Handelskrieg um das Gas?

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Handelskrieg um das Gas?

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30.12.05 09:18
Rußland weitet Gas-Streit zum Handelskrieg aus
Moskau stoppt alle Fleisch-Importe aus der Ukraine - Verhandlungen über Gas-Transit nach Europa dauern an
 
Erdgasspeicher der E.on Hanse in Hamburg: Die Versorgung ist mindestens 75 Tage gesichert, wenn Rußland die Lieferung stoppen würde
Foto: dpa  
Berlin - Der Streit zwischen Rußland und der Ukraine über die drastischen Gaspreis-Erhöhungen hat sich zu einem Handelskrieg ausgeweitet. Am Donnerstag stoppte Rußland alle Fleischimporte aus dem Nachbarland. Damit soll die Ukraine offenbar unter Druck gesetzt werden, die umstrittene Preiserhöhung für russisches Erdgas um das Fünffache hinzunehmen.


Offiziell wurde der Importstop für Fleisch in Moskau mit der Verletzung tierärztlicher Vorschriften begründet. Beobachter gehen jedoch von einem politischen Hintergrund aus. Ein Stop von Lebensmittelimporten ist eine einfache und schnelle Möglichkeit, Druck auf ein Land auszuüben, da hierzu weder Regierungs- noch Parlamentsbeschlüsse notwendig sind.


Die Ankündigung des Ministeriums kam mitten im Streit zwischen den beiden Staaten über den künftigen Preis für russisches Erdgas. Der Gasmonopolist Gazprom will die Preise ab Januar verfünffachen. Das Unternehmen begründet dies mit der Abschaffung von Sonderkonditionen. Die Ukraine lehnt die Erhöhung ab und fordert eine Übergangsperiode. Sie wirft Rußland vor, es wolle die Ukraine für ihre West-Orientierung bestrafen.


Der Weltmarktführer in der Erdgas-Produktion hatte seine Marktmacht bereits früher als politisches Druckmittel benutzt. So wurde mit ähnlicher Begründung Anfang 2004 Weißrußland der Gashahn einen Tag lang abgedreht. Beobachter gingen davon aus, daß Rußlands Präsident Wladimir Putin den weißrussischen Staatschef Alexander Lukaschenko dazu zwingen wollte, die geplante politische Union beider Länder nicht länger zu blockieren. Auch sollte Weißrußland angeblich dazu gebracht werden, die nationale Erdgas-Gesellschaft Beltransgas zu einem akzeptablen Preis an die Gazprom zu verkaufen. Lukaschenko lenkte ein, bezeichnete das Vorgehen Rußlands aber als "Staatsterrorismus".


Der Energiepolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Hans-Josef Fell, forderte Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) auf, mäßigend auf seinen neuen Arbeitgeber Gazprom einzuwirken. Es sei nicht akzeptabel, daß sich Schröder noch kürzlich als Bundeskanzler für die Unterstützung der ukrainischen Revolution feiern ließ, nun aber bei der "existentiellen Bedrohung" der Ukraine tatenlos zuschaue.


Kommt es bis zum 1. Januar nicht zu einer Einigung, droht auch Deutschland eine Lieferunterbrechung. Deutschland bezieht rund 35 Prozent seines Gasbedarfs aus Rußland. Drei Viertel davon fließen durch ukrainische Pipelines. Der Bundesverband der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW) betonte, "daß die sichere Versorgung mit Erdgas gewährleistet ist." Deutschland verfüge über Gas-Speicher, die die Versorgung 75 Tage lang aufrecht erhalten könnten. Zudem könnten auch die Importe aus Norwegen und den Niederlanden noch erhöht werden. Aus denselben Gründen ist nach Aussage des Verbandes VGB Powertech auch die Stromproduktion nicht gefährdet. Wenn es den Gaskraftwerken an Brennstoff mangele, könnten Kohlekraftwerke einen Teil der Last übernehmen, hieß es. Erdgas trägt rund zwölf Prozent zur deutschen Stromproduktion bei.
Handelskrieg um das Gas? 24158
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Die Uhr läuft in 2 Tagen ab!

 
30.12.05 09:23
 

Russisch-ukrainische Gas-Verhandlungen werden fortgesetzt

 

MOSKAU, 30. Dezember (RIA Nowosti). Vertreter von Gasprom und Naftogas der Ukraine setzen am Freitag die Verhandlungen über russische Gaslieferungen an die Ukraine fort.

Zwei Tage vor der möglichen Einstellung der russischen Gaslieferungen an die Ukraine konnten sich Moskau und Kiew auf keinen Gaspreis einigen.

Zuvor sagte der ukrainische Minister für Brennstoff und Energiewirtschaft, Iwan Platschkow, nach den Verhandlungen am Donnerstag: "Spezialisten von Gasprom und Naftogas der Ukraine wurden beauftragt, Dokumente vorzubereiten, damit wir sie am Freitag ein weiteres Mal prüfen. Sobald die Dokumente fertig sind, werden wir uns mit Viktor Christenko, Minister für Industrie und Energiewirtschaft der Russischen Föderation, treffen und dann die endgültige Entscheidung treffen."

"Russland und die Ukraine verhandeln im Moment über die Unterzeichnung eines Pakets von Dokumenten, damit die russischen Gaslieferungen an die Ukraine ab 1. Januar 2006 nicht eingestellt werden", sagte ein Vertreter des russischen Industrieministeriums.

Gasprom bestätigte, dass ohne einen Vertrag ab 1. Januar kein Gas an die Ukraine geliefert werde.

"Morgen wird der Operativstab zusammentreten, um in allen Details unsere Handlungen nach dem 31. Dezember zu besprechen, sollten wir keinen Vertrag haben", teilte der Gasprom-Sprecher Sergej Kuprijanow mit.

Ihm zufolge ist die Formel absolut einfach: Europa minus Ukraine.

Auf die Frage, was Gasprom übermorgen, am 1. Januar, tun werde, sagte Kuprijanow: "Wir werden dieselbe Formel anwenden. Die Ukraine wird Gas nur in der Menge bekommen, wie per Vertrag vereinbart ist."

"Wir müssen auf der Grundlage der Marktprinzipien arbeiten, die die Markttransitpreise für die Gaslieferungen über das ukrainische Territorium für die europäischen Verbraucher und die Marktpreise für die Ukraine selbst vorsehen", sagte Kuprijanow.

Ihm zufolge führt die ukrainische Seite in den Verhandlungen irgendein Spiel mit Ziffern und dem Lieferumfang.

iceman:

Gasprom droht mit Gaslieferstopp für Ukraine

 
30.12.05 12:27
Gasprom droht mit Gaslieferstopp für Ukraine

Moskau (AFP) - Der russische Gasriese Gasprom hat seine Drohung bekräftigt, im Streit mit der Ukraine am Sonntag die Lieferungen einzustellen. "Wenn die Ukraine in den verbleibenden Stunden keinen Vertrag über die Gaslieferungen unterschreibt, werden am 1. Januar um 10.00 Uhr Moskauer Zeit (8.00 Uhr MEZ) die Gaslieferungen aus der Russischen Föderation in die Ukraine vollständig beendet", sagte Gasprom-Chef Alexej Miller dem russischen Fernsehsender NTW. In Deutschland forderten unterdessen Politiker mehrerer Parteien Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) zur Vermittlung auf.

Miller versicherte zugleich, dass es einen "detaillierten Maßnahmenplan" gebe, um die Versorgung der Europäischen Union mit russischem Gas sicherzustellen. Dieses Gas läuft ganz überwiegend über Leitungen in der Ukraine.

Zuvor hatte der ukrainische Regierungschef Juri Jechanurow gesagt, der russische Präsident Wladimir Putin sei gegen den angedrohten Lieferstopp. Gasprom will die Preise für seine Gaslieferungen an die Ukraine zum Jahreswechsel fast verfünffachen. Die Ukraine lehnt dies ab.

Als Aufsichtsratschef der Gasprom-Tochter NEGPC sollte Schröder Einfluss auf die Regierungschefs der beiden Länder ausüben, damit sie ihren Streit beilegen, so dass die Gaspreise in Deutschland nicht noch stärker steigen, sagte die CDU-Wirtschaftsexpertin Rita Pawelski der "Bild"-Zeitung.

Auch SPD-Vizefraktionschef Michael Müller erhoffte sich von Schröder aufgrund seiner Position im internationalen Gas-Geschäft Hilfe in dem Konflikt. Der energiepolitische Sprecher der Grünen, Hans-Josef Fell, sagte der Zeitung: "Um die Versorgungssicherheit Deutschlands nicht zu gefährden, sollte Schröder als Vermittler zwischen seinen beiden Freunden Putin und Juschtschenko einen Kompromiss vermitteln."

Die US-Regierung forderte Russland und die Ukraine auf, ihren Streit beizulegen. US-Außenamtssprecher Adam Ereli sagte am Donnerstag, Washington stehe mit Moskau und Kiew in Kontakt und ermahne sie zu einem Kompromiss, der den Interessen beider Seiten gerecht werde. Es handele sich zwar um eine bilaterale Angelegenheit, aber die Frage der Energieversorgung sei "bedeutsam und wichtig" und werde deshalb auch von den USA und Europa aufmerksam verfolgt.

Gruss Ice
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iceman:

Russland stoppt Gaslieferungen an die Ukraine

 
01.01.06 15:52
Russland stoppt Gaslieferungen an die Ukraine

Moskau/Kiew (AFP) - Nach dem Verstreichen eines Ultimatums am Neujahrsmorgen hat Russland seine Gaslieferungen an die Ukraine wie angedroht gestoppt. Der russische Monopolist Gasprom drosselte den Druck in den Pipelines für die Ukraine, wie das Unternehmen mitteilte. Der Konzern sicherte anderen europäischen Staaten eine sichere Versorgung zu. Deutschland und mehrere europäische Länder appellierten in einem Brief an Kiew, die Gaslieferungen nach Westen nicht zu behindern. Die ukrainische Regierung richtete einen Krisenstab ein.

"Wir wurden gezwungen, mit der Operation der Verringerung des Drucks in den ukrainischen Pipelines zu beginnen", sagte Gasprom-Sprecher Sergej Kuprijanow nach dem Verstreichen des Ultimatums um 10.00 Uhr Moskauer Zeit (08.00 Uhr MEZ). Das russische Fernsehen zeigte Bilder eines Kontrollzentrums, in dem Gasprom-Mitarbeiter den Druck der Gaslieferungen an die Ukraine überwachten. Wenige Stunden nach der Gasprom-Ankündigung bestätigte der ukrainische Energiekonzern Naftogas den Abfall des Drucks in seinen Pipelines.

Gasprom-Sprecher Kuprijanow sagte weiter, es gebe "keinen Grund zur Besorgnis" für Verbraucher in anderen europäischen Ländern. "Wir werden die Lieferungen garantieren", sagte er. Zugleich warf er Kiew vor, auf den Diebstahl russischer Lieferungen aus zu sein, die das ukrainische Staatsgebiet durchqueren. Das zu großen Teilen auf Feldern in Sibirien geförderte Gas strömt in einer Hauptpipeline nach Westen, die sich zur Belieferung der Ukraine und anderer europäischer Länder verästelt.

Kiew hatte am Samstag in einer letzten Episode des wochenlangen Ringens einen Kompromissvorschlag von Russlands Präsident Wladimir Putin abgelehnt. Putin bot der Ukraine dabei in letzter Minute an, bis einschließlich März 2006 ihr Gas zu den Niedrigpreisen beziehen zu können und erst ab April 2006 die von Russland geforderten Weltmarktpreise zu zahlen. Die Ukraine lehnte dies aber ab. Der Preis soll nach Gasprom-Vorstellungen von 50 Dollar auf 230 Dollar (rund 195 Euro) pro tausend Kubikmeter steigen.

In einem gemeinsamen Schreiben appellierten Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) und seine Kollegen aus Österreich, Frankreich und Italien an Russland und die Ukraine, trotz des Streits die Versorgung Westeuropas mit Gas sicherzustellen. Unabhängig vom Ausgang der Probleme zwischen Russland und der Ukraine müssten die Gas-Lieferungen an die vier Länder "in vollem Umfang aufrecht erhalten werden", heißt es in dem Brief laut einer Mitteilung des österreichischen Wirtschaftsministeriums.

Gruss Ice
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Noch ein anderer Kommentar dazu!

 
01.01.06 22:05

Der Streit zwischen beiden Ländern eskaliert
Rußland schaltet Ukraine Gas ab


Rußland hat am Neujahrsmorgen seine Gaslieferungen an die Ukraine gedrosselt. Der russische Energiekonzern Gazprom ließ wie angedroht den Druck in der Hauptpipeline nach Westen abfallen. Um 8 Uhr (MEZ) erteilte die Führung des Unternehmens die Anweisung, die Gaslieferungen einzustellen.
„Wir sind gezwungen, die Lieferungen zu stoppen“, sagte Gazprom-Sprecher Sergej Kuprijanow in Moskau.

Gazprom hatte der Ukraine mit Lieferstopp gedroht, sollte das Land nicht ab dem Jahreswechsel das Gas zu Weltmarktpreisen statt zu den bisher gültigen mehr als vier Mal billigeren Subventionspreisen abnehmen.

Verhandlungen zwischen beiden Ländern über einen Kompromiß waren zuvor gescheitert.

Der russische Boykott hat nach Einschätzung eines Energieexperten in Kiew aber in den nächsten Wochen keine direkten Auswirkungen auf den ukrainischen Markt. Für den Monat Januar sei die Versorgung aus eigenen Quellen und Reserven sowie mit Exporten aus der zentralasiatischen Republik Turkmenien gewährleistet.

Die Gazprom-Führung teilte mit, es bestehe die Gefahr, daß auch die Kunden in der EU in Mitleidenschaft gezogen werden. Er behauptete: „Die Ukraine stiehlt das Gas bei den europäischen Verbrauchern“.
  

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Wie sich der Gaspreis in der ehemaligen Satelliten

 
01.01.06 22:09
der UDSSR in den letzeten 12 Monaten entwickelt hat!
Handelskrieg um das Gas? 24298
shaker:

Wenn das mit dem Weltmarktpreis stimmt?

 
01.01.06 23:05
Wenn das stimmt dass der Weltmarktpreis bei 230 $ für eine Einheit (k.a. wie das bei Gas genannt wird) Gas liegt - dann finde ich das eigentlich nur verständlich das Gazprom diese Preise durchsetzen will! Da die Ukraine ja "abtrünnig" geworden ist, ist ja klar das man Ihnen nicht mehr den Preis wie anderen Satellitenstaaten Russlands zubilligen kann, wird und will.
Mal sehen wies weitergeht - ob die Ukraine jetzt einfach die Durchleitungsgebühren erhöht?
Lol, es wird auf jeden Fall sicher noch lustig!

mfg
Shaker
iceman:

Wichtige Gaspipelines (AFP)

 
02.01.06 08:07
Hintergrund des Gasstreits zwischen Russland und der Ukraine ist die Weigerung Kiews, statt dem bisher gezahlten Vorzugspreis von 50 Dollar (rund 42,20 Euro) pro 1000 Kubikmeter Erdgas ab dem 1. Januar mehr als viermal so viel zu bezahlen. Zahlreiche europäische Staaten, darunter auch Deutschland, erhalten ihr Gas aus Pipelines, die durch die Ukraine führen. (AFP, )
Gruss Ice
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Handelskrieg um das Gas? 24315
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Wie sich der Gaspreis entwickelt hat!

 
05.01.06 18:42
bammie:

Gasexport statt Demokratieimport

 
24.04.06 12:01
"Wremja Nowostej": Gasexport statt Demokratieimport


MOSKAU, 24. April (RIA Novosti). Die russische Macht, die die Energiesicherheit zum Haupthit der Saison in ihrer Außenpolitik gewählt hat, startet damit ein für sie äußerst gefährliches Spiel, schreibt die Tageszeitung "Wremja Nowostej".

Das Problem besteht darin, dass der Westen das Problem des Imports der Demokratie in Russland nur solange nicht aktualisiert, wie Russland widerspruchslos Gas nach Europa liefert und seine Energieressourcen nicht für eine politische Erpressung missbraucht. Offenbar hat sich Russland von der Rolle einer Energiesupermacht berauschen lassen, ohne eine politische Supermacht zu sein.

Beim Export der Energieträger gehört Russland in der Tat zu den acht führenden Ländern der Welt und kann folglich nur in diesem Bereich die globalen Prozesse real beeinflussen. Der Kreml hat aber die Gefahren einer Diskussion zu dem für ihn profitablen Thema eindeutig unterschätzt. Diese Gefahren treten bereits ans Tageslicht: In der vergangenen Woche kam es zu einem öffentlichen Geplänkel zwischen EU-Vertretern und der Gasprom-Leitung. Gasprom-Chef Alexej Miller drohte Europa, der Konzern würde die Märkte für seine Gaslieferungen aktiver diversifizieren, sollte Europa Gasprom unter Druck setzen.

Gewollt oder ungewollt hat Miller die zentrale These der jetzigen russischen Außenpolitik formuliert. Ihr Kernstück besteht darin, dass beliebige Handlungen Russlands - eine radikale Anhebung der Gaspreise für die "orange" Ukraine, das Verbot für den Import der moldauischen Weine und des georgischen Mineralwassers ausschließlich "wirtschaftliche" Entscheidungen seien. Wenn aber Großbritannien Gasprom mit absolut legitimen Mitteln daran hindert, eine britische Energiegesellschaft zu kaufen - so sei das eine "Politisierung der Gaslieferungen".

Die russische Macht, die ihre Gas- und Ölgesellschaften sowie den Chef der Hygienebehörde als ihre politischen "Zuckerbrot und Peitsche" einsetzt, riskiert damit, die bisher stabilste Grundlage ihrer ohnehin recht instabilen Position in der Welt zu untergraben. Ein Land, das nukleare Projekte mit Iran hat, das eines der gefährlichsten Regimes für die globale Stabilität hat, ein Land, wo die Beamten den Gas- und Ölsektor faktisch für sich privatisiert haben, und ein Land, in dem ein Drittel der Ortschaften trotz der gigantischen Gasvorräte nicht ans Gasnetz angeschlossen ist - ein solches Land kann kaum ein zuverlässiger Garant der Energiesicherheit sein.

de.rian.ru/world/20060424/46825256.html
bammie:

Globales Öl- und Gaspoker

 
02.06.06 09:57
Erstmals nach dem Zerfall der Sowjetunion kann Russland jetzt seine wichtigen Trumpfkarten ausspielen - die immensen Öl- und Gasvorräte.

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MOSKAU, 01. Juni (Igor Tomberg für RIA Novosti). Es ist bereits eine Tradition, Kartenspiel-Termini im Lexikon der Journalisten und Politiker zu verwenden. "Zum ersten Mal nach dem Zerfall der Sowjetunion kann Russland jetzt seine wichtigen Trümpfe ausspielen. Die allerwichtigsten davon sind immense Gasvorräte", schrieb die britische Zeitung "Financial Times" zu den jüngsten Streitigkeiten zwischen dem Westen und Russland in der Energiesphäre.

Als der russische Ölkonzern Gasprom die Wahl der Partner für die Erschließung des Gaskondensatfeldes Stockmann ein weiteres Mal verschoben hatte, erinnerten sich westliche Massenmedien plötzlich an eine Erklärung des russischen Präsidentenberaters Igor Schuwalow, die er einen Monat zuvor abgegeben hatte. Während seiner US-Visite warnte Schuwalow Washington im April: "Wenn die USA bei Verhandlungen über den Beitritt Russlands zur Welthandelsorganisation (WTO) auf weitere Forderungen bestehen, die gegenüber anderen Ländern nicht gestellt wurden, kann Russland seine ebenfalls neuen Forderungen an solche US-Unternehmen nicht ausschließen, die sich am Stockmann-Projekt beteiligen wollen."

Die endgültige Entscheidung bei der Wahl der Stockmann-Partner wurde tatsächlich verschoben, und zwar nicht zum ersten Mal. Im September 2005 erklärte Gasprom, dass die Wahl unter fünf Firmen binnen sechs Monaten getroffen wird. Die Bewerber sind die Energiekonzerne Chevron und ConocoPhillips (USA), Statoil und Norsk Hydro (Norwegen) sowie Total (Frankreich). Im März 2006 schlug Gasprom-Chef Alexej Miller jedoch den Bewerbern vor, ihre Angebote zu vervollkommnen. Die Annahme des Beschlusses wurde für April geplant, aber dann auf Mai verschoben. Mitte Mai teilte Russlands Industrie- und Energieminister Viktor Christenko mit, dass die Zusammensetzung des Konsortiums zur Erschließung des Gaskondensatfeldes Stockmann erst im Sommer bestimmt werde. Die Ursache für die weitere Verschiebung erklärte der Minister damit, dass das Projekt einmalig ist.

Formell ist die Auswahl der Partner eine Prärogative von Gasprom. Die Verzögerungen führt der russische Gaskonzern darauf zurück, dass das Projekt äußerst kompliziert ist, wenngleich dies nur eine der Ursachen ist. Gasprom will Stockmann-Ressourcen gegen Technologien zur Unterwasser-Förderung und Gasverflüssigung sowie gegen Absatzmärkte eintauschen. Zudem soll der russische Gasriese das Recht auf eine Beteiligung an strategischen Projekten seiner künftigen Partner in anderen Ländern erhalten. Auf der Tagesordnung stehen auch finanzielle Verpflichtungen der ausländischen Teilnehmer, Geld in die Förderung, den Unterwassertransport und in den Bau einer Gasverflüssigungsfabrik zu investieren.

Zugleich bedarf die endgültige Entscheidung einer Billigung des Kremls. Der Termin für den WTO-Beitritt ist für Moskau kaum ausschlaggebend. Aber die Unzufriedenheit damit, dass die USA bei WTO-Beitrittsverhandlungen immer neue Hindernisse auftürmen, zwingt Moskau dazu, die "Gas-Trumpfkarte" auszuspielen. Von den verbliebenen ungelösten sechs Problemen beim WTO-Beitritt Russlands - Zugang zu Finanzmärkten, Subventionen und Tarife in der Agrarwirtschaft, phytosanitäre Maßnahmen, der Schutz von geistigem Eigentum wie auch einige Positionen zu Flugzeugen und deren Bauteile - wurden mindestens fünf von Washington aufgeworfen.

In Wirklichkeit ist die Liste gemeinsamer Projekte, die infolge einer Abkühlung der Beziehungen zwischen Russland und den USA gefährdet sein könnten, nicht auf das Stockmann-Projekt allein beschränkt. Dazu gehört zum Beispiel ein Vertrag über den Erwerb von Boeing-Flugzeugen für drei Milliarden Dollar durch die russische Fluglinie Aeroflot, die Zusammenarbeit bei der Lösung des Iran-Problems wie auch die nukleare Sicherheit. Nicht von ungefähr spricht der Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Sergej Kirijenko, der jetzt den Weg für russische Uranexporte an den US-Markt ebnet, vom Recht eines jeden Landes, darunter auch des Iran, auf die friedliche Nutzung von Atomkraft.

Man muss zugeben, dass Russland die "Energiewaffe" in der globalen Diplomatie einsetzt. Aber Behauptungen von US-Vizepräsident Dick Cheney, wonach die Ukraine, Georgien oder Moldawien dabei erpresst werden, sind absolut fehl am Platze. Ist denn die Festlegung gerechter Preise für die eigene Ware Erpressung oder Kommerz? Um aber dem offenen Druck des Westens in Fragen der eigenen unabhängigen Energie- oder Handelspolitik zu widerstehen, braucht Moskau tatsächlich ernsthafte Trümpfe wie Gas, Öl oder Uran...

Die gegenwärtige Unzufriedenheit westlicher Mächte ist leicht erklärbar. "Der Ölboom und die fiskalische Sparsamkeit der Regierung Putin bringen die USA und den Westen um jene Hebel, mit denen Russland unter Druck gesetzt werden könnte und die der Westen in den 1990er Jahren besessen hatte", schrieb die britische Zeitung "The Times". "Russland schwimmt im Geld, das Land ist nicht mehr auf Kredite des Internationalen Währungsfonds (IWF) oder auf die Abschreibung der restlichen Verbindlichkeiten durch westliche Regierungen angewiesen."

Eben deshalb wurde Schuwalows Äußerung zum Stockmann-Projekt im Kontext der Komplikationen beim WTO-Beitritt Russlands im Westen derart schmerzvoll empfunden. Auf die Frage eines Korrespondenten der russischen Zeitung "Nesawissimaja Gaseta" (Ausgabe vom 23. Mai 2006), ob der Zugang US-amerikanischer Unternehmer zum Stockmann-Feld bei seinem US-Besuch im April mit dem WTO-Beitritt Russlands in Verbindung gebracht wurde, sagte der Präsidentenberater: "Nein, ich habe diese Frage auf keine Weise vom Beitritt unseres Landes zur WTO abhängig gemacht. Ich habe gesagt: Sie stellen uns Fragen in Bezug auf das Stockmann-Vorkommen, Sie sagen, dass Russland ein strategischer Partner ist. Aber sowie es um die WTO geht, werden unsere eigenen strategischen Interessen aus irgendeinem Grund nicht berücksichtigt. Das ist merkwürdig: Einerseits bekennen sich die USA verbal zum WTO-Beitritt Russlands und ziehen diesen Prozess andererseits in die Länge. Sie (USA) hatten doch erklärt, dass sie Russland als ein starkes demokratisches Land sehen möchten. Waren denn diese Erklärungen erlogen?"

Es handelt sich, wie wir sehen, um prinzipielle Momente, so um das Wesen der strategischen Partnerschaft, die im Westen etwas einseitig verstanden wird.

Russland will sich jetzt nicht mehr mit der Rolle eines Rohstoffanhängsels begnügen. "Europa muss sich darüber klar werden, dass sich die Situation geändert hat. Wir sind kein Rohstoffland mehr. Diesen Zustand unserer Wirtschaft betrachten wir als provisorisch", sagte Schuwalow. Daraus resultiert eine überaus ernsthafte Schlussfolgerung. Der Präsidentenberater sagte, dass Russland Öl und Gas nie als ein Instrument der politischen Erpressung missbraucht hat und nie missbrauchen wird, und gab somit eine programmatische Erklärung ab: "Wir sind bereit, Europa mit Öl und Gas langfristig zu versorgen. Dabei übernehmen wir die Rolle eines Leaders".

Es liegt klar auf der Hand, dass diese Erklärung im Zusammenhang mit dem bevorstehenden G8-Gipfel abgegeben wurde. Gerade die führende Stellung (Russlands) im Energiebereich in weltweitem Maßstab wird der russischen Position beim Treffen in St. Petersburg zugrunde gelegt. Und nicht nur bei diesem Gipfeltreffen, sondern auch in der künftigen Energiepolitik Russlands. Der Westen wird das in Kauf nehmen müssen.

Zum Verfasser: Igor Tomberg ist führender Mitarbeiter am Zentrum für Energieforschungen des Instituts für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften.

de.rian.ru/analysis/20060601/48932579.html
bammie:

Russlands clevere Geopolitik

 
24.06.06 20:44
Russlands clevere Geopolitik im Vorfeld des G8-Gipfels

Mit dem Erwerb neuer Mittel für einen Einfluss auf die Gasverteilung im Maßstab Eurasiens gestaltet Russland in der Tat seine eigene Strategie zur Diversifikation der Absatzmärkte.

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MOSKAU, 23. Juni (Igor Tomberg für RIA Novosti). "Gasprom ist bereit, den Bau einer Gasleitung aus Iran nach Pakistan und Indien finanziell und technologisch zu unterstützen. Ein solches Projekt ist rentabel und durchaus realisierbar", sagte der russische Präsident, Wladimir Putin, am 15. Juni in Schanghai. Mit dieser Initiative leitete er ernsthafte Wandlungen auf dem eurasischen Gasmarkt ein.

Ein Projekt zum Bau einer Gasleitung aus Iran nach Pakistan und Indien wurde erstmals von Iran 1996 vorgeschlagen. Seine Kosten für das 2775 km lange Rohr werden auf sieben Milliarden US-Dollar geschätzt. Es ist geplant, die Gasleitung 2009 ihrer Bestimmung zu übergeben. Ab 2010 sollen Indien und Pakistan jährlich 35 Milliarden Kubikmeter Gas und 2015 bereits 70 Milliarden Kubikmeter beziehen. Mit dem Projekt beschäftigte sich die OOO Gasexport, eine Tochtergesellschaft von Gasprom. Jetzt wurde es dem Departement Außenwirtschaftsbeziehungen von Gasprom übergeben.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Gasleitung unverkennbar notwendig. Für Indien ist dieses Projekt sehr vorteilhaft. Denn dieser Weg zum Kauf iranischen Gases ist ziemlich billig: Laut iranischen Quellen wird Indien mit dem Bau der Rohrleitung bei seinen Energieausgaben 300 Millionen US-Dollar im Jahr einsparen können. Pakistan braucht die Gasleitung auch, weil es dadurch Erdgas (schon gegen 2010 wird Islamabad einen akuten Bedarf am importierten Erdgas haben) beziehen wird und sich den Transit mit 500 bis 600 Millionen US-Dollar bezahlen lässt. Wegen der zunehmenden Nachfrage nach Energieträgern in China ist es geplant, in der Zukunft die Gasleitung bis zur chinesischen Provinz Yunnan zu verlängern. Der pakistanische Präsident, Pervez Musharraf, machte einen solchen Vorschlag in Schanghai bei Treffen mit Unternehmern der Mitgliedsländer der Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ).

Auch die politischen Risiken des Projekts gingen in letzter Zeit wesentlich zurück. Indische Behörden weigerten sich eine lange Zeit, an diesem Projekt teilzunehmen, denn sie befürchteten, Pakistan werde die notwendige Sicherheit der Gasleitung nicht gewährleisten können. Im Juni 2005 erklärte Präsident Musharraf während des Pakistan-Besuches des indischen Erdölministers, Mani Shankar Ayar, dass "Islamabad die Sicherheit der Gasleitung garantiert, die durch sein Land verlaufen wird. Das Land will den Bau im kommenden Jahr beginnen".

Die nachgewiesenen Vorräte an Erdgas in Iran betragen etwa 28 Billionen Kubikmeter, und die Gasgewinnung nimmt jährlich um zehn Prozent zu. Heute wird fast die gesamte Gasmenge im Inland realisiert: zirka 100 Milliarden Kubikmeter werden an kommerzielle Verbraucher (darunter 35 Milliarden Kubikmeter an Kraftwerke) geliefert. 40 Milliarden Kubikmeter werden in Erdölspeicher für die Aufrechterhaltung der Förderrate der Bohrungen eingepumpt. Iran hat mehr als 22 000 km Ferngasleitungen. Die Exportmöglichkeiten des Landes erweitern sich schnell, was Iran zu einem potentiell starken Konkurrenten Russlands macht. Nicht von ungefähr verbindet man in Europa eben mit Iran einen wesentlichen Teil seiner Pläne zur Diversifikation der Gaslieferungen. Unter diesem Aspekt kann die Initiative zum Anschluss von Gasprom an den Bau der Gasleitung Iran-Pakistan-Indien als guter Schritt im Konkurrenzkampf um den europäischen Markt bewertet werden: Die neue Gasleitung wird es ermöglichen, einen größeren Teil iranischer Ressourcen an Asien zu liefern und so wenigstens ihr Auftauchen in Europa aufzuschieben.

In geoökonomischer Hinsicht ist die in Schanghai verkündete Initiative Teherans im Gasbereich von außerordentlicher Tragweite. Der iranische Präsident, Mahmud Ahmadinedschad, schlug bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, die Gaspreise sowie die Hauptströme des blauen Brennstoffes gemeinsam zu bestimmen.

Nach Meinung von Beobachtern wird die Annäherung Russlands und Irans im Gasbereich Voraussetzungen für die Gründung einer einflussreichen internationalen Organisation der Gasproduzenten - eine Art Gas-OPEC schaffen. Die Vereinigung der Gastransportsysteme Russlands und Irans wird es Gasprom ermöglichen, an der Verwaltung praktisch des gesamten Gasleitungssystems in Asien teilzunehmen. Umso mehr, als der Anschluss Turkmeniens an dieses System ernsthaft betrachtet wird (es besteht die Gasleitung Turkmenien-Iran), was auch Zentralasien anschließen und einen Gasmarkt schaffen wird, der Turkmenien, Iran, Pakistan, Indien und China vereinigen wird.

Die Initiative Teherans bedeutet, dass Iran, der nach Russland zweitgrößte Besitzer von Erdgasvorräten in der Welt, nicht die Absicht hat, mit Moskau im Gasbereich hart zu konkurrieren. Im Gegenteil. Es schlägt Moskau vor, die Handlungen auf dem Gasweltmarkt, bis hin zu einer abgestimmten Preis- und Transportpolitik, zu koordinieren. Die russisch-iranische Gasunion könnte in diesem Fall 43 Prozent (75,5 Billionen Kubikmeter) der nachgewiesenen Weltvorräte kontrollieren und die Parameter der Entwicklung des eurasischen sowie des Weltmarktes auf lange Sicht vorgeben.

Übrigens wird es in der nächsten Zukunft kaum zur Gründung eines Kartells kommen. Der russische Präsident dementiert diese Version eindeutig: "Die OPEC ist ein Kartell. Und wir werden ein Joint Venture gründen", sagte Wladimir Putin in Schanghai. Offensichtlich ist, dass heute solche Initiativen das Image Russlands als Gastgeber des G8-Forums und Anwärter auf die Rolle des Garanten der internationalen Energiesicherheit verschlechtern könnten. Zugleich darf man nicht die bilateralen Vereinbarungen mit bestehenden und potentiellen Gaslieferanten - Algerien, Libyen und Iran - vergessen. Diese Vereinbarungen können durchaus zu einem effektiven Mechanismus zur Regelung des Marktes des Rohrleitungsgases im Interesse der Produzenten werden.

Somit bringt der Anschluss von Gasprom an das Projekt zum Bau der Gasleitung Iran-Pakistan-Indien Russland einen doppelten Vorteil. Der aussichtsreiche Konkurrent Iran richtet seine Ressourcen gen Osten und vermindert damit ganz wesentlich die Chancen Europas auf eine Diversifikation der Quellen für die Gaslieferungen. Gleichzeitig gestaltet Russland, indem es neue Mittel für den Einfluss auf die Gasverteilung im Maßstab Eurasiens erwirbt, in der Tat seine eigene Strategie zur Diversifikation der Absatzmärkte. Ein sehr gekonnter geopolitischer Zug im Vorfeld des G8-Gipfels in Sankt Petersburg.

Zum Verfasser: Dr. oec. Igor Tomberg ist führender wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Energiestudien des Instituts für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften.

de.rian.ru/analysis/20060623/49952502.html
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Wie man sieht haben sich alle düstere

 
16.01.07 09:02
Prophezeiungen bewahrheitet!
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