ftd.de, Do, 2.8.2001, 14:44, aktualisiert: Do, 2.8.2001, 16:36
Günther Jauch tritt gegen `ran´ an
Nach den Fans beschweren sich jetzt auch Sponsoren und sogar Sat 1-Mitarbeiter: Auf Grund der Flop-Quote der "ran"-Premierensendung um 20.15 Uhr wird die Kritik immer lauter. Intern wird offenbar über eine erneute Verlegung der Sendezeit nachgedacht.
Sat 1-Kommentator Werner Hansch sagte, die neue Sendezeit sei eine "Zumutung für die Zuschauer". Die 2,2 Millionen Fans, die am vergangenen Samstag Fußball-Bundesliga in Sat 1 schauten, könnten für die Liga auch zu einem wirtschaftlichen Problem werden, denn für die Sponsoren sind das viel zu wenig.
Jetzt macht auch die Konkurrenz Druck: Nach Informationen des Branchendienstes "Kress-Report" wird RTL ab 2002 verstärkt die Bundesliga-Show angreifen. RTL setzt ein zweistündiges Quiz-Doppelpack direkt dagegen. Neben Günther Jauchs "Wer wird Millionär?" läuft künftig auch Hans Meisers "Quiz Einundzwanzig" am Samstagabend - jeweils um 21.15 Uhr.
Sponsoren ungehalten
Sollte TV-Fußball bei diesen Einschaltwerten bleiben, drohen den Bundesligisten verminderte Einnahmen aus dem Sponsoring. Wenn nur wenige TV-Zuschauer die Logos und Banden sehen, lohnen die Millionen-Investitionen der Unternehmen nicht. "Je niedriger die Einschaltquote, desto geringer der Nutzen", sagte Lutz Tigges, bei der Ufa-Sports zuständig für die Vermarktung des 1. FC Nürnberg. Nach den Einnahmen aus den TV-Rechten mit jährlich 750 Mio. DM ist das Geld der Sponsoren der zweitwichtigste Posten. Geschätzte 200 Mio. DM nehmen die Erstligisten aus Trikot- und Bandenwerbung ein.
"Wenn nur noch die Hälfte zuschaut, gehen 50 Prozent der Leistungen den Bach runter", sagte Jochen Röttgermann, der für "Sportscom" drei Kunden von Erstligisten betreut, in der "Süddeutschen Zeitung". Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann sagte im "Kicker": "Wenn die Quote so bliebe, gäbe es ein Problem, Banden- und Trikotflächen zu gleichen Preisen zu verkaufen." Die Meinung der Fans aber ist deutlich. In einer Umfrage des "Kicker" befanden 86,8 Prozent der mehr als 11.000 Befragten die neue "ran"-Sendung schlicht als "schlecht".
Spiel auf Zeit
Noch spielen die Verantwortlichen auf Zeit, hoffen auf ein Ende des Biergartenwetters und der Urlaubszeit. Aber auch intern wächst die Kritik an der neuen Sendezeit. Moderator Jörg Wontorra sagte in der "Hamburger Morgenpost": "Wenn der Protest der Zuschauer sich nicht legt und die ganze Saison anhält, dann muss über den Sendeplatz noch einmal nachgedacht werden. Denn Fußball ist nach wie vor ein Volkssport."
So einfach wäre eine Verlegung indes nicht, denn Sat 1 hat nach Angaben von Pressesprecherin Kristina Faßler von der Kirch-Media als TV-Rechteinhaber lediglich eine Lizenz für 20.15 Uhr. Die Kirch-Gruppe, zu der Sat 1 zählt, hatte "ran" auf den Abend verlegen lassen, um so die Exklusivität des Pay-TV-Senders Premiere zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen. Inwieweit dieses Konzept bisher aufgegangen ist, wird von der Kirch-Gruppe nicht verraten. Offizieller Stand ist nach wie vor die seit mehr als einem Jahr stagnierende Zahl von 2,3 Millionen Premiere-Kunden.
Deutsche Fußball-Liga fürchtet TV-Abseits
Auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist man mit der Quote unzufrieden, schließlich interessierten sich am vergangenen Samstag mehr Zuschauer für die achte Wiederholung eines alten James Bond-Filmes als für den ersten Spieltag der 1. Liga. Der Volkssport droht ins TV-Abseits zu laufen. "Wir beobachten natürlich die Entwicklung der Quoten genau", sagte DFL-Sprecher Michael Pfad. "Sollte das auf einem konstant niedrigen Niveau bleiben, müssen wir im Winter wieder reden." Entscheidend bei einer Verlegung sei aber eine Zustimmung der Kirch-Gruppe: "Das hängt dort sicher davon ab, wie der Decoderabsatz läuft."
Für Sat 1, das mit "ran" seit Jahren ein Minus macht, würde die Quote ebenfalls verringerte Einnahmen bedeuten. 30.818 DM kosten derzeit 30 Sekunden Werbung. Dieser Preis beruht indes auf einer höheren Erwartung und müsste bei einer Quote von 2,22 Millionen im kommenden Monat wohl reduziert werden.
© dpa
Günther Jauch tritt gegen `ran´ an
Nach den Fans beschweren sich jetzt auch Sponsoren und sogar Sat 1-Mitarbeiter: Auf Grund der Flop-Quote der "ran"-Premierensendung um 20.15 Uhr wird die Kritik immer lauter. Intern wird offenbar über eine erneute Verlegung der Sendezeit nachgedacht.
Sat 1-Kommentator Werner Hansch sagte, die neue Sendezeit sei eine "Zumutung für die Zuschauer". Die 2,2 Millionen Fans, die am vergangenen Samstag Fußball-Bundesliga in Sat 1 schauten, könnten für die Liga auch zu einem wirtschaftlichen Problem werden, denn für die Sponsoren sind das viel zu wenig.
Jetzt macht auch die Konkurrenz Druck: Nach Informationen des Branchendienstes "Kress-Report" wird RTL ab 2002 verstärkt die Bundesliga-Show angreifen. RTL setzt ein zweistündiges Quiz-Doppelpack direkt dagegen. Neben Günther Jauchs "Wer wird Millionär?" läuft künftig auch Hans Meisers "Quiz Einundzwanzig" am Samstagabend - jeweils um 21.15 Uhr.
Sponsoren ungehalten
Sollte TV-Fußball bei diesen Einschaltwerten bleiben, drohen den Bundesligisten verminderte Einnahmen aus dem Sponsoring. Wenn nur wenige TV-Zuschauer die Logos und Banden sehen, lohnen die Millionen-Investitionen der Unternehmen nicht. "Je niedriger die Einschaltquote, desto geringer der Nutzen", sagte Lutz Tigges, bei der Ufa-Sports zuständig für die Vermarktung des 1. FC Nürnberg. Nach den Einnahmen aus den TV-Rechten mit jährlich 750 Mio. DM ist das Geld der Sponsoren der zweitwichtigste Posten. Geschätzte 200 Mio. DM nehmen die Erstligisten aus Trikot- und Bandenwerbung ein.
"Wenn nur noch die Hälfte zuschaut, gehen 50 Prozent der Leistungen den Bach runter", sagte Jochen Röttgermann, der für "Sportscom" drei Kunden von Erstligisten betreut, in der "Süddeutschen Zeitung". Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann sagte im "Kicker": "Wenn die Quote so bliebe, gäbe es ein Problem, Banden- und Trikotflächen zu gleichen Preisen zu verkaufen." Die Meinung der Fans aber ist deutlich. In einer Umfrage des "Kicker" befanden 86,8 Prozent der mehr als 11.000 Befragten die neue "ran"-Sendung schlicht als "schlecht".
Spiel auf Zeit
Noch spielen die Verantwortlichen auf Zeit, hoffen auf ein Ende des Biergartenwetters und der Urlaubszeit. Aber auch intern wächst die Kritik an der neuen Sendezeit. Moderator Jörg Wontorra sagte in der "Hamburger Morgenpost": "Wenn der Protest der Zuschauer sich nicht legt und die ganze Saison anhält, dann muss über den Sendeplatz noch einmal nachgedacht werden. Denn Fußball ist nach wie vor ein Volkssport."
So einfach wäre eine Verlegung indes nicht, denn Sat 1 hat nach Angaben von Pressesprecherin Kristina Faßler von der Kirch-Media als TV-Rechteinhaber lediglich eine Lizenz für 20.15 Uhr. Die Kirch-Gruppe, zu der Sat 1 zählt, hatte "ran" auf den Abend verlegen lassen, um so die Exklusivität des Pay-TV-Senders Premiere zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen. Inwieweit dieses Konzept bisher aufgegangen ist, wird von der Kirch-Gruppe nicht verraten. Offizieller Stand ist nach wie vor die seit mehr als einem Jahr stagnierende Zahl von 2,3 Millionen Premiere-Kunden.
Deutsche Fußball-Liga fürchtet TV-Abseits
Auch bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) ist man mit der Quote unzufrieden, schließlich interessierten sich am vergangenen Samstag mehr Zuschauer für die achte Wiederholung eines alten James Bond-Filmes als für den ersten Spieltag der 1. Liga. Der Volkssport droht ins TV-Abseits zu laufen. "Wir beobachten natürlich die Entwicklung der Quoten genau", sagte DFL-Sprecher Michael Pfad. "Sollte das auf einem konstant niedrigen Niveau bleiben, müssen wir im Winter wieder reden." Entscheidend bei einer Verlegung sei aber eine Zustimmung der Kirch-Gruppe: "Das hängt dort sicher davon ab, wie der Decoderabsatz läuft."
Für Sat 1, das mit "ran" seit Jahren ein Minus macht, würde die Quote ebenfalls verringerte Einnahmen bedeuten. 30.818 DM kosten derzeit 30 Sekunden Werbung. Dieser Preis beruht indes auf einer höheren Erwartung und müsste bei einer Quote von 2,22 Millionen im kommenden Monat wohl reduziert werden.
© dpa