vor allem auf Immobilien. Letzteres war das große Problem der Japaner. Deren Blase war in den Aktien weniger problematisch als im dortigen Immobilienmarkt. Als er kollabierte, waren die Folgewirkungen wesentlich schwieriger.

Statt solchen Szenarien zu folgen, schauen Sie lieber auf die Märkte selbst. Firmen setzen wieder Akzente, die ich für sehr positiv halte. Die Entscheidung von General Electric in New York künftig GE Capital in 4 Teile aufzuteilen, um die Transparenz zu erhöhen, ist ein wichtiger Schritt, der Signalwirkung hat. Er ist genauso bedeutsam wie die Entscheidung von Coca Cola vor zwei Wochen, als erstes Unternehmen, Aktienoptionen als Kosten zu bilanzieren. Der Börsenwert von General Electric liegt zwar immer noch bei 268 Mrd $, was ca. dem 2,6 fachen des Umsatzes entspricht, aber das KGV liegt für 2002 bei 16,2 und für 2003 bei 14,6. Viel billiger wird dieser Konzern nicht mehr. Der Börsenwert hat sich immerhin in den letzten 24 Monaten mehr als halbiert. Imposant ist auch die Investitionsinnitiative von Microsoft. Die Löhne werden erhöht, die Forschungsausgaben drastisch gesteigert und die größte Produktwelle der letzten 11 Jahre angekündigt. Ein wichtiges Signal für ein Marktsegment, das seit 12 Monaten nur noch von Krisen und schrumpfenden Märkten redet. Auch hier überzeugt inzwischen die Bewertung. 237 Mrd $ entsprechen zwar immer noch dem achtfachen des Umsatzes, dafür liegen aber auch 38 Mrd $ Cash in der Kasse und das KGV liegt für 2002 bei nur noch 23,4 und für 2003 bei 21,4. Technisch ist der Kurs zwar angeschlagen, aber auf die Watch-List muß dieses Unternehmen auf jeden Fall. Die letzten beiden Akzente kommen von AOL Time Warner und Tyco. Bei beiden wurde das Management ausgewechselt bzw. die Verantwortlichen der vorherigen Strategie in die Wüste geschickt. Ans Ruder kommen nun wieder „alte Hasen“, die zurück zu soliden Zahlen wollen. Der Kurs von Tyco schoß daraufhin am Freitag bereits um 45 % auf 12 $, während AOL um 13 % auf 10,90 $ kletterte. Allein das technische Erholungspotential beider Aktien ermöglicht fast eine 60%ige Steigerung vom jetzigen Niveau. Bewertungsmäßig ist sogar noch mehr drin.

Auch in Deutschland setzen die Unternehmen für den hiesigen Markt positive Akzente, die nicht zu übersehen sind. BASF startet ein Rückkaufprogramm, Siemens verkauft Beteiligungen im Wert von 1,7 Mrd E. und Chrysler-Chef Zetsche bestätigt, daß Chrylser über den Berg ist. Hinzu kommen Signale, daß die DT. Telekom wieder offen für neue Angebote im Kabelgeschäft ist und die bereits abgewiesene Liberty-Media aus den USA wahrscheinlich ein erneutes Angebot vorlegen wird. Kurzum: Viele konzernspezifische Entwicklungen, die anstelle einer breiten pauschalen Beurteilung der Märkte treten. Damit findet der Markt sein Gleichgewicht wieder.

Die Indizes müssen nicht superschnell laufen, aber die besten Schnäppchen gibt es nur noch in den nächsten 5 - 10 Tagen. Im Moment traut keiner der Ruhe und der Stabilität. Ich gebe zu, es gehört etwas Mut und Selbstüberwindung dazu, nun wieder zu kaufen. Richtig ist es dennoch. Denn die Bewertungen sind derart niedrig, daß wesentliche Kurssteigerungen in einzelnen Titeln fast schon vorprogrammiert sind. Beschäftigen Sie sich mit dem heutigen Tage.

Mit freundlichen Grüßen
Hans A. Bernecker
 




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Reinyboy:

Nix ist geschafft.

 
30.07.02 23:04
Das Down-Potential ist wesentlich größer als das Up-Potenzial.

Vor Oktober 2002 in den Markt zu gehen ist nur was für Harakiris oder Masochisten.


Grüße       Reiny
hjw2:

ne reiny, putenzüchter sollten..... *g* o.T.

 
30.07.02 23:08
Mützenmacher:

Glaube auch, daß es noch nicht geschafft ist.

 
31.07.02 13:52
Es wird m.E. nochmals runtergehen - wahrscheinlich noch tiefer als wir schon waren.
Nur meine Meinung.

Mütze
calexa:

Wenn man langfristig denkt

 
31.07.02 14:04
warum soll man dann nicht mit dem Kaufen beginnen?

Die Bewertungen der Unternehmen werden wieder interessant, und wer ein paar Unternehmen mehr beobachtet als nur Techs oder NM-Unternehmen, der sieht z.B. das Chemie-Unternehmen langsam höhere Prognosen abgeben (Degusse, DuPont).
Desweiteren verdienen Erdöl- und Versorgerunternehmen gutes Geld.

Auch mal an Dividenden denken....

So long,
Calexa
www.carstenlexa.de
Reinyboy:

@hjw

 
31.07.02 14:07
Hihihihihihi,.......


im Grunde bin ich unverbesserlicher Optimist,............

......aber, was in der nächsten Zeit noch auf uns zukommen wird,.......

....dafür sind die Aktien einfach zu hoch bewertet.

Bin mal gespannt wie hoch wir laufen.

Mehr als 38xx Punkte hätte ich dem DAX nicht gegeben.

Aber wenn wir nun tatsächlich wieder in den langfristigen Aufwärtstrend einschwenken sollten, dann wird der nächste Absturz um so heftiger sein.



Grüße       Reiny
Mützenmacher:

Ich gehe davon aus, daß der $ einfach noch weiter

 
31.07.02 14:11
fällt und deswegen sehe ich die Kurse nochmals fallen.

Mütze
user:

hy Mutze

 
31.07.02 14:16
Also ich dachte immer , wenn der Dollar fällt kommt geld in unsere Aktien
Ausländisches Geld) und die Wirtschaft Export smiled.
Na ja wenn du das anders siehst??????????????
User
Mützenmacher:

User, ist schon klar,

 
31.07.02 14:20
aber die Instis werden kaum drin bleiben, wenn der Dollar fällt, dann würden die den Aktiengewinn mit dem Devisenverlust eintauschen und das tun die sicher nicht. Also raus aus Aktien - Devisenumschtung - dann wieder rein in Aktien.
War ja bis jetzt ja auch so.
calexa:

Die Frage ist

 
31.07.02 14:33
ob die institutionellen Anleger wirklich so schnell und in so hohem Maße ihre Depots umschichten, wie es oftmals hier am Board vermutet wird. Meine Erfahrung ist anders, aber was soll´s....

Im übrigen: Wenn der Dollar fällt, dann wäre das u.U. gar nicht so schlecht. Lest mal ein bißchen Zeitung...

So long,
Calexa
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