Größtes juristisches Ungleichgewicht der Geschicht

Beiträge: 2
Zugriffe: 238 / Heute: 1
Nassie:

Größtes juristisches Ungleichgewicht der Geschicht

 
25.10.03 13:04
Mannesmann-Prozess

"Größtes juristisches Ungleichgewicht in der Geschichte"

Drei in Wirtschafts-Strafsachen unerfahrene Richter treffen auf die Elite der Anwaltschaft.
Von Hans Leyendecker

 
 
(SZ vom 25.10.2003) — Am 21. Januar 2004 beginnt der Mannesmann-Prozess, in dem sich unter anderem der Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, wegen Untreue-Verdachts verantworten muss. Es hat eine Weile gedauert, bis sich die zuständige 14. Strafkammer des Landgerichts, die Verteidiger und die Strafverfolger auf den Verhandlungsbeginn im größten Wirtschaftsprozess der deutschen Geschichte verständigen konnten.

Es gab Termin- und Sachprobleme. Einer der Anwälte musste sich noch in den Stoff einarbeiten. Es ist eine komplizierte Materie: Im Mannesmann-Prozess sind sechs ehemalige Vorstands- und Aufsichtsräte des früheren Düsseldorfer Traditionsunternehmens wegen des Verdachts der schweren Untreue und der Beihilfe angeklagt.

Neben Ackermann müssen sich auch der Ex-Vorstandschef Klaus Esser, dessen Vorgänger Joachim Funk, der ehemalige IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sowie der Ex-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ladberg und der ehemalige Mannesmann-Manager Dietmar Droste verantworten.

Die Angeklagten sollen ohne Rechtsgrundlage und teils ohne wirksame Beschlüsse die Zahlung von rund 111 Millionen D-Mark in Prämien, Boni und Pensionsabfindungen auf den Weg gebracht haben.



Reise ins Unbekannte
Die zuständige 14. Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts hat die Anklage vor ein paar Wochen zugelassen und in einigen Punkten verändert. Der neue Anklagesatz, der am 15. Oktober fertiggestellt wurde, ging den Anwälten in diesen Tagen zu.

Der Prozess wird nach Meinung von Beobachtern eine Reise ins Unbekannte sein: Die zuständige 14. Wirtschaftsstrafkammer hat mit Verfahren dieser Größenordnung keine Erfahrung. Die Vorsitzende Richterin Brigitte Koppenhöfer, 52, war bis vor wenigen Jahren Jugendrichterin. Einer der insgesamt drei Berufsrichter ist erst 30 Jahre alt und noch Richter auf Probe. Die zweite Richterin ist 35 Jahre alt und erst fünf Jahre im Beruf.

Auf der anderen Seite steht ein Teil der Elite der deutschen Anwaltschaft: Große Namen wie beispielsweise Sven Thomas, Egon Müller, Eberhard Kempf, Rainer Hamm. Jeder von ihnen ist für ein Feuerwerk gut und mancher von ihnen kennt sich auch mit Blendfeuerwerken aus. An Mitteln und Unterstützung durch gut bezahlte Koryphäen der Wissenschaft wird es den Angeklagten nicht fehlen.

Ein Experte im Düsseldorfer Justizministerium spricht „von dem größten juristischen Ungleichgewicht in der Geschichte“. Auf der einen Seite die erfahrensten der Erfahrenen – auf der anderen Nobodys, die möglicherweise tüchtig und fleißig, aber nicht erfahren sind. Die Staatsanwaltschaft immerhin will aufrüsten.

Nachdem bislang nur der Einsatz der Strafverfolger Johannes Puls und Lothar Schroeter im Gerichtssaal geplant war, will die Behörde jetzt personell aufstocken.

Mit „zwei plus X“ gehe es los, sagt Reinhard Henke, Leiter der Düsseldorfer Behörde. Sicher sei zunächst der Einsatz von drei Staatsanwälten; es könnten, auch mit Blick auf die mögliche Verfahrensdauer, bald vier sein.

Richterin Koppenhöfer, die mittwochs und donnerstags verhandeln will, hat zwar bis 30. Juni 2004 etwa vierzig Verhandlungstage terminiert, doch das wird nach Ansicht von Experten bei weitem nicht reichen.


Süddeutsche.de  



hjw2:

*gg* o. T.

 
25.10.03 13:07
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--