Mails/Nachrichten vom 06.01.2003, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr und als Börsianer natürlich eine glückliche Hand bei allen Ihren Entscheidungen. Läßt man alle Analysen der Experten Revue passieren, so kommt man zu dem Schluß: Es gibt einen Aufwärtstrend, aber mit sehr markanten Differenzen. Das bedeutet, daß die Indizes schlechter aussehen werden als die Entwicklungen der Kurse innerhalb der Indizes. Schon jetzt ist ferner sicher: Es gibt Super-Branchen, aber auch gefährliche Klippen. Also kommt es auf ein solides Urteil an und - leider - auf sehr sorgfältige Markttechnik. Ergebnis für Sie: Ihr Depot wird permanent ein Sammelsurium aller möglichen Einzeldispositionen sein, die jede für sich anders einzuschätzen ist.
Amerika macht den Anfang. Bush plant nach aktuellen Berichten eine Verdoppelung seines Konjunkturprogrammes, vor allem über Steuersenkungen. Das entspricht dem alten Reagan-Konzept, welches ich Ihnen im November in der AB schon beschrieben habe. Es ist im übrigen das genaue Gegenteil dessen, was Europa praktiziert. Erschrecken Sie nicht über die Zahl von 600 Mrd $. Verteilt auf die Laufzeit sind dies nur etwa 0,8 – 0,9 % des BIP pro Jahr. Übertragen auf Deutschland würde dies übrigens bedeuten, daß Schröder und Genossen ca. 20 - 25 Mrd Euro Steuererleichterungen statt Steuererhöhungen auf den Weg bringen müßten.
Die Markttechnik dazu: Wer die kurzen Charts anschaut, findet keinen richtigen Ansatz. Wer sich die längeren anschaut, findet daran Gefallen. Eine der spannendsten Ausgangslagen dieser Art lesen Sie in der nächsten AB. Im übrigen zeige ich Ihnen dabei auch den zyklischen Trend für die Gewinnentwicklungen der amerikanischen Unternehmen. Womit schon klar wird: Orientieren Sie sich nicht an kurzatmigen Einschätzungen, wie z. B. für HOME DEPOT vom letzten Freitag, als die Gewinne um 3 - 4 Cents unterhalb der Erwartungen lagen, aber die Aktie gleich 4 % verlor. Konkreter:
Von rd. 3.400 an der Nyse und rd. 2.750 an der Nasdaq gehandelten Titel liegen alle bekannten Relationen wie A/D und new high/new low sehr positiv, aber nicht spektakulär im Plus. Darin deutet sich die nur vorsichtige, doch längerfristig tragbare Erholungstendenz an. Indes:
Es gibt keine wirkliche und massive Kurserholung ohne eine Lösung im Irak-Konflikt. Daran kommt niemand vorbei. Wie sie aussieht, weiß niemand. Die „Entwaffnung“ der Iraker rückt zunehmend in den Vordergrund, aber damit ist nicht mehr ganz zwingend die ganz heiße Phase eines Krieges vorgegeben. Studiert man die einschlägigen Äußerungen in Washington, so klingen sie anders als vor vier Wochen. Gleichwie: Vor der Lösung dieses Konfliktes empfehle ich keine neue Mittelbindung. Das heißt nicht, daß Sie die Titel nicht sorgfältig verfolgen sollten. Wie haarscharf dies in den vergangenen 14 Tagen lief, zeigen die Charts:
Der Dow Jones fing sich gerade noch auf einer Art Verteidigungslinie um 8.300, aber leicht unter der 90-Tagelinie. Mit dem Rally-Ansatz vom Donnerstag/Freitag geht er also in eine durchaus positive Woche. Besser lief es in der gleichen Zeit im Nasdaq Composite mit deutlich oberhalb von 1.330 und somit auch über der 90-Tagelinie. Damit haben beide nebst S&P 500 den Bruch des Abwärtstrendes, der Anfang November eingetreten war, gut absolviert.
Frankfurt spielt New York vor oder nach. Das ist eine Tageseinschätzung. Deutschland war neben Brasilien der größte Verlierer des letzten Jahres. Gibt es einen Vergleich? Der Kursverlust vom März 2000 bis Ende 2002 errechnet sich mit rd. 67 %, davon allein 45 % in den vergangenen 12 Monaten. Das gab’s nur einmal, nämlich von 1939 (Kriegsbeginn) bis 1942 (Stalingrad). Wichtiger ist:
Keine Aktie hat ihr Oktobertief unterboten. Das ist ein erster Ansatz, mehr nicht. Bei einem DAX von 2.840 sah es sehr danach aus, daß das Oktobertief nochmals erreicht würde. Wer war schuld? Bis 27.12. haben noch einige große Versicherungen
verkauft, die sich bis dahin nicht entscheiden konnten, ob sie § 341 b HGB in Anspruch nehmen wollen. Diese Verkäufe sind abgeschlossen. Ich kann Ihnen dies ziemlich definitiv so versichern.
Im Brief Nr. 50 hatte ich Ihnen die Korrekturkurse für die wichtigsten Titel als Abstauberlimits beschrieben. Sie gingen ziemlich exakt auf. Dabei bleibt es. Indes:
Die hohe Volatilität bleibt eine Gelbampel. Bitte achten Sie täglich darauf. Solange der VDAX oberhalb von 40 liegt, bleiben Sie draußen. Es macht keinen Sinn. Unterhalb von 40 muß er sich „verstetigend“ nach unten bewegen, was ein Indiz für eine nachhaltige Tendenz ergibt. Andererseits:
Die Erklärungen der Bundesbank (Edgar Meister) und die des Verbandes der Lebensversicherungen zu den Strukturkrisen der Banken und Versicherer sind eindeutig und Sie haben sie gelesen. Die Herunterstufungen aller bekannten Adressen durch die Ratingagenturen werden deshalb nicht lange halten. Sie greifen einfach zu kurz, wenngleich ich niemanden entschuldigen möchte.
Aktuell: BUDERUS kommt an einer Abfindung nicht vorbei. Ich taxiere aber das Plus nicht höher als auf 28 - 30 E. Der Paketerwerb durch BOSCH ist ein klares Signal. Hauptgewinner sind BILFINGER & BERGER, die damit - zuzüglich neuer Erwerbungen - etwa so viel in der Kasse halten, wie der ganze Börsenwert von 600 Mio E. ausmacht. Eine groteske Situation. Bei den zwei FRESENIUS-Aktien achten Sie darauf, daß die Gewinnmitnahmen noch nicht ganz abgeschlossen sind. Alle vier Titel (Stämme und Vorzüge) zeigen im übrigen ein Gap, welches in der Regel geschlossen werden muß. Ich komme darauf in der AB noch zurück.
Steckt etwas Neues im Ölpreis? Es ist ein politischer Preis inkl. der Folgen des Produktionsausfalles in Venezuela. Das betrachte ich mit Skepsis. Indes: Auf keinen Fall darf der Ölpreis längere Zeit oberhalb von 30 $ je Barrel bleiben. Dann wirkt er unweigerlich als Konjunkturbremse. Bezeichnend: Die Ölwerte ziehen nicht mit. Ich auch nicht.
Zum Gold: Sprung über 330-350/355 $ je Unze war ein technisches Signal. Ich bleibe auch jetzt noch vorsichtig. Das längerfristige Ziel bleibt gültig: 400/410 $ sind möglich, aber das sind 15 - 18 % gegenüber den aktuellen Notierungen. Somit nicht besonders reizvoll. Auch hier: Die Goldminen verhalten sich sehr unterschiedlich. Lediglich die Südafrikaner gewannen deutlicher, aber infolge des festen Rand. Gold bleibt deshalb beobachtungswert, aber kein dringender Spekulationsgrund.
Auf eine Besonderheit weise ich vorab hin: In der nächsten AB zeige ich Ihnen die Ausgangslage der Internetwelt. Hier wissen Sie: Bei extremer Volatilität auf der kurzen Seite geht es um die langfristige Perspektive. Sie wird sich von allen Dingen abheben, was sonst im Markt geschieht. Auf die extreme Langfristigkeit weise ich also hin. Aufregend ist es gleichwohl.
Das wäre der Einstieg in das Börsenjahr 2003, wofür ich nochmals betone: Es verdient nur jener, der sehr langfristig orientiert denkt, aber die Volatilität dafür nutzt, zwischenzeitliche Rallys auch konsequent für Gewinnmitnahmen zu verwenden. Das wird ein Hauptthema des neuen Jahres sein.
Ich habe es durchgerechnet: Wer die Gewinne und Verluste so realisiert wie sie entstehen, aber den Endsaldo letztlich versteuert, wird im laufenden Jahr keineswegs schlechter abschneiden als mit der Regelung der alten Zeit, die Spekulationsfristen unbedingt auszusitzen.
Morgen geht es weiter.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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Guten Morgen, meine Damen und Herren,
ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr und als Börsianer natürlich eine glückliche Hand bei allen Ihren Entscheidungen. Läßt man alle Analysen der Experten Revue passieren, so kommt man zu dem Schluß: Es gibt einen Aufwärtstrend, aber mit sehr markanten Differenzen. Das bedeutet, daß die Indizes schlechter aussehen werden als die Entwicklungen der Kurse innerhalb der Indizes. Schon jetzt ist ferner sicher: Es gibt Super-Branchen, aber auch gefährliche Klippen. Also kommt es auf ein solides Urteil an und - leider - auf sehr sorgfältige Markttechnik. Ergebnis für Sie: Ihr Depot wird permanent ein Sammelsurium aller möglichen Einzeldispositionen sein, die jede für sich anders einzuschätzen ist.
Amerika macht den Anfang. Bush plant nach aktuellen Berichten eine Verdoppelung seines Konjunkturprogrammes, vor allem über Steuersenkungen. Das entspricht dem alten Reagan-Konzept, welches ich Ihnen im November in der AB schon beschrieben habe. Es ist im übrigen das genaue Gegenteil dessen, was Europa praktiziert. Erschrecken Sie nicht über die Zahl von 600 Mrd $. Verteilt auf die Laufzeit sind dies nur etwa 0,8 – 0,9 % des BIP pro Jahr. Übertragen auf Deutschland würde dies übrigens bedeuten, daß Schröder und Genossen ca. 20 - 25 Mrd Euro Steuererleichterungen statt Steuererhöhungen auf den Weg bringen müßten.
Die Markttechnik dazu: Wer die kurzen Charts anschaut, findet keinen richtigen Ansatz. Wer sich die längeren anschaut, findet daran Gefallen. Eine der spannendsten Ausgangslagen dieser Art lesen Sie in der nächsten AB. Im übrigen zeige ich Ihnen dabei auch den zyklischen Trend für die Gewinnentwicklungen der amerikanischen Unternehmen. Womit schon klar wird: Orientieren Sie sich nicht an kurzatmigen Einschätzungen, wie z. B. für HOME DEPOT vom letzten Freitag, als die Gewinne um 3 - 4 Cents unterhalb der Erwartungen lagen, aber die Aktie gleich 4 % verlor. Konkreter:
Von rd. 3.400 an der Nyse und rd. 2.750 an der Nasdaq gehandelten Titel liegen alle bekannten Relationen wie A/D und new high/new low sehr positiv, aber nicht spektakulär im Plus. Darin deutet sich die nur vorsichtige, doch längerfristig tragbare Erholungstendenz an. Indes:
Es gibt keine wirkliche und massive Kurserholung ohne eine Lösung im Irak-Konflikt. Daran kommt niemand vorbei. Wie sie aussieht, weiß niemand. Die „Entwaffnung“ der Iraker rückt zunehmend in den Vordergrund, aber damit ist nicht mehr ganz zwingend die ganz heiße Phase eines Krieges vorgegeben. Studiert man die einschlägigen Äußerungen in Washington, so klingen sie anders als vor vier Wochen. Gleichwie: Vor der Lösung dieses Konfliktes empfehle ich keine neue Mittelbindung. Das heißt nicht, daß Sie die Titel nicht sorgfältig verfolgen sollten. Wie haarscharf dies in den vergangenen 14 Tagen lief, zeigen die Charts:
Der Dow Jones fing sich gerade noch auf einer Art Verteidigungslinie um 8.300, aber leicht unter der 90-Tagelinie. Mit dem Rally-Ansatz vom Donnerstag/Freitag geht er also in eine durchaus positive Woche. Besser lief es in der gleichen Zeit im Nasdaq Composite mit deutlich oberhalb von 1.330 und somit auch über der 90-Tagelinie. Damit haben beide nebst S&P 500 den Bruch des Abwärtstrendes, der Anfang November eingetreten war, gut absolviert.
Frankfurt spielt New York vor oder nach. Das ist eine Tageseinschätzung. Deutschland war neben Brasilien der größte Verlierer des letzten Jahres. Gibt es einen Vergleich? Der Kursverlust vom März 2000 bis Ende 2002 errechnet sich mit rd. 67 %, davon allein 45 % in den vergangenen 12 Monaten. Das gab’s nur einmal, nämlich von 1939 (Kriegsbeginn) bis 1942 (Stalingrad). Wichtiger ist:
Keine Aktie hat ihr Oktobertief unterboten. Das ist ein erster Ansatz, mehr nicht. Bei einem DAX von 2.840 sah es sehr danach aus, daß das Oktobertief nochmals erreicht würde. Wer war schuld? Bis 27.12. haben noch einige große Versicherungen
verkauft, die sich bis dahin nicht entscheiden konnten, ob sie § 341 b HGB in Anspruch nehmen wollen. Diese Verkäufe sind abgeschlossen. Ich kann Ihnen dies ziemlich definitiv so versichern.
Im Brief Nr. 50 hatte ich Ihnen die Korrekturkurse für die wichtigsten Titel als Abstauberlimits beschrieben. Sie gingen ziemlich exakt auf. Dabei bleibt es. Indes:
Die hohe Volatilität bleibt eine Gelbampel. Bitte achten Sie täglich darauf. Solange der VDAX oberhalb von 40 liegt, bleiben Sie draußen. Es macht keinen Sinn. Unterhalb von 40 muß er sich „verstetigend“ nach unten bewegen, was ein Indiz für eine nachhaltige Tendenz ergibt. Andererseits:
Die Erklärungen der Bundesbank (Edgar Meister) und die des Verbandes der Lebensversicherungen zu den Strukturkrisen der Banken und Versicherer sind eindeutig und Sie haben sie gelesen. Die Herunterstufungen aller bekannten Adressen durch die Ratingagenturen werden deshalb nicht lange halten. Sie greifen einfach zu kurz, wenngleich ich niemanden entschuldigen möchte.
Aktuell: BUDERUS kommt an einer Abfindung nicht vorbei. Ich taxiere aber das Plus nicht höher als auf 28 - 30 E. Der Paketerwerb durch BOSCH ist ein klares Signal. Hauptgewinner sind BILFINGER & BERGER, die damit - zuzüglich neuer Erwerbungen - etwa so viel in der Kasse halten, wie der ganze Börsenwert von 600 Mio E. ausmacht. Eine groteske Situation. Bei den zwei FRESENIUS-Aktien achten Sie darauf, daß die Gewinnmitnahmen noch nicht ganz abgeschlossen sind. Alle vier Titel (Stämme und Vorzüge) zeigen im übrigen ein Gap, welches in der Regel geschlossen werden muß. Ich komme darauf in der AB noch zurück.
Steckt etwas Neues im Ölpreis? Es ist ein politischer Preis inkl. der Folgen des Produktionsausfalles in Venezuela. Das betrachte ich mit Skepsis. Indes: Auf keinen Fall darf der Ölpreis längere Zeit oberhalb von 30 $ je Barrel bleiben. Dann wirkt er unweigerlich als Konjunkturbremse. Bezeichnend: Die Ölwerte ziehen nicht mit. Ich auch nicht.
Zum Gold: Sprung über 330-350/355 $ je Unze war ein technisches Signal. Ich bleibe auch jetzt noch vorsichtig. Das längerfristige Ziel bleibt gültig: 400/410 $ sind möglich, aber das sind 15 - 18 % gegenüber den aktuellen Notierungen. Somit nicht besonders reizvoll. Auch hier: Die Goldminen verhalten sich sehr unterschiedlich. Lediglich die Südafrikaner gewannen deutlicher, aber infolge des festen Rand. Gold bleibt deshalb beobachtungswert, aber kein dringender Spekulationsgrund.
Auf eine Besonderheit weise ich vorab hin: In der nächsten AB zeige ich Ihnen die Ausgangslage der Internetwelt. Hier wissen Sie: Bei extremer Volatilität auf der kurzen Seite geht es um die langfristige Perspektive. Sie wird sich von allen Dingen abheben, was sonst im Markt geschieht. Auf die extreme Langfristigkeit weise ich also hin. Aufregend ist es gleichwohl.
Das wäre der Einstieg in das Börsenjahr 2003, wofür ich nochmals betone: Es verdient nur jener, der sehr langfristig orientiert denkt, aber die Volatilität dafür nutzt, zwischenzeitliche Rallys auch konsequent für Gewinnmitnahmen zu verwenden. Das wird ein Hauptthema des neuen Jahres sein.
Ich habe es durchgerechnet: Wer die Gewinne und Verluste so realisiert wie sie entstehen, aber den Endsaldo letztlich versteuert, wird im laufenden Jahr keineswegs schlechter abschneiden als mit der Regelung der alten Zeit, die Spekulationsfristen unbedingt auszusitzen.
Morgen geht es weiter.
Herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
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