Handelsblatt-Artikel von heute zu Intershop:Vom Schweinebauch ins Silikon-Valley mvT

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Dixie:

Handelsblatt-Artikel von heute zu Intershop:Vom Schweinebauch ins Silik.

 
23.09.99 10:51
Er kommt aus Jena, ist noch keine 30 Jahre alt und seine Firma ist schon mehr als drei Milliarden Mark wert. Stephan Schmabach hat nur ein Problem: In den USA, dem wichtigsten Markt, wird seine Intershop AG kaum wahrgenommen. Das soll sich änder: mit dem Gang an die Nasdaq und einer Firmenmesse in New York.

Aus dem Schweinebauch ins Silicon Valley, von Peter Brors aus San Fransisco

Townsend Street 600? Das soll die Geschäftsadresse eines deutschen Vorzeigeunternehmens sein? Die leere Bierflasche landet genau vor dem Bürogebäude. Ihr abgebrochener Hals trudelt Richtung Eingang,ehe ein Turnschuh sie heftig  gegen die Tür tritt.Der Turnschuh ist von Puma, und so, wie sein Träger aussieht, riecht er auch nach dem Tier. Sofort tauchen zwei Sicherheitsbeamte auf und verscheuchen den angetrunkenen Hobbykicker, der sich gelangweilt abwendet und über urbanes Brachland zu einer Highway-Unterführung trottet, wo sich Hausmüll neben Autowracks türmt. Die Gegend um die Kreuzung der beiden Autobahnen 80 und 101 in San Fransisko ist normalerweise nicht erste Wahl, wenn es darum geht, ein repräsentatives Hauptquartier in Kalifornien zu finden. Stephan Schambach protestiert: Die Umgebung ist nicht so schlecht wie der Eindruck, verbessert der Vorstandschef der Intershop AG einen Besucher. Im Übrigen sei es ja nicht wichtig, dass der Chef vom Schreibtisch aus die Golden Gate Bridge sehen könne, sondern nur, dass wir hier vor Ort sind, wo die Internetwirtschaft entsteht.

Tatsächlich ist Schambach da, wo er sei Jahren hinwollte: In Amerika, in Kalifonien, im Silikon Valley, jenem legedären Tal zwischen San Fransisco und San Jose, das so auf keiner Landkarte steht, in dem aber die Internetwirtschaftüberhaupt erst entstanden ist und in dem viele von Schambachs Kunden sitzen.
Die Firma, urspünglich aus Jena, verkauft Programme für E-Commerce. Die Intershop-Anwendungen erlauben es ihren Nutzern, Waren weltweit über das Internet feilzubieten, mit Katalog und dem dazugehörigen Warenwirtschaftssystem. Binnen kürzester Zeit stieg Schambach damit zum deutschen Vorzeigeunternehmer auf, zum Star from the East, wie eine englische Zeitung schrieb. Nach eigenen Angaben weist die Firma inzwischen einen weltweiten Marktanteil von 30 Prozent auf. Am Neuen Markt liegt der Wert des Unternehmens bei über drei Milliarden Mark.
Doch inzwischen mehren sich unter den Analyten die Kritiker: Damit aus der Erfolgsgeschichte nicht irgendwann ein Problemfall werde, so der Tenor, müsse Intershop viel internationaler werden.
Genau daran arbeitet Schambach mit Hochdruck. Er will mit seiner Firma in den USA, dem wichtigsten und größten Markt, endlich so bekannt werden wie in Deutschland. Genauer gesagt: Er weiss, dass er muss.
Amerika ist für uns der Wachstumsmarkt Numer eins. Nur wenn wir hier gewinnen, haben wir die Möglichkeit, einen Standard zu setzen, sagt er. In unserem Geschäft muss man global anbieten, sonst wird man überrollt.
Global anbieten heißt auch global vermarkten. Dazu hat er in den nächsten Monaten zwei Termine in seinem Kalender dick unterstrichen: Anfang Oktober veranstaltet er erstmals eine Firmenmesse names "Intershop Open" in New York, die mehrere Millionen Mark verschlingen wird. Und im ersten Quartal 2000 ist der Gang an die Nasdaq geplant. Gelingt ihm das, wäre die Erfolgsgeschichte des Stephan Schambach wohl perfekt. Doch alles im Leben hat seinen Preis. Auch der Erfolg. Meistens fährt er vor Sonnenaufgang ins Büro, in dem vom kreativen Chaos der Mausklick-Ökonomie nur wenig zu spüren ist. Abends gehts erst im Dunkeln heim. Selten sind die Wochenenden, an denen er sich mit seiner Familie auf der Bay beim Segeln entspannt.
In Kalifornien müsse man ständig hellwach sein, sagt er. Dort gebe es keine Schonfrist und erst recht keinen Bonus für einen Ossai und Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft nur dann, wenn die Deckungssumme der Kreditkarten stimmt.
Gleichwohl ist Schambach an diesem Nachmittag gut gelaunt. Er trägt ein helles Hemd zu dunklen Jeans und das milde Lächels eines Luftballonverkäufern, und er verspricht: Die werden uns hier schon noch kenenlernen. Und weil so ziemlich alles, was er sich in seinem Beruf bislang vorgenommen hat, irgendwann auch in Erfüllung gegangen ist, gibt es keinen Grund, ihm den angekündigten "Durchbruch in den USA" nicht abzukaufen. Bis dahin wartet indes noch eine Menge Arbeit.
Denn wenig förderlich für das eigene US-Geschäft ist die Tatsache, dass sich bislang kaum eine US-Wirtschaftsjournalist  für Intershop interessiert. Und dass sich erst recht kein New Yorker Analyst nach den neuesten Geschäftszahlen erkundigt.
Kurz: Intershop spielt in der amerikanischen Geschäftswelt keine Rolle - eine gefährliche Sache für eine Firam, die ihre Zunkunft vor allem in den USA sieht und deren Konkurrenten allesamt US-Firmen sind. Sein Unternehmen bekannter machen-insbesondere diesem Zweck soll die Firmenmesse dienen, die vollmundig in der Einladung verspricht: In der Welt des E-Commerce wird das neue Millenium schon auf der Intershop-Open beginnen.
Dort wird Schambach nicht nur seine neuesten Produkte präsentieren, sondern auch ein Seminar und Vortragsprogarmm rund um das Internet. 1500 "wichtige Leute" aus dem E-Commerce-Business erwartet er, darunter viele "hochrangige Firmenvertreter und Wissenschaftler, die Vorträge zur Zunkunft des Internets halten".
Er selbst werde natürlich "key-notes" zum Besten geben und "Bedeutendes" zur "Internet-Challenge" sagen, sagt er und spricht nur noch selten einen Satz vollständig in Deutsch.
Dabei konnte er kaum ein Wort English, als er 1996 zum erstenmal in Amerika eintraf. Immerhin reichten die Sprachkenntnisse aus, um ein Hotel zu buchen. Darin teilte er sich anfangs mit seinem Pressesprecher ein Zimmer, und nebenan holte er sich das Super-Saprmenü von Mc Donalds. Ich hatte eine innere Abneigung, unser gerade mühsam eingesammeltes Venture-Capital für so belanglose Dinge wie Essen und Schlafen auszugeben.
Inzwischen denkt er nur noch ans Einnehmen, obwohl seine Firma bis heute mit mehr als 400 Mitarbeitern bei Umsätzen von 35 Millionen Mark, 1999 sind 70 Millionen geplant, noch keinen einzigen Pfennig verdient hat.
Wann genau die Gewinnschwelle erreicht wird, will er aber partout nicht verraten. Genauso wortkarg zeigt sich der sonst so redselige Thüringer auch, wenn es um die Nasdaq geht. Ja, ja, wir denken über einen Gang an die Nasdaq nach, gibt er erst nach mehrmaligem Nachfragen zu, mehr könne er aber wegen der strengen US-Börsengesetze nicht sagen.
Die deutsche Zentrale in Jena wird konkreter: Anfang 2000 könne man ziemlich sicher mit dem Gang an die Nasdaq rechnen.
Im Zuge dessen werde eine Kapitalerhöhung in Höhe von 9,5 Millionen Euro durchgeführt, die die Hauptversammlung schon abgesegnet hat.
Spätestens mit dem Nasdaq-Listing würde dann wohl auch in den US-Blättern die Geschichte des Stephan Schambach zu lesen sein, mit den vielen netten Geschichten aus den vergangenen Jahren: etwa, dass er sein Physikstudium in Jena ohne Abschluss abbrach, um lieber als DJ in einer Bar names Schweinebauch zu arbeiten. Oder, dass er dort in Jeans-Anzug und Cowboystiefelns bis frühmorgens Platten auflegte, statt die Nächte am PC zu verbringen.
Dixie:

Zugegeben-ist viel Text. Aber hat wirklich keiner eine Meinung dazu???

 
23.09.99 11:23
kaeseotto:

Dieser Text enthaelt absolut keine neuen Infos. o.T.

 
23.09.99 12:06
Dixie:

Nicht? Daß Intershop eine Kapitalerhöhung von 9,5 Mio.(!) Euro beschlos.

 
23.09.99 12:26
wußte ich z.B. nicht.
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