Dieser Tage bin ich etwas schockiert. Nicht etwa, weil eine der Aktien,
in die ich investiert habe, sich schlecht entwickelt. Nein, ganz im
Gegenteil, diese Firmen entwickeln sich "leider" zu gut.
Bei einer OMV (WKN 74.305) wurde von der ERSTE Bank die Gewinnerwartung
fuer 2001 auf 14,74 Euro je Aktie nach oben gesetzt. Das macht bei einem
Kurs von etwa 90 Euro ein Kurs/Gewinn-Verhaeltnis (KGV) von rund 6.
Damit ist die Wiener Erdoelfirma eines der billigsten Unternehmen
Europas und hat dementsprechend hohes Kurspotential.
Die Film-Firma Magna Pacific (WKN 901.889) profitiert mit Umsatz- und
Gewinnsteigerungen vom DVD-Boom. NPD Interlect
(www.npdinternect.com), ein Joint-venture der Marktfortscher NPD
Group und GfK, rechnet fuer das Jahr 2001 mit 13 Mio. verkauften
DVD-Geraeten in den USA nach 6,7 Mio. im Jahr 2000. Aufgrund des
sinkenden Verkaufspreises der Geraete rechnen die Forscher, dass DVDs
bald in amerikanischen Wohnzimmern allgegenwaertig sein werden. Dieses
Wachstum gibt es nicht nur in den USA oder in Europa, sondern auch in
Australien, dem Heimatmarkt von Magna Pacific. Und so erwartet die Firma
fuer dieses Jahr aufgrund stark steigender Verkaufszahlen einen
kraeftigen Gewinnanstieg auf 0,02 Euro/Aktie. Das macht bei 0,14 Euro
ein KGV von nur 7.
Hm, und was machen wohl diese beiden Aktien Mitte Oktober? Sie bewegen
sich relativ seitwaerts. Und bei welchen Aktien gibt es dieser Tage
deutliche Kursgewinne? Sie werden es nicht erraten koennen, es sind jene
Firmen, die schlechte News praesentieren!
Die Anteilscheine der am Neuen Markt notierten Lipro kletterten von 0,12
Euro auf fast 1 Euro, als die Software-Firma bekannt gab, dass ein
Insolvenzverfahren eroeffnet wurde. Die Aktien der ebenfalls insolventen
Prodacta stiegen letzten Freitag um ueber 260 %. Der Gruender der
Pleite-Firma mb Software, Bernhard Mursch, wurde am 8.10. verhaftet.
Seither ist die Aktie um rund 50 % geklettert ...
Manchmal denke ich mir nun, die Welt ist voellig verrueckt geworden.
Schlechte Nachrichten sind fuer manche Anleger gute. Und scheinbar ist
vielen Investoren nicht bewusst, was Insolvenz bedeutet. Eine
Zahlungsunfaehigkeit eines Unternehmens heisst, dass die Glaeubiger nur
mehr einen Teil ihrer Forderungen erhalten, da es mehr Schulden als
Eigenmittel gibt. Die Anteilscheine der Eigentuemer haben zu diesem
Zeitpunkt nur mehr einen Sammlerwert, sofern die Aktien als schoene
Zertifikate ausgefolgt werden koennen und es nicht nur eine
Globalurkunde gibt.
Ich habe das Gefuehl, dass frueher oder spaeter wieder Normalitaet
einkehren wird. Dann werden Aktien von substanzstarken, erfolgreichen
Firmen wieder deutliche Gewinne einbringen, waehrend sich viele
unvorsichtige Spieler mit den Pleite-Firmen die Finger verbrennen.
Ihr
Markus Meister
mailto:markus.meister@finanznachrichten.de