Gedanken zur Weihnachtszeit
Hans Bernecker: Gedanken zur Weihnachtszeit
Mails/Nachrichten vom 13.12.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die letzten 8 Tage des kritischen Börsenjahres 2002 brechen an. Die Zahlen sind besser, die Stimmung ist immer noch schlechter als vertretbar. Eigentlich paßt das nicht zu Weihnachten. Wer aber genauer hinschaut, sieht mehr.
Die Indizes machten gestern einen schlechten Eindruck, aber sie schließen mit lediglich - 0,6 % im Dow, - 0,33 % im Nasdaq 100, - 0,19 % im Nasdaq Composite und natürlich, wie so oft, der DAX mit – 2,36%, was wieder einmal Europa-Rekord darstellt. Selbst der Euro-Stoxx schaffte nur - 1,75%.
Der Nachrichtenstand ist dünn, jedoch nicht untypisch. Ciena korrigiert die Prognosen nach oben und wird mit 18 % Tagesgewinn belohnt. Merken Sie sich das Wort: Telekom-Ausrüster! Amgen meldet einen etwas weniger fallenden Umsatz und steigt um 6 %. Bristol Myers hat dagegen wieder den Staatsanwalt im Haus (Fehlbuchungen), und das kostet vorübergehend 8 % im Kurs. Schließlich bringt Merrill Lynch auf den Punkt, was ich heute in der AB diskutiere: Wie weit geht das Erholungspotential des Weltmarktführers für Chips? Lesenswert ist dazu die Analyse im heutigen Handelsblatt.
Meine These kennen Sie: Die Trends in den genannten Technologie-Sektoren haben ins Positive gedreht, aber es gibt Begrenzungen im Potential. Daran wird sich noch mancher die Zähne ausbeißen. Denn:
Die Volatilität bleibt der Gradmesser der Ängste. Ich glaube nicht, daß dieses Phänomen schnell abgehakt ist. Wenn eine Aktie von 0,90 $ oder Euro auf 1,80 $/Euro anzieht, sind das eigentlich nur paar Cents (optisch). Aber auch 100 %. Damit umzugehen, ist nicht leicht. Ich erinnere mich gerne an die früheren Möglichkeiten der sog. Penny-Stocks. Das funktionierte in New York vor gut 40 Jahren so:
Diese Penny-Stocks kosteten nur wenige Cents. Damals gab es Brüche. Der niedrigste Kurs, der möglich war, war 1/32. Wer bei diesem Kurs kaufte, der wußte, wenn diese Aktie steigt, dann um 1/32. Macht 2/32 oder 100 %. So haben wir damals spekuliert. Weil wir aber nicht wußten, welche Aktie diesen Kurssprung vor sich hat, hatten wir immer 5 - 6 oder 10 Titel dieser Art in der Hand. Einer hat’s gebracht. Manchmal auch zwei. Denken Sie mal darüber nach, ob man das heute wenigstens gedanklich umsetzen kann. Mein tollstes Geschäft war eine Aktie namens Transcuba Oil. Diese Firma bohrte nach Öl, wahrscheinlich nur in der Nase. Aber irgendein Gerücht traf diesen Titel und so wurden aus 1/32 1 ½ $. Das war doch was.
Zurück zur Realität von heute: Die Umsätze sind bescheiden und Verkaufsdruck besteht nicht. Das können Sie allseits feststellen. Mir erscheint dies das wichtigste. Deshalb gibt es keinen einzigen Abstrich an den bisherigen Empfehlungen.
In Frankfurt war gestern Moodys Weihnachtsmann. Die Banken wurden im Rating zurückgestuft. Nehmen Sie es locker, weil diese Aussage optisch schlecht erscheint, faktisch keine große Bedeutung hat. Die Volatilität der Technologie-Titel ist groß und Sie schauen dazu bitte heute in die AB, wo ich Ihnen die Schwankungsart dieser Titel nebst Limits angegeben habe. Das gleiche gilt übrigens auch für die Banken, siehe S. 2.
In der nächsten AB in der kommenden Woche, die die letzte dieses Jahres sein wird, fasse ich alle Argumente nebst Charts auf 8 Seiten zusammen, die Ihnen in kompakter Form darstellen, an welch entscheidender Stelle wir in diesen Tagen an den Kapitalmärkten sind. Nehmen Sie einen Rotstift, und unterstreichen Sie die wichtigsten Sätze oder Zahlen bzw. die entsprechenden Ansätze in den Grafiken. Das ist mehr als eindeutig. Im übrigen habe ich einige davon schon im Vorfeld, nämlich im Oktober, in der AB erläutert.
Das sind die Ansätze, aus denen die künftigen Hausse-Tendenzen entstehen. Wer ungeduldig ist, wird entweder nervös oder versteht die Zusammenhänge nicht. Wer geduldig ist, sieht weiter und deshalb konkreter. Ich lege größten Wert darauf, daß Sie dies verstehen. Also gilt auch für Frankfurt: Kein Rückzug aus irgendeiner Position.
Rothschild verdiente damit Millionen, daß er als erster den Ausgang der Schlacht bei Waterloo kannte. Er hatte seine Leute mit Brieftauben rübergeschickt, die ihm diese Nachricht als erste brachten. Also frühzeitig informiert zu sein, bringt Geld. Es ist schon ein Unterschied, ob Sie eine Aktie bei 1 $ kaufen, die bis 4 $ gehen kann, oder erst ab 2,50 $, wenn andere auf die Idee kommen. Nathan Rothschild sagte aber auch etwas anderes:
Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen wenn die Schallmeien klingen. Das ist mein Geleitwort für den militärischen Konflikt im Irak, gleichgültig, wann er beginnt.
Dies war mein letzter Ticker in diesem Jahr und Sie werden es mir nachsehen, wenn ich mich damit bis zum 07. Januar verabschiede, denn es ist meine einzige Möglichkeit, sich aus dem Börsengeschehen einmal auszuklinken. Zumal ich diese Zeit in anderen Zeitzonen verbringe.
Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich für die steigende Zahl von Lesern dieses Tickers. Ich bedanke mich auch für die teils herbe Kritik über diesen Ticker, die ich meist amüsiert gelesen habe, häufig nachdenklich, wenn sie ernst zu nehmen war, manchmal traurig durchlas, wenn ich die Frustration spürte, die meine Leser verständlicherweise befallen hat, wenn man den Verlauf des Jahres nochmals überblickt. Dafür habe ich mir Mühe gegeben, die große Linie zu erklären, die hinter dem Geschehen steht. Hoffentlich ist mir dies größtenteils gelungen. Ich bin schon froh darüber, wenn es mir gelungen sein sollte, Sie durch das Geschehen zu führen, manches zu erklären, aber Sie davor bewahren konnte, im falschen Augenblick das Spielfeld zu verlassen.
Also wünsche ich Ihnen eine schöne Adventszeit, ein freundliches, familiäres und friedliches Weihnachtsfest, entweder in der Familie oder mit Freunden, und bitte holen Sie sich den Schwung und die Kraft für’s neue Börsenjahr.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Gedanken zur Weihnachtszeit
Mails/Nachrichten vom 13.12.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
die letzten 8 Tage des kritischen Börsenjahres 2002 brechen an. Die Zahlen sind besser, die Stimmung ist immer noch schlechter als vertretbar. Eigentlich paßt das nicht zu Weihnachten. Wer aber genauer hinschaut, sieht mehr.
Die Indizes machten gestern einen schlechten Eindruck, aber sie schließen mit lediglich - 0,6 % im Dow, - 0,33 % im Nasdaq 100, - 0,19 % im Nasdaq Composite und natürlich, wie so oft, der DAX mit – 2,36%, was wieder einmal Europa-Rekord darstellt. Selbst der Euro-Stoxx schaffte nur - 1,75%.
Der Nachrichtenstand ist dünn, jedoch nicht untypisch. Ciena korrigiert die Prognosen nach oben und wird mit 18 % Tagesgewinn belohnt. Merken Sie sich das Wort: Telekom-Ausrüster! Amgen meldet einen etwas weniger fallenden Umsatz und steigt um 6 %. Bristol Myers hat dagegen wieder den Staatsanwalt im Haus (Fehlbuchungen), und das kostet vorübergehend 8 % im Kurs. Schließlich bringt Merrill Lynch auf den Punkt, was ich heute in der AB diskutiere: Wie weit geht das Erholungspotential des Weltmarktführers für Chips? Lesenswert ist dazu die Analyse im heutigen Handelsblatt.
Meine These kennen Sie: Die Trends in den genannten Technologie-Sektoren haben ins Positive gedreht, aber es gibt Begrenzungen im Potential. Daran wird sich noch mancher die Zähne ausbeißen. Denn:
Die Volatilität bleibt der Gradmesser der Ängste. Ich glaube nicht, daß dieses Phänomen schnell abgehakt ist. Wenn eine Aktie von 0,90 $ oder Euro auf 1,80 $/Euro anzieht, sind das eigentlich nur paar Cents (optisch). Aber auch 100 %. Damit umzugehen, ist nicht leicht. Ich erinnere mich gerne an die früheren Möglichkeiten der sog. Penny-Stocks. Das funktionierte in New York vor gut 40 Jahren so:
Diese Penny-Stocks kosteten nur wenige Cents. Damals gab es Brüche. Der niedrigste Kurs, der möglich war, war 1/32. Wer bei diesem Kurs kaufte, der wußte, wenn diese Aktie steigt, dann um 1/32. Macht 2/32 oder 100 %. So haben wir damals spekuliert. Weil wir aber nicht wußten, welche Aktie diesen Kurssprung vor sich hat, hatten wir immer 5 - 6 oder 10 Titel dieser Art in der Hand. Einer hat’s gebracht. Manchmal auch zwei. Denken Sie mal darüber nach, ob man das heute wenigstens gedanklich umsetzen kann. Mein tollstes Geschäft war eine Aktie namens Transcuba Oil. Diese Firma bohrte nach Öl, wahrscheinlich nur in der Nase. Aber irgendein Gerücht traf diesen Titel und so wurden aus 1/32 1 ½ $. Das war doch was.
Zurück zur Realität von heute: Die Umsätze sind bescheiden und Verkaufsdruck besteht nicht. Das können Sie allseits feststellen. Mir erscheint dies das wichtigste. Deshalb gibt es keinen einzigen Abstrich an den bisherigen Empfehlungen.
In Frankfurt war gestern Moodys Weihnachtsmann. Die Banken wurden im Rating zurückgestuft. Nehmen Sie es locker, weil diese Aussage optisch schlecht erscheint, faktisch keine große Bedeutung hat. Die Volatilität der Technologie-Titel ist groß und Sie schauen dazu bitte heute in die AB, wo ich Ihnen die Schwankungsart dieser Titel nebst Limits angegeben habe. Das gleiche gilt übrigens auch für die Banken, siehe S. 2.
In der nächsten AB in der kommenden Woche, die die letzte dieses Jahres sein wird, fasse ich alle Argumente nebst Charts auf 8 Seiten zusammen, die Ihnen in kompakter Form darstellen, an welch entscheidender Stelle wir in diesen Tagen an den Kapitalmärkten sind. Nehmen Sie einen Rotstift, und unterstreichen Sie die wichtigsten Sätze oder Zahlen bzw. die entsprechenden Ansätze in den Grafiken. Das ist mehr als eindeutig. Im übrigen habe ich einige davon schon im Vorfeld, nämlich im Oktober, in der AB erläutert.
Das sind die Ansätze, aus denen die künftigen Hausse-Tendenzen entstehen. Wer ungeduldig ist, wird entweder nervös oder versteht die Zusammenhänge nicht. Wer geduldig ist, sieht weiter und deshalb konkreter. Ich lege größten Wert darauf, daß Sie dies verstehen. Also gilt auch für Frankfurt: Kein Rückzug aus irgendeiner Position.
Rothschild verdiente damit Millionen, daß er als erster den Ausgang der Schlacht bei Waterloo kannte. Er hatte seine Leute mit Brieftauben rübergeschickt, die ihm diese Nachricht als erste brachten. Also frühzeitig informiert zu sein, bringt Geld. Es ist schon ein Unterschied, ob Sie eine Aktie bei 1 $ kaufen, die bis 4 $ gehen kann, oder erst ab 2,50 $, wenn andere auf die Idee kommen. Nathan Rothschild sagte aber auch etwas anderes:
Kaufen, wenn die Kanonen donnern, verkaufen wenn die Schallmeien klingen. Das ist mein Geleitwort für den militärischen Konflikt im Irak, gleichgültig, wann er beginnt.
Dies war mein letzter Ticker in diesem Jahr und Sie werden es mir nachsehen, wenn ich mich damit bis zum 07. Januar verabschiede, denn es ist meine einzige Möglichkeit, sich aus dem Börsengeschehen einmal auszuklinken. Zumal ich diese Zeit in anderen Zeitzonen verbringe.
Ich bedanke mich an dieser Stelle sehr herzlich für die steigende Zahl von Lesern dieses Tickers. Ich bedanke mich auch für die teils herbe Kritik über diesen Ticker, die ich meist amüsiert gelesen habe, häufig nachdenklich, wenn sie ernst zu nehmen war, manchmal traurig durchlas, wenn ich die Frustration spürte, die meine Leser verständlicherweise befallen hat, wenn man den Verlauf des Jahres nochmals überblickt. Dafür habe ich mir Mühe gegeben, die große Linie zu erklären, die hinter dem Geschehen steht. Hoffentlich ist mir dies größtenteils gelungen. Ich bin schon froh darüber, wenn es mir gelungen sein sollte, Sie durch das Geschehen zu führen, manches zu erklären, aber Sie davor bewahren konnte, im falschen Augenblick das Spielfeld zu verlassen.
Also wünsche ich Ihnen eine schöne Adventszeit, ein freundliches, familiäres und friedliches Weihnachtsfest, entweder in der Familie oder mit Freunden, und bitte holen Sie sich den Schwung und die Kraft für’s neue Börsenjahr.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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